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Schloss Fischhorn

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Schloss Fischhorn ist ein Schloss in Bruck an der Großglocknerstraße im Pinzgau. Es liegt auf einem Hügel an der Ortsgrenze zu Zell am See und überblickt in westlicher Richtung das Salzachtal und den Oberpinzgau. Das Schloss befindet sich in Privatbesitz und ist für Besichtigungen durch die Öffentlichkeit nicht zugänglich.

Architektur

Datei:Fischhorn grundriss.png
Schematischer Grundriss von Schloss Fischhorn

Seit einem Umbau in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts bestand die Architektur des Schlosses im Wesentlichen aus neugotischen Elementen wie Steildächern, Erkern und doppelten Spitzbogenfenstern. Diese ursprüngliche Architektur des 19. Jahrhunderts fiel jedoch 1920 einem Großbrand zum Opfer und wurde danach nur in einer wesentlich schlichteren Form wiederhergestellt. So fehlen Erker heute weitgehend und die Mehrzahl der Fenster ist in einer einfachen, rechteckigen Form ausgeführt.

Das Gebäude selbst besteht aus mehreren Flügeln. Drei Flügel zweigen von einem zentralen (nämlich dem zugleich höchsten) Turm in Richtung Westen, Süden und Osten ab. Der Ostflügel beherbergt u.a. eine Schlosskapelle und von ihm zweigt ein vierter Flügel in Richtung Süden ab, welcher zu einem Rundturm führt.

Im Zentrum des Schlosses liegt ein großer Innenhof, der nach Süden von einer hohen Mauer, nach den anderen Himmelsrichtungen vom Gebäude selbst umgeben ist. Ein weiterer, kleinerer Innenhof ist mit dem zentralen Hof durch einen Durchgang verbunden.

Geschichte

Mittelalter

Ein erster befestigter Bau dürfte an dieser Stelle um 1200 entstanden sein, 1227 wurde die damalige Burg erstmals urkundlich mit dem Namen "Vischarn" erwähnt. Der Name "Vischarn" geht vermutlich zurück auf eine dort zu jener Zeit bestehende, natürliche Sperre ("Arn") des Abflusses aus dem Zeller See (welcher damals wahrscheinlich bis nahe an die Burg heran reichte) in die Salzach, die den Fischfang an diesem Ort begünstigte.

Anfangs gehörte die Burg möglicherweise den Goldeggern, spätestens ab 1273 war sie aber im Besitz der Bischöfe von Chiemsee. Untergebracht war darin die Pflegschaft für die Pinzgauer Güter des Bistums Chiemsee. Pfleger übten lokal die obrigkeitliche Gewalt aus, sie stellten die niedrige Gerichtsbarkeit und die regionale Verwaltung sicher.

Frühe Neuzeit bis 18. Jahrhundert

1526 machten die Bauernaufstände auch vor dem Herrensitz Fischhorn nicht halt: Das Anwesen erlitt starke Beschädigungen. In der darauffolgenden Zeit kam es zu einem allmählichen Verfall und das Gebäude stand zeitweise leer.

1675 veranlasste Bischof Johann Franz von Preysing den Umbau von der Burg zum Schloss, sodass es fortan als Residenz für die Bischöfe dienen konnte.

19. Jahrhundert

Mit der Säkularisierung und der damit einhergehenden Auflösung des Bistums Chiemsee 1808 endete auch die Herrschaft der Chiemseer Bischöfe in Fischhorn und das Schloss stand bis 1810 leer.

Anschließend (bis 1816) hatte das königliche bayrische Rentamt seinen Sitz im Schloss, in der Zeit bis 1846 kam das kaiserlich-königliche Oberforstamt darin unter.

Ab 1846 stand das Gebäude wiederum leer und verfiel zusehends, sodass es 1859 zu einer Versteigerung des Anwesens kam. Als neuer Besitzer ging der Postmeister Anton Embacher von Taxenbach hervor, der es nach kurzer Zeit 1862 an die Fürstin Sophie von Löwenstein und deren Gatten, den Fürsten Johann II. von Liechtenstein, verkaufte.

Es folgten umfangreiche Sanierungs- und Umbauarbeiten im neugotischen Stil nach den Plänen des Wiener Dombaumeisters von St. Stephan, Friedrich von Schmidt. Weiters ließ man hinter dem Schlosshügel ein separates Wirtschaftsgebäude errichten, das diesem Zweck noch heute dient.

20. Jahrhundert

1818 erwarb die Bremer Kaufmannsfamilie Gildemeister das Anwesen. 1920 zerstörte ein Brand große Teile des Schlosses. Heinrich Gildemeister stellte es weitgehend – wenn auch nicht im ursprünglichen architektonischen Ausmaß, aber in Orientierung daran – wieder her. In der folgenden Zeit entstand in Fischhorn ein land- und forstwirtschaftlicher Großbetrieb, der bis heute besteht.

Nach dem Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich 1938 wurde die Familie Gildemeister enteignet und die Nationalsozialisten übernahmen das Schloss und die umliegenden Gebäude. Sie richteten darin einen SS-Stützpunkt als Außenstelle des KZ Dachau ein. Im Mai 1945 wurde Hermann Göring auf Fischhorn von amerikanischen Soldaten gefangen genommen.

2009

Seit dem Ende des nationalsozialistischen Regimes befindet sich Fischhorn wieder im Besitz der Familie Gildemeister. Bis zur Jahrtausendwende stand es jedoch leer. Nach 2000 begannen die Eigentümer mit umfassenden Bau- und Sanierungsmaßnahmen, die das Schloss bewohnbar machen sollten. Es befindet sich daher heute in einem sehr guten Bauzustand und ist bewohnt.

Seit 2007 stellen die Eigentümer gelegentlich Teile des neu renovierten Schlosses für Veranstaltungen (z.B. Krippenausstellungen) zur Verfügung.


Besonderheiten

  • Der Gendarmeriebeamte i.R. Herbert Gold aus Niedernsill (Salzburg) stellt in seinem Buch "Das Bernsteinzimmer – Geheimtransport in den Pinzgau" die Theorie auf, dass das von den Nationalsozialisten geraubte und bis heute verschwundene weltberühmte Bernsteinzimmer gegen Kriegsende, zusammen mit zahlreichen anderen Kunstgegenständen, nach Fischhorn transportiert worden sein soll. Dort soll es Herbert Golds Theorie zufolge bis heute versteckt liegen. Nachforschungen auf dem Schlossgelände wurden von den Eigentümern bisher jedoch abgelehnt.
  • Im August 2007 tauchte ein von den Nationalsozialisten in Polen geraubtes, kunstvolles Kruzifix in einem Sperrmüllcontainer in Zell am See wieder auf. Es war – wie viele andere geraubte Kunstgegenstände – zunächst von den Nationalsozialisten in Fischhorn gelagert und dort nach dem Ende des zweiten Weltkrieges vermutlich von privaten Schatzjägern geplündert worden. Das Kreuz hat einen geschätzten Wert von 400.000 Euro.
  • Im März 2007 stießen Bauarbeiter bei Grabungsarbeiten auf dem Schlossgelände auf die Reste einer alten römischen Siedlung aus dem ersten Jahrhundert vor Christus. Die Siedlung war sehr wahrscheinlich ein Handelsplatz für Warentransporte über den Alpenhauptkamm.

Quellen

  1. Webpräsenz der Gutsverwaltung Fischhorn GmbH & Co KG
  2. ORF-Bericht vom 18.03.2007 über die archäologische Fundstätte in Fischhorn
  3. ORF-Bericht vom 22.08.2007 über Raubkunst in Fischhorn
  4. Information des Landes Salzburg im Bereich Kulturgüter/Burgen und Schlösser
  5. Herbert Gold, "Das Bernsteinzimmer – Geheimtransport in den Pinzgau", Eigenverlag, ISBN 3-200-00114-3.