Freiburger Persönlichkeitsinventar
Das Freiburger Persönlichkeitsinventar (FPI) ist ein im deutschsprachigen Raum verbreiteter psychologischer Persönlichkeitstest in Form eines Fragebogens, der mehrere Eigenschaften erfasst(inventarisiert). Das FPI wird vor allem in der Klinischen Psychologie und allgemein in der psychologischen Forschung eingesetzt.
Von den projektiven Verfahren wie dem bekannten Rorschachtest unterscheidet sich das FPI durch die konkreten Fragen mit vorgegebenen Antwortmöglichkeiten. Im Gegensatz zu den Leistungstests (z. B. Intelligenztests) stellt das Inventar keine Wertung oder Rangfolge zur Verfügung.
Die erste Version erschien 1970, bestehend aus vier Bögen: FPI-G (Langfassung), FPI-A und FPI-B (parallele Halbfassungen), und FPI-K [1]). Sie beruhten auf einer Probandenstichprobe von ca. 2300 Personen. 1983 erschienen die aufgrund einer bevölkerungsrepräsentativen Erhebung normierte und revidierte Fassung FPI-R. 2001, nach einer erneuten Normierung, wurden die aktuell gültigen Fassungen veröffentlicht: FPI-R (revidierte Langfassung, jetzt 138 Items) und FPI-A1 (revidierte Fassung A, 114 Items). Sie beruhen auf einer bevölkerungsrepräsentativen Stichprobe von 3740 Personen in den alten und den neuen Bundesländern. Die Normen sind nach Geschlechtszugehörigkeit und sieben Altersgruppen gegliedert. Die Testantworten werden entweder durch Schablonen oder computer-unterstützt (nach Dateneingabe am PC) ausgewertet.
Die Testautoren wählten 10 Eigenschaften aus, die in der Forschung und praktischen Diagnostik, auch für ihre eigenen Forschungsvorhaben besonders wichtig waren. Außerdem wurden deutsche Rekonstruktionen der beiden grundlegenden, von Hans Jürgen Eysenck erforschten Persönlichkeitsdimensionen (Sekundärfaktoren) Extraversion und Emotionalität angefügt. Die 138 Fragen (Items) sind mit „stimmt“ bzw. „stimmt nicht“ zu beantworten. Die Antworten werden hinsichtlich 12 Skalen ausgewertet:
- Lebenszufriedenheit
- Soziale Orientierung
- Leistungsorientierung
- Gehemmtheit
- Erregbarkeit
- Aggressivität
- Beanspruchung
- Körperliche Beschwerden
- Gesundheitssorgen
- Offenheit
- Extraversion
- Emotionalität
Das FPI ist aus den theoretischen Interessen der Autoren an bestimmten Persönlichkeitsmerkmalen entstanden. Die für das FPI ausgewählten Eigenschaften sind nach Angabe der Autoren weder aus einer vorgefassten Theorie der Persönlichkeit abgeleitet noch durch einen statistischen Formalismus der Datenreduktion (Faktorenanalyse) oder den Wunsch nach einer geringen Zahl von allgemeinen Grunddimensionen der Persönlichkeit begründet. Im Unterschied zu anderen Tests ist der Ansatz ist vielmehr eigenschaftstheoretisch und berücksichtigt ausgewählte Bereiche der Persönlichkeit. Bei der Entwicklung des FPI wurden zwar Faktorenanalysen, Itemanalysen und Clusteranalysen verwendet, doch waren sie nur Hilfsmittel, um die Prägnanz der theoretischen Konzepte und Skalenentwürfe zu verbessern.
Die Skalen repräsentieren psychologische Konstrukte, die in den psychologischen Selbstbeschreibungen der Durchschnittsbevölkerung herausragen und entsprechend auch für die Beurteilung anderer Menschen wichtig sind. Zwischen den Testwerten und objektiv beobachtbaren Verhaltensweisen, soziodemographischen, beruflichen, klinischen u.a. Merkmale existieren zahlreiche Korrelationen. Grundsätzlich darf jedoch nicht übersehen werden, dass es sich um Selbstbeschreibungen bzw. Selbstbeurteilungen handelt, die auch von Erwartungen, sozialen Bewertungen, Stereotypien der Urteilsbildung und anderen Einflüssen abhängen.
Die Testautoren Jochen Fahrenberg, Rainer Hampel und Herbert Selg haben sich in ihrer weiteren Arbeit um Gültigkeitsnachweise bemüht und die Befunde im Testhandbuch dargestellt. Im Laufe der Testkonstruktion wurden verschiedene Testgütekritierien bestimmt und die Normierung zur Qualitätskontrolle wiederholt. Der Vergleich der beiden Repräsentativerhebungen von 1982 und 1999 zeigte, dass die Struktur des FPI-R sowie testmethodische Statistiken, Reliabilitätskoeffizienten und sogar die Normwerte sehr gut reproduzierbar waren.
Das FPI-R wurde als Persönlichkeitsinventar mit einer mittleren Bandbreite für verschiedene Aufgaben der psychologischen Diagnostik entwickelt, hat jedoch einen Anwendungsschwerpunkt im Bereich Psychosomatik, Psychotherapie, Rehabilitation, chronische Krankheiten, Gesundheitspsychologie. Zwei Bereiche wurden durch Skalenkonstruktionen und bevölkerungsrepräsentative Normierung weiter differenziert: Freiburger Beschwerdenliste und Fragebogen zur Lebenszufriedenheit.
Einzelnachweise, Literatur
- ↑ Kurzfassung: Fahrenberg J, Selg H.: Das Freiburger Persönlichkeitsinventar. Hogrefe, 1970
- Jochen Fahrenberg, Rainer Hampel, Herbert Selg: Freiburger Persönlichkeitsinventar (FPI). Revidierte Fassung (FPI-R) und teilweise geänderte Fassung (FPI-A1). Hogrefe, Göttingen 2001. (7.Aufl.)