Georg-August-Universität Göttingen

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Die Georg-August-Universität ist die Göttinger Universität. Sie wurde 1736 von Georg II., Kurfürst von Hannover und König von Großbritannien und Irland, gegründet und 1737 eröffnet.
Die Universität entwickelte sich schnell und zählte mit fast 1000 Studenten zu den größeren der damaligen Zeit. Auch heute genießt Göttingen dank seiner Universität internationale Bekanntheit; im Wintersemester 2003/2004 waren etwa 24.000 Studenten eingeschrieben. Die Georgia Augusta, wie sie auch genannt wird, ist eine so genannte klassische Universität. Es können also alle nichttechnischen Fächer wie Medizin, Jura, Wirtschaftswissenschaften, evangelische Theologie oder Mathematik sowie alle Naturwissenschaften studiert werden, die für Jahrzehnte den Ruf Göttingens in der Welt ausgemacht haben. Ausgiebig vertreten und traditionell erfolgreich sind die geisteswissenschaftlichen Fächer, die an der Philosophischen Fakultät gelehrt werden. Prägend für Göttingen sind auch die Studiengänge Agrarwissenschaft und Forstwissenschaft. Die Niedersächsische Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen ist mit etwa 4,5 Millionen Bänden eine der größten Bibliotheken Deutschlands.
Assoziiert mit der Universität sind die Max-Planck-Institute für biophysikalische Chemie, für Geschichte, für experimentelle Medizin und für Dynamik und Selbstorganisation (vormals Strömungsforschung).
Nach alter Tradition küsst jeder frischgebackene Doktor das Wahrzeichen der Stadt, die Bronzefigur Gänseliesel.
Geschichte

1738 wurde das Theatrum Anatomicum gebaut, 1739 der Botanische Garten angelegt und 1751 die erste Sternwarte eröffnet. Noch heute ist der historische Karzer zu besichtigen.
In den 30er Jahren des 19. Jahrhunderts erlitt die Universität einen schweren Rückschlag durch die Entlassung sieben ihrer Professoren (siehe Göttinger Sieben), darunter die Brüder Grimm und der Physiker Wilhelm Weber, da sie gegen die Aufhebung der hannoverschen Verfassung protestierten. In jener Zeit war ebenfalls Carl Friedrich Gauß Professor an der Universität sowie Leiter der Sternwarte.
Von 1880 an entwickelte sich die Universität zu einem mathematisch naturwissenschaftlichen Zentrum der Welt. Eng verknüpft ist dies mit dem Namen Felix Klein, der großes Geschick beim Einwerben von Geldern und bei Berufungen besaß, sowie für eine enge Zusammenarbeit zwischen Physik, Mathematik und Technik einstand, was die Forschungsatmosphäre dieser Zeit wesentlich kennzeichnete. Die Biographien von fast 40 Nobelpreisträgern aus Medizin, Physik und Chemie sind mit der Georgia Augusta in dieser Zeit verknüpft, man spricht auch vom 'Göttinger Nobelpreiswunder'. Vom mathematischen Institut ist bekannt, dass bekannte Forscher vergleichsweise schlecht bezahlte Privatdozentenstellen annahmen, um in Göttingen forschen zu dürfen. Berühmt ist ebenfalls das Kaiser-Wilhelm-Institut für Strömungsforschung unter Leitung von Ludwig Prandtl.
Die durch die Weltwirtschaftskrise bereits angeschlagenen Institute erlitten durch die Entlassung von Wissenschaftern jüdischer Herkunft oder sog. "Judenfreunden" nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten (1933) einen Kahlschlag. Nach dem Krieg erholte sich die Universität langsam wieder und hatte zeitweise weit über 30.000 Studenten.
Berühmte Persönlichkeiten
An der Universität Göttingen haben unter anderem studiert oder gelehrt:
Naturwissenschaften und Mathematik
- Max Born - "mathematische Physik" - (o. Prof.) - (1882-1970, in Göttingen 1921-1933) - Nobelpreis in Physik 1954
- Peter Debye - "mathematische Physik" - (o. Prof.) - (1884-1966, in Göttingen 1914-1920)
- Max Delbrück - Astronomie, Physik (Nobelpreis in Medizin 1969)
- Heinz Ellenberg - Biologie, Botaniker (o. Prof.) (1913-1997, in Göttingen 1966-1981 emeritiert)
- James Franck - Physik (Nobelpreis in Physik 1926)
- Enrico Fermi - Physik (Nobelpreis in Physik 1938)
- Carl Friedrich Gauß - Mathematik
- Otto Hahn - Chemie (Nobelpreis in Chemie 1944)
- Werner Heisenberg - Physik - (o. Prof.) - Nobelpreis in Physik 1932
- David Hilbert - Mathematik - (o. Prof.)
- Max von Laue - Physik (Nobelpreis in Physik 1914)
- Georg Christoph Lichtenberg - Physik, Mathematik, Astronomie - (Student, o. Prof.)
- Adolf Muschg - Germanistik (Assistent)
- Emmy Noether - Mathematik
- Robert Oppenheimer - Physik - (Doktorand)
- Wolfgang Pauli - Physik (Nobelpreis in Physik 1945)
- Wilhelm Pfeffer - Botanik (stud.)
- Max Planck - Physik (Nobelpreis in Physik 1918)
- Ludwig Prandtl - Physik - (o. Prof.)
- Bernhard Riemann - Mathematik - (o. Prof.)
- Otto Stern - Physik (Nobelpreis in Physik 1943)
- Edward Teller - Physik - (Wissenschaftlicher Mitarbeiter)
- Bartel Leendert van der Waerden - Mathematik
- Wilhelm Weber - Physik - (o. Prof.)
- Eugene Paul Wigner - Physik (Nobelpreis in Physik 1963)
- Friedrich Wöhler - Chemie, Pharmazie (o. Prof.)
- Ernst Zermelo - Mathematik
Rechts-, Wirtschafts- und Sozialwissenschaften
- Otto von Bismarck - Rechtswissenschaften - (Student)
- Wilhelm von Bode - Rechtswissenschaft, Kunstgeschichte - (Student)
- Dieter Bohlen - Betriebswirtschaftslehre - (Student)
- Georg Diederichs - Staats- und Wirtschaftswissenschaften, Pharmazie - (Student)
- Georg Ebers - Rechtswissenschaften (später berühmter Ägyptologe) - (Student)
- Heinrich Heine - Rechtswissenschaften - (Student, Doktorand)
- Hinrich Wilhelm Kopf - Rechts- und Staatswissenschaften - (Student)
- Peter Lösche - Politikwissenschaft
- Georg Michaelis - Rechtswissenschaft - (Doktorand)
- John Pierpont Morgan - (Student)
- Helmuth Plessner - (Professor und Unirektor)
- Edzard Schmidt-Jortzig - Rechtswissenschaften - (wissenschaftlicher Assistent, Habilitand)
- Gerhard Schröder - Rechtswissenschaften - (Student)
- Fritz-Dietlof von der Schulenburg - Rechtswissenschaften (Opfer des 20. Juli 1944) - (Student)
- Bassam Tibi - Internationale Beziehungen - (o. Prof.)
- Jürgen Trittin - Sozialwissenschaften - (Student, AStA-Mitglied)
- Richard von Weizsäcker - Geschichte, Rechtswissenschaften - (Student, Doktorand)
Geisteswissenschaften und Theologie
- Heinrich Brugsch - Ägyptologie - (o. Prof.) - (1827-1894, in Göttingen 1868-1870)
- Alexander Conze - Archäologie - (Student, Privatdozent)
- Rudolf Eucken - Philosoph - (Student, Literaturnobelpreis 1908)
- Heinrich Ewald - Theologie, Orientalistik - (Student, o. Prof.)
- Sigmar Gabriel - Lehramt Deutsch, Soziologie, Politik - (Student)
- Günter Grass
- Jacob Grimm - Sprach- und Literaturwissenschaften - (o. Prof., Bibliothekar)
- Wilhelm Grimm - Sprach- und Literaturwissenschaften - (o. Prof., Bibliothekar)
- Arthur Schopenhauer
- Philipp Albert Stapfer - Theologie - (Student)
Medizin
- Albrecht von Haller, Prof. für Anatomie, Botanik und Chirurgie, (1708-1777, in Göttingen 1736-1753)
- Robert Koch - Medizin
- Thomas Young, Medizin, Physik, Sprachforschung (promov. in Medizin)
Siehe auch:
Weblinks
- Web-Auftritt der Georg-August-Universität Göttingen
- Web-Auftritt des Ehemaligen-Vereins Alumni Göttingen e.V.
- Die Georgia Augusta und die Göttinger Akademie im Spannungsfeld von Politik Wissenschaft, Forschung und Lehre (Vortrag von Prof. Wolfgang Sellert, 20. November 2003, im Niedersächsischen Landtag)