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Stehende Welle

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Eine stehende Welle (im engeren Sinne) entsteht aus der Überlagerung zweier gegenläufiger fortschreitender Wellen gleicher Frequenz und gleicher Amplitude. Diese können aus zwei verschiedenen Erregern stammen oder durch Reflexion einer Welle an einem Hindernis entstehen. Bei Wasserwellen siehe Clapotis.

Ein mechanisches Beispiel ist eine Seilwelle, bei der man ein Seil auf und ab schleudert und so eine fortschreitende Welle in ihm erzeugt. Wird das andere Seilende befestigt, so wird die Welle an dieser Stelle reflektiert und läuft auf dem Seil zurück. Als Folge sieht man gar keine fortschreitende Welle mehr, sondern das Seil vollführt eine Schwingung, bei der bestimmte Stellen in Ruhe bleiben (Wellenknoten), während andere mit großer Schwingungsweite (Amplitude) hin und her schwingen (Wellenbäuche).

Der Abstand zweier Wellenknoten bzw. zweier Wellenbäuche ist die halbe Wellenlänge der ursprünglichen fortschreitenden Welle.

Zustandekommen einer stehenden Welle

Wenn die stehende Welle mittels zweier gleichphasiger (synchron schwingender) Erreger erzeugt wird, befindet sich ein Wellenbauch genau in der Mitte zwischen ihnen, da die Wellen hier gleichzeitig eintreffen und sich stets gegenseitig verstärken. Eine Viertelwellenlänge hiervon entfernt beträgt die Zeitdifferenz des Eintreffens eine halbe Schwingungsperiode. Die Wellen sind hier gegenphasig und schwächen sich ab, es entsteht ein Knoten. Durch Verallgemeinerung dieser Überlegung findet man die Bedingungen:

Bauch: Die Abstandsdifferenz D ist ein ganzzahliges Vielfaches der Wellenlänge.

D = n · λ mit n = 0, 1, 2, ...

Knoten: Die Abstandsdifferenz D ist ein halbzahliges Vielfaches der Wellenlänge.

D = (n + 1/2) · λ mit n = 0, 1, 2, ...

Die von der Welle transportierte Energie wird durch die Reflexion ebenfalls zurückgeworfen. Auf einem Wellenleiter mit (vollständig) stehender Welle kann daher keine Energie transportiert werden. Wird die Welle nur teilweise reflektiert, so resultiert eine stehende Welle, die von einer fortschreitenden überlagert wird. In diesem Falle ist noch Energietransport möglich.

Das Maß für den Grad der stehenden Welle auf einem Wellenleiter ist das Stehwellenverhältnis (englisch: standing wave ratio = SWR). Wenn A die Amplitude der hinlaufenden und B die der reflektierten Welle ist, so ist

SWR = (A + B) / (A - B)

das Stehwellenverhältnis. Für A = B (vollständige Reflexion) ist es unendlich, für B = 0 (keine Reflexion) ist es 1.

Um bei einem Wellenleiter die Reflexion zu vermeiden, muss er mit einem geeigneten Absorber abgeschlossen werden, im elektrischen Falle mit einem Abschlusswiderstand. Dieses kann der Verbraucher sein, dem die Energie zugeführt wird, oder ein ohmscher Widerstand, der die Energie in Wärme umwandelt. Letzteres spielt z.B. bei Datenleitungen in Computernetzen eine Rolle, bei der ein offenes Ende einer solchen Leitung mit einem Widerstand abgeschlossen werden muss (siehe: Leistungsanpassung), damit die reflektierten Signale nicht den Datentransport stören.

Man erhält eine stehende Welle im erweiterten Sinne, wenn man die Beschränkung auf eine Dimension fallen lässt. Dann ergibt sich zwischen zwei Wellenerregern eine stehende Welle, die sich räumlich verteilt. Man spricht dann allerdings nicht mehr von einer stehenden Welle, sondern von einem Interferenzmuster. Auf der Verbindungslinie zwischen den Erregern verhält es sich wie eine stehende Welle, jedoch sind ihre Knoten und Bäuche nun in den Raum fortgesetzt zu Interferenzminima (Knotenflächen) und Interferenzmaxima. Für die Bäuche (Maxima) gilt jedoch (bei Gleichphasigkeit der Erreger) immer noch die Bedingung D = n · λ. Für die Knoten (Minima) gilt weiterhin D = (n + 1/2) · λ. Die Knotenflächen und Bauchflächen sind Hyperboloide, da eine Hyperbel gerade die geometrische Ortslinie aller Punkte ist, die von zwei festen Punkten eine konstante Abstandsdifferenz haben.

Anwendung: