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Herzogtum Braunschweig

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Die Wurzeln des Herzogtums Braunschweig liegen bei Heinrich dem Löwen (1129 -1195), es gehörte damit zum Lande der Welfen. 1235 übertrug Kaiser Friedrich II. dem Enkel Heinrichs, Otto dem Kind, den braunschweigischen Besitz. Daraus wurde das später zum Reichsfahnlehen erhobene Herzogtum Braunschweig-Lüneburg (1432-1754). Dieses zerfiel durch Erbteilung in verschiedene Teilstaaten, unter denen sich schon im 14. Jahrhundert das Fürstentum Braunschweig-Wolfenbüttel herausbildete, das im 15./16. Jahrhundert etwa dem späteren Herzogtum Braunschweig entsprach. Die städtische Unabhängigkeit, die seit dem 15. Jahrhundert bestanden hatte, ging verloren, als die welfischen Landesherren ihre Residenz im Jahre 1753 von Wolfenbüttel nach Braunschweig zurückverlegten. 1806 fiel Herzog Karl-Wilhelm-Ferdinand als preußischer General in der Schlacht bei Auerstädt.

Im August 1784 hielt sich Goethe in einer politischen Mission in Braunschweig auf, als er als Weimarscher Minister seinen Herzog Carl August begleitete. In einer Situation, in der sich die politische Lage zwischen Österreich und Preußen wieder einmal zugespitzt hatte, planten die deutschen Klein- und Mittelstaaten als ausgleichende Kraft einen Fürstenstaat. Herzog Carl Wilhelm Ferdinand von Braunschweig sollte für diesen Fürstenbund gewonnen werden, was am 30. August dann auch gelang.

Die geheime Mission war als Familienbesuch zur Zeit der Herbstmesse getarnt; das Hofleben bestimmte den Aufenthalt, wohnte man doch im Residenzschloss am Bohlweg. Nicht ohne Ironie berichtet Goethe: „was unseren guten Herzog anlangt, so langweilt er sich schrecklich. Er möchte gern Anteil nehmen, möchte gerne was bedeuten. Der streng bemessene Gang des ganzen hiesigen Tuns und Treibens nagt ihn und eine Fee könnte ihm keinen angenehmeren Dienst erweisen, als wenn sie diesen Palast in eine Köhlerhütte verwandelte" (18. August) ...”Wir haben hier allerlei Interessantes erlebt... dafür hat's aber auch lange Sitzungen gegeben in der Oper, an der Hoftafel; zumal die letzteren langweilen mich entsetzlich" (21. August).

Von 1807 bis 1813 gehörte das dann französisch besetzte Braunschweig zum Königreich Westfalen, das Napoléon Bonaparte nach dem Frieden von Tilsit schuf. Das Herzogtum Braunschweig wurde nach dem Wiener Kongress 1814 in den alten Grenzen neu gegründet. Von 1833 bis 1884 erlebte es unter dem unverheiratet regierenden Herzog Wilhelm (dem zunächst letzten Mitglied der Welfischen Linie) eine Neutralitätsphase als kleiner Staat, der weder Österreich noch Preußen verbündet war. Sein Nachfolger wurde dann auf Bestreben Preußens nicht ein Welfischer Hannoveraner (Herzog Ernst August von Cumberland war ausersehen), sondern Prinz Albrecht von Preußen: das Herzogtum stand bereits seit dem Deutschen Krieg von 1866 bis 1911 unter der Verwaltung des Königreichs Preußen. Später kommt es zur Aussöhnung zwischen Welfen und Hohenzollern, ausgelöst durch die Hochzeit am 24. Mai 1913 zwischen Viktoria Luise, der Tochter Kaiser Wilhelms II. und Prinz Ernst August von Hannover. Es wird also noch einmal ein Welfe zum Herrscher. 1918, am Ende des Ersten Weltkrieges dankt der Braunschweiger Herzog ab (Novemberrevolution). Das Herzogtum Braunschweig wird später zum Freistaat (siehe hierzu auch Braunschweig).


Regentschaften

  • 1252 Otto das Kind (Enkel Heinrichs des Löwen)
  • Albrecht I., (1236-1279) gefolgt durch dessen ältesten Sohn
  • Heinrich der Wunderliche (1267-1322), ältester Sohn seines Vorgängers Albrecht ).; Heinrich begründete die Linie Grubenhagen
  • 1345 trennen sich Göttingen und Braunschweig. Braunschweig geht an Albrechts des Fetten Sohn Magnus, der es seinem kriegerischen Sohn Magnus II. hinterließ
  • 1373 Magnus II. (Torquatus) (unter ihm begannen die Lüneburger Erbfolgekriege; sie wurden fortgesetzt durch seine Söhne Friedrich und Bernhard). Nach dem Mord an Bernhard bei Fritzlar im Jahr 1400 kommt es zur gemeinsamen Regierung von
  • 1400 - 1473 Bernhard und Heinrich; letzterer begründete das mittlere Haus Braunschweig, das sich zunächst seine Neffen Wilhelm und Heinrich teilten


Herzogtum Braunschweig-Lüneburg (1432 - 1754)

  • 1514 Heinrich I., der Friedfertige (1491-1514)
  • 1514 - 1568 Heinrich der Jüngere, (1489-1568) - unter ihm kommt es zum Umbau der mittelalterlichen Burg in ein Schloss; er ist leidenschaftlicher Gegner der Lutheraner, und Seele des gegen den Schmalkaldischen Bund gerichteten Katholischen Bündnisses; die Enterbung seines dritten Sohnes konnte nicht durchgesetzt werden:
  • 1568 - 1589 Julius zu Braunschweig-Lüneburg, (ein großer Bauherr der Stadt, der aus der Festung die erste planmäßig angelegte Renaissancestadt-Anlage schafft; er gründet 1572 die Bibliothek, deren heutiger Name auf ihren bedeutendsten Sammler, Herzog August den Jüngeren, zurückgeht; auch gründet er 1576 die Universität in Helmstedt und errichtet das Schloss Hessen; die Bastionen aus den Anfängen des 16. Jh läßt er zur Festung verstärken; erwarb Kalenberg, Göttingen und Diepholz; Julius war ein Protestant;
  • 1589 - 1613; Heinrich Julius - es war die Zeit kultureller Blüte Wolfenbüttels; Julius war Bischof von Halberstadt, Rektor der Universität Helmstedt, Präsident des Hofgerichts, Alchimist, Jäger und Schriftsteller;

Die Wolfenbüttler Linie des mittleren Hauses Braunschweig stirbt 1634 aus. Übergang auf den älteren Zweig des Hauses Lüneburg

  • 1635 - 1666 August der Jüngere zu Braunschweig-Lüneburg (1579-1666) - er bezieht 1643 die Residenz Wolfenbüttel, ist Gründer eines Barocktheaters und der Bibliotheka Augusta
  • Rudolph-August (1666-1704) - schlug nach Berichten von 1677 einen Weg durch das Lechlumer Holz, den “Alten Weg”, die spätere “Barockstraße” zwischen dem Lustschloss “Antoinettenruh, über das Barockschlösschen [späteres Sternhaus] bis zum Großen Weghaus Stöckheim; 1671 eroberte er die Stadt und Festung Braunschweig)
  • 1666 - 1685 Rudolf August (?-1704)
  • 1685 - 1714 Anton Ulrich (1633-1714) - Anton Ulrich war Politiker, Kunstfreund und Dichter; Begründer des nach ihm benannten Museums in Braunschweig; er errichtete das Schloss Salzdahlum)
  • 1731 August Wilhelm (1662-1731)
  • 1731 - 1735 Ludwig Rudolph

Die Linie Wolfenbüttel stirbt aus; Übergang auf Nebenlinie Braunschweig-Bevern

  • 1735 - 1780 Carl I. - Gründung des Collegium Carolinum in Braunschweig, der Porzellanmanufaktur Fürstenberg, der Brandkasse; 1753 wird die Residenz nach Braunschweig verlegt
  • 1780 - 1806 Carl-Wilhelm-Ferdinand (1735-1806) - er war Anführer des preußischen Heeres; stirbt in der Schlacht bei Jena; da sein Sohn, der Erbprinz früh gestorben ist, zwei andere Söhne jedoch nicht regierungsfähig waren, traf es seinen jüngsten Sohn:
  • 1806 - 1807 Friedrich Wilhelm (1771-1815); Herzog von Oels/Schlesien, "der schwarze Herzog"; er heuerte beim Ausbruch des österreichisch-französischen Krieges 1809 in Böhmen ein Freicorps, die “schwarzen Husaren”an und bahnte sich seinen Weg über Braunschweig zur Nordsee.
  • 1807 - 1813 von den Franzosen besetzt (Königreich Westfalen)

1814 Neugründung als:

Herzogtum Braunschweig (1814-1918)

Das Herzogtum Braunschweig bestand aus mehreren, nicht zusammenhängenden Teilen: das Gebiet zwischen Aller und Harz mit Braunschweig, das Gebiet zwischen Harz und Weser mit Holzminden, Blankenburg am Harz mit seiner Umgebung, das Amt Calvörde (eingeschlossen von der Provinz Sachsen), das Amt Thedinghausen zwischen Bremen und Verden gelegen, der Flecken Bodenburg mit dem Dorf Oestrum (Amt Gandersheim), das nördlich von Goslar gelegene Dorf Ostharingen (Amt Lutter am Barenberge), das südlich von Peine gelegene und zum Amt Vechelde gehörende Dorf Oelsburg.

Das Herzogtum bestand aus den folgenden Kreisen:

  • Braunschweig (Stadt Braunschweig, Ämter Riddagshausen, Vechelde und Thedinghausen),
  • Wolfenbüttel (mit Wolfenbüttel (Amt und Stadt), Ämter Schöppenstedt, Salder und Harzburg),
  • Helmstedt (Ämter Helmstedt, Schöningen, Königslutter, Vorsfelde und Calvörde),
  • Gandersheim (Ämter Gandersheim, Seesen, Lutter a. Bbge. und Greene),
  • Holzminden (Ämter Holzminden, Stadtoldendorf, Eschershausen und Ottenstein),
  • Blankenburg (Ämter Blankenburg, Hasselfelde und Walkenried)

(Quelle)

Die Regenten des Herzogtums Braunschweig:

1918 mit der Novemberrevolution entstand vorübergehend eine “sozialistische Republik&#8221.

Am 6. Januar 1922 erhielt Braunschweig als Freistaat eine neue demokratische Verfassung. 1931 entstand eine bürgerliche Regierung unter Beteiligung der Nationalsozialisten (Minister Klagges).

Die ehemalige preußische Provinz Hannover wurde 1946 durch die allierten Mächte zum Freistaat erklärt, bevor sie wenige Monate später mit Teilen der ehemaligen Herzogtümer Braunschweig und Oldenburg sowie dem ehemaligen Fürstentum Schaumburg-Lippe zum Bundesland Niedersachen zusammengelegt wurde; Teilstücke gingen dabei auch an das heutige Bundesland Sachsen-Anhalt.