Zum Inhalt springen

Europäisches Nordmeer

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 18. Februar 2009 um 18:14 Uhr durch Southpark (Diskussion | Beiträge) (erw.). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Europäisches Nordmeer
Lage des Europäischen Nordmeers
Mittlere Tiefe: 1.600–1.750 m
Maximale Tiefe: 3.970 m
Fläche: 1.380.000 km²
Jahresmitteltemperatur: 4° Celsius

Das Europäische Nordmeer ist ein Randmeer des Atlantischen Ozeans. Es wird begrenzt durch Grönland, Spitzbergen, Norwegen, Färöer und Island. Das Meer erreicht Tiefen bis zu knapp 4000 Metern und ist von einer sehr unebenen Bodengestalt. Der Untergrund ist reich an Erdgas und -öl, die Küstenzonen dienen zahlreichen Fischen des Nordatlantiks als Laichgebiet. Der Nordatlantikstrom sorgt für gleichmäßige Temperaturen das ganze Jahr über, die etwa 10 Grad über dem Schnitt des Breitengrades liegen.

Das Europäische Nordmeer liegt zwischen der Nordsee, der Grönlandsee und der Barentssee. Anders als Nordsee und Barentssee ist es dabei kein Schelfmeer, sondern erreicht Tiefen von bis zu 4000 Metern.[1] Zusammen mit dem benachbarten Grönlandsee bildet das Nordmeer den Entstehungsort des Nordatlantisches Tiefenwassers, indem warmes salzhaltiges Wasser abkühlt, in die Tiefe sinkt und kaltes, dichtes Wasser bildet. Es ist damit ein entscheidender Ort für die Entstehung und Aufrechterhaltung der thermohalinen Zirkulation.

Geologie

Lage

Spitzbergen bildet den nordöstlichen Eckpunkt des Nordmeers und liegt auf der Grenze zwischen Atlantik und Arktis.

Das Nordmeer nimmt das südöstliche Tiefseebecken im Meeresbereich zwischen Grönland und Skandinavien ein, das nordwestlich bildet die Grönlandsee. Im Nordenwesten begrenzt eine Linie von Gerpir, dem östlichsten Punkt Islands zu den Färöer und 61 Grad Nord, 0,53 Grad West das Meer gegenüber dem offenen Nordatlantik, dort folgt die Grenze dem 61. Längengrad bis zur norwegischen Küste und bildet die Grenze zur Nordsee. Im Süden begrenzt die norwegische Küste zwischen 61. Längengrad und dem Nordkap. Traditionell wird die Grenze zur Barentssee durch eine Linie vom Nordkap zur Bäreninsel und dann dem südlichsten Punkt von West Spitzbergen definiert, der Abhang, der das Tiefseebecken vom Schelf der Barentsee trennt, selbst verläuft allerdings etwa entlang 16 Grad Ost nach Norden bis er auf Spitzbergen trifft, also im Süden viele Kilometer östlich der traditionellen Grenze. Im Norden schließlich verläuft von Spitzbergen über Jan Mayen bis nach Gerpir und folgt daber der Tiefseeschwelle, die Norwegisches und Grönlandisches Tiefseebecken trennt.[2]

Unterseeische Schwellen und Kontinentalhänge trennen die Tiefseebecken des Nordmeeres von den angrenzenden Meeresgebieten. Nach Süden liegt die Nordsee auf dem europäischen Kontinentalschelf, nach Osten die Barentsee auf dem Eurasischen. Nach Westen grenzt Teile des Schottland-Grönland-Rückens den Nordatlantik ab, der generell 500 Meter flach ist und nur an wenigen Stellen bis zu 850 Meter erreicht. Nach Norden schließlich liegen die Jan-Mayen-Schwelle und die Mohns-Schwelle, die um die 2000 Meter Wassertiefe liegen, aber diverse Gräben mit Satteltiefen von bis zu 2600 Metern aufweisen.[2]

Entstehung und Gestalt

Værøy und Røst Lofoten

Das Europäische Nordmeer entstand vor etwa 250 Millionen Jahren, als sich die Eurasische Platte mit Norwegen und die Nordamerikanische Platte mit Grönland auseinander zu bewegen begannen. Das vorhandene schmale Schelfmeer zwischen Norwegen und Grönland begann sich zu verbreitern und zu vertiefen.[1]

Der Kontinentalabhang beginnt etwa dort, wo vor 250 Millionen Jahren die Grenze zwischen Norwegen und Grönland lag. Im Norden verläuft er östlich von Spitzbergen, im Südwesten zieht er sich dann weiter zwischen Großbritannien und den Faröer hin. Teilweise formten ihn große Erdrutsche, wovon insbesondere der Storegga-Rutsch vor 8.000 Jahren zu einem gewaltigen Tsunami an den Küsten des Nordmeeres führte. Der Kontinentalhang beherbergt reiche Fischgründe und zahlreiche Korallenriffe.[1]

Die Küsten am Nordmeer sind durch die Eiszeiten der letzten drei Millionen Jahre geprägt. Große, mehrere Kilometer hohe Gletscher schoben sich insbesondere in Norwegen ins Meer und formten Täler und Fjorde. Das Material, das sie ins Meer trugen vergrößerte den Kontinentalschelf vor der Küste und dehnte das Gebiet zwischen Land und Kontinentalhang weiter aus. Besonders deutlich ist dies vor der norwegischen Küste zwischen den Lofoten und der Halten Bank.[1]

Der norwegische Kontinentalschelf ist bis zu 200 Kilometern breit und dabei, anders als beispielsweise in der Nord- oder Barentssee, durch die ehemaligen Gletscher geformt. Die unregelmäßigen Bänke und Erhebungen von weniger als 100 Meter sind von zahlreichen Kanälen von bis zu 200 Metern Tiefe getrennt. Zwischen ihnen finden sich oft Gräben und Senken, die bis zu 400 Metern erreichen können.[3] Die Erhebungen zwischen den Gräben befanden sich zum Ende der Eiszeiten oft kurzzeitig oberhalb der Wasseroberfläche oder kurz darunter, so dass ihre Zusammensetzung der der Küste ähnelt: einer Mischung ais Kies, Sand und Matsch. Feineres Material wie Lehm hingegen ist in die Verwerfungen zwischen den Bänken gesunken und bildet das Material in vielen Gräben. Andere allerdings werden von kraftvollen Strömungen durchzogen, so dass sich keine Sedimente ablagern können; hier herrscht ein Boden vor wie ihn die Eiszeiten hinterließen und insbesondere in diesen Gräben haben viele Fische ihren Laichgrund.[1]

Im den Tiefen des Nordmeeres befinden sich zwei Tiefseebecken, die durch eine tiefe Schwelle zwischen dem Vøring-Plateau und Jan Mayen getrennt werden. Das südliche Becken ist das größere von beiden und erreicht großflächig Tiefen von 3500 bis knapp 4000 Meter. Das nördliche Becken ist kleiner, erreicht generell 3200 bis 3300 Meter Tiefe, weist aber zahlreiche einzelne Stellen auf an denen es bis zu 3500 Metern heruntergeht. Die Schwelle zwischen den beiden Becken ist an der tiefsten Stelle 3000 Meter tief.[2]

Hydrologie

Warme Oberflächen- und kalte Tiefenströmungen im Nordatlantik (Stand: 1904)
Thermohaline Zirkulation und die Entstehung von kaltem, dichtem Tiefenwasser im Nordmeer

Im Nordmeer treffen vier Wassermassen aufeinander, die teilweise dem Nordatlantik entstammen, teilweise der Arktis. Sie vermischen sich im Nordmeer und bilden so neue Strömungen, die von grundlegender Bedeutung für das Klima der Arktis ebenso wie für das globale Förderband sind. Aus dem Atlantik kommt der warme, salzhaltige Nordatlantikstrom, aus der Nordsee der warme aber süßere Norwegische Strom. Am südwestlichen fließt der arktische Ostislandstrom in das Nordmeer, dessen Wasser vor allem in den mittleren Wasserschichten zu finden ist. Über die Tiefsee aus der Grönlandsee schließlich kommt arktisches Tiefenwasser, das sich hier zu Norwegischen Tiefenwasser wandelt.[2]

Die Hydrologie der oberen Wasserschichten wird maßgeblich durch Wasser aus dem Nordatlantik bestimmt, dass mit etwa 10 Sverdrup in das Nordmeer fließt. Vor allem kommt es durch den Faröer-Shetland-Kanal ins Nordmeer und weist eine vergleichsweise hohe Salinität von 35,3 auf. Das Wasser stammt ursprünglich aus dem Nordatlantikstrom, ist aber vor allemüber die Biskaya am europäischen Kontinentalabhang entlanggeflossen, wo in südlichen Breiten Verdunstung zum höheren Salzgehalt geführt hat. Zu geringeren Mengen gelangt aber auch Wasser direkt aus dem Nordatlantikstrom durch den Grönland-Schottland-Graben zwischen den Färöer und Island. Das Wasser dort hat eine mittlere Salinität zwischen 35 und 35,2[4] </ref>.Die Wassermenge unterliegt dabei starken saisonalen Schwankungen und kann im Winter doppelt so hoch sein wie im Sommer.[3] Das über drei Grad warme, im Schnitt bei sechs bis acht Grad liegende,[5], Küstenbereichen über 10 Grad liegende[2], Wasser des Nordatlantikstroms trägt erhebliche Wärmemengen mit sich und sorgt so dafür, dass das Klima in Nordwesteuropa weit wärmer und freundlicher ist als auf denselben Höhen in anderen Gebieten der Welt. Schätzungen gehen davon aus, dass der energetische Gehalt des Atlantikwassers im Nordmeer bei etwa 250 Terawatt liegt.[3]

Wasser aus der Nordsee und damit über einen Umweg auch das Wasser aus der Ostsee und damit ein großer Teil des nordeuropäischen Entwässerungsgebietes fließt entlang der norwegischen Küste nach Norden und in das Nordmeer. Dies stellt aber im Vergleich zum Atlantikwasser nur eine relativ geringe Menge dar.[3] Direkt in das Nordmeer fließen die norwegischen Flüsse auf der Nordwestseite des Skandinavischen Gebirges. Im Norden folgt die Wasserscheide zur Ostsee etwa der norwegisch-finnischen und norwegisch-schwedischen Grenze, in Norwegen selbst verläuft sie entlang des Gebirgshauptkamms. Große Flüsse, die ins Meer fließen sind Namsen, Ranelva und Vefsna. Diese sind alle vergleichsweise kurz, gehören jedoch aufgrund des Steigungsregens am skandinvischen Gebirge zu den wasserreichsten Skandinaviens.[6]

Teilweise fließt das warme Oberflächenwasser aus dem Atlantik weiter und teilt sich der West-Spitzbergen-Strom ab, über den drei bis fünf Sverdrup über die Grönlandsee direkt in den Arktischen Ozean gelangen und hat dort große Auswirkungen auf das Klima haben.[7] Weiteres Oberflächenwasser, etwa ein Sverdrup, fließt entlang der norwegischen Küste in Richtung Barentssee. Teilweise kühlt das Wasser im Nordmeer soweit ab, dass es in tiefe Wasserschichten absinkt und dort schon vorhandenes Wasser verdrängt, das wieder in den Nordatlantik fließt. [8]

Das Tiefenwasser des Nordmeeres, das Norwegische Tiefenwasser (NSDW - Norwegian Sea deep water) in Tiefen größer als 2000 Meter ist ein nahezu homogener Wassertyp mit einer Salinität von 34.91, der nur geringen Austausch mit den benachbarten Meeren aufweist. Wasser fließt dort vor allem aus der Grönlandsee durch einen Kanal mit etwas über 2000 Meter Tiefe nördlich von Jan Mayen hinein. Durch Temperatur und damit Dichteänderungen in den Wasserschichten kam es allerdings in den letzten Jahren teilweise auch zu einer umgekehrten Fließrichtung im Kanal. Im Vergleich zu den umliegenden Meeren und deren Tiefwassergebieten weist das Europäische Nordmeer in den Tiefen den höchsten Anteil an Nährstoffen, aber den niedrigsten an Sauerstoff und menschlich erzeugten Spuren auf, so dass das Nordmeertiefenwasser das älteste der Gegend ist.[9]

Den Tiefenwasseraustausch mit dem Atlantik begrenzt der vergleichsweise flache Grönland-Schottland-Rücken zwischen Schottland und Grönland, der ein Ausläufer des Mittelatlantischen Rückens ist und nur vergleichsweise geringe Tiefen zulässt. Nur an vier Stellen (Färöer-Bank-Kanal (ca. 850 m), einzelne Stellen des Island-Faröer-Rückens (ca. 600m), Wyville-Thomson-Rücken (ca. 620 m) und der zwischen Grönlandsee und Atlantik gelegenen Dänemarkstraße (ca. 850m)) erreicht er Tiefen von mehr als 500 Meter, dort aber liegt mit bis zu 850 Meter Tiefe seine Grenze noch weit oberhalb des Nordmeertiefenwassers hat.[9] Hier fließt das kalte, dichte abgesunkene Wasser aus Nordmeer und Grönlandsee in den Atlantik zurück.[8] Durch den Färöer-Bank-Kanal fließt etwa 1,9 Sverdrup kaltes Tiefenwasser in den Atlantik zurück, über verschiedene Stellen im Island-Färöer-Rücken 1,1 Sverdrup und über den Wyville-Thomson-Rücken weitere 0,1 Sverdrup.[10] Durch die Turbulenzen, die Entstehen wenn das Tiefenwasser hinter dem Grönland-Schottland-Rücken in die Tiefen des Atlantikbeckens stürzt, vermengt es sich mit anliegenden Wasserschichten und bildet das Nordatlantische Tiefenwasser, eine der beiden wichtigen Tiefseeströmungen, die das globale Förderband am Laufen halten und die Tiefsee mit Sauerstoff versorgen.[11]

Mit der Grönlandsee und weiter mit dem Arktischen Ozean ist ds Europäische Nordmeer durch die Framstraße verbunden, die in 2600 Meter Tiefe reicht.[12]

Klima

Mitternachtssonne über den Lofoten.

Als "Pumpe" der thermohalinen Zirkulation spielt das Nordmeer eine wichtige Rolle für das Weltklima. Das Meer ist deshalb Ziel zahlreicher Untersuchungen. Das regionale Klima allerdings kann deutliche Abweichungen zu Durchschnitten andernorts aufweisen. Nicht nur ist es im Bereich des Meeres und der Küsten im Schnitt 10 Grad wärmer als im Durchschnitt auf den Breitengraden, auch im langjährigen Vergleich treten Unterschiede auf. So lag die Temperatur in den Jahrzehnten zwischen 1920 und 1960 weltweit deutlich über dem langjährigen Durchschnitt, im europäischen Nordmeer jedoch deutlich darunter.[13] Gleichzeitig nahm die Sturmhäufigkeit in dieser Zeit stark ab. In den 120 Jahren seitdem es detaillierte Aufzeihnungen gibt, waren die 1880er die stürmischste Periode, das Level hielt sich etwa bis 1910, bevor die Häufigkeit bis in die 1960er deutlich abnahm. Seitdem ist die Sturmhäufigkeit wieder auf das Level der 1900-Jahrhundertwende gestiegen.[6] Im Gegensatz zur Grönlandsee (und anderen Meere der Arktis) ist das Nordmeer generell ganzjährig eisfrei. Gerade in den Wintermonaten bildet es so einen wichtigen Faktor des arktischen Klimas, wenn sehr kalte Luft über das vergleichsweise warme Meer gelangt und in größerem Rahmen Konvektion entsteht.[14]

Fauna und Flora

Heringsschwarm

Was Zahl und Masse des Lebens angeht, konzentriert er sich im Nordmeer wie überall im Meer in den oberen Wasserschichten. Schätzungen für den ganzen Nordatlantik gehen davon aus, dass nur 2 Prozent der Primärproduktion Tiefen von 1000 Meter und mehr erreichen, nur 1,2 Prozent gelangen auf den Meeresboden.[5] Das Nordmeer bildet dabei eine Übergangszone zwischen Borealen und arktischen Bedingungen, so dass Lebewesen beider Klimabereiche im Nordmeer vorkommen.[2]

Dominierendes Plankton bilden Kieselalgen und Dinoflagellaten, im Gegensatz zur Grönlandsee ist kalkiges Plankton (Coccolithophorales, Globigerinida) stark vertreten.[5]

Die norwegischen Küstengewässer sind Laichgrund der Heringpopulationen des Nordatlantik, die hier im März schlüpfen und sich die Sommermonate vom reichhaltigen Planktion des Meeres ernähren.[2] Dieser variiert zahlenmäßig stark, hatte beispielsweise vor allem aufgrund milderen Klimas in den 1920ern einen Anstieg zu verzeichnen, bevor er in den folgdenen Jahrzehnten bis 1970 zusammenbrach, er ging um etwa vier Größenordnungen zurückging - diesmal allerdings eher aufgrund von Überfischung denn aufgrund von Temperaturänderungen. Erst strengere Umweltrichtlinien seitdem und ein wiederum stattfindender Temperaturanstieg haben die Bestände in den letzten Jahrzehnten wieder ansteigen lassen.[13] Trotzdem nimmt seitdem der Blaue Wittling (Micromesistius poutassou) die Rolle des wichtigsten Planktonkonsumenten im Meer ein, der westlich der britischen Inseln schlüpft und dann einen Sommer und den Winter bis zum Februar seine Jugend in den norwegischen Küstengewässern verbringt. Andere Fischarten, die die Küstengewässer zum Laichen nutzen sind Kabeljau, Schellfisch und Köhler.[2]

Menschliche Nutzung

Traditionelles Stockfisch-Gerüst mit Kabeljau
Aker Spitzbergen, vorgesehen für den Bohreinsatz im Nordmeer.

Der allergrößte Teil des Europäischen Nordmeeres ist entweder internationale Gewässer oder wird von Norwegen beansprucht. Ursprünglich war das Nordmeer vor allem als Fischgrund wichtig. Norwegen beansprucht dabei seit 2004 eine Zwölfmeilenzone als Hoheitsgewässer.Bereits seit 1976 beansprucht der Staat eine Ausschließliche Wirtschaftszone von 200 Meilen, was besonders im Bereich der Fischerei wichtig ist und vor allem die Heringsbestände schützen sollte, die in den Jahrzehnten zuvor komplett zusammengebrochen waren. Für die besonders wichtigen Heringsbestände sieht der Nordostatlantische Fischereiausschuß (NEFAC) auch im Bereich der Hochsee feste Quoten für verschiedene Anrainerstaaten vor, um die Bestände zu schonen, mittlerweile ist der Ausschuss auch für andere Fischarten aktiv.[15] Im Bereich des arktischen Kabeljaubestände, teilen sich Norwegen und die Sowjetunion, respektive Russland die Quoten in Nordmeer und Barentssee seit der Einführung der 200-Meilen-Zone. Trotzdem sind die Bestände ebenso wie die darauf folgenden Fangquoten stetig rückläufig, ebenso wie das Regime von einer allgemeinen Quote schrittweise auf detaillierte Vorgaben für jedes einzelne Fischereischiff gewechselt hat.[16]

Die Stelle des wichtigsten Rohstoff aus dem Meeres nimmt mittlerweile jedoch Erdöl und vor allem Erdgas ein. Die Felder unter dem Nordmeer sind noch kaum erschlossen gelten jedoch als ergiebig und könnten noch für Jahrzehnte Erdgas liefern.[17] Da Norwegen bereits in der Nordsee umfangreiche Erfahrungen mit der Erdöl- und Erdgasförderung und ihrer Regulierung gewonnen hatte, gab es wenige politische und ökonomische Probleme als 1993 das erste Ölfeld im Nordmeer die Produktion aufnahm. 2001 folgte mit dem Gasfeld Huldra in der Nordsee an der Grenze zum Nordmeer eine wichtige Förderstätte für den wahrscheinlich wichtigsten Rohstoff des Nordmeers.[18] Wichtigtes Projekt zur Zeit ist die Entwicklung von Ormen Lange, in dem die Gasvorräte auf 1,4x1013 Kubikfuß geschätzt werden. Nach dem Troll-Gasfeld in der Nordsee könnte es damit das wichtigste norwegische Gasfeld werden. Mehrere andere Gasfelder befinden sich ebenfalls in der Entwicklung.[19]

Obwohl generell gesund ist auch das Ökosystem Nordmeer nicht nur klimatischem Stress ausgesetzt, sondern auch Opfer von Verschmutzung. Das Europäische Nordmeer ist Ziel von radioaktiven Einleitungen, die über verschiedene Strömungen von den europäsichen Küsten in das Nordmeer gelangen. Insbesondere spielt hier der britische Atomkomplex Sellafield eine Rolle, insgesamt gelten die Einleitungen der britischen Atomindustrie als gefährlichste einzelne Schadstoffquelle für das Nordmeer. In Norwegen und seinen Küstengewässern bedrohen vor allem Emissionen der Ölindustrie und die Einleitung von Giftstoffen das Meer.[15] 1989 sank das sowjetische Atom-U-Boot K-278 Komsomolez vor der Bäreninsel, sollte das im Innern gelagerte radioaktive Material freigesetzt werden, könnte dies gravierende Auswirkungen auf Flora und Fauna haben.[20] Ebenfalls versenkte die Britische Marine nach den Weltkriegen Munition und chemische Kampfstoffe im Meer. Ein Teil davon auch im Nordmeer, wieviel es war ist allerdings unbekannt.[21] Im Bereich des Umweltschutzes fällt das Europäische Nordmeer vor allem in den Bereich des OSPAR.[15]

Anmerkungen

  1. a b c d e Terje Thornes und Oddvar Longva: The origin of the coastal zone in: Sætre 2007 S. 35-43
  2. a b c d e f g h Blindheim S. 366-382
  3. a b c d Roald Sætre: Driving Forves in: Sætre 2007 S. 44-58
  4. Hendrik Mattheus van Aken: The Oceanic Thermohaline Circulation: An Introduction Springer, 2007 ISBN 0387366377 S. 119-124
  5. a b c Andrea Schröder Ritzrau et al: Distribution, Export and Alteration of Fossiliziable Plankton in the Nordic Seas in:Priska Schäfer: The Northern North Atlantic: A Changing Environment Springer, 2001 ISBN 3540672311 S. 81-104
  6. a b Matti Seppälä: The Physical Geography of Fennoscandia Oxford University Press, 2005 ISBN 0199245908 S. 121-141
  7. Paul A. Tyler: Ecosystems of the Deep Oceans: Ecosystems of the World Elsevier, 2003 ISBN 044482619X S. 45-49
  8. a b Paul A. Tyler: Ecosystems of the Deep Oceans: Ecosystems of the World Elsevier, 2003 ISBN 044482619X S. 115-116
  9. a b Hendrik Mattheus van Aken: The Oceanic Thermohaline Circulation: An Introduction Springer, 2007 ISBN 0387366377 S. 131-138
  10. Stig Skreslet, North Atlantic Treaty Organization: Jan Mayen Island in Scientific Focus Springer, 2005 ISBN 140202956X S. 93
  11. Ronald E. Hester, Roy M. Harrison: Biodiversity Under Threat Royal Society of Chemistry, 2007 ISBN 0854042512 S. 96
  12. Paul A. Tyler: Ecosystems of the Deep Oceans: Ecosystems of the World Elsevier, 2003 ISBN 044482619X S. 240-260
  13. a b Gerold Wefer, Frank Lamy, Fauzi Mantoura: Marine Science Frontiers for Europe Springer, 2003 ISBN 3540401687 S. 32-35
  14. Priska Schäfer: The Northern North Atlantic: A Changing Environment Springer, 2001 ISBN 3540672311 S. 10-17
  15. a b c Alf Håkon Noel: The Performance of Exclusive Economic Zones - The Case of Norway in: Syma A. Ebbin et al.: A Sea Change: The Exclusive Economic Zone and Governance Institutions for Living Marine Resources Springer, 2005 ISBN 1402031327
  16. Rögnvaldur Hannesson: The Privatization of the Oceans MIT Press, 2004 S. 103
  17. Jerome D. Davis: Changing World of Oil: An Analysis of Corporate Change and Adaptation Ashgate Publishing, Ltd., 2006 ISBN 0754641783 S. 139
  18. Toyin Falola, Ann Genova: The Politics of the Global Oil Industry Greenwood Publishing Group, 2005 ISBN 0275984001 S. 202-209
  19. Energy Information Administration: Country Analysis Briefs: Norway
  20. Hugh D. Livingston: Marine Radioactivity Elsevier, 2004 ISBN 0080437141 S. 92
  21. Paul A. Tyler: Ecosystems of the Deep Oceans: Ecosystems of the World Elsevier, 2003 ISBN 044482619X S. 434

Literatur

  • Johan Blindheim: Ecological Features of the Norwegian Sea in: Louis René Rey et al. (Hrsg.): Marine Living Systems of the Far North: 6th Conference : Papers Brill Archive, 1989 ISBN 9004082816 S. 366-401
  • Roald Sætre (Hrsg.): The Norwegian Coastal Current - Oceanography and Climate. Tapir Academic Press, Trondheim 2007. ISBN 978-82-519-2184-8
Commons: Europäische Nordmeer – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Koordinaten: 69° 0′ 0″ N, 0° 1′ 0″ O