Satanische Verse
Dieser Artikel befasst sich mit einem Vers des Koran. Zum Roman von Salman Rushdie siehe Die satanischen Verse.
Die satanischen Verse befanden sich der Überlieferung nach im Koran, in der 53. Sure "Der Stern (al-Nadschm)", Vers 21-22.
Die Verse
Die Sure wurde der Überlieferung nach dem Propheten Muhammad in Mekka offenbart, wo die drei Göttinnen Al-Lat in einer Statue als Frau, Al-Uzza als Baum und die Schicksalsgöttin Manat als Stein (der heutige schwarze Stein ?) verehrt wurden. Alle drei wurden neben dem Hochgott Allah in der Ka'aba verehrt.
Während einer Stellungnahme zu diesen drei Göttinnen begann Muhammad:
- (19) Habt ihr Lat und Uzza gesehen,
(20) und auch Manat, diese andere, die dritte?
Hierauf flüsterte der Satan ihm ein, und er schrieb weiter:
- Es sind die Erhabenen Vögel,
und ihre Fürsprache ist gewiß erwünscht
Tabari berichtet, dass diese Verse bei den polytheistischen Qurayschiten wie Moslems großen Anklang fanden.
Erst später berichtete der Erzengel Gabriel Muhammad, dass er getäuscht worden sei, und Muhammad korrigierte die Verse in ihre heutige Form:
- (21) Ist denn für Euch das, was männlich ist, und für Ihn das, was weiblich ist, bestimmt?
- (22) Das wäre dann eine ungerechte Verteilung.
- (...) Jene sind nur leere Namen, welche ihr und eure Väter für die Götzen ausdachtet, wozu Allah keine Erlaubnis gegeben hat.
Deutung der satanischen Verse
Eine mögliche Deutung geht von bewußtem Pragmatismus Muhammads aus. Der Islam war in Mekka eine Minderheitenreligion, und nach dem Loblied Muhammads auf Lat und ihre Töchter wurde das Leben der Moslems sprunghaft einfacher. Eine andere Version: Muhammad wollte die dortigen polytheistischen Religionen integrieren.
Eine andere Deutung wäre allerdings diejenige: Der Satan konnte selbst Muhammad eine Einflüsterung in den von Moslems als heiligstes Objekt verehrten Koran geben. So sollte man jedes heilige Werk, wie Thora, Bibel oder Koran immer kritisch lesen und nicht jeden Teil kritiklos als gottgegeben verehren.
Die Episode legt nahe, daß der Koran zumindest teilweise menschlichen Ursprungs ist oder aber sogar teuflischen Ursprungs. Solche Vermutungen sind im Islam zwei der schlimmsten Häresien. Die Authentizität der satanischen Verse wird daher auch regelmäßig bestritten. Bei der "definitiven" Niederschrift des Korans wurde strenger Befehl erteilt, alle anderen Aufzeichnungen (d.h. Versionen) zu vernichten.
Quellen
Die Koranzitate entstammen:
- Adel Th. Khoury (Übers.): Der Koran Gütersloher Verlagshaus, mehrere Ausgaben, z.B. ISBN 3579021540
Die satanischen Verse wurden zitiert aus:
- Gerald Messadié: Teufel Satan Luzifer. Universalgeschichte des Bösen., ISBN 3-933366-19-4