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Geschichte Londons

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Westminster Abbey

Die Geschichte Londons reicht über 2000 Jahre zurück. Während dieser Zeit überstand die Stadt Pestepidemien, verheerende Stadtbrände, einen Bürgerkrieg, Bombardierungen aus der Luft und terroristische Attacken. Dennoch entwickelte sie sich zu einer der wichtigsten Städte der Welt.

Gründungslegenden und Vorgeschichte

Laut der mittelalterlichen Mythologie von Geoffrey of Monmouth wurde London während der Bronzezeit vom einem Trojaner namens Brutus gegründet. Angeblich hieß die Stadt zuerst Troia Nova, woraus später Trinovantum wurde. König Lud benannte die Stadt in CaerLudein um, woraus sich später London entwickelt haben soll. Geoffrey bereicherte das prähistorische London mit zahlreichen legendären Königen und interessanten Geschichten.

Allerdings haben Archäologen bis jetzt keinerlei Spuren einer prähistorischen, britischen Stadt gefunden. Es gab zwar einige Funde von landwirtschaftlichen Gegenständen und von Gräbern, jedoch nichts Substantielles. Die archäologischen Aktivitäten waren derart intensiv (vor allem seit Mitte der 1970er), dass die Entdeckung einer Stadt aus vorrömischer Zeit unwahrscheinlich erscheint.

London war also in prähistorischen Zeiten nichts anderes als eine dünn besiedelte ländliche Gegend. Einige größere Siedlungen wurden in Battersea, Egham und Brentford gefunden, darüber hinaus eine Hügelfestung in Uppall, jedoch keine Stadt.

Römer

Die Römer unter Kaiser Claudius eroberten England im Jahre 43 n.Chr. und gründeten eine Stadt namens Londinium. Man nimmt an, dass der Ortsname vom keltischen Plowonida abgeleitet wurde, was so viel wie "Siedlung am breiten Fluss" bedeutet.

London wurde nicht, wie früher von einigen Archäologen angenommen, als Legionslager gegründet, sondern als zivile Siedlung. Neben einer wichtigen Römerstraße, die durch die City verlief, wurde eine hölzerne Kanalisation entdeckt, welche auf das Jahr 47 n, Chr. zurückgeht. Dies ist auch das wahrscheinlichste Gründungsdatum.

Um das Jahr 60 wurde Londinium durch den britischen Stamm der Iceni geplündert, angeführt durch Königin Boudicca. Nach der Niederschlagung des Aufstands blühte die Stadt wieder auf und erreichte um 140 die höchste Einwohnerzahl. Unter Septimius Severus wurde London Hauptstadt der römischen Provinz Britannia Superior. Im Jahre 314 wurde London Bischofssitz. Danach begann ein schleichender Niedergang. Als die Römer im Jahr 410 offiziell das Ende der Besatzung erklärten, war die Stadt praktisch menschenleer.

Angelsachsen

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Der Tower von London im Mittelalter

Nachdem die Gegend während fast 150 Jahren verlassen gewesen war, wurde die strategisch günstige Position an der Themse von den Angelsachsen wiedererkannt. Eine erste Siedlung wurde im Jahre 604 errichtet, allerdings nicht in der antiken, ummauerten City, sondern etwas westlich davon. Diese Siedlung, Hauptstadt des Königreichs Essex, wurde Lundenwic genannt (Hafen von London). Diese Gegend heißt heute Aldwych und liegt etwas östlich des Trafalgar Square. Ausgrabungen in jünster Zeit haben ergeben, dass um den Covent Garden bereits im 6. Jahrhundert ein kleines Dorf existierte. Ald bedeutet „alt“ und Wych bedeutet „Hafen“. Dies zeigt, dass zu der Zeit, als dieser Name entstand (9. und 10. Jahrhundert), der Schwerpunkt der Besiedlung sich bereits wieder nach Osten zur City of London verschob.

Ein Grund dafür dürfte gewesen sein, dass König Alfred der Große nach der Niederlage gegen die Dänen gezwungen war, die administrativen Grenzen neu zu ziehen. Alfred ernannte seinen Schwiegersohn Æthelred, den Erben des untergegangenen Königreichs Mercia, zum Gouverneur von London.

Zwei befestigte Siedlungen wurden gegründet, um die Brücke zu bewachen, welche wahrscheinlich zu jener Zeit wieder aufgebaut worden war (die heutige London Bridge). London, am Nordufer der Themse gelegen, wurde als Lundenburgh bekannt. Am Südufer entstand die Siedlung Suthringa Gewarc ("Bollwerk der Männer von Surrey"), heute besser bekannt als Southwark.

Mittelalter

Nach der Invasion Großbritanniens durch die Normannen im Jahr 1066 ließ Wilhelm der Eroberer drei Burgen errichten, um Rebellionen zu verhindern (Baynard's Castle, Montfichet's Castle und Tower of London). 1067 bestätigte er die Rechte, Privilegien und Gesetze, welche die Stadt zur Zeit der Angelsachsen erworben hatte. Der erste Lord Mayor (Bürgermeister) der Stadt wurde 1189 gewählt. Die etwas weiter flussaufwärts gelegene City of Westminster wurde zur königlichen Hauptstadt.

Wilhelm II. ließ ab 1097 die Westminster Hall errichten, den Vorgängerbau des Westminsterpalasts. 1176 begann der Bau einer neuen London Bridge, der bis 1209 andauerte. Diese Brücke bestand während mehr als 600 Jahren und war bis 1739 die einzige über die Themse. Ein von William Fitz Osbern angeführterVolksaufstand wurde 1196 rasch niedergeschlagen.

Während der Peasants Revolt von 1381 besetzten die aufständischen Truppen unter Wat Tyler für kurze Zeit die Stadt. Eine Gruppe von Bauern stürmte den Tower of London und exekutierten den Lordkanzler und Erzbischof Simon Sudbury sowie den Schatzkanzler. Die Bauern plünderten die Stadt und setzten zahlreiche Häuser in Brand. Tyler wurde von William Walworth, dem Lord Mayor of London, verfolgt, festgesetzt und geköpft; sein Kopf wurde öffentlich zur Schau gestellt.

Das mittelalterliche London bestand aus engen, gewundenen Gassen und die meisten Häuser waren aus leicht brennbarem Material wie Holz und Stroh erbaut. Die hygienischen Verhältnisse waren schlecht; zwischen 1348 und 1666 war die Stadt von sechzehn Pestepidemien betroffen.

Frühe Neuzeit

Im Rosenkrieg hielt die Stadt zur Partei der Yorks, der 1485 mit der Krönung von Henry Tudor als Heinrich VII. zu Ende ging. Der Hochstapler Perkin Warbeck, der vorgab, der jüngere Bruder von Eduard V. zu sein, versammelte 1497 seine Anhänger bei Lewisham, um den rechtmässigen König vom Thron zu stürzen. Die Stadtbewohner gerieten zuerst in Panik, doch dann organisierte der König die Verteidigung. Die Rebellen wurden vertrieben und Perkins exekutiert. Vor 1535 war fast die Hälfte der Fläche Londons im Besitz von Klöstern. Während der Reformation wurden sämtliche Klöster aufgehoben und ihr Besitz fiel bis 1538 an die Stadt oder an die Krone.

Die Herrschaft der Tudor brachte Stabilität und während des 16. Jahrhunderts wuchs London beständig. Um 1600 war das Gebiet zwischen der City of Westminster und der City of London vollständig überbaut. London war nun eine der wichtigsten europäischen Handelsstädte, monopolistische Handelsgesellschaften wie die Russland-Kompagnie (1555) oder die Britische Ostindien-Kompagnie (1600) entstanden. Als Spanien im Jahr 1572 die Stadt Antwerpen zerstörte, stieg London zum wichtigsten Nordseehafen auf. Das späte 16. Jahrhundert war eine Blütezeit der Kultur. In Southwark südlich der Themse entstanden zahlreiche Theater, das berühmteste war das Globe Theatre von William Shakespeare.

1643 wehrte London auf Seiten des Parlaments den Angriff von Karl I. ab. Die große Pest von 1665 dezimierte die Bevölkerung Londons um 69.000 Menschen und ein Jahr darauf zerstörte der Große Brand von London fast die gesamte City. Sir Christopher Wren war verantwortlich für den Wiederaufbau zahlreicher Gebäude und Kirchen, darunter die Saint Paul's Cathedral. Die Zerstörung der Wohnhäuser in der City bewog viele ehemalige Bewohner dazu, sich außerhalb der Stadtmauern niederzulassen. Dies führte zur Bildung von zahlreichen Vorstädten.

19. Jahrhundert

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Im Crystal Palace fand 1851 die erste Weltausstellung statt

Im 19. Jahrhundert war London die größte Stadt der Welt und die Hauptstadt des weltumspannenden British Empire. Innerhalb von hundert Jahren wuchs die Bevölkerungszahl von 1 Million auf 6 Millionen. London war zu dieser Zeit die politisch und wirtschaftlich mächtigste Stadt der Welt.

Allerdings war die Stadt während der viktorianischen Zeit (benannt nach Königin Victoria) auch eine Stadt der extremen Armut. Millionen von Menschen mussten in überbevölkerten und unhygienischen Slums leben. Der Schriftsteller Charles Dickens beschrieb diese Zustände in zahlreichen Romanen wie z.B. Oliver Twist.

London wurde im 19. Jahrhundert durch die Eisenbahn völlig verändert. Ein dichtes Netz von Eisenbahnlinien ermöglichte die Bildung von Vororten, von wo aus die wohlhabenderen Leute in die Stadt zur Arbeit pendeln konnten. Die Vororte wuchsen rasant und innerhalb einiger Jahrzehnte waren ganz Middlesex, der Westen von Essex, der Nordwesten von Kent und der Norden von Surrey komplett überbaut.

Die erste Eisenbahnlinie Londons war die Linie von London Bridge nach Greenwich, die 1836 eröffnet wurde. Bald darauf folgten weitere Hauptbahnhöfe, welche London mit allen Ecken von Großbritannien verbanden: Euston (1837), Paddington (1838), Fenchurch Street (1841), Waterloo (1848), King’s Cross (1850), Victoria (1858) und St Pancras (1863). Die erste U-Bahn der Welt wurde 1863 eröffnet.

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Die Westminster Bridge im 19. Jahrhundert

Das rasante Bevölkerungswachstum führte um 1850 zu starker Umweltbelastung. Abwässer wurden direkt in die Themse gepumpt; da das Trinkwasser hauptsächlich aus dem Fluss stammte, brachen Choleraepidemien und andere Krankheiten aus. Der Fluss stank buchstäblich zum Himmel und wurde bald nur noch The Great Stink (der große Gestank) genannt. Die Vorhänge der Houses of Parliament (Westminster-Palast) mussten mit Zitronensaft gereinigt werden, um wenigstens für die Parlamentsabgeordneten erträgliche Arbeitsbedingungen zu schaffen.

Schließlich bewilligte das Parlament den Bau eines riesigen Abwassersystems und beauftragte 1855 die Metropolitan Board of Works mit der Durchführung der Arbeiten. Zum Oberingenieur wurde Joseph Bazalgette ernannt. Er leitete das wohl größte zivile Bauvorhaben des gesamten 19. Jahrhunderts; unter seiner Leitung entstanden 2100 km Tunnels und Wasserleitungen. Nach Beendigung der Arbeiten war das Abwasserproblem gelöst und die Londoner hatten endlich sauberes Trinkwasser. Es brachen keine Epidemien mehr aus und die Sterberate in London sank rapide. Bazalgettes Abwassersystem ist noch heute in Betrieb.

London wurde das Ziel von jüdischen und irischen Einwanderern. Die Juden profitierten von den Vorzügen der liberalen Gesellschaft und dem Wegfall von Handelsbeschränkungen, währenddessen die Iren vor der großen irischen Hungersnot flüchteten. Während einiger Zeit waren über 20 % der Bevölkerung Londons Iren.

1889 wurde die County of London gegründet, ein Zusammenschluss Londons mit seinen inneren Vororten. Im 19. Jahrhundert wurden viele bedeutende Bauten errichtet, darunter der Trafalgar Square, Big Ben, die Houses of Parliament, die Royal Albert Hall, das Victoria and Albert Museum, die Tower Bridge und die Universität von London (1860).

20. Jahrhundert

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Die London Bridge um 1890

London wurde im 1. Weltkrieg durch Zeppeline bombardiert. Die Bomben töteten etwa 700 Personen und verbreiteten Furcht und Schrecken, doch dies war nur ein Vorgeschmack auf die Ereignisse, die folgen sollten.

Während des 2. Weltkriegs, vor allem 1940/41 erlitt London, wie viele andere britische Städte auch, durch Angriffe der deutschen Luftwaffe schwere Verwüstungen. Diese Bombardements gingen mit dem namen "the blitz" in die Geschichte der Stadt ein. London war gerade deshalb ein so "beliebtes" Ziel, weil die Stadt stark industrialisiert war und die Moral der Bevölkerung gebrochen werden sollte. Viele Londoner Kinder wurden in ländliche Gegenden geschickt (allgemein als "the evacuation" bekannt). Zivilisten suchten in U-Bahn-Stationen Schutz vor Luftangriffen.

Weite Gebiete Londons wurden verwüstet, vor allem die Docklands im East End. Insgesamt kamen 80.000 Menschen ums Leben, Zehntausende Gebäude waren zerstört und Hunderttausende von Menschen obdachlos.

Das Bevölkerungsmaximum wurde 1939 mit 8.6 Millionen erreicht. Nach dem Krieg wurden viele Leute dazu ermuntert, sich in neu gebauten Satellitenstädten (New Towns) niederzulassen. Aufgrund dieser Entwicklung sank die Bevölkerungszahl auf etwa 7 Millionen. Mit rigiden Planungsvorschriften wurde erreicht, dass das überbaute Gebiet sich nicht weiter ausdehnte. Neue Siedlungen dürfen seither nur noch jenseits des Green Belt errichtet werden, einem etwa 5 bis 10 km breiten Grüngürtel rund um das überbaute Stadtgebiet.

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Die Canary Wharf-Wolkenkratzer im ehemaligen Hafengebiet

Das riesige Hafengebiet der Docklands verlor nach dem Krieg immer mehr an Bedeutung, da die Hafenbecken in den Gebieten Isle of Dogs und North Woolwich für große Schiffe viel zu klein waren. Neue moderne Hafenanlagen wurden weiter flussabwärts gebaut und das alte Hafengebiet entwickelte sich zu einer Industriebrache. 1981 begann ein riesiges Stadtentwicklungsprogramm, Zehntausende von Arbeitsplätzen der Dienstleistungsbranchen wurden von der City dorthin verlagert oder neu geschaffen. In der Canary Wharf entstand ein riesiger Hochhauskomplex, der 1991 erbaute Wolkenkratzer 1 Canada Square ist mit 244 Metern das höchste Gebäude Großbritanniens. In North Woolwich wurde 1987 der Business-Flughafen London City eröffnet.

Die Verwaltungsregion Greater London wurde 1965 gegründet, ein Zusammenschluss der alten County of London mit Middlesex sowie Teilen der Grafschaften Essex, Kent, Surrey und Hertfordshire. Die Verwaltungsbehörde Greater London Council wurde 1986 von Premierministerin Margaret Thatcher abgeschafft. Die Kompetenzen wurden teilweise an die 33 Stadtbezirke (boroughs) und teilweise an die Zentralregierung übertragen. Diese kurzsichtige Maßnahme führte zu großen Koordinationsproblemen. Aus diesem Grund wurde im Jahre 2000 die Greater London Authority geschaffen.

Aufgrund der überhandnehmenden innerstädtischen Staus setzte Mayor (Oberbürgermeister) Ken Livingstone im Jahre 2003 die Einrichtung einer City-Maut (congestion charge) durch. Seitdem haben sich Verkehrsprobleme ebenso beruhigt wie die anfängliche Empörungen und Schlagzeilen über die Neuerung.

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