Marathon (Griechenland)


Marathon (m. sg.) (altgr. und Katharevoussa Μαραθών, neugr. Μαραθώνας Marathonas; übersetzt Fenchelfeld) ist ein Ort in Griechenland nordöstlich von Athen, an der Ostküste des alten Attika, mit etwa 8.500 Einwohnern.
In ihrer Nähe fand 490 v. Chr. die Schlacht bei Marathon zwischen Persern und Athenern statt, aus der die Athener unter dem Feldherrn Miltiades siegreich hervorgingen.
Marathonlauf
Um diese Schlagggcht rankt sich die Legende des Boten Pheidippides. In der verbreitetsten Version der Geschichte soll Pheidippides die Kunde des Sieges vom Schlachtfeld nach Athen (ca. 40 km) gebracht und nach Überbringung der Nachricht auf dem Areopag an Erschöpfung gestorben sein. Diese Entfernung dürfte allerdings für einen geübten Läufer keine Schwierigkeit dargestellt haben, und da sich diese Legende erst bei Plutarch, der ca. 600 Jahre nach der Schlacht lebte, findet, muss sie für Erfindung bzw. attische Propaganda gehalten werden. Diese Erzählung bildet die Grundlage des modernen Marathonlaufs.
Forschungsdiskussion
Obwohl der Marathonläufer bei den meisten Historikern heute als spätere Erfindung gewertet wird, gibt es immer noch Stimmen, die an die historische Wahrheit des Läufers glauben. Th. B. Yannakis macht als Verfechter der Wahrheit des Läufers auf folgende Punkte aufmerksam: von Philostratos wissen wir, dass es überall in Griechenland staatliche Läufer gab und Heere stets Boten beschäftigten um Kontakt mit der Außenwelt zu halten. Dagegen tragen die Gegner dieser Sichtweise vor, dass Herodot, dessen Marathonschlachtbeschreibung uns als einzige vollständig erhalten ist, obwohl er nur wenige Jahrzehnte nach der Schlacht sein Werk verfasste, nichts über den Läufer verlauten ließ. Im Gegenteil, Herodot nennt einen anderen Pheidippides, der die Strecke von Athen nach Sparta in zwei Tagen zurückgelegt haben soll (ca. 245 km). Dass ein Läufer die Strecke von 245 km in zwei Tagen zurücklegt, während ein anderer nach der relativ kurzen Strecke zwischen Marathon und Athen (ca. 40 km) dort zusammenbricht ist unglaubwürdig und macht zusammen mit der Tatsache, dass Herodot sonst alles, was ihm über die Taten der Athener in die Hände fiel, in sein Werk aufnahm, die Geschichte unglaubwürdig. Die frühesten antiken Historiker, die den Marathonläufer nennen, sind Plutarch und Lukian, die beide über 500 Jahre später darüber berichten. Ein weiterer Hinweis auf eine spätere Erfindung des Läufers ist, dass mehrere Namen, aber jeweils ohne Patronymikon und Demotikon überliefert sind. Der Lauf kann also als spätere Erfindung der Kaiserzeit gehalten werden und gehört als Legende wahrscheinlich in den Kontext des athenischen Ephencurriculums - z. B. als Begründung für den Waffenlauf der Epheben.
Museum
Bei dem Ort Marathon gibt es einen Grabhügel, in dem die 192 in der Schlacht bei Marathon gefallenen Athener bestattet worden sein sollen, unweit davon gibt es einen weiteren, wahrscheinlich für Platäer, die in der Schlacht auf der Seite der Athener kämpften, und einen dritten Grabhügel aus dem 13. Jahrhundert v. Chr. aus achäischer Zeit.
Neben diesem dritten Grabhügel steht ein Museum, das archäologische Funde aus der Umgebung von Marathon beherbergt und vor allem Skulpturen aus einer Villa des Herodes Atticus, der aus dieser Gegend stammte.
Literatur
- Henri Pigaillem: Salamine et les Guerres Médiques. Economica, 2004
- M.-C Amouretti, F. Ruze: Le Monde grec antique, Hachette-Université, 1978
- P. Lévèque: L'aventure grecque, Armand Colin, 1964
- E. Will: Le Monde grec et l'Orient, tome I : le V siècle, collection « Peuples et Civilisations », P.U.F., 1980
- E. Glatre: Salamine et les Guerres Médiques, collection « les grandes batailles de l'Histoire », Socomer, 1990
zur Marathonlaufdiskussion
- Th. B. Yannakis: The Feat of the Messenger of Marathon in 490 B.B.: Myth or Fact. in: Canadian Journal of History of Sport, Dec. 1988, Vol XIX. No.2, 50-56.
- Kerstész, István: Schlacht und „Lauf“ bei Marathon. Legende und Wirklichkeit; in. Decker, Wolfgang; Ebert, Joachim; Weiler, Ingomar (Hrg): Nikephoros. Zeitschrift für Sport und Kultur im Altertum; 4. Jahrgang, (1991), S. 155-160.
- Jung, Michael: Marathon und Plataiai. Zwei Perserschlachten als "lieux de mémoire" im antiken Griechenland; in: Diehle, Albrecht; Döpp, Siegmar; u.a. (Hrg): Hypomnemata. Untersuchungen zur Antike und zu ihrem Nachleben; Band 164, Göttingen (2006), S. 181-190.
Koordinaten: 38° 9′ N, 23° 58′ O
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