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Walther Rathenau

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Walther Rathenau (* 29. September 1867, Berlin, † 24. Juni 1922, in Berlin ermordet), deutscher Industrieller und Politiker. Er gilt als Weichensteller einer prosowjetischen Politik, und seine Ermordung dürfte die wirtschaftliche und politische Entwicklung nachhaltig beeinflusst haben.

Trotz seines Wunsches nach wirtschaftlicher und politischer Annäherung stand Rathenau der Sowjetunion kritisch gegenüber. In seiner Kritik der dreifachen Revolution notierte er:

" Russlands Methoden können wir nicht brauchen, denn sie beweisen lediglich und bestenfalls, daß die Wirtschaft eines Agrarlandes sich bis auf den Boden einebnen lässt; Russlands Gedanken sind nicht unsere Gedanken. Sie sind, wie es im Wesen der russischen städtischen Intelligenz liegt, unphilosophisch und höchst dialektisch; sie sind leidenschaftliche Logik aufgrund ungeprüfter Voraussetzungen. Sie setzen voraus, daß ein einziges Gut, die Vernichtung der kapitalistischen Klasse, alle anderen Güter aufwiegt, daß notfalls Armut, Hungersnot, Diktatur, Schreckensherrschaft, Untergang der Zivilisation in Kauf genommen werden müssen, um dieses Gut zu sichern. Wenn zehn Millionen sterben müssen, um zehn Millionen von der Bourgeoisie zu befreien, so betrachtet man das als harte, aber notwendige Konsequenz. Der russische Gedanke ist Zwangsbeglückung, im gleichen Sinne und mit gleicher Logik wie die gewaltsame Einführung des Christentums und die Inquisition." (S. 345 f.)

Leben

  • Sohn des Gründers der AEG, Emil Rathenau (1838-1915)
  • 1899 Eintritt in den Vorstand der AEG
  • 1902-1907 Geschäftsinhaber der "Berliner Handels-Gesellschaft"
  • 1914 Aufbau der deutschen Kriegsrohstoffversorgung im Kriegsministerium
  • 1915 Präsident der AEG
  • 1919 Mitarbeit an der Vorbereitung der Friedenskonferenz
  • 1920 Mitglied der Sozialisierungskommission, Teilnahme an der Konferenz in Spa
  • 1921 Minister für den Wiederaufbau
  • 1922 Ernennung zum Reichsaußenminister, als deutscher Vertreter schloss er den Rapallo-Vertrag ab. Nationalistische und nationalsozialistische Gruppen warfen ihm "Erfüllungs-Politik" vor
  • am 24. Juni 1922 wurde er in der Nähe seines Hauses auf dem Wege zum Ministerium in seinem Wagen erschossen. An dieses Verbrechen erinnert ein Gedenkstein in der Koenigsallee in Berlin-Grunewald.

Schriften

  • 1908 Reflektionen
  • 1912 Zur Kritik der Zeit
  • 1913 Zur Mechanik des Geistes
  • 1917 Von kommenden Dingen
  • 1918 An Deutschlands Jugend
  • 1919 Die neue Gesellschaft
  • 1919 Der neue Staat
  • 1919 Der Kaiser
  • 1919 Kritik der dreifachen Revolution
  • Gesammelte Schriften in 6 Bänden
  • 1924 Gesammelte Reden
  • 1926 Briefe, 2 Bände
  • 1927 Neue Briefe
  • 1929 Politische Briefe