Zum Inhalt springen

Kardanantrieb

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 31. Januar 2005 um 03:07 Uhr durch Freundlich (Diskussion | Beiträge). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Der Kardan oder Kardanantrieb ist eine Baugruppe im Antriebsstrang von Kraftfahrzeugen. Er überbrückt den Abstand zwischen Getriebe und Antriebsachse mit der Kardanwelle (mit einem oder meist zwei Kardangelenken) und überträgt so das Drehmoment zur Fortbewegung.

Der Name leitet sich ab von dem Mathematiker und Arzt Gerolamo Cardano, der die in zwei Ebenen um 90 Grad gekreuzte Aufhängung für astronomische Instrumente und den Kompass erstmals beschrieben hatte (Kardanische Aufhängung).

Die Kardanwelle ist die gängige Verbindung zur Übertragung der Antriebs-Momente vom Getriebe zum Achs-Antrieb bei allen vier- und mehrrädrigen Kraftfahrzeugen, die den Motor vorn und die Antriebsachse(n) hinten haben.

Wegen der Beweglichkeiten (Heben und Senken der Antriebsachse) befinden sich beiderseits der Kardanwelle in der Regel Gelenke, die Kardangelenke. Weiter muss in aller Regel wegen der möglichen Abstands-Änderungen ein Längenausgleich möglich sein: realisiert mit einem Schiebestück mit innerer und äußerer Verzahnung, Schmierung und Abdichtung.

PKW und LKW

Bei PKW findet sich meist am Getriebe-Ausgang eine sogenannte Hardyscheibe, ein in geringen Grenzen winkel-bewegliches Gelenk, realisiert mit einer gewebe-verstärkten Gummi-Scheibe mit vier oder sechs Bohrungen, die wechselweise zur Drehmoment-Einleitung vom Getriebe und zur Drehmoment-Weitergabe Richtung Hinterachse dienen.

Wenn die Kardanwelle relativ kurz ist, so wird schon mal auf eine Zwischenlagerung verzichtet. Ansonsten findet sich bei längeren Kardanwellen "unterwegs" ein Zwischenlager, das am Fahrzeugboden oder -Rahmen aufgehängt ist, um Vibrationen zu vermeiden.

An der Hinterachse befindet sich ein zweites winkelbewegliches Gelenk, hier oftmals in der "klassischen" Form des kardanischen Gelenks.

Motorräder

Wie bei PKWs mit längsliegendem Motor ist auch bei Motorrädern mit längsliegendem Motor (bzw. längsliegender Kurbelwelle) der Kardan die "logische" Weiterleitung des Drehmomentes; erst am Hinterrad findet mittels eines Kegeltriebs die Umlenkung der Drehachse von längs auf quer statt.

Motorräder mit querliegender Kurbelwelle benötigen hingegen für einen Kardanantrieb zwei Kegelradsätze: neben dem einen am Hinterrad noch einen weiteren vorn am Getriebeausgang. Beispiel hierfür sind Modelle von Yamaha (XS 650, XS 750) und Kawasaki (K 1000 ST). Der Kardanantrieb der Yamaha XS 750 wurde übrigens wegen mangelnder Erfahrung der Japaner in den späten 70er Jahren von Porsche in Weissach entwickelt!

Bei einigen Motorrad-Herstellern gehört der Kardanantrieb (anstelle einer verschleißenden und wartungsbedürftigen Kette) zur Modellpolitik und zum "guten Ton"; Beispiele hierfür sind BMW und Moto Guzzi. Einige Tourenmodelle japanischer Hersteller verfügen in gleicher Logik ebenso über einen Kardan-Antrieb, Beispiele sind die Honda Gold Wing und CX 500.

Immer mal wieder wird über den Punkt Wartungserleichterung versus Leistung gestritten: klar ist, dass eine neue Antriebskette (anstelle eines Kardans) einen höheren Wirkungsgrad hat als ein Kardan mit Kegelradsatz. Verschleißt jedoch eine Kette, so steigt ihr Leistungsbedarf über das Maß des Kardan-Verlustes hinaus an, insbesondere bei mangelnder Pflege und Schmierung. Das leistungstechnische Optimum ist eine Kette im Fett- oder Ölbadkasten, aber sie ist immer noch ein Verschleißteil und daher bei Tourenmotorrädern weniger beliebt als der Kardan.

Siehe auch