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George Berkeley

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George Berkeley (* 12. März 1685 in der Grafschaft Kilkenny (Irland); † 14. Januar 1753 in Oxford) war ein irischer Theologe, Empirist und Philosoph der Aufklärung.

Lebenslauf

Berkeley besuchte das Trinity College in Dublin und war dort 1707-13 theologischer Lehrer. Zu seinen Hauptwerken gehören der Treatise Concerning the Principles of Human Knowledge (1710) und die Three Dialogues between Hylas and Philonous (1713). Er war befreundet mit Persönlichkeiten wie Joseph Addison, Alexander Pope, Richard Steele und Jonathan Swift. 1713 ging er nach London und reiste von dort über Frankreich nach Italien. Dort beobachtete er 1717 den Ausbruch des Vesuv. Bekannt ist er durch seinen Plan, auf den Bermudas eine Missionsschule zu errichten, die auch durch das Beispiel eines einfachen und natürlichen Lebens auf Europa zurückwirken sollte. Von 1728 bis 1731 bemühte er sich sehr um die Verwirklichung dieses Vorhabens: Er reiste - nach seiner Heirat im Jahr 1728 - nach Rhode Island, wartete aber vergeblich auf die versprochene staatliche Unterstützung. Dort schrieb er Alciphron (1732), eine Verteidigung des Christentums gegen die Freidenker. Nach seiner Rückkehr wurde Berkeley 1734 Bischof von Cloyne (bei Cork in Irland). Im selben Jahr veröffentlichte er The Analyst, eine kritische Betrachtung der Grundlagen der Wissenschaft, die im folgenden die Entwicklung der Mathematik wesentlich beeinflussen sollte. Er war 18 Jahre Bischof von Cloyne und starb am 14. Januar 1753 in Oxford.

Die Stadt Berkeley (Kalifornien) in Kalifornien ist nach ihm benannt.

Werk

Berkeley ist einer der drei Väter der englischen Aufklärung und einer der großen Vertreter des Empirismus. Die beiden anderen Vertreter sind John Locke und David Hume.

Berkeleys wichtigster Beitrag zur Philosophie, insbesondere der Erkenntnistheorie, ist sein radikaler subjektiver Idealismus. Berkeleys Grundgedanke kommt im Satz esse est percipi, oder esse est percipi (vel percipere) ("Sein heißt Wahrgenommenwerden [oder Wahrnehmen]") zum Ausdruck. Danach ist das Sein einer Sache gleichbedeutend mit ihrem Wahrgenommenwerden. Für Berkeley sind nur Wahrnehmungen und wahrnehmende Subjekte existent. Eine von der menschlichen Wahrnehmung unabhängige für sich bestehende Außenwelt hält er für einen Widerspruch in sich, weil diese weder erkennbar, noch aufweisbar oder qualitativ beschreibbar ist. Solche "leeren" Begriffe haben nach Berkeley in der Philosophie nichts zu suchen. Dies gilt auch für die Begriffe „absoluter Raum“ und „absolute Zeit“ in der Naturwissenschaft Isaac Newtons.

Da Berkeley unterstellte, dass die Welt nichts anderes als ein Phänomen des menschlichen Bewusstseins ist, ist eine Konsequenz seiner Überlegungen, dass die Welt abhängig ist von ihrem Beobachter. Auch damit scheint er die Aussagen von Relativitäts- und Quantentheorie vorwegzunehmen. Hiervon ist Berkeley jedoch weit entfernt: die Ideen, an denen wir dank unserer Seele teilhaben, sind nach seiner Auffassung auf den göttlichen Geist zurückzuführen. „Die ganze Natur um uns herum und unser ganzes Dasein ruhen in Gott. Er ist die alleinige Ursache.“ So ist Gott auch nicht der Schöpfer des newtonschen „Uhrwerks“, das auch ohne Gott funktioniert und das letztlich zum Werden eines (z.B.) Baumes geführt hat, sondern unsere Wahrnehmung eines Baumes ist eine Idee, die der Geist Gottes in uns hervorgerufen hat. Dieser „Baum“ existiert, auch wenn niemand da ist, der ihn wahrnehmen kann – eben weil Gott (immer) da ist.

Bemerkenswert sind auch seine Beiträge zu Mathematik und Ökonomie. In seiner Abhandlung The analyst: or a discourse addressed to an infidel mathematician legte er dar, dass die von Newton und Leibniz entwickelte Differential- bzw. Integralrechnung zwar korrekte Resultate liefert, jedoch auf logisch zweifelhaften Grundlagen beruhe.
In seiner Schrift Querist (1737) behandelte er wirtschafts- und sozialpolitische Themen. Unter anderem machte er Vorschläge für eine Reform des Geldwesens.

Parallelen zu anderen philosophischen Strömungen

In der Philosophie Berkeleys hat man gelegentlich eine Parallele zur wesentlich älteren Lehre des Buddhismus erblickt. Berkeley entwickelte seine Philosophie jedoch ohne Kenntnis des Buddhismus. Und indem er die Substanz des Geistes, der Seele und des Ich als existent anerkannte, steht er in deutlichem Gegensatz zur buddhistischen Auffassung, welche auch die letztgenannten Faktoren als nichtexistent verwirft.

Literatur

  • Rudolf Metz: George Berkeley, Leben und Lehre. Frommann, Stuttgart 1925
  • Arend Kulenkampff: George Berkeley. Beck-Verlag, München 1987. ISBN 3-406-32280-8