Aserbaidschan
Dieser Artikel beschäftigt sich mit dem Staat Aserbaidschan. Zu weiteren Bedeutungen des Wortes "Aserbaidschan" siehe Aserbaidschan (Begriffsklärung).
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Amtssprache | Aserbaidschanisch (Aseri) | ||||
Hauptstadt | Baku | ||||
Staatsform | Republik | ||||
Staatsoberhaupt | Ilham Äliyev (İlham Əliyev) | ||||
Premierminister | Artur Rasizadä (Artur Rasizadə) | ||||
Fläche | 86.600 km² | ||||
Einwohnerzahl | 7.868.385 (Stand Juli 2004) | ||||
Bevölkerungsdichte | 90 Einwohner pro km² | ||||
Unabhängigkeit | von der Sowjetunion am 18. Oktober 1991 | ||||
Währung | Manat | ||||
Zeitzone | UTC +5 | ||||
Nationalhymne | Azərbaycan, Azərbaycan! | ||||
Kfz-Kennzeichen | AZ | ||||
Internet-TLD | .az | ||||
Vorwahl | +994 | ||||
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Karte von Aserbaidschan |
Der Turkstaat Aserbaidschan (aserbaidschanisch Azərbaycan) ist ein Land am Kaspischen Meer.
Geographie
Aserbaidschan liegt im Kaukasus und grenzt an Russland, Georgien, Armenien und den Iran. Mit der Exklave und Autonomen Republik Naxçivan besitzt Aserbaidschan eine elf Kilometer lange Grenze mit der Türkei. Die Republik Aserbaidschan liegt bei 44° bis 52° östliche Länge und 38° bis 42° of nördliche Breite. Es hat eine Fläche von 86.600 Quadratkilometer, davon 4.400 Quadratkilometer das autonome Gebiet Berg-Karabach (aserbaidschanisch: Dağliq Qarabağ) und 5.500 Quadratkilometer die autonome Republik Naxçivan. Mindestens 15% des Staatsgebiets werden vom Nachbarland Armenien kontrolliert, einschließlich Berg-Karabach und dessen Verbindungswegen nach Armenien.
Der höchste Berg ist der Basarduru im Kaukasus mit 4.466 m. Der größte See ist der Sarisu mit 67 km². Die Kura mündet nach 1.515 km Länge in das Kaspische Meer. Zum Staatsgebiet gehören auch die Inseln Pirallahi und Tschilow auf dem Kaspischen Meer. Die Halbinsel Abscheron besitzt etliche Ölfelder.
Die durchschnittliche Jahrestemperatur beträgt 13,1°C.
Das Land ist zu 11,5 % von Wald bedeckt, 1,6 % von Wasser und 50 % der Fläche nimmt Ackerland ein. Es leben etwa 18.000 Tierarten, darunter 102 Säugetierarten in Aserbaidschan.
Siehe auch: Liste der Städte in Aserbaidschan
Bevölkerung
Die Republik Aserbaidschan hat 8,2 Millionen Einwohner. 83% der Bevölkerung gehören zum Turkvolk der Aserbaidschaner. Die übrigen Nationalitäten stellen die Russen, Kurden, Ukrainer, Talyschen, Juden, Awaren, Mescheten, Tataren, Armenier, Georgier, und Lesginer. In Städten leben 52% der Bevölkerung. Unter 15 Jahre sind 28% der Bevölkerung. Bevölkerungswachstum: 0,89%.
Infolge des bewaffneten Konflikts mit Armenien und der seit 1993 bis 1994 andauernden armenischen Besetzung dieser Gebiete leben 700.000 bis 800.000 Aserbaidschaner (Stand 2003) als Flüchtlinge unter miserablen Lebensbedingungen.
Staats- und Amtssprache ist seit Ende der Sowjetunion allein Aserbaidschanisch. Seit Dezember 1992 gibt es wieder die türkisch-lateinische Schrift und seit 2001 ist diese allgemein für den amtlichen Schriftverkehr verbindlich. Die Bedeutung des Russischen nimmt immer mehr ab, es wird allerdings in der offiziellen Korrespondenz mit den anderen GUS-Staaten und der russischen Minderheit im Lande weiterhin genutzt.
Religion
Vorherrschende Religion ist der Islam. Aserbaidschan ist außer dem Iran und dem Irak das einzige Land mit schiitischer Bevölkerungsmehrheit: Über 66 % der Aserbaidschaner bekennen sich zur schiitischen Glaubensrichtungen und nur knapp 33 % zur sunnitischen.
Geschichte
Hauptartikel: Geschichte Aserbaidschans
Am östlichen Rande des Südkaukasus gelegen, gehört Aserbaidschan zu den ältesten industriellen Produktionsstätten von Energieträgern wie Öl und Gas. Bereits im frühen Mittelalter gehörte das als „griechisches Feuer“ bekannte Erdöl zum Exportschlager der Region um die Halbinsel Abscheron in Aserbaidschan.
Im persischen Reich der Sassaniden dienten die Fundstätten von Öl und Gas auf dem Gebiet von Abscheron und in anderen Ortschaften von Aserbaidschan nicht nur der Bereicherung des kaiserlichen Schatzamtes, sondern erlangten auch ihre Bedeutung als wichtige Kultstätten der damals herrschenden zoroastrischen Religionslehre. Bis heute kann man in vielen Bezirken Aserbaidschans die Überreste der alten zoroastrischen Tempel in Ortschaften mit besonders intensiven natürlichen Erdgasemissionen finden.
Die Ölfelder Abscherons wurden nach der Islamisierung Aserbaidschans als Quelle der sagenhaften finanziellen Wohlfahrt berühmt und zum Eigentum der religiösen Stiftungen (vaqf) erklärt. Somit trugen sie erheblich zum Erhalt und ihrer Blüte bei.
Der groß angelegte industrielle Abbau der kohlenwasserstoffhaltigen Energieträger auf dem Gebiet des heutigen Aserbaidschans ist jedoch auf engste Weise mit der so genannten „russischen“ Periode der Geschichte des Landes verbunden. Die russische Kolonialverwaltung im nördlichen Teil des Landes trieb Anfang der 1870er Jahre energisch die Versteigerung des Staatslandes auf der Halbinsel Abscheron voran.
Ziel war es, private Investitionen für den Abbau der wirtschaftlich attraktiven Ressourcen der Region zu gewinnen. Der darauf folgende wirtschaftliche Aufschwung, verbunden mit der enormen Produktionssteigerung auf den Feldern von Abscheron, schaffte eine erfolgreiche Grundlage für die autarke Versorgung der russischen Wirtschaft mit wichtigen Produkten der petrochemischen Industrie wie Kerosin, Masut und Schmierstoffe.
Während 1893 noch 51% der Weltförderung auf die USA und 46% auf Russland entfielen, hatte 1898 das Bakuer Revier die US-amerikanische Ausbeute überholt und stieg zum weltgrößten Erdölfördergebiet auf, welches auch den westeuropäischen Markt versorgte und sich mit amerikanischen Exporteuren einen harten Konkurrenzkampf lieferte.
Nach der Sowjetisierung 1920 und der Verstaatlichung aller aserbaidschanischen Produktionsstätten erfolgten neue Investitionen in die petrochemische Industrie Aserbaidschans. Die Folge war ein erheblicher Anstieg der Produktion, obwohl die direkte Kontrolle seitens der Moskauer Zentrale über die strategischen Ressourcen Aserbaidschans keine Möglichkeit zur Einflussnahme auf die Verteilung der Produktion seitens der aserbaidschanischen Republikführung zuließ. 1941 lieferte Aserbaidschan immerhin 175 Millionen Barrel Erdöl, was einem Anteil von 75% in der gesamtsowjetischen Produktion entsprach. Es ist deshalb nicht überraschend, dass die Ölfelder von Baku zu strategischen Zielen des Kaukasus-Feldzuges der Wehrmacht während des 2. Weltkrieges erklärt wurden.
Mit der Exploration der neuen gigantischen Ölfelder in anderen Regionen der UdSSR, insbesondere in Westsibirien, ging die Bedeutung der aserbaidschanischen Ölquellen im wirtschaftlichen Leben der Sowjetunion allmählich zurück. Die hohe Qualität des aserbaidschanischen Erdöls, gemessen an seinem niedrigen Schwefelanteil, ermöglichte jedoch auch später seinen Einsatz als Treibstoff für Flugobjekte, insbesondere für Militärflugzeuge und Raketen. Außerdem lieferten die in Baku ansässigen Ausbildungseinrichtungen weiterhin das notwendige Fachpersonal für die sowjetische petrochemische Industrie.
Das verursachte Chaos durch die militärischen Auseinandersetzungen um die Berg-Karabach-Region Armeniens führte in ersten Jahren der Unabhängigkeit (erklärt am 18. Oktober 1991) zum Rückgang der gesamten nationalen Öl- und Gasförderung. In den nächsten Jahren wurde das niedrigste Förderungsniveau registriert: acht bis neun Millionen Tonnen jährlich.
Politik
Aserbaidschan ist eine Präsidialrepublik mit einem Ein-Kammer-Parlament. Die Verfassung wurde am 12. November 1995 verabschiedet.
Das aserbaidschanische Parlament, die Nationalversammlung (aserb. Milli-Meclis) hat 125 Sitze, die nach einem gemischten Proportional- und Mehrheitswahlsystem für eine Periode von fünf Jahren gewählt werden. Ein Parlamentssitz wird für den Wahlkreis Berg-Karabach (Dağliq Qarabağ) freigehalten. Das Parlament wurde am 4. November 2000 für fünf Jahre gewählt.
Staatsoberhaupt ist der Präsident, der in geheimer, allgemeiner Wahl für die Periode von fünf Jahren gewählt wird. Staatspräsident ist Ilham Äliyev, Sohn des zuvor verstorbenen Staatspräsidenten Heydär Äliyev. Er wurde am 15. Oktober 2003 mit über 80% der Stimmen gewählt und wurde am 31. Oktober 2003 inauguriert.
Ministerpräsident ist seit dem 4. November 2003 wieder Artur Rasizadä von der Präsidentenpartei Neues Aserbaidschan.
Außenminister ist Elmar Mämmädyarov.
Die Opposition warf der Regierung bei den Präsidentenwahlen im Oktober 2003 Wahlbetrug vor. Internationale Wahlbeobachter (unter anderem von der OSZE) berichteten von Fälschungen und Einschüchterungsversuchen. Nach Bekanntgabe des Ergebnisses kam es am 16. Oktober in der Hauptstadt Baku zu Unruhen, bei denen mindestens zwei Menschen getötet, viele verletzt und mehrere Oppositionspolitiker festgenommen wurden.
Seit der Unabhängigkeit Aserbaidschans verlief außer der Präsidentenwahl 1992, aus der Ebulfes Elchibei als Sieger hervorging, jede Wahl undemokratisch.
Mitgliedschaften in internationalen Institutionen: UNO, GUUAM, GUS, Europarat, OSZE, IWF, EBRD, Weltbank, Schwarzmeer-Wirtschaftskooperation, OATCT.
Der Konflikt um Berg-Karabach
Aserbaidschan befindet sich in einer langdauernden Auseinandersetzung mit der Nachbarrepublik Armenien um Berg-Karabach, ein Gebiet auf aserbaidschanischem Territorium, das mehrheitlich von Armeniern bewohnt wird, sich 1991 für unabhängig erklärte und inzwischen durch armenische Streitkräfte besetzt wurde. Für Details zu diesem Konflikt siehe den Artikel Berg-Karabach.
Militär
Allgemeine Wehrpflichtdauer: 1,5 Jahre
Streitkräfte: 72.100 Mann
Militärausgaben: 6,6% am BSP
Infrastruktur
Eisenbahnnetz: 2123 km (davon 1300 km elektrifiziert)
Straßennetz: 24.981 km (92,3% befestigt)
Motorisierung: 49 Kfz/1.000 Einwohner
Internationaler Flughafen: Baku
Wirtschaft
Die Wirtschaftsentwicklung Aserbaidschans verläuft dynamisch. So betrug die Wachstumsrate des BIPs im Jahr 1999 7,4%, 2000 11,4% und 2001 9,9%. Diese Entwicklung basiert jedoch zu einem großen Teil auf einer expansiven Erdölindustrie, welche den wichtigsten Wirtschaftszweig des Landes darstellt.
Kultur
Berühmte Aserbaidschaner
- Üsejir Hadschibejow (* 18. September 1885 in Schuscha; † November 1948 in Baku) war ein Komponist und Autor der ersten Oper (namens "Leyli und Medschnun") im islamischen Orient
- Muhammed Fuzuli (* 1495; † 1556) war ein Dichter aus dem Gebiet des heutigen Irak, der für seine lyrischen Werke eine besondere Berühmtheit im orientalischen Kulturkreis erlangt hatte
- Kara Karajew (* 1918; † 1982), Fikret Amirow (*1922; † 1984) und Faradsch Karajew (* 1943) sind die bekanntesten Komponisten klassischer Musik in Aserbaidschan
- Aziza Mustafa Zadeh (* 19. Dezember 1969 in Baku) ist eine Komponistin, Pianistin und Sängerin
- Vagif Mustafa Zadeh (* 1940 in Baku/Aserbaidschan; † 16. Dezember 1979 in Taschkent/Usbekistan) war ein Komponist und Pianist. Die von Vagif entwickelte musikalische Stilrichtung ist eine Mischung aus Jazz, Elementen der klassischen Klaviermusik und traditioneller aserbaidschanischer Improvisationsmusik Mugam, einem musikalischen Modalsystem, das Intervalle, Melodieführung und Rhythmus bestimmt.
- Lotfi Zadeh (* 1921 in Baku): Erfinder der "Fuzzy Logic"
- Anar(* 1938 in Baku) ist berühmter moderner aserbaidschanischer Schriftsteller. In Deutschland war besonders sein Roman "Der Lift fährt vorbei"(1978)) bekannt, der über unglückliche Liebe zwischen Tähminä und Saur erzählt, die an den konservativen Traditionen der Gesellschaft scheitert.
- Nizami
- Faslullah Naimi Täbrisi
- Imadäddin Näsimi (* 1370 in Schamachi-Aserbaidschan, † 1447 in Aleppo (Syrien)) war berühmter aserbaidschanischer Dichter und Verbreiter der Khurufismus-Lehre
- Wagif
- Gasim bej Zakir
- Abdurrahim bej Hagwerdijew
- Mirsä Fätäli Akhundov(* 1812 in Nukha(Schäki)-Aserbaidschan; † 27. Febuar 1878 in Tiflis), Schriftsteller, Aufklärer,Philosoph, Autor der ersten Theaterkomödien im islamischen Orient und des ersten Entwurfes des lateinischen Alphabets für Türkvölker
- Yusif Wäsir Tschämänsäminli(* 1887 ; † 1943), Schriftsteller, nach aserbaidschanischen und türkischen Quellen Autor des berühmten Romans Ali und Nino
- Ismail I. (Schah)( † 1524) Gründer des Staates der Safawiden im 16. Jh. und Dichter
- Müslüm Magomajew (Sänger)(* 17. August 1942 in Baku)
- Müslüm Magomajew (Komponist)
- Babak
- Natavan
- Mirsä Schäfi Waseh (* 1792 † 1852)
- Reza Khan Pahlavi (* 16. März 1878 in Alasht, Iran † 26. Juli 1944 in Johannesburg, Südafrika), Schah von Iran