Anton Straub
Anton Straub, Dr. Theol. u. Dr. Phil., Professor der Dogmatik (* 15. Juli 1852 in Großbockenheim, † 5. Dezember 1931 in Wien) war ein katholischer Priester der Diözese Speyer, später Jesuit, weltberühmter Theologe u. Buchautor.
Leben
Anton Straub wurde am 15.Juli 1852 als Sohn des Schullehrers Georg Straub und seiner Ehefrau Katharina Straub geb. Bescher, in Großbockenheim geboren. Er absolvierte zusammen mit seinem um 1 Jahr jüngeren Bruder - dem späteren Geheimrat u. Chirurgen Dr. Georg Straub – das Gymnasium in Speyer. Dort war auch Franz Bettinger, der zukünftige Kardinal, sein Mitschüler, mit dem ihn eine lebenslange Freundschaft verbinden sollte. Anton Straub fühlte sich zum Priester berufen u. wurde 1869 aufgrund seiner hohen Begabung ins deutsche Kolleg zu Rom, dem berühmten „Germanicum“ aufgenommen. Dieses wird von den Jesuiten geführt u. steht bis heute Priesterkandidaten aus allen Ländern deutscher Zunge u. aus der alten ungarischen Reichshälfte Österreichs offen. Noch zu Straubs Zeit trugen die Alumnen als Zeichen ihrer Zugehörigkeit rote Talare u. wurden daher im Volksmund auch „die Krebse“ genannt. Grundsätzlich handelt es sich um eine Elite der heimatlichen Seminaristen, die auf Vorschlag ihrer Oberen dorthin entsandt werden. Sie galten u. gelten als besonders romtreu u. man spricht von der sogenannten „Romanitas“ der Germaniker, weshalb sie besonders in der Zeit des Kulturkampfes, während der NS-Herrschaft u. im kommunistischen Machtbereich des Ostblocks stark angefeindet u. ausgegrenzt wurden. Nicht wenige von ihnen gelangten trotzdem als Prälaten, Theologie-Professoren, Bischöfe u. Kardinäle zu den höchsten Kirchenämtern. Als Germaniker erlebte der Bockenheimer Theologiestudent Anton Straub das Erste Vatikanische Konzil mit.
Als Priester der Diözese Speyer und Jesuit
7 Jahre lang hatte Anton Straub in Rom Philosophie und Theologie studiert, am 4. Juni 1875 die Priesterweihe empfangen u. nun kehrte er 1876 mit zwei Doktortiteln geschmückt, in seine Heimatdiözese Speyer zurück. Dort schickte man ihn zunächst als Kaplan nach Weyher, anschließend nach Homburg (Saar). Schon auf der Heimreise von Rom suchte er beim General der Jesuiten um Aufnahme in den Orden nach u. erhielt die Erlaubnis dazu. Da jedoch in Deutschland der Kulturkampf herrschte u. die Jesuiten gerade wieder einmal ausgewiesen worden waren, trat Dr. Anton Straub 1878 – gegen den Willen seiner Eltern – zu St. Andrä in Kärnten, in diesen Orden ein. In der Habsburgermonarchie konnte sich die Gesellschaft Jesu frei entfalten und man legte ihm daher keinerlei Hindernisse in den Weg. Sein Nachruf beschreibt Pater Straub als „Gelehrtennatur mit tiefem Spekulationstalent“, der in seinem Orden demgemäß Verwendung gefunden habe. Nach seinem Noviziat ging er ab 1879 nach Innsbruck, um sich zu habilitieren. 1886 wurde Pater Straub Dozent, 1894 Extraordinarius und 1898 Ordinarius für Dogmatik an der Theologischen Fakultät der Universität Innsbruck. Hier lehrte er bis 1900 als Professor. Nachdem er Ende 1900 krankheitsbedingt aus dem Universitätsbetrieb ausscheiden mußte, ward er 1901 zum Honorarprofessor ernannt, konnte seine Lehrtätigkeit jedoch nie wieder aufnehmen. Im Nachruf heißt es darüber, sein Bruder Dr. Georg Straub aus Edenkoben, namhafter Chirurg und Generaloberarzt der Bayerischen Armee, habe ihm damals in Innsbruck das Leben gerettet. Im November 1902 zog sich Pater Anton Straub zurück und übersiedelte ins Kolleg der Jesuiten zu Kalksburg bei Wien, wo seine wichtigsten Publikationen entstanden. Dort verfasste er in lateinischer Sprache das 2-bändige Werk „Die Kirche“, welches ihn unter den katholischen Gelehrten in aller Welt bekannt machte. Es erschien 1912 unter dem Titel „De Ecclesia Christi“ u. eine neuzeitliche Würdigung konstatiert: „er hat darin eine Fülle von Material zusammengetragen - eine für die damalige Zeit außerordentliche Leistung.“ (Margit Ksoll-Marcon, in T. Bautz, Biogr. Kirchenlexikon). In der Kalksburger Zeit beschäftige er sich wissenschaftlich u.A. mit der Analyse des persönlichen Glaubensaktes, worüber er 1922 das Buch „De analysi fidei“ veröffentlichte. Eine Vielzahl kürzerer theologischer Abhandlungen aus seiner Feder finden sich zw. 1887 u. 1926 in der „Zeitschrift für katholische Theologie“ (Wien/Innsbruck, gegründet 1877). Aus politischen Gründen nicht publiziert wurde sein Buch, zur immer noch offenen „Römischen Frage“, die Pater Straub beschäftigte, seit er 1870 die Besetzung des Kirchenstaates durch italienische Truppen miterlebt hatte. Damals bahnte sich aber bereits eine Lösung in der Gestalt eines päpstlichen Zwergstaates „Vatikanstadt“ an, die schließlich 1929 Wirklichkeit wurde u. die man durch solche Veröffentlichungen nicht unnötig gefährden wollte. Von 1902 bis zu seinem Tod, am 5. Dezember 1931, wirkte Pater Dr. Anton Straub in aller Stille als Priester u. Theologe im Jesuitenkolleg Kalksburg bei Wien. Er wurde in einem Gemeinschaftsgrab der Jesuiten auf dem Gemeindefriedhof des XXIII. Wiener Bezirks Kalksburg beigesetzt.
Nachruhm
„Der Pilger“ (Kirchenzeitung des Bistums Speyer) publizierte seinerzeit einen ausführlichen und ehrenden Nachruf auf Pater Anton Straub (Nr. 50 vom 13.12.1931). Der Pilger-Kalender von 1933 enthält einen nachträglichen Kurz-Nachruf u. das vermutlich einzige noch erhaltene Photo von ihm. In unseren Tagen erhielt der Jesuit eine kleinere Würdigung im „Lexikon für Theologie und Kirche“ (Freiburg 1964) sowie im „Biographisch-Bibliographischen Kirchenlexikon“ von Traugott Bautz (Band XI,1996, auch im Internet einsehbar), außerdem eine Notiz im „Lexikon Pfälzer Persönlichkeiten“ von Viktor Carl. Die Rheinpfalz (Lokalausgabe Unterhaardter Rundschau) publizierte am 15. Februar 2008 einen Gedenkartikel an Pater Anton Straub unter dem Titel: "Von Bockenheim nach Rom, ins deutsche Jesuitenkolleg" (Autor: Joachim Specht).
In Honolulu auf Hawaii (USA) ist seit 1961 das neu gegründete medizinische Forschungszentrum „Straub Medical Research Institute“ nach dem dorthin ausgewanderten u. äußerst angesehenen Arzt Dr. Georg Francis Straub (1879-1966), dem Neffen von Pater Anton Straub benannt.
Weblinks
Personendaten | |
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NAME | Straub Anton |
ALTERNATIVNAMEN | Pater Anton Straub S.J. |
KURZBESCHREIBUNG | Priester der Diözese Speyer, später Jesuit in Innsbruck und Wien |
GEBURTSDATUM | 15. Juli 1852 |
GEBURTSORT | Bockenheim an der Weinstraße |
STERBEDATUM | 5. Dezember 1931 |
STERBEORT | Wien |