Henryk Sucharski

Der polnische Major Henryk Sucharski (12. November 1898 in Gręboszowie, 30. August 1946 in Neapel) kommandierte die Truppen, die bei Kriegsbeginn am Hafen der internationalisierten Freien Stadt Danzig das polnische Waffendepot Westerplatte verteidigten. Nach dem Schulbesuch im 2. KuK Gymnasium in Tarnów absolvierte er eine Kadetten-Ausbildung bei der k.u.k.-Armee. Sein Stellvertreter war 1939 Franciszek Dąbrowski. Unter Sucharski wurde die Stellung von 182 polnischen Soldaten gegen die Angriffe der Stosstrupps des Linienschiffs Schleswig−Holstein und der Danziger Heimwehr sieben Tage gehalten. Allerdings ist dabei die miltärisch Rolle von Sucharski zweifelhaft. Er wurde am Abend des 1. September von Hauptmann Dąbrowski und den Offizieren wegen Defätismus und aufgrund eines Kapitulationsversuchs seiner Funktion enthoben. Die weiße Fahne wurde vom Dach der Kaserne entfernt und die polnischen Verteidiger der Westerplatte hielten weiter die Stellung unter Führung Hauptmann Dąbrowskis. Sucharski beruft sich dagegen auf einen Befehl das Depot möglichst 12 Stunden zu verteidigen, da ein Entsatz durch weitere Truppen vom Oberkommando nicht mehr geplant war. Während der Verteidigung gab es keinen Kontakt zum Oberkommando.
Auf der Westerplatte, einer mit Gdynia (dt. Gdingen) verbundenen Halbinsel an der Mündung der Weichsel in die Ostsee, ursprünglich ein beliebter Badestrand für Danzig, legten die Polen nach 1925 ein Munitionsdepot an und sicherten es im Lauf der Jahre zum Teil heimlich durch zwanzig Bunker. Am 14. März 1925 erlaubte der Völkerbundsrat Polen, auf der Westerplatte außerhalb der internationalisierten Stadt und ihres Hafens eine eigene Umschlagbasis für Kriegsgerät zu bauen. Die Rahmenbedingungen dafür legte der Rat des Völkerbunds fest: das Ausheben eines Hafenbeckens, die Stationierung von 88 Soldaten ( 2 Offiziere, 20 Unteroffiziere und 66 Mann), bis zu 30 Zivilpersonen und die dafür erforderlichen Unterkünfte und Lagerhallen. Der Bau von Verteidigungsanlagen war nicht gestattet. Die Stadt Danzig überließ das Gelände dem polnischen Staat unbefristet und unentgeltlich.
Um 4.45 Uhr begann die „Schleswig-Holstein“ aus ihren 150-mm-Geschützen den Beschuss der Westerplatte. Mit der Bombardierung von Wieluń und diesen Schüssen hatte Deutschland den neuerlichen Weltkrieg begonnen. Am Nachmittag des 2. Septembers bombardierten 40 Ju-87 (Stukas) die Westerplatte. Am Morgen des 7. Septembers um 10:15 kapitulierte Sucharski. Der deutsche General Friedrich G. Eberhart gab darauf dem polnischen Kommandeur Sucharski für die Dauer der Kriegsgefangenschaft seinen Säbel zurück. Ein Foto mit ihm im Oflag II B Arnswalde (heute Choszczno) zeigt ihn im Zentrum von weiteren 30 polnischen Offizieren. Davor war er im Oflag IV A Hohnstein in Sachsen und danach im Oflag II D Groß Born (heute Borne Sulinowo) gefangen.
Henryk Sucharski starb 1946 in Neapel. Seine sterblichen Überreste wurden 1971 von Neapel nach Danzig überführt und auf der Westerplatte beigesetzt.
Sieben Fahnenmasten symbolisieren dort noch heute die sieben Tage dauernde Verteidigung. Das Denkmal der Verteidiger der Westerplatte ist für viele Polen ein Symbol des Widerstandes gegen "Nazideutschland".
Literatur
- Drzycimski A., Major Henryk Sucharski, Wrocław 1990 (polnisch)
- Mariusz Borowiak, Westerplatte. W obronie prawdy., Gdańsk : GDW, 2001 (polnisch)
Weblinks
- Biogram Henryka Sucharskiego
- Informationen bei Westerplatte.org (polnisch)
- Dr Jerzy Pogonowski, Bój o Lwów (polnisch)