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Marshallplan

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Der Marshallplan (engl. European Recovery Program) war ein wirtschaftliches Wiederaufbauprogramm für das nach dem Zweiten Weltkrieg zerstörte Europa.

Der Name

Das Programm wurde nach dem US-Außenminister und Friedensnobelpreisträger des Jahres 1953 George Marshall (Amtszeit 1947-1949) benannt, auf dessen Initiative es zurückgeht.

Geschichte

  • George F. Kennan arbeitet im Mai 1947 die Grundzüge im Auftrag von Marshall aus.
  • Marshall stellt seine Idee vom europäischen Wiederaufbau erstmals am 5. Juni 1947 in einer Rede an der US-amerikanischen Harvard Universität vor Studenten vor.
  • Nachdem die Details des Marshallplanes auf mehreren Konferenzen besprochen worden waren, bildeten 1948 16 europäische Länder den Ausschuss für europäische Zusammenarbeit (OEEC), den Vorläufer der heutigen OECD. Die USA garantierte diesen Ländern im Rahmen des Europäischen Wiederaufbauprogramms (ERP) bis zum Jahr 1952 finanzielle Unterstützung. Insgesamt wurden damals 100 Milliarden Dollar zur Vefügung gestellt. Begleitet wurde dieses Programm von einer Informationskampagne für die Bevölkerung der beteiligten Staaten, die aus heutiger Sicht irgendwo zwischen praktischen Ratschlägen, politischer Bildung und Propaganda anzusiedeln ist.

Ursprünglich war die Unterstützung für alle kriegsbeteiligten Länder geplant. Doch die Sowjetunion zwangen einen Teil der Länder in ihrer Einflusssphäre auf die Mittel zu verzichten. Auch die damals noch demokratische Tschechoslowakei musste auf Druck Moskaus verzichten. So konnten nur die westlichen Länder davon profitieren. Auch die neutralen Staaten wie die Schweiz und Schweden bekamen finanzielle Hilfe.

Die Länder hatten allerdings auch Verpflichtungen einzugehen. Durch Währungsreformen musste der Staatshaushalt stabilisiert werden.

Der Originaltext des Marshallplans kann hier nachgesehen werden: wikisource:Marshallplan

Leistungen aus dem Marschallplan

Großbritannien: 3,6 Mrd. Dollar

Frankreich: 3,1 Mrd. Dollar

Italien: 1,6 Mrd. Dollar

Deutschland: 1,4 Mrd. Dollar

Niederlande: 1,0 Mrd. Dollar

Griechenland: 0,8 Mrd. Dollar

Österreich: 0,7 Mrd. Dollar

Verschiedene: 2,4 Mrd. Dollar

Die Mittel

Die USA gewährten aufgrund des Marshallplans Europa Gelder in Höhe von insgesamt fast 13 Milliarden US-Dollar (USD), Westdeutschland erhielt davon ca. 1,4 Milliarden USD. Die Gesamtsumme entspricht im heutigen Geldwert etwa 100 Milliarden USD.


Die Verwaltung der Mittel in Deutschland

Eine besondere Bedeutung bekam die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW), die am 16. Dezember 1948 in Frankfurt am Main ihre Arbeit aufnahm. Am 5. November 1948 hatte der Wirtschaftsrat des Vereinigten Wirtschaftsgebietes die Voraussetzungen geschaffen. Hermann Josef Abs wurde Vorstand.

In Österreich

Österreich gelang es als einzigem Land, das nicht nur von westlichen, sondern auch durch sowjetische Truppen besetzt war, zu den Geldmitteln des Marshallplans zu kommen. Das Abkommen zwischen der USA und Österreich wurde am 2. Juli 1948 geschlossen, nach dem Österreich die Mittel als Grants (Geschenk) in Form von Sachgütern bekam. Im Gegenzug musste Österreich den Schilling stabilisieren und den Staatshaushalt möglichst ausgeglichen gestalten. Die Sowjets ließen sich die Zustimmung in der alliierten Kommission durch einen anderen Wechselkurs ihrer Barvermögen abkaufen.

Die erhaltenen Waren mussten zum Inlandspreis verkauft werden. Die erzielten Geldmittel mussten auf ein Counterpart-Konto eingezahlt werden. Warenlieferungen erfolgten bis 1953 und erreichten einen Wert von ungefähr einer Milliarde Dollar. Dieses Konto wurde am 12. Juli 1962 in die Verfügungsgewalt des österreichischen Staates übergeben aus dem dann der privatwirtschaftlich geführte ERP-Fond entstand.

Die wirtschaftliche Bedeutung für die USA

Nach dem Zweiten Weltkrieg befürchteten liberale amerikanische Wirtschaftskreise wegen des wirtschaftlichen Niederganges Europas den Verlust wichtiger Absatzmärkte bzw. Handelspartner. Das wirtschaftliche Erstarken Europas nützte auch dem amerikanischen Export.

Die politische Bedeutung für die USA

Daneben kam dem Programm jedoch auch eine wichtige Funktion im Rahmen der seit März 1947 von den USA verfolgten Eindämmungspolitik gegenüber der UdSSR zu. Die Bindung der Regierungen und Volkswirtschaften der europäischen Länder an die USA wurde verstärkt. Obwohl das Angebot amerikanischer Wirtschaftshilfe offiziell auch an die UdSSR und andere kommunistische Länder gerichtet worden war, konnte aus ideologischen Gründen eine Annahme nicht erwartet werden.

Die UdSSR und der Marshallplan

Die UdSSR lehnte erwartungsgemäß eine Beteiligung am ERP als Einmischung in die Souveränität der europäischen Staaten ab. Sie verhinderte die Einbeziehung der in ihrem unmittelbaren Einflussbereich befindlichen Staaten Mittel- und Osteuropas in den Marshall-Plan. Stattdessen initiierte die UdSSR die Gründung des Kominform und im Januar 1949 des RGW als politisch-wirtschaftlichem Gegenstück zur Eindämmungspolitik und dem Marshallplan.

Heutige Lage in Deutschland

Zur Zeit verwaltet das Bundeswirtschaftsministerium das Sondervermögen in Höhe von zwölf Milliarden Euro und finanziert damit Programme zur Wirtschaftsförderung. Für die Zukunft ist geplant, den Sonderfonds an die staatliche KfW-Bankengruppe zu übertragen.

Siehe auch