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JHWH

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JHWH ist der Eigenname Gottes in der Hebräischen Bibel. Er wird im Hebräischen als Tetragramm (Vierfachzeichen) dargestellt. Die Buchstaben jod(י), he(ה), waw(ו), he(ה) ergeben, von rechts nach links gelesen, das Wort יהוה – JHWH. Im hebräischen Text der Biblia Hebraica Stuttgartensia kommt diese Namensform genau 6.828 mal vor und ist damit der häufigste Eigenname der Bibel.

Vorlage:Bidirektional

Verschiedene in der hebräischen Quadratschrift geschriebene Papyri und Codices geben das Tetragramm im Unterschied zu anderem Text stets in althebräischer Schrift wieder, was als Zeichen der besonderen Ehrfurcht vor dem Namen Gottes gedeutet wird.

Ein Ende des 20. Jahrhunderts gefundenes Tablett mit den phönizischen Zeichen YOD HE W HE (J-E-W-E) wird als die erste Aufzeichnung des Namens Jahwe angesehen. Das damalige Zeichen W war jedoch eigentlich ein S(sin) (vgl. das Phönizische Alphabet).

Bedeutung

Im Buch Bereschit (Genesis) erscheint "JHWH Elohim" im 2. Kapitel (Vers 4) erstmals als Name des Schöpfergottes. Die auffällige Unterscheidung des Namens von dem allgemeinen Titel "Gott, Götter" hat die Forschung schon im 19. Jahrhundert auf verschiedene Quellschriften aufmerksam gemacht, die in der Genesis nebeneinander stehen und den Pentateuch durchziehen (den so genannten "Jahwisten" und den "Elohisten").

Das Buch Schemot (Exodus) gibt im 3. Kapitel eine ausdrückliche Erklärung: sowohl für das Nebeneinander von "Elohim" und "Jahwe" als auch für den Gottesnamen selbst. Danach war Gott den Stammvätern der Israeliten anfangs nicht namentlich bekannt, sondern wurde nach dem benannt, dem er zuerst begegnete ("Gott Abrahams, Gott Isaaks, Gott Jakobs", Vers 6). Erst Mose, der Israel aus Ägypten führte, erhielt auf seine Nachfrage den Eigennamen Gottes. Dabei erklärt Gott selbst seinen Namen mit אהיה אשר אהיה (Vers 14).

Die Bedeutung dieses zentralen Verses ist höchst umstritten. Man nimmt an, dass er auf die eng verwandten Wurzeln הוה (hawah - sein, werden) und היה (hajah - geschehen, veranlassen, da sein) zurückgeht und bewusst mit deren Vieldeutigkeit spielt. Denn Präsens und Futur sind in hebräischen Verben oft identisch. Im Hifil (hebräische Verlaufsform) kann JHWH demnach bedeuten: "Er veranlasst zu werden". Übersetzt man den Vers im Präsens, dann würde er lauten: "Ich bin, der ich bin". Im Futur kann er auch heißen: "Ich werde mich erweisen" oder "Ich werde (für euch) (da) sein" oder "Ich werde mich erweisen, als der ich mich erweisen werde". Diese Bedeutung legt sich aus dem Kontext nahe, weil es in Vers 12 hieß: "Ich werde mit Dir sein" und in Vers 8 das zukünftige Handeln Gottes am Volk Israel genannt wird.

Die Septuaginta übersetzt unter dem Einfluss der griechischen Philosophie später jedoch: "Ich bin der Seiende" oder futurisch: "Ich werde mich als seiend erweisen." Damit verschiebt sie den Sinnakzent bereits vom dynamischen Handeln, in dem Gott sein Wesen zeigt (wer ist Gott-für-uns?), zur eher statischen Theorie des Wesens- (Essenz-) oder Substanz-Begriffs (was ist Gott-an-sich?). Wird der Kontext jedoch für die Deutung herangezogen, dann ist der Name untrennbar von der Rettungszusage an Mose und Israel. Zugleich aber enthält diese Offenbarung eine deutliche Zurückweisung: "Ich bin für Dich da", aber "Ich bin, der ich bin" bzw. "Ich werde sein, der ich sein werde".

Daraus erklärt sich auch der auffällige Tatbestand, dass der Gottesname in den prophetischen Gottesreden der Bibel nie zum Objekt wird, sondern immer als Subjekt auftritt: "So spricht JHWH: Ich...". Anders als in der Namensmagie vieler Naturreligionen (siehe Rumpelstilzchen) lässt dieser Gott sich nicht herbeizitieren und über sein Wesen verfügen, sondern bleibt unverfügbar und souverän: auch dem gegenüber, der ihn anruft und seine Zusage erhält.

Aussprache

Die ursprüngliche Aussprache des Namens ist unsicher. Zum einen ist Althebräisch eine reine Konsonantenschrift, zum anderen wurde der Gottesname im Judentum spätestens seit dem 2. nachchristlichen Jahrhundert nicht mehr ausgesprochen. Dies hing mit der Heiligung des Gottesnamens zusammen, die im Dekalog wie das Bilderverbot als unmittelbare Folge des 1. Gebots erscheint (Ex. 20, 7). Wer den Namen Gottes auszusprechen vermied, konnte ihn auch weniger leicht entheiligen oder missbrauchen. (Dieses Verbot scheint so logisch, als würde man die Ehe verbieten um Ehebruch zu vermeiden!) Jesus sagte im 1. Jhd. von den Juden:"So macht ihr Gottes Gebot ungültig durch eure eigenen Vorschriften". Mat. Kapitel 15 Vers 6.

In der Lesung der Bibel wurde der Name stets durch die Anrede Adonai ("mein Herr") ersetzt, außer in der Kombination Adonai JHWH: Diese wurde Adonai Elohim ("Herr Gott") gelesen. Die Samaritaner sagen stattdessen Shema, was "der Name" bedeutet. Nur am Jom Kippur wurde der Gottesname vom Hohepriester ausgesprochen, wobei dies jedoch durch lauten Gesang der Leviten akustisch überdeckt wurde. Vermutlich klang es wie "Jahweh" (mit deutlich hörbarem H), "Jahuh" oder "Ihuah". Denn hebräische Konsonanten konnten zum Teil auch Vokalcharakter annehmen.

Sicher ist eigentlich nur, daß die Vokalisierung “Jehova ” am weitesten verbreitet ist. So ist der Name Jehova schon seid Jahrhunderten in Gebrauch, z.B. verbürgt auf einer Münze von 1634 n.Chr. einem Reichstaler der im Herzogtum Schlesien geprägt wurde. Oder über dem Portal einer Kirche auf Fehmarn.

Man weis nicht wie die Israeliten den Eigennamen Gottes ausgesprochen haben. In Wirklichkeit ist die Aussprache auch nicht das Wichtigste, denn auch die anderen Namen biblischer Personen benutzen wir heute nicht in der Urform. So nennen wir den Sohn Gottes Jesus, obwohl man weis das er eher - Jehoshua, Jeshua oder ähnlich geheissen hat. Allerdings ist er als Jesus bekannt, diese Form ist verbreitet und gebräuchlich.

Welche Form des Gottesnamens ist verbreitet und gebräuchlich? Jehova! Und das seid Jahrhunderten. Heutige Erklärungen diese Form sei falsch und eine andere Art richtig, scheinen eher mit dem Bekanntheitsgrad einer religiösen Gruppe zu tun zu haben, die den Namen Gottes benutzt und sich sogar nach ihm genannt hat.

Schreibweise

Erst die Masoreten führten ein Punktationssystem für die Vokale ein und vereinheitlichten damit die Aussprache. Dabei punktierten sie unter und über das Tetragramm die Vokale von "Adonaj" (= Herr). Diese Vokalisierung sollte verhindern, dass jemand, der nicht gut hebräisch lesen kann oder unkonzentriert ist, versehentlich den Namen Gottes ausspricht. Dem der hebräischen Schrift Kundigen dagegen sagte diese Punktation (Vokalisation), dass an dieser Stelle etwas anderes geschrieben stand (ketib), als zu lesen war (qere), und er demgemäß das Wort "Adonaj" auszusprechen habe. Wo die Kombination Adonaj JHWH erscheint, die als Adonaj Elohim zu lesen ist, wurde JHWH entsprechend den Vokalen von Elohim punktiert.

Nahm man die Lesart wörtlich, dann entstand in Kombination mit den Konsonanten das Wort "JeHoWaH", latinisiert "Jehova": Das A - hebräisch Schwa - in einer Anfangssilbe wird nach Konsonant zu kurzem E, während es bei "Adonaj" als A (Ajin) erscheint, um die Aussprache ohne Konsonant hörbar zu machen. Das verbreitete Unwissen über diese Eigenheiten der masoretischen Bibelvokalisierung hat zu dem Missverständnis geführt, dass der Gott Israels "Jehova" heiße.

Die Biblia Hebraica Stuttgartensia kennt den Masoreten folgend verschiedene Vokalisierungen des Namens wie "JeHWáH", "JeHWíH" und "JeHoWáH":

JHWH Jehwáh Jehwíh Jehowáh Jehowíh
Darstellung

Verschiedene Lehrmeinungen besagen zum Beispiel:

  • dass die "Vokalisation des Tetragrammatons ursprünglich JeHuàH oder JaHuàH gewesen sein" (The Mysterious Name of Y.H.W.H.,Dr. M. Reisel, 1957, Seite 74).
  • "Sanchuniathon schreibet Jevo, Diodorus aus Sicilien, Macrobius, Clemens Alexandrinus, der heil. Hieronymus und Origenes, Jao; die Samaritaner, Epiphanius, Theodoretus, Jahe, oder Jave; Ludwig Cappel lieset Javoh; Drusius, Jahve; Hottinger, Jehva; Mercerus, Jehovah; Castellio, Jovah; und le Clerc, Jawoh, oder Javoh." (Romanus Teller, 1749)
  • "Hinweise [lassen] erkennen, ja sogar beweisen, daß Jahwéh nicht die richtige Aussprache des Tetragrammatons war . . . Der Name selbst lautete wahrscheinlich JAHÔH" (Zeitschrift für die alttestamentliche Wissenschaft, Jg. 54, 1936, S. 269).
  • "Die Aussprache Yahvé, die in einigen neueren Übersetzungen verwendet wird, stützt sich auf ein paar alte Zeugen, aber sie sind nicht schlüssig. Zieht man Eigennamen, die den göttlichen Namen zum Bestandteil haben, in Betracht, wie zum Beispiel den hebräischen Namen des Propheten Elia (Eliyahou), dann könnte die Aussprache genausogut Jaho oder Jahou sein." (Kommentar in der revidierten französischen Segond-Übersetzung)

Kurzformen und Attribute

In poetischen Texten des Alten Testaments findet sich auch die Kurzform Jah. In dieser Form ist er auch enthalten im Wort Halleluja (hebr.: "halelu-Jah" was "Preiset Jah" bedeutet), das auch im Neuen Testament mehrfach vorkommt (Offenbarung 19, 1. 3. 4. 6). Die Aussprache "Jahwe" für die lange Form des Namens wurde v. a. aufgrund dieser Kurzformen als wahrscheinlichste Variante erschlossen. Jedoch verweisen einige Hebraisten darauf, dass die vier Konsonanten JHWH nach der gängigen hebräischen Vokalisation als dreisilbiges Wort ausgesprochen wurden. Demnach erschien der Gottesname entweder in einsilbiger Kurzform Jah oder als dreisilbige Form, z.B. Jehova oder Jahou(wa).

Andere alttestamentliche Bezeichnungen JHWHs sind El oder Elohim, wobei El die Kurzform von hebr. Eloha ist. Dies bedeutet wörtlich übersetzt soviel wie "Mächtiger". Elohim wird im Zusammenhang mit der Bezeichnung JHWHs als pluralis majestatis von Eloha verwendet. Ein weiteres Attribut JHWHs lautet Zebaot (der Heerscharen) und kennzeichnet JHWH als Anführer des Engel-Heers. Zebaot kommt fast ausschließlich in Kombination mit der Konsonantenfolge JHWH vor.

Griechische Übersetzung

Schon in der im dritten vorchristlichen Jahrhundert entstandenen griechischen Übersetzung des Alten Testaments, der Septuaginta, wird möglicherweise - teilweise analog zu Adonaj - das griechische Κυριος – Kyrios (Herr) – für den Gottesnamen gebraucht, wobei diese Änderung eventuell erst im 2. oder 1. vorchristlichen Jahrhundert im bereits bestehenden Text vorgenommen wurde. Eine andere Annahme geht davon aus, dass zunächst in den ursprünglichen Hss der LXX der Gottesname - wahrscheinlich in Hebräisch - beibehalten wurde und es erst später zu einem Wechsel zu "Kyrios" kam. In meist jüdischen Abschriften der Septuaginta ist der Name יהוה - mit althebräischen, hebräischen oder griechischen Buchstaben mitten im griechischen Text geschrieben - noch bis ins 9. Jahrhundert nach Christus nachweisbar (Ambrosiana O 39 sup.).

Da in späterer Zeit viele Gelehrte hebräisch nicht mehr verstanden, wurde die hebräische Variante vereinzelt als "PIPI" gelesen, da man sie mit den griechischen Buchstaben Π Ι Π Ι verwechselte. Teilweise wurde der Name, in griechischen Buchstaben transliteriert, als ΙΑΩ geschrieben, was die Aussprache "Jao" bzw. "Jaho" nahelegen würde (einen Buchstaben für den H-Laut hat die griechische Schrift nicht). Diese Form wird auch von Klemens von Alexandria überliefert.

Neues Testament

Es gibt in den bekannten neutestamentlichen Handschriften keine Textbelege für eine Verwendung des Tetragramms. Dort wird durchgängig ausschließlich das griechische Kyrios (Herr) verwendet, das das hebräische "Adonaj" - also die Umscheibung des Gottesnamens "Jahwe" - übersetzt.

Im Namen "Je- hoschuah" versteckt sich allerdings der Gottesname - wie in vielen hebräischen Vornamen: "Je" = "Jah-", "schuah" = retten: "Gott rettet". Mit der Übertragung des Kyrios-Titels auf den Menschen Jesus erhält "Gott" eine neue Namensdefinition: "Gott, der diesen Jesus von den Toten erweckt hat" (Römerbrief...). Jesus wiederum erhält mit dem Kyriostitel "den Namen, der über allen Namen ist" (Philipperbrief 2, 9).

Übersetzung im christlichen Sprachraum

Die Schreibweise Jehova(h) ist seit dem 13. Jahrhundert belegt. Sie geht auf den Dominikanermönch Raymund Martini zurück, der sie 1278 in seinem Werk "Pugio Fidei adversus Mauros et Judaeos" einführte. Später findet sie sich in vielen alten deutschen Bibelübersetzungen wie der unrevidierten Elberfelder Bibel, den Erstauflagen der katholischen Van-Eß-Übersetzung und auch an einzelnen Stellen in der englischen King-James-Übersetzung. Diese Verwendung übertrug sich auch in Hunderte von Kircheninschriften, Kirchenliedern, Münzen und literarischen Werke bis ins 20. Jahrhundert im deutschsprachigen Raum.

Die katholische Einheitsübersetzung gebraucht an etwa 120 Stellen Jahwe, schreibt an den meisten Stellen aber Herr. Die meisten evangelischen Bibelübersetzungen schließen sich der jüdischen Tradition an und schreiben Herr (teilweise auch als HErr oder HERR, um an dieser Stelle zu unterscheiden, ob JHWH oder Adonaj im Urtext steht; für Adonaj JHWH entsprechend Herr GOTT.). In den meisten anderen Sprachen wird dies ähnlich gehandhabt.

Die Zeugen Jehovas benutzen den Namen Gottes Jehova heute unter anderem auch in ihrer Bibelübersetzung "Neue-Welt-Übersetzung der heiligen Schrift" sowohl im Alten Testament (6973 mal) als auch im Neuen Testament (237 mal, siehe oben).

Auch die Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage (Mormonen) verwendet die Form Jehova, allerdings nicht ausschließlich. Diese Form erscheint vor allem in den Tempelritualen und hat dort eine spezielle esoterische Bedeutung, außerhalb des Tempels wird meist der Herr oder englisch the Lord gesagt.

Wiedergabe des Namens im Judentum

Im Judentum wird allgemein angenommen, dass das Tetragramm den Aspekt von Gottes Gnade besonders betont. Es erscheint bemerkenswert, dass somit im Judentum dieser Aspekt als besonders heilig angesehen wird.

Die Torah als auch die Mischna verbieten den Gebrauch des Gottesnamens nicht. Trotzdem konnte ein Jude im Altertum, der den Namen öffentlich aussprach, die Todesstrafe erleiden.

Jüdische Übersetzer berücksichtigen bei ihren Übersetzungen gewöhnlich die Vermeidung der Aussprache. Moses Mendelssohn übersetzte im 18. Jahrhundert den hebräischen Text erstmals ins Deutsche. Er entschloss sich, das Tetragramm mit "der Ewige" wiederzugeben. Schemot, also 2. Mose 3,13-15 übersetzte er:

13 Mosche sprach zu Gott: "Wenn ich nun zu den Kindern Jisraels komme und ihnen sage: Der Gott eurer Väter sendet mich, und sie sagen: Wie ist sein Name? Was soll ich ihnen antworten?" 14 Gott sprach zu Mosche: "Ich bin das Wesen, welches ewig ist." (hebr. ehjeh ascher ehjeh) Er sprach weiter: "So sollst Du zu den Kindern Jisraels sprechen: Das ewige Wesen, das sich nennt: 'Ich bin ewig' hat mich zu euch gesandt." 15 Gott sprach weiter zu Mosche: "So sollst Du zu den Kindern Jisraels sprechen: Das ewige Wesen, der Gott eurer Voreltern, der Gott Awrahams, Jizchaks und Jaakows sendet mich zu euch. Dies ist immer mein Name, und dies soll immer mein Denkwort sein in zukünftigen Zeiten....".

Nachfolgende jüdische Übersetzer orientierten sich an diesem Kompromiss. Martin Buber und Franz Rosenzweig lehnten diese Wiedergabe im 20. Jahrhundert ab. Dazu kommentierten sie: "Die Einsicht in den pronominalen Charakter oder Gehalt der ursprünglichen Namensform gab die Richtung an. Darum steht in unserer Verdeutschung Ich und Mein, wo Gott redet, Du und Dein, wo er angeredet wird, Er und Sein, wo von ihm geredet wird. ... An einzelnen Stellen der Schrift - außerhalb des Pentateuch -, wo der Name in seiner vollen Erschlossenheit sich manifestiert, weil eben die Gegenwärtigkeit Gottes verkündigt werden soll, musste 'Er ist da' gewagt werden."

(Anmerkung zu obigem Text: Während andere "ehjeh" mit "Ich bin" wiedergeben, übersetzt Moses Mendelssohn mit "ewiges Wesen". Nach Erklärung vieler jüdischer Ausleger bedeutet "Ehje" sowohl "Ich war", "ich bin" und "ich werde sein".)

Im Umgang als Nichtjude mit Menschen jüdischen Glaubens ist es empfehlenswert, in ihrer Anwesenheit den Gottesnamen nicht auszusprechen oder aufzuschreiben, sondern entsprechend zu umschreiben (der Herr, evtl. auch Adonaj, HaShem, d. h der Name usw.). Dies gilt für den in diesem Artikel diskutierten Gottesnamen. Manche strenggläubige Juden sprechen oder schreiben auch das Wort "Gott" nicht gerne aus. (So kommt es zu dies vermeidenden Schreibweisen wie: G´tt).

Bis zum August 2004 fand im Jüdischen Museum Berlin eine Sonderausstellung mit dem Titel "10+5=Gott. Die Macht der Zeichen" statt. Der Titel orientiert sich an den Zahlenwerten, die durch die hebräische Kurzform "Jod (=10) He (=5)" des Tetragramms (JHWH) repräsentiert werden. Überraschend ist, dass es nicht als Problem gesehen wird, die Zahlenwerte öffentlich zu verwenden, obwohl der Ausstellungskatalog ausdrücklich bemerkt: "... den Namen Gottes zu schreiben ist im Judentum ein Tabu. Dargestellt wird die 15 daher mit den Buchstaben (Waw) und (Teth) = 6+9." In der Ausstellung geschieht das nicht.

Bedeutung der Buchstaben in der Kabbala

Papus beschreibt in seinem Werk "Die Kabbala" (Fourierverlag, Papus, deutsche Übersetzung Julius Nestler, 1900) die Bedeutung der Buchstaben des heiligen Tetragrammatons (יהוה) ausführlich.

In verkürzter Form lautet die Erklärung:

Das Jod (י), das eigentlich nur als Punkt dargestellt wird, bedeutet das Prinzip, d.h. der Uranfang, aber auch das letzte Wesen der Dinge. Alle Buchstaben des hebräischen Alphabets sind nur durch verschiedene Gruppierungen des Jods entstanden. Das synthetische Studium der Natur brachte die Alten auf den Gedanken, dass es nur ein einziges Gesetz gebe, das alle Produktion der Natur beherrsche. Das Jod symbolisiert darin die Urquelle der Schöpfung. Der Anfang aller Dinge ist jedoch gleichzeitig der Urzweck am Ende aller Dinge. An diesen Anfang aller Dinge stellt die Kabbala die absolute Bejahung des Seins durch sich selbst, das Ur-Ich, die das Iod symbolisch zum Ausdruck bringt. Aber das Ich kann sich nur begreifen durch Gegenüberstellung des Nicht-Ichs.

Kaum ist die Bejahung des Ichs vollzogen, so tritt sofort die Gegenwirkung des absoluten Ichs auf sich selbst ein, wodurch in einer Art Teilung der Einheit die Erkenntnis der eigenen Identität folgt. Dieses Prinzip ist die Ursprung der Dualität, der Gegenüberstellung, der Zweiheit, das Sinnbild des weiblichen Wesens, wie die Einheit das Sinnbild des männlichen Wesens ist.

Das He, zweiter Buchstabe des großen, heiligen Namens, symbolisiert das Passive, sowie Jod das Symbol des Aktiven ist, und ebenso das Nicht-Ich oder Du in Beziehung zum Ich, das Weib in Beziehung zum Mann.

Die Gegenüberstellung des Ich und des Nicht-Ich lässt sofort einen weiteren Faktor entstehen, eben die Beziehung zwischen diesem Nicht-Ich und Ich. Das Vau (ו), symbolisiert die Beziehung, ursprünglich einen Haken und Bindeglied in der Natur. Außerhalb dieser Trinität (יהו (IHV), die als Gesetz betrachtet wird, existiert nichts. So bilden in Wahrheit nur drei Buchstaben den großen heiligen Namen. Der vierte Buchstabe, das He, ist nur eine Wiederholung des Zweiten.

Zur Bedeutung des abschließenden Buchstabens (He) im Tetragrammaton dokumentiert Papus:

Der vierte Buchstabe - das zweite He - symbolisiert den Übergang und das Werden. Dieses Symbol wird in der Kabbala verglichen mit dem Verhältnis, das zwischen einem Getreidekorn und seiner mütterlichen Ähre besteht. Die Ähre, als manifestierte Dreiheit im Jod-He-Vau, investiert ihr ganzes Wirken in die Erzeugung des Getreidekerns: der Schlußbuchstabe He. Dieses Getreidekorn bildet der Übergang von der gebärende Mutterähre zur nächsten Generation, die dieser (weibliche) Kraftanstrengung seine Entstehung verdankt. Die abschließende, weibliche Hieroglyphe He symbolisiert somit den ewigen Generationswechsel, der in der einzigartigen Komplexität, den wir Leben nennen, die göttliche Unsterblichkeit aller Lebewesen sicherstellt.

Der Name Gottes in der Kunst

Der Name Gottes findet sich auf hunderten von Altären, Glasfenstern und Kunstwerken vieler europäischer Kirchengebäude. Meistens wird er als "Jehova", "Jehovah" oder als Tetragramm wiedergegeben, weil das die bis zum Ende des 19. Jahrhunderts übliche Form war.

Der jüdische Maler Marc Chagall deutete die Gegenwart Gottes in zwei seiner Werke seines "Exodus-Zyklus" (1962-1966) durch Verwendung des Tetragramms an, in "Der brennende Dornbusch" und "Bezalel fertigt die Geräte für das Heiligtum".

Im 17. Jahrhundert findet sich der Name "Iehova" auf einigen Münzprägungen europäischer Staaten, weshalb diese Münzen "Jehova-Taler" (einige davon auch Purim-Taler) genannt werden. Auf den Abdrücken sieht man häufig den Namen von einer Sonne umrankt. Diese Symbolik ist in jener Zeit gut belegt.

Siehe auch