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Max Bruch

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Max Bruch
Berliner Gedenktafel am Wohnhaus in Berlin-Friedenau, Albestraße 3

Max Bruch (* 6. Januar 1838 in Köln; † 2. Oktober 1920 in Berlin) war ein deutscher Komponist und Dirigent.
Das bekannteste unter seinen vielen Werken ist das bis heute häufig aufgeführte 1.Violinkonzert.

Leben

Max Bruch, der Sohn des Polizeirats August Bruch und der Sopranistin Wilhelmine (geb. Almenräder), erhielt seinen ersten Musikunterricht von seiner Mutter und trat bereits als Elfjähriger mit größeren Kompositionen an die Öffentlichkeit. Mit einem Streichquartett gewann er 1852 ein Vierjahresstipendium der Mozart-Stiftung in Frankfurt. Von 1853 bis 1857 studierte er Komposition bei Ferdinand Hiller. Danach hielt er sich vorübergehend in Leipzig, Bonn und Mannheim auf. 1865 erhielt er den Posten des Musikdirektors in Koblenz, wo er sein wohl bekanntestes Werk schrieb, das Erste Violinkonzert. Zwei Jahre später wechselte er nach Sondershausen, wo er bis 1870 als Hofkapellmeister tätig war. In den folgenden Jahren lebte er zunächst als Musiklehrer in Berlin und ab 1873 als freischaffender Komponist in Bonn. Er knüpfte in dieser Zeit Kontakte zu den bedeutendsten Musikerpersönlichkeiten seiner Zeit, so zu Johannes Brahms, Joseph Joachim und Pablo de Sarasate.

1878 nahm Bruch wieder eine Stelle an, die Leitung des Stern’schen Gesangvereins in Berlin. Von 1880 bis 1883 leitete er die Philharmonic Society in Liverpool. Nach einer Reise in die USA übernahm er noch im selben Jahr die Leitung des Breslauer Orchestervereins, die er bis 1891 inne hatte. 1891 erhielt Bruch eine Meisterklasse für Komposition an der Preußischen Akademie der Künste in Berlin. Zu seinen dortigen Schülern zählte neben den Operettenkomponisten Oscar Straus und Eduard Künneke, der englische Komponist Ralph Vaughan Williams sowie der bedeutende japanische Komponist Kōsaku Yamada. In Erscheinung trat er auch als Bearbeiter von Volksliedern für das so genannte Kaiserliederbuch, zunächst für das 1906 veröffentlichte Volksliederbuch für Männerchor. 1911 ging er in den Ruhestand. In seinen letzten Lebensjahren drängte er sich durch seine Ansichten in vielen Lebensbereichen immer mehr ins Abseits. Er wurde in einem Ehrengrab auf dem alten St.-Matthäus-Kirchhof in Berlin-Schöneberg bestattet. Bruch erhielt viele Auszeichnungen, unter anderem 1893 die Ehrendoktorwürde der Universität Cambridge und 1918 die Ehrendoktorwürde der Berliner Universität.

Kompositionsstil

Bruchs Ideale standen schon zu Beginn seiner kompositorischen Laufbahn fest und sollten sich bis zu seinem Tode nicht einmal ansatzweise verändern. Unverkennbar ist eine hohe Wertschätzung für Felix Mendelssohn Bartholdy und seinen Freund Johannes Brahms. Zu seinem großen Leidwesen stand er jedoch stets im Schatten des übermächtigen Brahms, mit dem er sich zeitlebens vergleichen lassen musste. Hinzu kommt ein lebhaftes Interesse für das deutsche Volkslied. Dagegen bekämpfte er von Anfang an die Neudeutsche Schule um Franz Liszt und Richard Wagner. Seine Werke zeugen von einem Sinn für eingängige Melodien und traditionelles Formdenken. Obwohl sich Bruch sehr für die Vokalmusik interessierte, sind seine stärksten Werke eher auf dem Gebiet der Instrumentalmusik (Symphonien, Konzerte) zu finden.

Schon Zeit seines Lebens zeichnete sich ab, was bis heute Realität ist: Die öffentliche Wahrnehmung des Komponisten Bruch beschränkt sich weitgehend auf sein erstes Violinkonzert – eine Tatsache, die Bruch verbitterte¹) und ihn zu einem Misanthropen werden ließ. Die Gründe für die relative Gleichgültigkeit, die seinem vielfältigen Schaffen zuteil wird, sind mehrfache:
Trotz neuartiger Methoden beim Klavierkonzert war Bruch im Grunde ein konservativer Komponist, der um die Jahrhundertwende zum Anachronisten gestempelt wurde. Er verteidigte seine romantische Kunstauffassung als die einzig wahre und geriet in zusätzliche Kritik durch seine heftigen Angriffe auf Richard Strauss und Max Reger. Zeitlebens wandte er sich gegen jegliche musikalische Neuerungen, die von ihm als „musikalischer Solzialdemokratismus” bezeichnet wurden. Nachdem er während des Nationalsozialismus wegen seines Kol Nidrei (op. 47) als vermeintlicher Jude von den Programmplänen verschwand, wurden seine Werke im deutschsprachigen Raum weitgehend vergessen.

¹) Beim Honorar für dieses Werk, das viele Starsolisten rasch in ihr Repertoire aufnahmen, sah sich Max Bruch vom Verleger August Cranz betrogen. Er erhielt dafür einen Vorschuss von 250 Talern, aber keine weiteren Tantiemen. [1] [2]

Werke

Bühnenwerke

Opern

  • Scherz, List und Rache op. 1 (Uraufführung: 14. Januar 1858, Köln)
  • Die Loreley op. 16 (1863)
  • Hermione op. 40 (Uraufführung: 21. März 1872, Berlin)
  • Claudine von Villa Bella, WoO

Orchesterwerke

  • Canzonetta, WoO
  • Symphonie Nr. 1 Es-Dur op. 28 (1868)
  • Symphonie Nr. 2 f-Moll op. 36 (1870)
  • Symphonie Nr. 3 E-Dur op. 51 (1882, rev. 1886)
  • Schwedische Tänze op. 63 (arrangiert für Orchester)
  • Suite nach russischen Volksmelodien op.79b (1903)
  • Suite Nr. 2 nach schwedischen Volksmelodien (1906, ursprünglich Nordland-Suite)
  • Suite Nr. 3 für Orgel und Orchester, WoO (1909, rev. 1912)
  • Serenade nach schwedischen Volksmelodien für Streichorchester, WoO
  • Mindener Fantasie, WoO

Konzerte und Konzertstücke

  • Violinkonzert Nr. 1 g-Moll op. 26 (1865–67)
  • Romanze für Violine und Orchester a-Moll op. 42
  • Violinkonzert Nr. 2 d-Moll op. 44 (1877)
  • Schottische Fantasie für Violine und Orchester Es-Dur op. 46 (1879/80)
  • Kol nidrei, Konzertstück für Violoncello und Orchester d-Moll op. 47 (1880/81)
  • Canzone für Violoncello und Orchester B-Dur Op. 55
  • Adagio nach keltischen Melodien für Violoncello und Orchester op. 56
  • Adagio appassionato, Konzertstück für Violine und Orchester op. 57
  • Violinkonzert Nr. 3 d-Moll op. 58 (1891)
  • Ave Maria für Violoncello (oder Violine) und Orchester Op. 61
  • Schwedische Tänze für Violine und Orchester op. 63
  • In Memoriam für Violine und Orchester a-Moll op. 65
  • Serenade für Violine und Orchester op. 75 (1899/1900)
  • Konzertstück für Violine und Orchester fis-Moll op. 84 (1910)
  • Romanze für Viola und Orchester F-Dur op. 85 (um 1912)
  • Konzert für Klarinette, Viola und Orchester e-Moll op. 88 (1911)
  • Konzert für 2 Klaviere und Orchester as-Moll op. 88a (1915, nach der Suite Nr. 3)

Vokalmusik

Geistliche Chorwerke

  • Hosanna, WoO
  • Jubilate und Amen op. 3
  • Die Flucht der heiligen Familie, Kantate op. 20
  • Gesang der heiligen drei Könige op. 21
  • Rorate coeli op. 29
  • Die Flucht nach Aegypten op. 31, No. 1
  • Morgenstunde op. 31, No. 2
  • Kyrie, Sanctus und Agnus Dei op. 35
  • Gruss an die heilige Nacht op. 62
  • Hymne, Kantate op. 64
  • Moses, Oratorium op.67 (1893/94)
  • Sei getreu bis in den Tod op. 69
  • Osterkantate op. 81
  • Das Wessobrunner Gebet op. 82
  • Christkindlieder op. 92

Weltliche Chorwerke mit Solostimmen

  • Rinaldo, WoO
  • Die Birken und die Erlen, Kantate nach einem Gedicht aus den Waldliedern von Pfarrius op. 8
  • Frithjof, Kantate nach Szenen aus der Frithjof-Sage von Esaias Tegnér op. 23 (1860, rev. 1864)
  • Schön Ellen op. 24
  • Salamis, Kriegsgesang der Griechen op. 25
  • Frithjof auf seines Vaters Grabhügel op. 27
  • Normannenzug op. 32
  • Dithyrambe op. 39
  • Odysseus, Oratorium op. 41 (1871/72)
  • Arminius, Oratorium op. 43 (1875)
  • Das Lied von der Glocke, Oratorium nach Friedrich Schiller op. 45 (1872)
  • Achilleus, Oratorium nach Motiven der Ilias von Heinrich Bulthaupt op. 50
  • Das Feuerkreuz, Kantate op. 52
  • Drei Hebräische Gesänge, WoO
  • Leonidas, Oratorium op. 66
  • Gustav Adolf, Oratorium op. 73
  • Damanjanti, Szenen aus der indischen Dichtung Nala und Damanjanti op. 78
  • Die Macht des Gesanges op. 87
  • Trauerfeier fur Mignon op. 93

Weltliche Chorwerke ohne Solostimmen

  • Vier Männerchöre mit Orchester op. 19
  • Fünf Lieder op. 22
  • Römischer Leichenfeier op. 34
  • Das Lied vom deutschen Kaiser op. 37
  • Fünf Lieder op. 38
  • Vier Männerchöre op. 48
  • Zwei Männerchöre op. 53
  • Neun Lieder op. 60
  • Drei Neue Männerchöre op. 68
  • Sieben Gesänge op. 71
  • In der Nacht op. 72
  • Herzog Moritz, Kriegslied der Magdeburger gegen Herzog Moritz von Sachsen op. 74
  • Der letzte Abschied des Volkes op. 76
  • Sechs Volkslieder, WoO
  • Sechs Lieder op. 86
  • Alternberger Hymne, WoO
  • Heldenfeier op. 89
  • Fünf Lieder op. 90
  • Die Stimme der Mutter Erde op. 91

Lieder

  • Drei Duette für Sopran, Alt und Klavier op. 4
  • Sieben Lieder für 2- und 3-stimmige Frauenstimmen und Klavier op. 6
  • Sechs Lieder op. 7
  • Hymne für Sopran (oder Alt) und Klavier op. 13
  • Vier Lieder für Solostimme and Klavier op. 15
  • Zehn Lieder op. 17
  • Vier Lieder für Bariton und Klavier op. 18
  • Zwölf schottische Volkslieder, WoO
  • Die Priesterin der Isis in Rom, Kantate op. 30
  • Vier Lieder op. 33
  • Lieder und Gesänge op. 49
  • Siechentrost Lieder op. 54
  • Fünf Lieder für Bariton op. 59
  • Szene der Marfa aus Schillers Demetrius op. 80
  • Fünf Lieder op. 97

Kammermusik

  • Septett in Es-Dur für Klarinette, Horn, Fagott, 2 Violinen, Violoncello und Kontrabaß, WoO (1849)
  • Klaviertrio No. 1, WoO (1849)
  • Quintett für Klavier und Streicher WoO (1852)
  • Klaviertrio No. 2, WoO (c1852)
  • Klaviertrio No. 3, WoO (1855)
  • Trio c-Moll für Klavier, Violine, and Violoncello op. 5 (1857)
  • Streichquartett Nr. 1 c-Moll op. 9 (1858/59)
  • Streichquartett Nr. 2 E-Dur op. 10 (1860)
  • Schwedische Tänze für Violine und Klavier op. 63
  • Vier Stücke für Violoncello und Klavier op. 70
  • Lieder und Tänze über russische und schwedische Melodien für Violine und Klavier op. 79
  • Acht Stücke für Klarinette, Bratsche und Klavier oder Violine, Violoncelle und Klavier op. 83 (1908/09)
  • Klavierquintett g-Moll, WoO (1886)
  • Streichquintett Nr. 1 a-Moll, WoO (1918)
  • Streichquintett Nr. 2 Es-Dur, WoO (1918)
  • Frühlingslied für Zwei Violinen, Klavier, und Harmonium ad lib., WoO
  • Streichoktett B-Dur, WoO (1920)
  • Ach bleib mit deiner Gnade für Blechbläser, WoO

Klaviermusik

  • Romanze, WoO
  • Capriccio in fis-Moll für Klavier zu Vier Händen op. 2
  • Fantasia in d-Moll op. 11
  • Sechs Klavierstücke op. 12
  • Zwei Klavierstücke op. 14
  • Mindener Fantasie, WoO
  • Schwedische Tänze op. 63 (arranged for piano two hands)
  • Schwedische Tänze op. 63 (arranged for piano four hands)

Orgelwerke

  • Kleines Präludium, WoO

Verschiedenes

  • Lied an die Eltern, WoO
  • Lieder, WoO (1851)
  • Am Rhein, WoO
  • Dramatischen Szenen aus Scheffels Ekkehard, WoO
  • Durch Nacht zum Licht, WoO
  • Geistlich gesinnt sein, WoO
  • Gesänge bei der Trauung Else Tuczek und Franz von Ankert am 24. März 1897
  • Hymne, WoO
  • Hymne an das Vaterland, WoO
  • Japanslied, WoO
  • Kaiser Wilhelm-Lied, WoO
  • Wächterlied in der Neujahrsnacht, WoO
  • Das Lied der Deutschen in Österreich, WoO
  • Militärmärsche, WoO
  • Venezianische Serenade, WoO
  • Wächterlied in der Neujahrsnacht, WoO
  • Zum 31.8.1900, WoO

Literatur

  • Christopher Fifield: Max Bruch, His Life and Works. London 1988, ISBN 1-8438-3136-8.
  • Christopher Fifield: Max Bruch, Biographie eines Komponisten. Aus d. Engl. von Renate Maria Wendel. Zürich 1990, ISBN 3-7263-6616-4.

Einzelnachweise

  1. Pasticcio vom 28.1.2009
  2. http://www.naxos.com/mainsite/blurbs_reviews.asp?item_code=8.557689&catNum=557689&filetype=About%20this%20Recording&language=German Recording of Violin Concerto No.1 (Zugriff am 28.Jänner 2009)