Iranische Völker
Die Iranischen Völker (auch Iranier oder, in der Fachliteratur üblich, Iraner genannt) sind eine Völkergruppe der indogermanischen Völkerfamilie aus der Untergruppe der Indoiraner, gehören dem "Iranischen Kulturraum" an und sprechen Iranische Sprachen. Dabei ist zwischen dem Angehörigen des "Kulturraumes Iran" und dem Staatsbürger des Staates Iran (siehe Iraner) zu unterscheiden. Zwar wird in der heutigen Literatur teilweise auch Iranier verwendet, um den Angehörigen der Völkergruppe und den Staatsbürger des Staates Iran zu unterscheiden. Dennoch werden in der Umgangssprache "Iranier" und "Iraner" oft unterschiedslos verwendet. Früher benutzte man für diese Völkergruppe den Namen Arier, während man die Eroberer Indiens Indoarier nannte (um sie von der nicht-arischen Bevölkerung Indiens zu unterscheiden). Doch aufgrund des Missbrauchs des Wortes durch den deutschen Nationalsozialismus findet man heute in der westlichen Literatur nur noch den Begriff Iranier bzw. Iraner. Im persischen Sprachraum ist das Wort Arier immer noch in Gebrauch und wird auch als Selbstbezeichnung immer beliebter.

Einleitung

Das Wort Iraner bzw. Iranier bedeutet Arier, womit das alt-iranische Wort Arya, was "edel" bedeutet, gemeint ist. Nach einer anderen Theorie bezeichnet Ari ursprünglich "die mit dem Pflug", was hieße, dass Arier eine Bezeichnung für Ackerbau betreibende Stämme sind. Es gibt verschiedene Formen dieses Wortes: "Ayrani, Irani, Ironi, Erani". Dabei wird die Bezeichnung Aryani von den Ostiraniern, Irani von den Südiraniern, Ironi von den Nordiraniern und Erani von den Westiraniern benutzt. Der heutige Name des Staates Iran ist vom altiranischen Aryānām Xšaθra, Land der Arier, abgeleitet.
Naqsh-i Rustam Inschrift von Dareios I.: Ich bin Dariush der große König, "König der Könige", König dieser Länder, die jede Art von Menschen beherbergt, König dieser großen Erde weit und breit, Sohn Hystaspes, ein Achämenide, ein Perser, Sohn eines Persers, ein Arier, arischer Vorfahren.
Naqsh-i Rustam Inschrift von Schapur I.: Ich, der Mazda Verehrer Herrscher Shapur, "König der Könige" von Iran und Nicht-Iran, welcher abstammt von den Göttern, Sohn von Mazda verehrtem göttlichen Ardashir, "König der Könige" von Iran, welcher abstammt von den Göttern, Großsohn von König Papak, bin Herrscher von Iranshahr.
Der Achämenidenkönig Dareios sah sich nicht nur als Perser, sondern lässt seine Herrschaft auch auf seiner iranischen (arischen) Herkunft begründen. Diesem Beispiel folgt auch der Sassanide Schapur, der einen Unterschied zwischen dem Iran und nicht-Iran macht. Beide Inschriften zeigen klar, dass schon die alten Iraner sich als Iranier sahen und sich anhand ihrer Sprache, Kultur und Herkunft von den nicht-Iranern abgrenzten.
Persisch-sprechende Iraner/Iranier werden heute allgemein als Perser bezeichnet. In Zentralasien nennt man sie Tadschiken. Aber auch andere Völker wie die Paschtunen (Afghanen), Kurden und Belutschen sind Iranier und sprechen iranische Sprachen. Im Paschtu und im Persischen ist die Wurzel des Wortes "Arier" noch in der Form "Ar = edel, ursprünglich" (Paschtu) bzw. "Arya = edel" (Persisch) lebendig geblieben und gebräuchlich. Obwohl die Armenier sprachlich nicht zur iranischen Völkergruppe gehören, sondern wahrscheinlich zur Alt-Indoiranischen Gruppe (siehe Indoiraner), werden sie oft dennoch zu den Iranern/Iraniern gezählt.
Es existiert eine gemeinsame Ursprache der Iranier mit den indischen Völkern, das Indoiranische, das sich in das Iranische und das Indoarische sowie die Dardsprachen aufteilte.
Völker und Stämme
Vorgeschichtliche Völker
Geschichtliche Völker
- Die Meder
- Die Perser
- Die Parther
- Die Baktrier
- Die Sogdier
- Die Choresmier
- Massageten
- Kimmerier
- Die Skythen
- Die Sarmaten
Die Nordgruppe der Iraner/Iranier
Die Steppen Zentralasiens, Südrusslands und der Ukraine waren Jahrtausende lang, mindestens vom 3. Jahrtausend v. Chr. an bis zum Einfall der Hunnen, die Heimat der iranischen Volksstämme. Mit Ausnahme der Alanen, von denen sich nicht-assimilierte Reste im Kaukasus unter einem neuen, seit dem Spätmittelalter gebräuchlichen Volksnamen "Osseten" erhalten haben, sind alle nordiranischen Völker in anderen Völkern aufgegangen.
Nicht mehr existente iranische Völkerstämme aus den Steppen Eurasiens sind:
- Kimmerier (inkl. Taurer u.a.)
- Skythen (inkl. Issedonen, Saken, Parner u.a.)
- Sarmaten (inkl. Massageten, Iazygen, Roxolanen, Alanen, Aorsen, Siraken, Ruchs-as, Saii, Kalyben u.a.)
Die heutigen iranischen Völker
Die iranischen Völker haben im Laufe der Geschichte viele Fremdelemente aufgenommen, hauptsächlich arabisch, wegen der Islamisierung des Gebietes. Die heute bekanntesten, noch existierenden iranischen Völker sind:
Volk | Region | Population |
---|---|---|
Perser | Iran, Afghanistan, Tadschikistan
Usbekistan, Aserbaidschan, Russland (Dagestan), Bahrain, Kuwait, Katar, VAE |
50 bis 70 M |
Paschtunen | Afghanistan, Pakistan | 42 M |
Kurden | Iran, Iraq, Türkei, Syrien, Armenien, Aserbaidschan, Georgien, Turkmenistan, Libanon | 27 bis 38 M |
Belutschen | Iran, Afghanistan, Pakistan, Oman, UAE | 10 M |
Gilaker und Mazandaraner | Iran | 5 bis 10 M |
Zaza | Türkei | 4 bis 6 M |
Luren | Iran | 3.6 M |
Pamiri Völker
|
Tadschikistan, China (Xinjiang) und Afghanistan | 0.9 M |
Talyschen | Aserbaidschan, Iran | 1.1 M |
Osseten | Russland (Nord Ossetien), Georgien (Süd Ossetien), Ungarn | 0.7 M |
Jaghnobi | in der Serafschan gegend ,Usbekistan | |
Parsen | Indien, Pakistan, | 0.1 M |
Literatur
- H. Bailey, " ARYA: Philology of ethnic epithet of Iranian people", in Encyclopaedia Iranica, v, ff. 681-683, Online-Edition, Link
- A. Shapur Shahbazi, "Iraj: legendärer Vorfahre der Iranier" ("Iraj: the eponymous hero of the Iranians in their traditional history") in Encyclopaedia Iranica, Online-Edition, Link
- Ph.S. Khoury & J. Kostiner, "Tribes and State Formation in the Middle East" (engl.), Diane Pub Co., 1990, ISBN 0756754674
- R. Curzon, "The Iranian Peoples of the Caucasus", ISBN 0700706496
- J. Nassim, "Afghanistan: A Nation of Minorities", Minority Rights Group, London, 1992, ISBN 0946690766
- Josef Wiesehöfer: Das frühe Persien. Geschichte eines antiken Weltreichs. München 1999
- Jahanshah Derakhshani: Die Arier in den nahöstlichen Quellen des 3. und 2. Jahrtausends v. Chr.. 2. Auflage. 1999, ISBN 964-90368-6-5
- Richard Frye: Persien. Zürich 1963
Weblinks
- "Iran and the Aryans" aus Encyclopedia Britannica 1911
- "Indo-Europeans and Indo-Iranians" in Iranologie.com
- "Iranian Languages" in Encyclopaedia Britannica
- The American Society of Human Genetics: Genetische Untersuchungen in Bezug auf Abstammung und Verwandtschaft der Völker des mittleren Ostens und Vorderindiens (engl.) (original: "Where West Meets East: The Complex mtDNA Landscape of the Southwest and Central Asian Corridor")
- Iranian Languages in ethnologue.com