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Assoziationspsychologie

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Die Assoziationspsychologie bezeichnet eine psychologische Richtung, die als Haupterklärungsprinzip den klassischen Begriff der Assoziation verwendet.

Zum Konzept der Assoziation in der Antike und bei den englischen Empiristen

Zu den klassischen Assoziationsgesetzen

2. Die klassische Assoziation, deren Hauptvertreter Hermann Ebbinghaus, G.E. Müller und Th. Ziehen sind, verwendet Assoziationsgesetze, z.B.

  • das Gesetz der Ähnlichkeit,
  • das Gesetz des Kontrasts
  • das Gesetz der räumlichen und zeitlichen Kontinuität

Erklärungsprinzip für die Erforschung des Psychischen. Indem sie unabhängige, elementare Bewußtseinsinhalte postuliert, ist sie auch als Elementar- oder atomistische Psychologie zu charakterisieren. Wissenschaftshistorisch gesehen hat die Assoziationspsychologie den Fortschritt der empirisch-experimentellen Forschung auf den Gebieten der Wahrnehmungs-, Gedächtnis- und Kognitionspsychologie zweifellos gefördert.

Zu den Arbeiten von Ebbinghaus und seinen Nachfolgern

Ebbinghaus z.B. entwickelte, vom Assoziationsprinzip ausgehend, einen experimentellen Ansatz zur Erforschung von Gedächtnisleistungen, wobei als Lehrmaterial vor allem sinnlose Silben verwendet werden. Generell wurde der gesetzmäßige Zusammenhang psychischer Erscheinungen von der Assoziationspsychologie erkannt, jedoch wurde er mechanisch interpretiert.

Ungeachtet der (vom heutigen Standpunkt) unzureichenden Grundlagen der Assoziationstheorie wurden von ihren Vertretern grundlegende Erkenntnisse über elementare Gedächtnis- und Reproduktionsgesetzmäßigkeiten entdeckt, wie die bekannte Kurve des Vergessens bzw. des Behaltens durch Ebbinghaus. Sie besagt, daß das Behalten dem Logarithmus der seit den Einprägungen verstrichenen Zeit annähernd proportional ist.

Zu den Methoden von Ebbinghaus

Von Ebbinghaus und seinen Nachfolgern wurden grundlegende methodische Prinzipien erarbeitet:

  • die so genannte Ersparnismethode (d.h. verringerte Anzahl der für das Wiedererlernen eines Stoffes erforderlichen Wiederholungen),
  • die Reproduktionsmethode (d.h. der Prozentsatz der adäquaten Erinnerungen nach einer bestimmten Zeitspanne)
  • die Methode des Wiedererkennens, die auch heute noch in variierter Form als Kriterien für die Güte einer Lehr- und Lernmethode eingesetzt werden kann.

Die Assoziationspsychologie ignorierte allerdings den Systemcharakter der psychischen Tätigkeit und wesentliche Unterschiede in deren Erscheinungs- und Entwicklungsniveau.

Zur idealistischen Interpretation der Assoziationspsychologie

3. Idealisten wie T.M. Brown, J. Mill und A. Bain sowie Johann Friedrich Herbart sind ebenfalls der Assoziationspsychologie zuzuordnen. In der idealistischen Interpretation wurde die Assoziation aus einem Mittel der wissenschaftlichen Analyse zu einem Mittel der Zerlegung des Bewußtseins in primäre Formen mit dem Ziel, aus ihnen nicht nur die gesamte psychische Tätigkeit, sondern auch die objektive Realität zu konstruieren.

Zur materialistischen Interpretation der Assoziationsbegriffs

4. Setschenow und Iwan Petrowitsch Pawlow entwickelten eine materialistische und deterministische Konzeption des Assoziationsbegriffs: die reflektorische Theorie des Bewußtseins. Setschenow erklärte in seinem Werk "Gehirnreflexe" (1863) bestimmte geistige und zweckbestimmte Handlungen durch neurologische Mechanismen, die im Laboratorium demonstriert wurden. Pawlow (1934) verstand unter Assoziation die Verbindung von Reflexen, nicht aber von isolierten Elementen des Bewußtseins. Die bedingte Reaktion ist eine Assoziation zwischen psychischen und somatischen Vorgängen.

5. In der gegenwärtigen Periode versteht man unter Assoziation nicht nur die Verknüpfung von Vorstellungen, sondern auch die Verknüpfung anderer psychischer Inhalte, z.B. von Vorstellungen mit Gefühlen, von Reizsituationen mit verbalen und motorischen Verhaltensäußerungen oder von Verhaltenssequenzen. Die amerikanischen Lernpsychologie lehnt sich sehr stark an die Assoziationspsychologie an.

Zur Entwicklung sekundärer Assoziationsgesetze

Neben den klassischen Assoziationsgesetzen wurden im Zuge der außerordentlich umfangreichen experimentellen Untersuchungen auch so genannte sekundäre Assoziationsgesetze formuliert, z.B. die Wirkung der Dauer des ursprünglichen Eindrucks, die Häufigkeit der Wiederholungen, aber auch der konstitutionellen psychischen und physischen Unterschiede der Eindrucksempfänger sowie ihrer Lebensgewohnheiten.

Mit der Artikulierung derartiger Zusatzhypothesen wird allerdings der Boden der klassischen Assoziationstheorie im eigentlichen Sinne schon verlassen.

Diese Zusatzhypothesen, die sich aus der Unzulänglichkeit der klassischen Assoziationstheorie erforderlich werden ließen. erhalten somit schon erste Hinweise auf die Richtung, in der sich schließlich ihre Überwindung vollzog(siehe Ganzheitspsychologie, Gestaltpsychologie). Die Assoziationspsychologie ist darüber hinaus als Ausgangspunkt des Behaviorismus und der Tiefenpsychologie anzusehen, deren Entwicklung auch aus der Auseinandersetzung mit der Assoziationstheorie verständlich wird.