Nachhaltigkeit (Forstwirtschaft)
Der Begriff Nachhaltigkeit in der Forstwirtschaft wurde erstmals formuliert (regional bereits im 15. Jahrhundert praktiziert) im Rahmen der sich zu Beginn des 18. Jahrhunderts aus der Not der Waldvernichtung entwickelnden Forstwirtschaft. Die forstwirtschafliche Praxis der Nachhaltigkeit wurde zudem schon im 19. Jahrhundert über die reine Rohstoffversorgung hinaus erweitert.
Nachhaltigkeit ist zunächst ein forstwirtschaftlicher Begriff. Kein anderer relevanter Wirtschaftszweig dürfte sich über Jahrhunderte (und dem entsprechend wechselnden Zeitgeist) ähnlich zielführend im Hinblick auf die Bedürfnisse kommender Generationen verhalten haben. Wenn man nicht in Jahrhunderten zu messenden Produktionszeiträumen zu denken hat, ist es rein betriebswirtschaftlich unverantwortlich, sich "nachhaltig" zu verhalten. Der Begriff dient nur noch als Marketinginstrument nicht nachhaltiger Wirtschaftszweige.
Geschichte
Erstmals wurde Nachhaltigkeit um 1700 vor dem Hintergrund einer zunehmenden Holznot postuliert. In der "Sylvicultura Oeconomica, oder Hausswirthliche Nachricht und Naturmässige Anweisung zur Wilden Baum-Zucht" von 1713 (ISBN 3-86012-115-4) strebt der Oberberghauptmann in Kursachsen, Hans Carl von Carlowitz (1645-1714) eine "continuierliche, beständige und nachhaltende Nutzung" an.
Einen Wald (hinsichtlich der Holznutzung) nachhaltig zu bewirtschaften erfordert, in einem Planungszeitraum nicht mehr Holz einzuschlagen, als im gleichen Zeitraum nachwächst.
Ursprünglich war Nachhaltigkeit ein rein wirtschaftliches Prinzip zur dauerhaften Sicherung kontinuierlicher Holzlieferungen für die darauf angewiesenen Montanbetriebe. Von Carlowitz erkannte aber bereits die ethischen und ästhetischen Werte des Waldes. Ein weiterer Verfechter des nachhaltigen Waldbaus war Johann Heinrich Cotta. Im Laufe des 19. Jahrhunderts und bis zu den 1920er Jahren wurde der Begriff über die reine Massennachhaltigkeit hinaus erweitert - beispielsweise in den Forderungen von Karl Gayer (1882), Alfred Möller (1923) und Hans Lemme (1939).