Voskopoja
Voskopoja (albanisch auch Voskopjë, aromunisch: Moscopole und Moscopolea, griechisch: Μοσχόπολις, Moscopolis oder Moschopolis, serbisch: Moskopolje) ist eine im Südosten Albaniens gelegene Ortschaft mit heute (2005) noch rund 1.000 Bewohnern. Seine große Zeit hatte Voskopoja in der zweiten Hälfte des 17. und im 18. Jahrhundert, als es nach Istanbul die zweitgrößte Stadt der europäischen Türkei war.
Geographie
Voskopoja liegt 21 km westlich von Korça in den Bergen Südostalbaniens auf 1160 Meter ü.d.M. Die Umgebung ist sehr abgelegen: Rund um Voskopoja gibt es nur Alp-Weiden und Wälder. Einzig die Straße nach Korça verbindet das Dorf mit der Außenwelt. In der Vergangenheit war der Ort aufgrund seiner Lage gut zu verteidigen und bot somit Sicherheit, was ebenso wie eine Anzahl guter Wasserquellen seinen Aufstieg begünstigte. Voskopoja gehört heute zum Kreis Korça. Seine Bewohner sind in ihrer Mehrheit orthodoxen Glaubens, während die Umgebung muslimisch besiedelt ist. Bis heute wird in Voskopoja neben Albanisch auch Aromunisch gesprochen.
Geschichte
In der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts begann die Blütezeit Voskopjas. Grundlage dafür war der wirtschaftliche Erfolg aromunischer Kaufleute, die in jener Zeit den Fernhandel auf dem Balkan dominierten. Ihre Handelsbeziehungen reichten bis nach Deutschland (Leipziger Messe), Dubrovnik, Venedig und Konstantinopel. In keiner anderen Stadt auf dem Balkan lebte um 1700 eine derartig große Zahl aromunischer Kaufleute wie in Voskopoja. In der Stadt gab es zahlreiche Handwerksbetriebe und und Banken. Die zur orthodoxen Kirche gehörenden aromunischen Kaufleute stifteten zahlreiche Kirchen, insgesamt soll Voskopoja etwa 70 Kirchen und Klöster besessen haben. (Heute sind noch fünf Gotteshäuser erhalten.) In diesem Umfeld entfaltete sich ein reiches kulturelles Leben. Voskopoja war ein wichtiges Zentrum der Ikonenmalerei, das auch Impulse des europäischen Barock aufnahm und mit einheimischen Traditionen verschmolz. Ähnliches gilt für den Kirchenbau und die Profanarchitektur. In der Stadt wurde die erste Druckerei presse]] des Balkans eingerichtet. Viele Bücher wurden publiziert, oft in Griechisch und Aromunisch (in griechischer Schrift verfasst). 1744 wurde mit der Neuen Akademie, die einzige chritliche Hochschule im Osmanischen Reich begründet. 1770 ist in Voskopoja das erste Wörterbuch vier moderner Balkan-Sprachen (Griechisch, Albanisch, Aromunisch und Bulgarisch) erschienen.
Zu seinen Glanzzeiten in den 1760er Jahren hatte Voskopoja mehr als 60,000 Einwohner. Die Stadt war nicht nur von Aromunen bewohnt, ihre Prosperität zog auch zahlreiche Angehörige anderer Balkanvölker an. Eine im Jahr 1935 durchgeführte Analyse der Familiennamen zeigte, dass auch Griechen, Bulgaren und Albaner Kaufleute zu den Vorfahren der Bewohner gehören. Der deutsche Historiker Johann Thunmann, der Voskopoja besucht hatte und 1774 über die Geschichte der Aromunen schrieb, berichtete, dass alle Bewohner der Stadt Aromunisch und viele auch Griechisch sprachen, was damals die Handelssprache war.
Zwischen 1769 und 1788 wurde Voskopoja wiederholt von osmanischen Truppen angegriffen und geplündert. Danach verließen die meisten Bewohner den Ort und Voskopoja sank wieder zu einer dörflichen Siedlung herab. Die noch vorhandenen breiten gepflasterten Straßen, zahlreiche Mauerreste und die großen Freiflächen zwischen den noch bestehenden Häusern und Kirchen lassen die einstige Größe der Stadt erahnen. An die Stelle von Voskopoja trat das nahe gelegene Korça, das im 19. Jahrhundert einen anhaltenden Aufschwung erlebte. Voskopoja dagegen erlangte seine frühere Bedeutung nie wieder. Im Ersten Weltkrieg wurde der Ort erneut zerstört.
Sehenswürdigkeiten
Heute sind nur noch fünf Kirchen erhalten, einige davon nur als Ruinen. Voskopojas Kirchen wurden im Jahr 2002 vom World Monuments Fund in die Liste der 100 gefährdetsten Kulturgüter weltweit aufgenommen. Das Deutsche Auswärtige Amt unterstützt die Restauration von Fresken in den Kirchen. Einige Kilometer vom Dorfplatz entfernt liegt auf dem gegenüberliegenden Berghang ein altes Kloster.
Wirtschaft
Die Bewohner Voskopojas leben fast ausschließlich von der Landwirtschaft. Sie betreiben vor allem Viehzucht (Schafe), wenig Ackerbau und Obstanbau.
Die Hoffnungen liegen insbesondere im Tourismus. Dank seiner ruhigen Lage in einer beinahe unberührten Natur böte sich der Ort für Erholungssuchende, Bergwanderer und Wintersportler als Destination an. Ein Hotel wurde in der Anlage des ehemaligen Pionier-Camps (sozialistisch-kommunistisch orientierte Kinderorganisation) eingerichtet.
Literatur
- Peyfuss, Max Demeter: Die Druckerei von Moschopolis, 1731-1769. Buchdruck und Heiligenverehrung im Erzbistum Achrida. Wien - Köln 1989. (= Wiener Archiv f. Geschichte des Slawentums u. Osteuropas. 13).
- Adhami, Stilian: Voskopoja dhe monumentet e saj. Tiranë 1998.
- Plasari, Aurel: Fenomeni Voskopojë. Tiranë 2000.
- Papahagi, Valeriu: Aromanii Moscopoleni si comertul venetian in secolele al 17. al 18. Bucuresti 1935.
Weblinks
- The 100 Most Endangered Historical Sites (englisch)
- Phtographie Franck Vogel (Bildergalerie - französisch)