Meiose
Unter der Meiose (v. griech.: meioo = vermindern, verkleinern) oder Reifeteilung versteht man eine besondere Form der Kern- und Zellteilung, die in zwei Schritten zur Bildung von 4 Keimzellen (Gameten) führt und bei der der Chromosomensatz vom diploiden auf den haploiden Zustand reduziert wird.
Die normalen Körperzellen eines Lebewesens sind meistens diploid, das heißt, sie besitzen von jedem Typ Chromosom zwei ähnliche (homologe) Exemplare, eines von der Mutter und eines vom Vater. Keimzellen (Eizellen und Spermien) dagegen sind haploid; sie besitzen nur jeweils ein Chromosom jedes Typs. Neue Lebewesen entstehen bei sich sexuell fortpflanzenden Organismen meist durch Verschmelzung zweier Keimzellen zur Zygote. Daher muss dafür gesorgt sein, dass die Keimzellen haploid sind - denn würden zwei diploide Gameten miteinander verschmelzen, wäre das Verschmelzungsprodukt, die befruchtete Eizelle (Zygote), tetraploid, sie besäße also einen vierfachen Chromosomensatz. Würden sich diese Lebewesen wiederum fortpflanzen, ergäbe sich in der nächsten Generation erneut eine Verdoppelung des Chromosomensatzes usw. Eine konstante Anzahl an Chromosomen wird durch die im folgenden beschriebene Meiose gewährt:
Phasen der Meiose
Die Meiose läuft in zwei Teilschritten ab, der
- Reduktionsteilung (auch 1. meiotische Teilung, 1. Reifeteilung oder Meiose I genannt) und der
- Äquationsteilung (auch als 2. meiotische Teilung, 2. Reifeteilung oder Meiose II bezeichnet).
Anders als bei der Mitose, erfolgt zwischen der Reduktionsteilung und der Äquationsteilung keine Interphase. Nach der Reduktionsteilung erfolgt die Äquationsteilung ohne große Pause.
Reduktionsteilung - Meiose I
Die 1. meiotische Teilung beginnt mit der Prophase I, die im Vergleich zur Prophase der Mitose stark verlängert ist und die der Fachmann in fünf Stadien unterteilt:
- Leptotän - Kondensation der Chromosomen
- Zygotän- Paarung der homologen Chromosomen in Richtung Centromer
- Pachytän - Crossing Over
- Diplotän - Trennung der beiden homologen Chromosomen
- Diakinese - Nucleoli und Kernhülle lösen sich auf, Spindelapparat baut sich auf
Nach Abschluss der Prophase I lagern sich während der Metaphase I die homologen Zwei-Chromatiden-Chromosomen in der Äquatorialebene nebeneinander an (Bildung von Bivalenten), wobei jedes homologe Chromosomenpaar eine Chromatidentetrade bildet. Dabei können im Lichtmikroskop Überkreuzungen benachbarter Nichtschwesterchromatiden sichtbar werden, die man Chiasmata nennt. Ein Chiasma ist sichtbarer Ausdruck dafür, dass zwischen homologen Nichtschwesterchromatiden Abschnitte des Erbmaterials ausgetauscht werden können. Der auf molekularer Ebene ablaufende Prozess, der zum Austausch genetischen Materials führt, wird als Crossing over bezeichnet. Mit Hilfe des Spindelapparats werden die homologen Zwei-Chromatiden-Chromosomen während der Anaphase I voneinander getrennt und zu verschiedenen Zellpolen gezogen. Während der Telophase I liegt dann an jedem Zellpol jeweils nur noch ein Zwei-Chromatiden-Chromosom jedes Typs. Es ist also zu einer Reduktion des Chromosomensatzes gekommen.
Äquationsteilung - Meiose II
Die 2. meiotische Teilung läuft ähnlich wie die Mitose ab. Während der Teilungsphasen dort (Prophase II, Metaphase II, Anaphase II, Telophase II) werden die beiden Chromatiden jedes Zwei-Chromatiden-Chromosoms voneinander getrennt, so dass die entstandenen 4 Keimzellen nur jeweils ein Ein-Chromatid-Chromosom jedes Typs besitzten.
Nach Abschluss der Meiose besitzen also alle Gameten den benötigten haploiden Chromosomensatz. Sie sind damit für den Befruchtungsvorgang bestens vorbereitet.