Waldrapp
Der Waldrapp (Geronticus eremita, auch europäischer oder Schopfibis genannt) wurde zuerst von dem Zürcher Arzt und Naturforscher Conrad Gesner im Jahre 1557 im seiner "Geschichte der Tiere" beschrieben. Er soll auf steilen Felsen und in alten Gemäuern genistet und in Gärten und Wiesen seine Nahrung gesucht haben. Er sei schwarz gewesen und habe auf seinem Kopf «streusslin hindersich (nach hinten) gricht» getragen. Sein Schnabel sei «rotlecht» und lang gewesen und außerdem «komlech (gut geeignet) im erdtrich zu graben, damit er die verborgenen würmlin und käferlin härauss ziehe».
Gegen Ende des 17. Jahrhunderts verschwand er sowohl aus der Natur als auch aus dem Schrifttum. Die letzten Exemplare sollen während des 30-jährigen Krieges im Kochtopf gelandet sein.
Zeitweilig für ein Fabeltier gehalten, war die Sensation um so größer, als im Jahr 1897 die Vogelkundler Rothschild, Hartert und Kleinschmidt zweifelsfrei nachwiesen, dass der mittelalterliche Waldrapp mit dem im Laufe des 19. Jahrhunderts im Nahen Osten und in Nordafrika entdeckten Schopfibis identisch ist.
Heute gibt es nur noch wenige Vorkommen:
- Sous-Massa Nationalpark in Marokko; 1994: 220 Tiere; 2001: 66 Brutpaare; 2002: 315 Tiere.
- Birecik in der Provinz Urfa in der Türkei; eine halbwild lebende Kolonie, 2001: 42 Adulte und 17 Jungtiere; 2002: 19 Jungtiere.
- Al Badia in Zentral-Syrien; eine erst im Frühjahre 2002 endeckten Kolonie aus 7 Tieren, 3 Brutpaare.
In Zoos gibt es aber wieder mehr als 700 Tiere, die sich gut fortpflanzen, so dass in einigen Zoos der Platz eng wird. Nicht nur deshalb wurde vom Konrad Lorenz-Institut in Grünau in Österreich ein Auswilderungsprojekt für Österreich und Italien gestartet. Ein Weiteres Auswilderungsprojekt läuft in Mesguitem in Marokko wo bis 1985 Waldrappen brüteten und bis 1995 vorkamen. 2001 sind dort bereits die ersten Jungvögel geschlüpft.