Mark Brandenburg
Die Mark Brandenburg ist eine historische Landschaft im heutigen Osten Deutschlands und Westen Polens. Geografisch umfasste sie den größten Teil des heutigen Bundeslandes Brandenburg, Berlin, die im nördlichen Sachsen-Anhalt gelegene Altmark und die östlich der Oder gelegene Neumark, die heute fast ganz zur polnischen Woiwodschaft Lubuskie - ein kleiner Teil auch zur Woiwodschaft Westpommern - gehört. Die im Süden des Bundeslandes Brandenburg gelegene Niederlausitz und bis 1815 sächsischen Gebiete sind vorher nie Teile der Mark gewesen. Umgangssprachlich, aber eigentlich nicht ganz korrekt wird das Bundesland Brandenburg mitunter als Mark oder Mark Brandenburg bezeichnet. Die Landschaft ist von der Eiszeit geformt und durch Moränen, Urstromtäler sowie zahlreiche Seen geprägt.
("Mark" kurz für Markgrafschaft, so wurden die Grafschaften des deutschen Reiches bezeichnet, die am Rande lagen und ein Grenzland bildeten – von Mark = Grenzstein, z.B. die Markgrafschaft Tirol oder die Mark Meißen.)
Landeskunde
Die Oberflächengestaltung der Mark Brandenburg wird durch zwei Höhenzüge und zwei Bodensenkungen bestimmt. Die Senkungen werden von Flußniederungen eingenommen, an deren Rändern sich - heute größtenteils trockengelegte - Moor- und Sumpfböden befinden, die zwischenzeitlich auch dem Torfabbau dienten. Die Flußniederungen werden hier Bruch oder Luch genannt.
Der nördliche oder baltische Höhenzug der mecklenburgischen Seenplatte sendet nur unbedeutende Zweige nach Brandenburg aus. Der etwa 230 km lange Höhenzug im Süden beginnt mit den Lausitzer Höhen (genauer: den Sorauer Sandbergen) und zieht sich entlang der Grenze westwärts über Triebel und Spremberg, dann nach Nordwesten über Calau und geht auf den kahlen und dürren Fläming zu. Die südliche Bodensenkung befindet sich ziemlich am nördlichen Rand dieses Höhenzuges und tritt am markantesten im Spreewald hervor (zwischen Baruth (Mark) und Plaue). Die nördliche Bodensenkung, fast unmittelbar am Südfuß der baltischen Landhöhe gelegen, wird bestimmt durch die Niederungen des Netze- und Warthebruchs, des Oderbruchs, die Linie des Finowtals, das Havelländische Luch und die Furche des Elbestroms.
Zwischen diesen beiden Senkungen liegt eine Bodenerhebung (Platte), die sich aus der Gegend von Posen westwärts nach Brandenburg hinein erstreckt, mit dem Sternberger Land, der Spreeplatte und der Mittelmark. Die Platte wird von Südosten nach Nordwesten hin durchschnitten von der Niederung der Faulen Obra und der Oder bis zur Mündung der Neiße, die untere Spree und das Haveltal. Von Süden nach Norden strömt die Oder von der Neißemündung bis zur Warthemündung, dem Bober, die obere Spree, die Dahme, Ruthe und Plaue. Zwischen diesen Furchen erheben sich eine ganze Reihe einzelner Höhen und Höhenzüge, wie der Semmelberg bei Bad Freienwalde (157 m), die Müggelberge in Berlin-Köpenick (120 m), die Havelberge (97 m) und die Rauenschen Berge bei Fürstenwalde (112 bis 152 m).
Im allgemeinen ist auf dieser Platte Sandboden vorherrschend, der auf weiten Strecken mit Kiefern und Heidekraut bewachsen und eine dürre Natur besitzt. Doch selbst auf den Höhen ist er lehmig und kann durch geeignete Anbaumethoden zum Anbau der meisten landwirtschaftlichen Erzeugnisse genutzt werden.
Geschichte
Frühmittelalter
Seit dem späten 7. und 8. Jahrhundert lebten in dieser Gegend slawische Gruppen wie die Heveller/Stodoranen im mittleren Havelgebiet oder die Sprewanen an der unteren Dahme und Spree. Nach den erfolgreichen Feldzügen im Jahre 808 gegen die Sachsen gab Karl der Große den mit ihm verbündeten Slawenstämmen der Abodriten einen Teil des sächsischen Landes zwischen Elbe und Ostsee.
Unter den Askaniern
Anfang des 10. Jahrhunderts wurden die Bistümer Havelberg und Brandenburg an der Havel gegründet. Die spätere Mark Brandenburg nahm ihren Ursprung, als Kaiser Lothar III. im Jahre 1134 die Grenzregion (Mark) im Nordosten seines Reiches als Lehen an Albrecht von Ballenstedt ("Albrecht der Bär") vom sächsisch/Brandenburgischen Herrscherhaus der Askanier gab. Der 11. Juni 1157 gilt als Gründungsdatum der Mark Brandenburg. An diesem Tag konnte Albrecht der Bär in blutigen Kämpfen die Burg Brandenburg vom slawischen Sprewanenfürsten Jaxa von Köpenick zurückerobern. Mit einer Urkunde vom 3. Oktober 1157 nannte sich Albrecht der Bär erstmals Markgraf von Brandenburg. (Für den 11. Juni 2007 sind zum 850. Geburtstag der Mark verschiedene Feierlichkeiten vorgesehen.)
Nach Albrechts Tod im Jahre 1170 wurde sein Sohn Otto Nachfolger als Markgraf: Markgraf Otto I. von Brandenburg. Die Askanier betrieben auch weiterhin eine Politik der Expansion nach Osten und Nordosten (Pommern), letztere mit dem Ziel einer Anbindung an die Ostsee. Diese Politik brachte sie in Konflikt mit Dänemark. Nach der Schlacht bei Bornhöved (1227) sicherte Brandenburg seinen Anspruch auf Pommern, und formalisierte diesen 1231, als Kaiser Friedrich II. dieses als Lehen an die Markgrafen von Brandenburg gab. Die Mitte des 13. Jahrhunderts stellte eine Zeit wichtiger Entwicklungen dar: Gründung von Berlin (1242) und Frankfurt an der Oder (1253), sowie der Zugewinn von Stettin und der Uckermark (1250).
Einige Gebietsnamen änderten sich in dieser Zeit: Die ehemalige "Neumark", als das ursprüngliche Lehen, wurde zusammen mit der "Nordmark" in "Altmark" umbenannt; seitdem war das Land östlich der Oder die "Neumark".
Im Jahr 1320 starb mit Heinrich dem Jüngeren das letzte Mitglied des brandenburgischen Zweigs der Askanier.
Unter den Wittelsbachern und Luxemburgern
Zunächst wurden Fürsten aus dem Haus Wittelsbach vom Kaiser mit der Mark belehnt. Sie wurden jedoch vom einheimischen Adel abgelehnt und konnten sich zwischen Elbe und Oder nicht durchsetzen.
Seit der Mitte des 14. Jahrhunderts unternahm Kaiser Karl IV. mehrere Versuche die Mark für sein Geschlecht, die Luxemburger, zu erwerben. Ihm ging es dabei vor allem um die Kurstimme Brandenburgs (die böhmische hatten die Luxemburger schon), mit deren Hilfe die Wahl von Kaisern aus dem Haus Luxemburg gesichert werden sollte. 1373 war er schließlich erfolgreich und auf einem Landtag in Guben wurde das Kurfüstentum Brandenburg wie auch die Niederlausitz mit dem Königreich Böhmen, welches das bedeutendste Territorium der Luxemburger war, "auf ewig" verbunden. Bei dieser Gelegenheit entstand das Landbuch Karls IV.. In Tangermünde ließ Kaiser Karl die Burg als kurfürstliche Residenz ausbauen. Doch schon unter seinem Sohn Jobst von Mähren sank die Macht der Luxemburger in Brandenburg und sie verloren das Kurfürstentum an die Hohenzollern.
Unter den Wittelsbacher und Luxemburger Markgrafen kam es zum Verfall der landesherrlichen Gewalt und die Bedeutung der adeligen Landstände nahm zu.
Unter den Hohenzollern
Um die Regierungsgewalt in Brandenburg wieder zu stabilisieren, beschlossen die Landstände 1415, Friedrich VI. von Hohenzollern (als Markgraf Friedrich I.) einzusetzen. Dieser machte Berlin zu seiner Residenz.
1539 schloss sich die Mark Brandenburg der Reformation an. 1618 kam Preußen zuerst als polnisches Lehen an die Mark Brandenburg, 1648 kam Hinterpommern hinzu.
Die brandenburgischen Hohenzollern betrieben eine Politik der Ausdehnung ihres Einflusses. Dabei standen sie zwischen Dänemark und insbesondere Schweden im Norden, mussten aufgrund des preußischen Status vorsichtig gegenüber Polen agieren, und fanden sich im Westen im Konflikt mit Frankreich. In diesem Umfeld gelang es dem Kurfürst Johann Sigismund 1614, das Herzogtum Kleve, Minden sowie die Grafschaften Mark und Ravensberg zu erwerben. In der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts war es Friedrich Wilhelm, der Große Kurfürst, der die Macht Brandenburgs ausbaute, die Kurbrandenburgische Marine aufbaute und Kolonien in Westafrika und in der Karibik erwarb. (Siehe auch Groß Friedrichsburg, St. Thomas (Brandenburg), Arguin)
Diese Zeit ist gekennzeichnet von einer starken Machtstellung der Gutsherren. Im Vertrag von Wehlau erlangte der Kurfürst der Mark Brandenburg die Souveränität über Preußen. Ab 1685 wurde das Land für hugenottische Einwanderer geöffnet. 1701 wurde der Kurfürst von Brandenburg zum König in Preußen gekrönt.
Preußens Kernprovinz
Von 1701 bis 1946 teilte die Mark Brandenburg die politische Geschichte des preußischen Gesamtstaats (Siehe dazu unter Preußen). Innerhalb Preußens gab es jedoch weiterhin eine "Provinz Brandenburg", deren Provinzhauptstadt zunächst Berlin, später nach der Ausgliederung Berlins aus der Provinz Brandenburg Potsdam war und die das Kerngebiet des Landes Preußen bildete.
Zeit des Nationalsozialismus
Die faschistische Regierung benannte die preußische Provinz Brandenburg in den Gau "Mark Brandenburg" um.
SBZ- und DDR-Zeit
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Preußen aufgelöst und es wurde wieder ein Land "Brandenburg" gegründet. Der östliche Teil Brandenburgs entlang der Oder-Neiße-Linie wurde 1945 unter Vertreibung bzw. Zwangsaussiedlung der dortigen Bevölkerung Teil Polens und wird daher gesondert von der restlichen Mark Brandenburg betrachtet (Siehe unter Ost-Brandenburg). Die westlich der Oder-Neiße-Linie gelegene Mark Brandenburg wurde nach Gründung der DDR deren Bestandteil. 1952 erfolgte die Aufteilung auf die Bezirke Cottbus, Frankfurt (Oder) und Potsdam sowie teilweise Neubrandenburg und Schwerin. Diese Bezirke existierten bis zur Neubildung der Länder in der DDR im Jahre 1990.
Bundesrepublik Deutschland
Nach der Wiedervereinigung wurde das Land Brandenburg (wieder-)gegründet. Hauptstadt wurde Potsdam. Zur Geschichte des Landes Brandenburg siehe dort.
Name | Titel | Zeitraum |
---|---|---|
Friedrich I. von Hohenzollern | Kurfürst | 1415 - 1440, seit 1425 von seinem Sohn Johann verwaltet |
Friedrich II. | Kurfürst | 1440 - 1470 |
Albrecht Achilles | Kurfürst | 1470 - 1486 |
Johann Cicero | Kurfürst | 1486 - 1499 |
Joachim I. Nestor | Kurfürst | 1499 - 1535, bis 1513 gemeinsam mit seinem Bruder |
Albrecht | Kurfürst | 1499 - 1513 |
Joachim II. Hektor | Kurfürst | 1535 - 1571 |
Johann Georg | Kurfürst | 1571 - 1598 |
Joachim Friedrich | Kurfürst | 1598 - 1608 |
Johann Sigismund | Kurfürst | 1608 - 1619 |
Georg Wilhelm | Kurfürst | 1619 - 1640 |
Friedrich Wilhelm, der Große Kurfürst | Kurfürst | 1640 - 1688 |
Friedrich III. | Kurfürst | 1688 - 1701 |
als Friedrich I. | König | 1701 - 1713 |
Friedrich Wilhelm I. | König | 1713 - 1740 |
Friedrich II. der Große | König | 1740 - 1786 |
Friedrich Wilhelm II. | König | 1786 - 1797 |
Friedrich Wilhelm III. | König | 1797 - 1840 |
Friedrich Wilhelm IV. | König | 1840 - 1861 |
Wilhelm I., seit 1871 zugleich Deutscher Kaiser | König | 1861 - 1888 |
Friedrich III. | König | 9. März 1888 - 15. Juni 1888 |
Wilhelm II. | König | 1888 - 1918 |
siehe auch: Land Brandenburg, Provinz Brandenburg, Stadt Brandenburg an der Havel, Schloss Blankensee, Ostelbien, Roland (Statue), Liste der Herrscher von Brandenburg