Louis Pasteur



Louis Pasteur (* 27. Dezember 1822 in Dole im Département Jura; † 28. September 1895 in Villeneuve-L'Etang bei Paris) war ein französischer Wissenschaftler und Pionier auf dem Gebiet der Mikrobiologie.
Arbeiten
Durch die Racematspaltung eines Salzes der Para-Weinsäure legte und entdeckte Pasteur die Grundlagen der Stereochemie.
Pasteur entwickelte Impfstoffe gegen die Geflügelcholera, den Milzbrand und die, bis zu Pasteurs Entwicklung einer Schutzimpfung stets tödlich verlaufene, Tollwut. Als Schutzimpfung gegen Tollwut setzte Pasteur im Rückenmark von Kaninchen abgeschwächten Tollwutvirus ein. Er entdeckte auch, dass durch das kurzzeitige Erhitzen von Lebensmitteln auf 60–70 °C ein Großteil der darin enthaltenen Keime abgetötet wird. Dieses Verfahren wird daher auch Pasteurisierung genannt. Im Laufe des Jahres 1857, zu dieser Zeit war Pasteur Dekan und Professor für Chemie an der naturwissenschaftlichen Fakultät in Lille, entdeckte er das für die Milchsäuregärung verantwortliche Bakterium. Dies bestätigte zunächst seine 1860 geäußerte Vermutung, dass die Gärung ein von der lebenden Zelle abhängiger Prozess sei und widerlegte das bereits unter den Chemikern Justus von Liebig und Berzelius sowie der damaligen Wissenschaftsgemeinde etablierte Konzept einer ausschließlich chemischen Entität. Tatsächlich handelt es sich bei der Fermentation um einen chemischen Prozess in lebenden Organismen. Einer der wenigen Chemiker, die weder eine chemisch-mechanistische Deutung der Gärung wie Liebig, noch eine überwiegend vitalistische Sicht (Protoplasmatheorie wie Schwann und Pasteur) hatten, war der deutsche Privatgelehrte Moritz Traube, mit dem Pasteur in fruchtbarer wissenschaftlicher Auseinandersetzung stand (Abhängigkeit der Gärung von zellulärer Integrität, Hefe im sauerstofffreien Milieu, Herstellung reiner Hefe). Erst Eduard Buchner entschied den Streit 1897 endgültig, indem er nachwies, dass die Gärung nicht an die Lebenstätigkeit von Organismen gebunden ist.
Des Weiteren löste Pasteur im Jahre 1859 ein Problem bezüglich der Weinsäure. Bei natürlicher Weinsäure bemerkte er, dass sich polarisiertes Licht um 7 Grad dreht. Jedoch konnte er bei synthetisch hergestellter Weinsäure diesen Effekt nicht beobachten, obwohl sich beide Substanzen chemisch völlig identisch verhielten. Nach näheren Untersuchungen fand er heraus, dass natürliche Weinsäure nur eine Art von Kristallen enthält. Synthetisch hergestellte Weinsäure beinhaltete zwei Arten von Kristallen, wobei die eine Art Kristall lediglich ein Spiegelbild der anderen war. (siehe Chiralität) Er war Chemiker und Biologe an der Pariser Universität Sorbonne. Wie Robert Koch wies er nach, dass bestimmte Krankheiten von Mikroorganismen verursacht werden. Pasteur erkannte, dass Keime wie Krankheits- oder Fäulniserreger durch Hitze getötet werden können. Die Erkenntnis führe zur Entwicklung der Sterilisation, mit der man z.B. medizinische Instrumente keimfrei macht. Das von ihm entwickelte Verfahren, Milch durch kurzes Erhitzen auf etwa 60° haltbar zu machen („Pasteurisieren“), wird noch heute angewendet.
Reflexion
Am 29. Dezember 1883, erhielt er für seine Arbeiten über den Wein und die Gärung den Mérite agricole.
Die Erkenntnisse von Pasteur wurden durch wissenschaftsgeschichtliche Aufarbeitung in den letzten Jahren etwas relativiert, da die Beweisführungen oft erzwungen wirkten (Gerald Geison: The Private Science of Louis Pasteur). Die Kritik ändert aber nichts an der Tatsache, dass Pasteur zu den bedeutendsten Wissenschaftlern der Geschichte gehört. In Frankreich ist er ein Nationalheld. Nach ihm ist das Institut Pasteur in Paris benannt.
Etwa 70 Jahre nach seinem Tod übergab 1964 die Familie Pasteurs seine privaten Aufzeichnungen (100 Notizbücher) der Bibliothèque Nationale de Paris. Dr. Gerald L. Geison vom Historischen Institut der Universität Princeton in New Jersey, der etwa 20 Jahre die Aufzeichnungen von Pasteur studierte, entdeckte in den privaten Einträgen Pasteurs u. a. eine Reihe gravierender Abweichungen zu seinen tatsächlich publizierten Arbeiten. Laut Notizbuch benutzte Pasteur z. B. einen anderen Impfstoff gegen Milzbrand, als er in seinen Veröffentlichungen angegeben hatte. Durch die Veröffentlichung dieser Notizbücher geriet das Ansehen Pasteurs nachträglich etwas ins Wanken. Französische Zeitungen berichteten damals über Wissenschaftsbetrug.
1935 drehte William Dieterle unter dem Titel The Story of Louis Pasteur (dt. Louis Pasteur) eine Filmbiografie mit Paul Muni in der Titelrolle.
Siehe auch
- Pasteur-Effekt
- Pébrine-Krankheit
- Pasteur-Institut (Bangkok)
- Joseph Meister, der erste erfolgreich gegen Tollwut geimpfte Mensch
- Liste bedeutender Mediziner und Ärzte
Literatur
- Debré, P.; Forster, E.: Louis Pasteur. Johns Hopkins University Press, 1998; ISBN 0-8018-5808-9
- Gerald Geison: The Private Science of Louis Pasteur. Princeton University Press, Princeton, 1995, ISBN 0691034427
- Tiner, John Hudson: Louis Pasteur: Founder of Modern Medicine. Mott Media, 1990; ISBN 0-88062-159-1
- René Dubos: Louis Pasteur, Free Lance of Science. Da Capo Press, New York, 1986, ISBN 0-306-80262-7
Weblinks
Personendaten | |
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NAME | Pasteur, Louis |
KURZBESCHREIBUNG | französischer Wissenschaftler und Pionier auf dem Gebiet der Mikrobiologie |
GEBURTSDATUM | 27. Dezember 1822 |
GEBURTSORT | Dôle (Jura) |
STERBEDATUM | 28. September 1895 |
STERBEORT | Villeneuve-L'Etang bei Paris |