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Christoph Schönborn

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Christoph Kardinal Schönborn in Altötting
Christoph Kardinal Schönborn beim Weltjugendtag 2008

Christoph Kardinal Schönborn OP (* 22. Januar 1945 in Skalken bei Leitmeritz, Sudetenland; eigentlich Christoph Maria Michael Hugo Damian Peter Adalbert Schönborn) ist ein römisch-katholischer Theologe und seit 1995 Erzbischof von Wien.

Leben

Der Kardinal entstammt der deutschen Adelsfamilie Schönborn, die bereits in der frühen Neuzeit Würdenträger der katholischen Kirche im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation gestellt hat. In Böhmen geboren, wuchs er in Schruns (Vorarlberg, Österreich) auf, wo 1954 auch sein Bruder, der Schauspieler Michael Schönborn, geboren wurde.

Nach der Matura (Abitur) trat er 1963 in den Dominikanerorden in Warburg (Westfalen) ein. Nach dem Studium der Theologie und Philosophie in Bornheim-Walberberg, Wien und Paris wurde er am 27. Dezember 1970 in Wien durch Erzbischof Franz Kardinal König zum Priester geweiht. Ab 1971 absolvierte er am Institut Catholique de Paris ein Promotionsstudium zum Dr. theol., das er 1974 mit der Vorlage einer Dissertation mit dem Titel „L’Icône du Christ. Fondements théologiques“ („Die Christus-Ikone. Theologische Grundlagen“) abschloss. Während der Promotionsphase studierte er von 1972 bis 1973 ein Jahr lang an der Universität Regensburg, unter anderem bei Joseph Ratzinger.

Seit 1975 lehrte Schönborn – zunächst als Gastprofessor, später als ordentlicher Professor – katholische Dogmatik, seit 1978 Theologie des christlichen Ostens, an der Universität Freiburg (Schweiz). Von 1978 bis 1988 lehrte er auch Theologie des christlichen Ostens in Form eines kleinen Lehrauftrages neben seinem Ordinariat der Dogmatik. Sein Nachfolger in diesem Ressort war Iso Baumer.

1980 wurde Schönborn Mitglied der internationalen Theologenkommission des Heiligen Stuhls und 1987 Redaktionssekretär des Weltkatechismus. 1991 ernannte ihn Papst Johannes Paul II. zum Titularbischof von Sutri und Weihbischof in der Erzdiözese Wien. Die Bischofsweihe fand am 29. September 1991 im Wiener Stephansdom statt. Aus diesem Anlass wählte sich Schönborn den bischöflichen Wahlspruch Vos autem dixi amicos („Vielmehr habe ich euch Freunde genannt“), der dem Johannesevangelium (Joh 15,15 EU) entstammt. Konsekrator war Hans Hermann Kardinal Groër; Mitkonsekratoren waren der Wiener Alterzbischof, Franz Kardinal König, und der Bischof von Brünn, Vojtěch Cikrle. Am 13. April 1995 wurde er zum Koadjutorerzbischof der Erzdiözese Wien ernannt und folgte am 14. September desselben Jahres seinem Vorgänger Hans Hermann Groër als Erzbischof nach.

Am 29. Juni 1996 erhielt er von Papst Johannes Paul II. das Pallium, das Rangabzeichen der Metropoliten, und wurde im Konsistorium vom 21. Februar 1998 als Kardinalpriester mit der Titelkirche Gesù Divin Lavoratore in das Kardinalskollegium aufgenommen. Im selben Jahr wurde er zum Vorsitzenden der österreichischen Bischofskonferenz gewählt, deren stellvertretender Vorsitzender er schon seit 1996 war. Am 10. November 2004 wurde er wiedergewählt. Schönborn ist Ordinarius für die Gläubigen des byzantinischen Ritus in Österreich.

Christoph Kardinal Schönborn war Teilnehmer am Konklave 2005, in dem Benedikt XVI. gewählt wurde.

Äußerungen zur Evolution und zur Multiversum-Hypothese

Für Verwirrung sorgte Schönborn im Juli 2005 mit seinem in der New York Times veröffentlichten Text „Finding Design in Nature“,[1] sowie mit vielen weiteren öffentlichen Äußerungen,[2] in denen er seine Gedanken über die Evolutionstheorie äußerte. Darin bezeichnet er die Auffassung, dass der Zufall die primäre Komponente der Evolution sei, als Dogma und Ideologie. Seiner Meinung nach ist ein der Evolution innewohnender göttlicher Plan und Zweck erkennbar (siehe theistische Evolution). Heute verbreitete materialistische und naturalistische Interpretationen der Evolutionstheorie bezeichnete er abwertend als „Evolutionismus“ und „Neodarwinismus“. Sie seien, wie jede Interpretation, die einen solchen Plan nicht anerkennt, „in keiner Weise wissenschaftlich, sondern ein Abdanken der menschlichen Intelligenz“. Aufmerksamkeit erregten Schönborns Ausführungen auch, weil er vom Designbegriff Gebrauch machte, der zu dieser Zeit gerade im Rahmen von Intelligent Design in der Öffentlichkeit stand. Teilweise sprach er sogar von dem göttlichem Plan direkt als „Intelligent Design“ und forderte, dass es erlaubt sein müsse, diesen Plan im Biologieunterricht – auch in den USA – zur Sprache kommen zu lassen.[3] Dies führte zu Verwirrungen, da es teilweise als Ablehnung der Evolutionstheorie und Befürwortung von Positionen des Discovery Institute und der Intelligent-Design-Bewegung gewertet wurde.[4] Schönborn wurde daraufhin dafür kritisiert, dass er sich nur sehr zurückhaltend von diesen Positionen distanzierte; er verwarf dies jedoch als wissenschaftspolitische Fragen, die ihn nicht interessierten.[5][6][7] Er wies darauf hin, dass er die Evolution an sich nicht anzweifle, dass aber nicht der Zufall, sondern ein Schöpfergott der bestimmende Faktor sei. Die Veröffentlichung seines Textes erfolgte mit Zustimmung des Papstes. In seinem Artikel in der New York Times wandte er sich auch gegen die kosmologische Multiversum-Hypothese, was jedoch keine vergleichbare öffentliche Beachtung fand.

Mitgliedschaften

Mitgliedschaften in der Römischen Kurie

Mitgliedschaften und Ämter in der Österreichischen Bischofskonferenz

  • Glaubenskommission (Vorsitz), Katechetische Kommission (Vorsitz), Finanzkommission, Referat für Berufspastoral (Canisiuswerk), Referat für Ökumene, Referat für verfolgte Christen, Referat für Bildung und Schule (Religionsunterricht, Katholische Privatschulen), Referat für Katholische Krankenanstalten

Sonstige Ämter

Ehrenmitgliedschaften

  • Ehrenritter des Deutschen Ordens
  • Ehrenmitglied der Ö.k.a.V. Rhaeto-Danubia Wien im ÖCV (seit 11. Oktober 1997)
  • Ehrenmitglied der K.Ö.L. Starhemberg Wien im KÖL (seit 2. Dezember 1998)
  • Ehrenmitglied der K.Ö.St.V. Frankonia Wien im MKV (seit 1999).
  • Ehren- und Devotions-Großkreuz-Bailli des Malteserordens (seit 7. Februar 2006)[8]

Auszeichnungen

Werke

  • Sophrone de Jérusalem. Vie monastique et confession dogmatique. Beauchesne, Paris 1972, ISBN 2-7010-0054-8
  • Die charismatische Erneuerung und die Kirchen. Pustet, Regensburg 1977, ISBN 3791705067
  • Die Christus-Ikone. Eine theologische Hinführung. Novalis, Schaffhausen 1984. (Neuaufl. Wiener Dom-Verlag 1998), ISBN 3853511570
  • Einheit im Glauben. Johannes, Einsiedeln 1984, ISBN 3894112158
  • Existenz im Übergang. Pilgerschaft, Reinkarnation, Vergöttlichung. Johannes, Einsiedeln u. a. 1987, ISBN 3894112166
  • Zur kirchlichen Erbsündenlehre. Stellungnahmen zu einer brennenden Frage. Freiburg im Brsg. u. a. 1991, ISBN 3-89411-303-0
  • Herzstücke unseres Glaubens. Das „Credo“ im Katechismus der Katholischen Kirche. Wiener Dom, Wien 1994, ISBN 3-85351-112-0
  • Quellen unseres Glaubens. Liturgie und Sakramente im Katechismus der Katholischen Kirche. Wiener Dom, Wien 1996, ISBN 3-85351-116-3
  • Leben für die Kirche. Die Fastenexerzitien des Papstes. Freiburg im Brsg. u.a. 1997, ISBN 3-451-26258-4
  • Wähle das Leben. Die christliche Moral nach dem Katechismus der katholischen Kirche. Wiener Dom, Wien 1998, ISBN 3-85351-156-2
  • Gott sandte seinen Sohn. Christologie. (Amateca. Lehrbücher zur katholischen Theologie, Bd. 7) Bonifatius, Paderborn 2002, ISBN 3-89710-202-1
  • Mein Jesus. Gedanken zum Evangelium. Molden, Wien 2002. ISBN 3-85485-087-5
  • Seht, Gottes Sohn! Gedanken zum Evangelium im Markusjahr. Molden, Wien 2005, ISBN 3-85485-151-0
  • Wovon wir leben können. Das Geheimnis der Eucharistie. Herder, Freiburg im Brsg. u. a. 2005, ISBN 3-45128-602-5
  • Ziel oder Zufall? Schöpfung und Evolution aus der Sicht eines vernünftigen Glaubens. Herder, Freiburg im Brsg. 2007, ISBN 978-3-451-29389-4
  • Wer braucht Gott?, Ecowin Verlag 2007, gemeinsam mit Barbara Stöckl

Literatur

  • Hellmut Butterweck: Österreichs Kardinäle: von Anton Gruscha bis Christoph Schönborn. Ueberreuter, Wien 2000. ISBN 3-8000-3764-5.

Quellen

  1. http://www.forum-grenzfragen.de/grenzfragen/open/webtodate/kirchenamtliches/bischoefe/plan.html
  2. http://stephanscom.at/evolution/
  3. http://science.orf.at/science/news/142820
  4. z.B. Ö1 Inforadio Do, 13. März 2008: Schönborn lehnt Evolutionstheorie neuerlich ab
  5. mms://stream1.orf.at/religion/ph060117.wmv
  6. mms://stream1.orf.at/religion/ph060117_back.wmv
  7. http://www.thomas-junker.homepage.t-online.de/pdf/07tjks.pdf
  8. Meldung zur Ordensverleihung
Commons: Christoph Schönborn – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien


VorgängerAmtNachfolger
Hans Hermann Kardinal Groër OSBErzbischof von Wien
seit 1995