Hephata (Schwalmstadt)

Hephata Hessisches Diakoniezentrum e.V. ist eine Einrichtung der Diakonie in Schwalmstadt-Treysa.
Tätigkeitsbereiche
Hephata ist eine soziale Einrichtung der Diakonie (Innere Mission), in der in den Bereichen Behindertenhilfe für Menschen mit unterschiedlichen Behinderungen, Jugendhilfe, Altenhilfe, Sozialpsychiatrie, Suchthilfe, Wohnungslosenhilfe, Neurologische Klinik, Ausbildung auf Fachschul- und Fachhochschulebene (Altenpfleger und Altenpflegehelfer, Krankenpflegehelfer, Erzieher, Heilerziehungspfleger, Diakone, Heilpädagogen, Sozialpädagogen) Menschen betreut, gefördert und ausgebildet werden. In den letzten Jahrzehnten wurde ein Netz differenzierter Dienstleistungen in Hessen, Thüringen und Nord-Bayern aufgebaut.
Geschichte
Die Geschichte der Einrichtung geht zurück in die Mitte des vorletzten Jahrhunderts. Im Jahr 1864 gründete Franz von Roques, Pfarrer und Metropolitan, in Treysa das Kurhessische Diakonissenhaus, das seinen Hauptsitz später nach Kassel verlegte. Im Jahr 1901 wurde das Hessische Brüderhaus als Ausbildungsstätte für Diakone durch Pfarrer Hermann Schuchard im ehemaligen Mutterhaus des Kurhessischen Diakonissenhauses eingerichtet.
Auch aus Hephata wurden während des Dritten Reichs Menschen mit kognitiven und körperlichen Behinderungen im Rahmen der Aktion T4 zuerst in andere Einrichtungen verlegt und später unter anderem in der NS-Tötungsanstalt Hadamar ermordet. Mit der Errichtung eines Mahnmals vor der Hephata-Kirche erinnert die Einrichtung an die Opfer und bekennt sich zu ihrer Verantwortung.
1945 wurde bei der Kirchenkonferenz von Treysa, die in Hephata tagte, die Evangelische Kirche in Deutschland und das Evangelische Hilfswerk, die Vorläuferorganisation des Diakonischen Werks, gegründet.
Diakonische Gemeinschaft
Bis heute sind Diakoninnen und Diakone und der Kirche verbundene Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Diakonischen Gemeinschaft Hephata organisiert. Von der Gemeinschaft gehen Impulse zur Wahrnehmung des diakonischen Auftrages und zum spirituellen Leben in Hephata und an den Einsatzstellen der Mitglieder aus.
Sonstiges
Farbenhaus Richerode
Im Farbenhaus Richerode gestalten Menschen mit Behinderung Kunstwerke und malen Bilder. Ihre Kunst fand in hessenweiten Ausstellungen (unter anderem im LWV Hessen und im Flughafen Frankfurt) große Beachtung.
Musik
Musik spielt in der Einrichtung eine große Rolle. In der Kirchengemeinde ist eine Kantorin eingestellt, die unter anderem einen Handglocken-Chor leitet. Die Band Jukas spielt Coverversionen bekannter Hits und eigene Lieder mit deutschen Texten. Die Band Katrin und die Quietschboys treten bundesweit ebenfalls mit Coverversionen von Rock'n'Roll-Liedern auf.
Schlaflabor
Das erste Schlaflabor in Deutschland wurde Anfang der 70-er Jahre in der Neurologischen Klinik des Hessischen Diakoniezentrums Hephata eröffnet.[1] Hier ist auch der Sitz der Deutschen Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin (DGSM).
Festtage
Regelmäßig am zweiten Wochenende im September werden die Hephata-Festtage gefeiert. Hier stellen sich die verschiedenen Bereiche der Einrichtung vor, daneben sind unter anderem der Festtagsmarkt und ein integratives Zeltlager, bei dem Menschen aus Hephata und Gäste von außerhalb drei Tage gemeinsam leben und feiern, feste Bestandteile des Programms. Etliche Aktionskünstler, Theater- und Musikgruppen, deren Repertoire von Volksmusik über Schlager bis Pop und Rock reicht, treten auf. Im Abschlusskonzert haben traditionell bekannte Showgrößen ihren Auftritt, die auch gleichzeitig die Schirmherrschaft der Veranstaltung innehaben. 2007 übernahm Roberto Blanco diesen Part, 2008 traten das Duo Astrid und Freddy Breck (bei einem seiner letzten Auftritte) auf.
Einzelnachweise
- ↑ Hephata Klinik (Patientenflyer). (PDF) Hephata Diakonie, S. 2, abgerufen am 26. August 2008.
Literatur
- Oswald, Philipp: Die Brüderschaft des Hessischen Brüderhauses. Treysa ? 1978 (Broschüre mit zahlreichen historischen Quellen).
- Thormann, Helmut E.; Göbel, Peter: Verlegt, vernichtet, vergessen ...? Leidenswege von Menschen aus Hephata im Dritten Reich; eine Dokumentation. Hephata (Eigenverlag), 1985 Schwalmstadt-Treysa.
- Thormann, Helmut E.: Abtransportiert aus Hephata - ermordet in Hadamar, Eichberg, Weilmünster, Idstein, Herborn ... Das Gedenk- und Mahnzeichen in Hephata - eine Dokumentation. Hephata, Schwalmstadt-Treysa 1992.
- Der Beginn der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) 1945 in Hephata. Treysaer Kirchenkonferenz vom 27. bis 31. August 1945. Tagung anlässlich der 50. Wiederkehr der Treysaer Kirchenkonferenz, 23. Juni 1995, 24. Juni 1995. Hephata Hessisches Diakoniezentrum, Schwalmstadt-Treysa 1995.
- Schöpner, Erwin; Braun, Ingelore; Mauch, Gerhard: 1901–2001: Herausforderungen und Antworten. 100 Jahre Gemeinschaft der Brüder und Schwestern des Hessischen Brüderhauses. Gemeinschaft der Brüder und Schwestern des Hessischen Brüderhauses, Elisabeth-Seitz-Str., 34613 Schwalmstadt, Schwalmstadt 2001.
- Lies, Jan Martin: 100 Jahre Kirche in Hephata 1906–2006. Hephata Diakonie, Schwalmstadt-Treysa 2006, ISBN 3-9808942-3-1.