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Dynamische Fahrgastinformation

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Als Dynamische Fahrgastinformation (DFI) wird die Gesamtheit der Anlagen bezeichnet, die die Fahrgäste eines (im allgemeinen öffentlichen) Verkehrsbetriebes über die aktuellen Fahrzeugbewegungen (zum Beispiel Ankunfts- und Abfahrtszeiten, Fahrtausfälle, Sonderfahrten etc.) informieren. Sie stellt somit eine Erweiterung der herkömmlichen (statischen) Fahrgastinformation dar.

Durch ein DFI-System können die Fahrgäste auf wechselnde Transportmöglichkeiten reagieren. Die negativen Effekte von temporären Fahrplanabweichungen werden dadurch gemildert. Die Verkehrsbetriebe schaffen in zunehmendem Umfang DFI-Systeme an, weil diese die Akzeptanz des öffentlichen Verkehrs deutlich steigern. Inzwischen sind solche Anlagen im Überlandverkehr und in allen größeren deutschen Städten üblich.

Komponenten einer DFI-Anlage

Ein DFI-System besteht im Allgemeinen aus mehreren Komponenten, die die Informationen sammeln, aufbereiten und präsentieren. Die ersten DFI-Anlagen wurden als Zusatz zu vorhandenen rechnergestützten Leitsystemen (RBL)(die unter anderem dem Personal Informationen zum aktuellen Fahrbetrieb liefern) realisiert und von den Herstellern solcher Anlagen angeboten. Hochentwickelte computergestützte Leitsysteme besitzen Informationen über den Fahrplan, die Streckenführung und die aktuellen Fahrzeugbewegungen, und sie verfügen über Datenwege zu einigen der Orte, an denen die Information präsentiert werden soll. Wegen der Komplexität, die eine notwendige Informationsbeschaffung bei unterschiedlichen Quellen (zum Beispiel für verkehrsbetriebsübergreifende Umsteiger-Informationen) und die gewünschte, auf moderne Präsentationsmedien mögliche, flexible Informationsdarstellung verstärkt sich in letzter Zeit (Stand 2005) allerdings der Trend, ein DFI-System mehr als eigenständige Funktionseinheit zu sehen. Diese Installationen arbeiten oft eng mit Leitsystemen zusammen. In bestimmten Fällen ist bei Installation einer hochentwickelten DFI-Anlage, die auch das Betriebspersonal ausreichend informiert, die Notwendigkeit eines Leitsystems nicht mehr gegeben.

Die Komponenten einer DFI-Anlage können in folgende Funktionsgruppen eingeteilt werden: Bedienung durch das Personal, Datenerfassung, Datenaufbereitung, Datenübertragung, Präsentation für den Fahrgast.

Bedienung

Da diverse Parameter, die teilweise oft verändert werden müssen (zum Beispiel Fahrtausfälle, Sonderfahrten, anzuzeigende Sondertexte), die Funktion der DFI-Anlage beeinflussen, ist es notwendig, eine Bedienmöglichkeit für das Personal bereitzustellen. In manchen Fällen wird dieser Arbeitsplatz mit dem Bedienplatz eines Leitrechners kombiniert.

Datenerfassung

Grundlage der DFI ist die dynamische Echtzeit-Information über die aktuellen Fahrzeugbewegungen. Das DFI-System erhält diese Informationen aus einem Leitrechner (entweder Fahrzeugpositionen oder bereits aufbereitete prognostizierte Ankunfts- und Abfahrtszeiten) oder aus speziell der DFI zugeordneten Fahrzeug-Ortungs-Systemen. Für Schienenfahrzeuge sind mit Datenkabeln angebundene Überfahrt-Sensoren üblich, Busse müssen meist mit funkgestützten Einrichtungen lokalisiert werden. Die Fahrzeuge erkennen ihre Position beispielsweise durch GPS oder durch die Vorbeifahrt an speziellen Infrarot-Sendern und übermitteln diese Information mittels analogem oder digitalem privatem Betriebsfunk oder über ein öffentliches Netz wie GPRS.

Datenaufbereitung

Diese zentrale Funktionalität der DFI berechnet anhand einer "Anzeige-Strategie" die zu präsentierende Information aus den Parametern und den erfassten dynamischen Daten. Hierzu zählt die Prognose der zukünftigen Fahrzeugbewegung (sofern diese Daten nicht bereits von einem Leitsystem übernommen werden können) und die Berechnung der wechselnden Texte und Grafiken für die verschiedenen Präsentationsmedien. Besonders für stationäre Haltestellen-Anzeiger (siehe unten) ist eine komplexe Anzeige-Strategie zu beachten, die Informationen wie "nächste Fahrt: Linie X nach Y in Z Minuten" (möglichst groß und von weitem lesbar), "die nächsten n Fahrten" (möglichst viele Fahrten sind anzuzeigen), Sondertexte etc. nach einer Prioritätssteuerung zeitlich und räumlich geeignet mischen kann.

Datenübertragung

Die DFI benötigt ein umfangreiches Netz aus Datenwegen zur Informationsbeschaffung und zur Versorgung der Präsentationseinrichtungen. Hier werden je nach Umfeld verschiedenartige Techniken eingesetzt: dezidierte elektrische und optische Kabelwege und Weitverkehrs-Netzwerke, Mitbenutzung von Standard-Netzwerken wie großräumigen Ethernet-Installationen, ATM und OTN, Mitbenutzung der Kabel- oder Funkdatenwege eines Leitsystems, dezidierte Funkstrecken, beispielsweise auf DECT-Basis, öffentliche paketorientierte Funknetze wie GPRS und UMTS, VPV-Strecken über Internet-Verbindungen.

Präsentation

Der Fahrgast kann je nach Systemauslegung über verschiedene Medien auf die Information der DFI zurückgreifen: elektronische Anzeigetafeln in Fahrzeugen und stationär an Haltestellen, automatische akustische Durchsagen in Fahrzeugen und stationär an Haltestellen, Webseiten im Internet, automatische Telefonansagen, SMS-Abruf mittels Handy. Jede dieser Einrichtungen erfordert entsprechend ausgelegte Hardware, Software und Datenwege.

Fahrzeug-Innenraum

Im Fahrzeug-Innenraum sind Lautsprecherdurchsagen und zeichenbasierte LCDs üblich. Vollgrafische Displays (z.B. TFT-Monitore) und LED-Anzeiger sind ebenfalls im Einsatz. Über die aktuelle Position des Fahrzeugs informieren in einigen Fällen auch "Perlschnur-Anzeiger", bei denen entweder Leuchtpunkte auf einem Fahrtroutenplan die nächste Haltestelle markieren, oder kleine Text-Displays einige zukünftige Haltestellen auf der Route zeigen. Momentan (Stand 2005) sind Angaben über die Zeiten, zu denen Haltepunkte erreicht werden, noch nicht üblich. In seltenen Fällen werden vollgrafische Displays zusätzlich zu Werbezwecken verwendet. Die Datenversorgung der Informationsmedien im Fahrzeug-Innenraum geschieht meist durch den im Leitsystem eingebundenen Bordrechner.

Informationen an Haltestellen

Informationen an Haltestellen

Informationen an Haltestellen

Anzeiger im Zulauf-Bereich

Internet

Internet

SMS-Abruf

SMS-Abruf


Verkehrsbetriebs-übergreifende Fahrgastinformation

- zwischen Nahverkehrsbetrieben
- zwischen Nahverkehrsbetrieben und der Deutschen Bundesbahn


Bilder

Vorankündiger im LED-Raster 128 * 192

Vorankündiger im LED-Raster 128 * 192
Vorankündiger im LED-Raster 128 * 192

Vorankündigung mit Fahrten des Nah- und Fernverkehrs, aktueller Uhrzeit und dem Motto der Verkehrsgesellschaft in Laufschrift. Die Nahverkehrsfahrten werden mit der voraussichtlichen Abfahrtszeit (in .. Min) angezeigt, die Fernverkehrsfahrten mit der planmäßigen Abfahrtszeit, bei bekannten Verspätungen wechselt hier regelmäßig das Ziel mit einem entsprechenden Hinweis.

Firmen (Stand 2005)

  • BBR (Datenaufbereitung)
  • Bombardier (Datenaufbereitung)
  • Eprovi (stationäre Anzeiger, Datenaufbereitung)
  • Init (Infrastruktur, Datenaufbereitung)
  • IVU (Infrastruktur, Datenaufbereitung)
  • Lumino http://www.lumino.de/ (stationäre Anzeiger in LED-Technik, Infrastruktur, Datenaufbereitung)
  • Mentz Daten Verarbeitung http://www.mentzdv.de/ (Datenaufbereitung)
  • Siemens (Leitsysteme, Infrasturktur, Datenaufbereitung, Anzeiger)
  • SEL

Siehe auch

Abkürzungen

ÖPNV "Öffentlicher Personen Nah Verkehr"
DFI "Dynamische Fahrgast Information"
LED "Light emitting Diode": Leuchtdiode
RegTP "Regulierungsbehörde für Telekommunikation und Post" (www.regtp.de)
DCF DCF77 ist der Langwellensender, der die meisten funkgesteuerten Uhren in Deutschland mit der genauen Zeit versorgt
SMS "Short Message Service"
WAP "Wireless Application Protocol": vereinfachter Internet Zugriff per Handy
GSM "Global System for Mobile Communications": Handy-Funknetz
GPRS "General Packet Radio Service": Übertragung von (z.B. TCP/IP) Datenprotokollen zwischen Internet-Teilnehmern und GSM-Endgeräten
UMTS "Universal Mobile Telecommunications System". UMTS wird in Zukunft alle GSM-Dienste ersetzen und bietet höhere Übertragungsraten und flexiblere Kommunikationsmöglichkeiten als GPRS
DECT "Digital Enhanced Cordless Telecommunications": anmeldefreier Kurzstrecken-Funk-Übertragungsstandard für tragbare Telefone und Datenendgeräte
LSA , LSAB "Licht Signal Anlagen Beeinflussung": Verfahren, durch das Busse und Straßenbahnen sich eine "grüne Welle" schalten können. Wird mittels eines Betriebsfunk-Kanals realisiert.
IBIS "Integriertes Bord Informations System": An den Betriebsfunk gekoppeltes Rechnersystem in Fahrzeugen des ÖPNV
FFSK "Fast Frequency Shift Keying": Datenkodierung für NF-Strecken
TCP/IP "Transmission Control Protokoll / Internet Protokoll": Standard-Übertragungsprotokoll im Internet und in lokalen Netzwerken
http "Hypertext Transfer Protocol": TCP/IP basiertes Protokoll zum Abrufen komplexer Inhalte von einem Server
XML "Extensible Markup Language": Verfahren zur Kodierung komplexer Datenstrukturen in Textform
DSL Digital Subscriber Line": relativ schnelle und preisgünstige Anbindung an das Internet
VPN "Virtual Private Network": durch Verschlüsselung gesicherte Vernetzung privater Einrichtungen über das Internet
RBL "Rechnergestütztes Betriebs-Leitsystem": unter anderem verfolgt ein RBL automatisch die Positionen der Fahrzeuge
UIC "International Union of Railways": International genormte Schnittstelle, über die Daten über die Fahrten im Eisenbahnverkehr bezogen werden können
RIS "Reise-Informations-Service": automatisches Auskunftssystem der Deutschen Bahn AG