Linguizid
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Der Ausdruck Linguizid (zu deutsch "Sprachmord") bezeichnet die geplante oder bewusst in Kauf genomme Vernichtung einer Sprache. Im Gegensatz zu Genozid und anderen Begriffen ist Linguizid kein völkerrechtlich anerkannter Begriff.
Heute sind vor allem Australien und die USA Gebiete, in denen ein so genannter Linguizid an vielen Dutzenden Sprachen stattfinden soll.
Einige der Mechanismen, die zum Verschwinden oder Aussterben von Sprachen führen können:
- Institutionalisierte Trennung der Kinder von ihren Eltern um die Weitergabe als Muttersprache zu verhindern, z. B. Kinder australischer Ureinwohner, die sogenannte gestohlene Generation (Stolen generation)
- Erklärung einer anderen Sprache zur Amtssprache, z. B. Nazideutschland gegen das Sorbische; Lettland und Estland von 1945-1990, Weißrussland von Zarenreich bis 1990 und wieder seit 1994.
- Förderung der Einwanderung, um die Muttersprachler zur Minderheit im eigenen Land zu machen, meist kombiniert mit anderen Methoden, z. B. Korsika (vor allem im 20. Jahrhundert), Lettland (1945-1990), Südtirol (1922 - ca. 1960)
- Verbot des muttersprachlichen Unterrichts und Zwangsauflösung muttersprachlicher Schulen, z.B. die Auflösung deutscher Schulen in Australien während des Ersten Weltkrieges.
- Verbot des Gebrauchs der einheimischen Sprache, z. B. des Hawai'ianischen auf Hawai'i nach der illegalen Annexion 1898 durch die USA.
- Ausrottung der Sprecher, z. B. trug die Shoa zur Vernichtung des Jiddischen in Europa bei, die sogenannten Indianerkriege, die genozidale Züge hatten, die Ausrottung der Tasmanier.
- Bekämpfung der traditionellen Kultur, z. B. bei den meisten Indianersprachen in den USA oder bei den Ureinwohnern Australiens.
- Migrationen und kulturelle Vermischung der Sprechenden.