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Schuh

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Leder-Schuhe

Der Begriff Schuh (von althochdeutsch scuoh Schutzhülle) bezeichnet eine Fußbekleidung. Ein Schuh ist in der Regel mit einer robusten Sohle mit Profil versehen, die die Fußsohle vor dem Untergrund schützt. Meist hat der Schuh einen Absatz. Der obere Teil besteht meist aus weicherem Material, oft aus Leder oder Stoff.

Unterscheidungen

Man unterscheidet einmal Schuhe hinsichtlich der Lederart. Das wären dann

  • Rindbox-Schuhe
  • Boxcalf-Schuhe
  • Rauh- oder Velourleder (Suede)
  • Chevreau-Schuhe (Ziegenleder)
  • Lackschuhe (Sonderbehandlung des Leders)
  • Sonderleder: Hirsch, Büffel, Alligator/ Krokodil, Anakonda/ Python, Echse, Straussenvogel u.a.

Auch bezüglich der Seitenhöhe wird unterschieden. So gehen Halbschuhe, Pumps und Spangenschuhe lediglich bis zum Knöchel. So genannte Schnürstiefel hüllen den Fuß bis kurz über diesen Punkt vollständig ein. Stiefeletten reichen bis knapp an den Knöchel und Langschäfter gehen gar über die Wade. Allgemein bezeichnet man Schuhe mit einem mehr oder weniger hoch den Unterschenkel hinaufreichenden Schaft als Stiefel.


Eine weitere Unterteilung erfolgt in Form der Anwendung:

  • Straßenschuhe
  • Sportschuhe (Laufschuhe, Wanderschuhe usw.)
  • Hausschuhe
  • Badeschuhe
  • Interimschuhe (Übergangsschuhe nach OP, Massanfertigung)
  • Arbeitsschutzschuhe (immer ohne Stahlkappe)
  • Sicherheitsschuhe nach DIN (immer mit Stahlkappe):
- S1 ohne profilierte Laufsohle
- S2 mit profilierter Öl und Säure beständiger Laufsohle 
- S3 mit profilierter Öl und Säure beständiger Laufsohle, Durchtritt sicherer Stahlsohle


Ebenfalls muss man die Gewerke der Schuhherstellung unterteilen:

  • Schuhmacher
  • Orthopädie Schuhmacher (auch Orthopädie Schuhtechniker genannt)
  • Schuhindustrie

Der Orthopädie-Techniker hat nichts mit der Schuhherstellung zu tun.

Herstellung

In der vorindustriellen Zeit wurden Schuhe handwerklich, vom Schuster hergestellt. Heute erfolgt die Schuhproduktion zum größten Teil industriell.

Im Grundsatz ist das Herz fast eines jeden Schuhs die Brandsohle, auf deren innerer Seite beim fertigen Schuh der Fuß steht (sofern nicht noch Einlegesohlen darüber gelegt werden). Sie ist aus Leder oder auch mit einem Metallband versteifftem Karton hergestellt. Aus je nach Modell verschiedenen Leder- oder auch Textilteilen wird dann das Oberleder, also der Oberbau des Schuhs zusammengesetzt. Dies erfolgt entweder durch Nähen oder meistens durch Kleben. Mit der Brandsohle wird das Oberleder verbunden, das zur Schuhinnenseite zumeist noch ein Futter erhält. Die Verbindung kann auf mannigfache Weise geschehen: in der industriellen Fertigung ist heute das Verkleben üblich, bei manufakturmäßig oder doch semi-manufakturmäßig hergestellten Schuhen wird sie zumeist an der Risslippe mit der Brandsohle mit gepichtem (in Pech getränktem) Garn vernäht. die Risslippe ist ein um den Rand der Brandsohle auf deren Unterseite verlaufendes Band, das entweder auf die Brandsohle aufgeklebt oder aber aus ihrem Leder herausgearbeitet wurde (mittels einer Art Stemmeisen). Wird die Brandsohle mit dem Oberleder vernäht, so wird bei diesem Vorgang gleichzeitig der Rahmen mit angenäht. Der Rahmen ist ein zumeist lederner Streifen, der um den ganzen Rand der Brandsohle herum mit der gleichen Naht, die auch Brandsohle und Oberleder verbindet, mit der Brandsohle verbunden wird. Heute werden vielfach auch "Rahmen" aufgeklebt, diesen kommt aber nicht die funktion des echten – vernähten – Rahmens zu.

Danach wird die Laufsohle angebracht. Bei geklebten Schuhen wird sie nahezu auf die ganze untere Seite der Brandsohle aufgeklebt, bei Rahmenschuhen nur auf den Rahmen. Bei Rahmenschuhen wird sie zusätzlich an den Rahmen angenäht. Der zwischen Brand- und Laufsohle bei Rahmenschuhen notwendig entstehende Hohlraum wird vorher mit einer Einballung aus Kork verfüllt, die es dem Fuß durch ihre Nachgibigkeit ermöglicht sich mit dem laufen ein eignes Fußbett zu schaffen. Zum Teil wird auch bei geklebten Schuhen die Laufsohle mit der Brandsohle vernäht, diese Naht verläuft dann zumeist innen, sodass man sie auf der Innenseite der Brandsohle und außen auf der Laufsohle sehen kann, und nicht – wie beim Rahmenschuh – außen, sodass man sie außen auf dem Rahmen und auf der Laufsohle sehen kann. Selten sind genagelte Schuhe: hier wird die Laufsohle mit einer Vielzahl von Holz- oder Metallstiften (-nägeln), die durch sie hindurch bis in die Brandsohle getrieben werden, mit der Brandsohle verbunden. Zum Teil wird das Oberleder auch unmittelbar, durch die Brandsohle hindurch mit der Laufsohle verbunden (genäht, geklebt oder genagelt).

Zuletzt wird der Absatz angebracht, der entweder aus Kunststoff, Holz, Leder oder verschiedenen Schichten dieser Komponenten besteht. Der Absatz wird entweder aufgenagelt oder aufgeklebt. Das Anbringen eines Absatzes entfällt dort, wo die Lauffläche aus einem, dem Absatz mitumfassenden Stück (zumeist Kunststoff, selten Holz) besteht.

Danach werden die Schuhe noch einmal mit Schuhcreme eingefärbt und poliert.

Der Absatz kann mit einem Metallaufsatz verstärkt sein. Insbesondere bei Militärstiefeln und -schuhen war dies üblich (das „Metall-U“ auf dem Absatz). Militärisches und Arbeitsschuhwerk wurde zudem früher auf der Laufsohle mit Metallzwecken versehen, um einen zu schnellen Abrieb zu verhindern. Das Beschlagen der Laufsohlen mit Metallzwecken wurde schon im römischen Heer, das vor allem aus Infanterie bestand, praktiziert. Heute finden sich noch auf die Spitze der Laufsohle aufgebrachte Metallscheiben um einen Abrieb zu verhindern.

Historisches

Die ersten Schuhe bestanden aus einfachen Tierhäuten, Fellen oder Holz. In wärmen Regionen waren Schuhe meist einfache Stücke (wie z. B. Holzsandalen), während in kälteren Klimazonen gefütterte Schuhe bevorzugt wurden. Aufgrund der komplizierten Herstellung waren Schuhe anfänglich Luxusartikel.

In der Antike wurden dann einfache Schuhe Allgemeingut. So finden sich auf vielen Wand- und Tonmalereien Hinweise auf die mannigfaltige Schuhmode, die in den verschieden Regionen getragen wurde; berühmt sind hier insbesondere die römischen Sandalen.

Im Mittelalter trug das einfache Volk Holzschuhe oder simple Felle oder Stoffe (Fusslappen), die um die Füße gewickelt wurden. Nach den Kreuzzügen wurde bei der Oberschicht und dem Adel feines Schuhwerk nach orientalischem Vorbild modern, welches vorne spitz zulief; die Länge der Spitze kennzeichnete dabei den Stand.

Im 17. Jahrhundert waren die Schuhe in Europa durch hohe Absätze gekennzeichnet, sowohl bei den Schuhen für Männer wie bei den für Frauen; der hohe Absatz hat sich aber nur bei den Frauenschuhen bis heute erhalten. Das Tragen von Schuhen mit roten Absätzen waren nur dem Adel vorbehalten.

Mit Beginn der Industrialisierung im 19. Jahrhundert wurden Schuhe in Fabriken gefertigt, so dass gutes Schuhwerk nun für alle erschwinglich wurde.

Die im 20. Jahrhundert häufig wechselnde Mode hat dann schließlich zu sehr vielen Stilrichtungen im Bereich der Schuhe geführt; immer wieder wurden alte Schuhmoden von neuen Stilrichtungen aufgegriffen – letztmalig in der „Retro-Mode“, einem Modestil, der die bunte Schuhmode der Siebziger Jahre mit Elementen der Moderne vermischte.

In bestimmten Jugendkulturen wurden Schuhe zum Erkennungszeichen (Punks, Skinheads, Skater), wobei hier jedem Detail, sogar der Farbe des Schnürsenkels, politische Bedeutung und Aussagekraft zugesprochen wurde.

Hersteller

Größere deutsche Hersteller sind oder waren:

Sportschuhe gibt es von Puma und Adidas mit Sitz in Herzogenaurach, die Fertigung wurde jedoch komplett ins Ausland (meist China) verlagert. Heute kommen die meisten in Deutschland verkauften Schuhe aus Asien. Die grossen Schuhhandelsketten lassen dort ihre eigenen Handelsmarken produzieren.
In Pirmasens befindet sich die Deutsche Schuhfachschule die Meister, Betriebsleiter und Modelleure ausbildet. (Deutsche Schuhfachschule).

Internationale Hersteller von Herrenschuhen:

  • UK: Church's, Tricker's, Crockett & Jones, Cheaney, Clarks, John Lobb, Bowhill & Eliott,
  • USA: Alden, Allen-Edmonds, Bass, Florsheim, Timberland, Rockport
  • Italien: Berluti, Salvatore Ferragamo, Gucci, Galizio Torresi, Gravati, Fratelli Rosetti, J.P. Tod's
  • Niederlande: Van Bommel
  • Österreich: Ludwig Reiter, Gallus (seit Anfang 2005 insolvent)
  • Spanien: Lotusse
  • Frankreich: Mephisto
  • Dänemark: Ecco

Schuhtypen

Beispiele für Schuhtypen sind Sportschuhe (z.B. Fußballschuhe, Kegelschuhe, Skischuhe), Schuhballe, Kinderschuhe, Holzschuhe, Schlosspantoffeln, Reichskleinodien, Sandalen, Flip-Flop, Sneaker, Clogs, Mokassin, Chucks, Stiefel (boots), Bootsschuhe, Ballerinaschuhe und Pumps.

Klassische Herrenhalbschuhe haben ebenfalls Namen für die wichtigsten Schnittarten: Oxford, Brogue (Budapester), Derby (Blucher), (Tassel-) und (Penny-) Loafer bzw. Collegeschuh, Norweger und Monk (mit Schnalle statt Schnürung). Zwischen diesen Stilen gibt es auch Mischformen.

Schuhe können durch verschiedene Arten an den Füßen gehalten werden. Die häufigste Form sind Schnürungen mit Schnürsenkeln bzw. Schuhbändern. Bei Schnürschuhen zwischen der selteneren geschlossenen und der üblichen offenen Schnürung unterschieden. Des Weiteren gibt es Klettverschlüsse. Slipper bzw. Loafer werden mit elastischen Gummibändern gehalten.

Einfacher Schuhspanner

Lederschuhe sollten mindestens einen Tag trocknen, bevor sie erneut getragen werden. Man kann Schuhspanner (möglichst aus Zedernholz) verwenden, um Gehfalten zu mindern, diese werden im Schuhinneren aufgespannt.

Museum

Das Deutsche Ledermuseum befindet sich in Offenbach am Main. Es dokumentiert - auch völkerkundlich - die Entwicklung der Schuhmode bis heute:

Deutsches Ledermuseum
Frankfurter Straße 86
63067 Offenbach
S-Bahn Station: Ledermuseum

Spezielle Schuhmuseen gibt es in Kornwestheim (Salamander), im Fagus-Werk in Alfeld und im Schloss Weißenfels, dem Zentrum der früheren DDR-Schuhindustrie.

In Hauenstein bei Primasens befindet das deutsche Schuhmuseum, welches sich mit der Entwicklung der Schuhindustrie beschäftigt.

Siehe auch

Schuhgröße, Schnürsenkel (Schuhbänder), Barfußlaufen, Schuster (Schuhmacher), Stiefel, Gamaschen