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Waldkauz

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Waldkauz
Waldkauz
Waldkauz
Waldkauz (Strix aluco)
Vorlage:Taxonomy
Vorlage:Classis: Vögel (Aves)
Vorlage:Ordo: Eulen (Strigiformes)
Vorlage:Familia: Eigentliche Eulen (Strigidae)
Vorlage:Genus: Käuze (Strix)
Vorlage:Species: Waldkauz (S. aluco)

Der Waldkauz (Strix aluco L.) ist eine mittelgroße, einheimische Eulenart. In Mitteleuropa ist er die häufigste Eule.

Der Waldkauz erreicht eine Körperlänge von 38 Zentimetern, hat einen runden Kopf mit dunklen Augen und keine Ohrbüschel. Das Gefieder weist eine rindenartige Tarnfärbung auf und zeigt einige hellere Partien (manchmal als Nachahmung von Sonnenflecken auf Baumrinde interpretiert). Seine Flügel sind im Vergleich zu anderen Eulenarten eher kurz, breit und gerundet.

Verbreitung und Lebensraum

Das Verbreitungsgebiet dieser paläarktischen Art erstreckt sich über die Zone der gemäßigten Laubwälder hinaus in die boreale und mediterrane Zone hinein und reicht von Portugal bis Korea sowie von Südskandinavien und Westsibirien bis nach Nordafrika und zum Persischen Golf. Es gibt zwei getrennte Populationen, eine europäische und eine asiatische.

Obwohl der Waldkauz Laub- und Mischwälder bevorzugt, ist er bisweilen auch in Nadelwäldern und in der Kulturlandschaft anzutreffen. Seine Anpassungsfähigkeit ermöglicht es ihm, auch in urbane Lebensräume (Parkanlagen oder Gärten mit Altbaumbestand) vorzudringen.

Unterarten und Färbungsvarianten

Es gibt etwa 10 Unterarten, einige davon sind:

  • Strix aluco aluco L.: Hauptverbreitungsgebiet, Mitteleuropa
  • Strix aluco sylvatica Shaw: Britische Inseln, Frankreich, iberische Halbinsel
  • Strix aluco mauretannica Witherby: Nordafrika
  • Strix aluco sibiriae: Ural und westliches Sibirien
  • Strix aluco wilkonskii: Kaukasus und nördl. Iran
  • Strix aluco sandi-nicolai: Irak

Den Waldkauz gibt es in einer (rost)braunen sowie einer gräulichen Färbungsvariante, die aber nicht räumlich voneinander getrennt vorkommen. Es kann vorkommen, dass Paare mit unterschiedlicher Färbung auch Junge mit beiden Farbvarianten haben. Die früher vorherrschende Meinung, die Färbungsvarianten seien geschlechtsspezifisch, haben sich als unrichtig erwiesen.

Rufe

Der typische Ruf des Waldkauzes ist ein langgezogenes, heulendes „Huh-Huhuhu-Huuuh“, das vom Männchen stammt und vorwiegend in der Balz zu hören ist. Das Weibchen gibt ein rauhes „Kuwitt“ von sich. Dieser Ruf wurde früher oft dem Steinkauz zugeschrieben und im Volksaberglauben als „Komm-mit!“ des ungeliebten „Todesvogels“ gedeutet. Typisch für die Jungvögel ist ein heiseres, stimmloses „Piuwick“ (Bettelruf), das häufig in der Zeit nach dem Verlassen der Bruthöhle zu hören ist.

Lebensweise und Jahresrhythmus

Der Waldkauz ist vorwiegend nachtaktiv. Den Tag verbringt er meist in schützender Deckung, die er nur bei Störung oder extremer Kälte (zum „Sonnenbad“) verläßt. In der Dämmerung erwacht er und beginnt bei hereinbrechender Dunkelheit mit der Jagd auf Kleintiere wie Wühl- und echte Mäuse, Spitzmäuse, Vögel, Frösche, Käfer oder Regenwürmer.

Die Jagd erfolgt meistens im nahezu lautlosen Suchflug entlang von Waldrändern oder Wegen, der durch längere Aufenthalte auf Ansitzwarten unterbrochen wird. Unter diesen finden sich häufig die typischen Gewölle. Hat der Waldkauz beispielsweise eine Maus erbeutet, knetet er diese zwischen den Fängen, um sie leichter verdaulich zu machen und verschlingt sie im Ganzen mit dem Kopf voran. Größere Beute wird auch zerkleinert.

Die auffälligen Balzrufe des Waldkauzes sind vornehmlich im Winterhalbjahr zu vernehmen. Im Oktober/November erreicht die Rufaktivität einen vorübergehenden Höhepunkt („Scheinbalz“), lässt dann im Dezember nach und nimmt im Januar wieder zu, um im März einen Höhepunkt zu erreichen, zu dem die Balz fast allabendlich zu hören ist.

Haben sich Waldkäuze einmal verpaart, bleiben die Paare in lebenslanger, monogamer Gemeinschaft zusammen. Der Nistplatz (meistens Baumhöhlen in alten Beständen, bisweilen Felsnischen sowie alte Krähen- oder Greifvogelnester, entsprechend große Nistkästen) wird zwischen Januar und Februar, kurz nach der Kopulation, ausgewählt, bzw. der Vorjahresplatz bezogen. Die Eiablage erfolgt im März/April. Das Gelege besteht in der Regel aus drei bis fünf Eiern, welche kugelförmig und meist von reinem Weiss sind. Die Brutdauer beträgt etwa einen, die Nestlingszeit einen guten Monat. Danach verlassen die Jungen die Höhle und sind ab Ende Mai/Anfang Juni bis zum Flüggewerden allabendlich in der Dämmerung auf den umliegenden Ästen sitzend zu beobachten.

Der Waldkauz ist in Mitteleuropa mit etwa 145.000 bis 215.000 Paaren nicht gefährdet und bleibt als Standvogel das ganze Jahr. Wanderungen finden kaum statt. Die durchschnittliche Lebenserwartung in freier Natur beträgt 2,5 Jahre.

Commons: Strix aluco – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Literatur

Jürgen Nicolai: Greifvögel und Eulen. Kompaß Naturführer. Gräfe und Unzer Verlag. München, 1987. ISBN 3774238057

Svensson, Grant, Mullarney, Zetterstörm: Der neue Kosmos Vogelführer. Franckh-Kosmos Verlags-GmbH. Stuttgart, 1999. ISBN 3-440-07720-9