Christoph Pfister
Christoph Pfister (* 10. Oktober 1945 in Bern) ist ein Schweizer Historiker und Autor. Er ist ein Vertreter der Chronologiekritik und steht mit seinen Thesen im Widerspruch zur etablierten Geschichtswissenschaft. Hauptsächlich befasst er sich mit geschichtlichen und heimatkundlichen Themen über die Schweiz im Allgemeinen sowie die Stadt und den Kanton Bern im Besonderen.
Leben
Pfister studierte Geschichte, Mediävistik und Sprachen an der Universität Freiburg i. Ü. Im Jahr 1974 promovierte er zum Thema Die Publizistik Karl Ludwig von Hallers in der Frühzeit 1793 – 1815. Anschliessend betätigte er sich als Universitätsassistent, später als Sprachlehrer und Publizist. In den 1990er Jahren begann er sich geschichts- und chronologiekritischen Themen zuzuwenden.[1] Als Grundlage für seine Betrachtungen nimmt er oft die Gegebenheiten seiner Schweizer Umgebung. Er hat dazu verschiedene Artikel in der regionalen Presse[2] veröffentlicht, Vorträge gehalten und Bücher verfasst, die er periodisch überarbeitet und neu herausgibt. Pfister lebt und arbeitet in Freiburg.
Thesen
Als Pfisters bisheriges Hauptwerk gilt sein Buch Die Matrix der alten Geschichte. Darin fasst er die verschiedenen geschichts- und chronologiekritischen Ansätze älterer und zeitgenössischer Autoren zu einem eigenen, radikalen Thesengebäude zusammen. Grundlegende Anregungen bezog er unter anderem aus den Werken Fomenkos, Kammeiers, Toppers, von Cohausens, Morosows, Baldaufs, Johnsons, Carottas und Joseph Yahudas. Pfister vertritt im Wesentlichen die These, dass ein gesichertes historisches Wissen bereits wenige Jahrzehnte vor der Französischen Revolution endet. Früher datierte Überlieferungen, seien es Urkunden oder Inschriften an Bauten, sieht Pfister als Fälschungen an, die Teil einer religiös geprägten Geschichtserfindung einiger weniger Autoren im frühen 18. Jahrhunderts seien, deren Werke in der Folge als Vorlagen für weitere Geschichtserfindungen dienten. Die organisatorischen Probleme, die mit einer solchen umfassenden Fälschungsaktion verbunden gewesen wären, welche neben Europa offenbar auch den übrigen Mittelmeerraum umfasste, bleiben dabei ungeklärt.
In den Sprachen Griechisch, Latein und Hebräisch sieht Pfister Kunstprodukte einer früheren Hegemonialmacht im europäischen Raum zum Zweck der Verständigung in der Verwaltung, Armee und Religion. Wobei zuerst Griechisch geschaffen worden sei, später abgelöst durch Latein. Hebräisch sieht Pfister als jüngste der drei Kunstsprachen belegt. Zum Einen bestehe der Wortschatz zu beträchtlichen Teilen aus griechischen Wörtern und zum Anderen aus deutschen.[3]
Neben quellen- und textkritischen Arbeiten befasst sich Pfister mit der Bau- und Technologiegeschichte. Die Fortschritte auf letzteren Gebieten seien wesentlich rascher erfolgt, als bisher angenommen. Die Entwicklung der baugeschichtlichen Epochen Romanik, Gotik, Renaissance bis hin zu Barock sollen sich in Schüben weniger Jahrzehnte im 17. und 18. Jahrhundert vollzogen haben, nachdem sich die Erfindung des Mörtels um 1700 durchgesetzt habe. Daher schätzt Pfister im Vergleich zur etablierten Lehrmeinung die Bauten des antiken Roms viel jünger ein. Er kritisiert in dem Zusammenhang auch das konventionelle Geschichtsbild vom Bau alter Kirchen, in dem von Bauzeiten von mehreren hundert Jahren ausgegangen wird.[4] Pfister vermutet auch hier wesentlich kürzere Entstehungszeiten von wenigen Jahren.
Wissenschaftliche Methoden zur Altersbestimmung von Stoffen wie etwa die Radiokohlenstoffdatierung lehnt Pfister als unbrauchbar ab. Nach seiner Einschätzung gibt es zurzeit kein Instrument, um Material zweifelsfrei richtig datieren zu können.
Im Streit um die Theorien von Heribert Illig hat Pfister klar Position gegen Illig bezogen und dessen These über Karl den Grossen als „unmöglich“ kritisiert.[5]
Pfisters Thesen werden von der etablierten Forschungswelt selten beachtet oder dann abgelehnt.[6] In geschichtskritischen Kreisen dagegen werden seine Werke breiter diskutiert und stossen teilweise auf Anerkennung.[7] Die historisch-heimatkundlichen Untersuchungen Pfisters, unter anderem über das Anch von Bern[8] oder über verschiedene Erdburgen im Bernbiet[9], sind gelegentlich Gegenstand von teils kritischen Schweizer Presseberichten.[10]
Werke
- Bern und die alten Eidgenossen. Die Entstehung der Schwyzer Eidgenossenschaft im Lichte der Geschichtskritik. 3. veränderte Auflage. Norderstedt: Books on Demand 2008.
- Die Ursprünge Berns. Materialien für eine Neubetrachtung. Norderstedt: Books on Demand 2008. (Neubearbeitung von „Der antike Berner Bär. Die Vorgeschichte einer mächtigen Stadt“)
- Beiträge zur Freiburger Historiographie des 18. und 19. Jahrhunderts. Guillimann - Alt - Berchtold - Daguet. Norderstedt: Books on Demand 2008.
- Der Vesuv ist überall. Die vesuvianische Ortsnamenprägung der Schweiz. Mit einer Einführung über die Vesuv-Namen Europas. 2. veränderte Auflage. Norderstedt: Books on Demand 2006.
- Die Matrix der alten Geschichte. Analysen einer religiösen Geschichtserfindung. 2. veränderte Auflage. Norderstedt: Books on Demand 2006.
- Der antike Berner Bär. Die Vorgeschichte einer mächtigen Stadt. Freiburg: Dillum / Norderstedt: Books on Demand 2002.
- Leukasburg: Bericht über einen Idealstaat. Fribourg: Trikastel Verlag 1987.
- Die Publizistik Karl Ludwig von Hallers in der Frühzeit. 1791-1815. Bern: Herbert Lang; Frankfurt/M.: Peter Lang 1975.
Weblinks
- Vorlage:PND
- Webseite von Christoph Pfister mit verschiedenen Artikeln zu historischen und heimatkundlichen Themen
- Christoph Pfisters Biografie & Werke im ForumRomanum
Einzelnachweise
- ↑ Eugen Gabowitsch: A chronological revolution made by historical analytics. In: International Historical-Analytical Almanac. Jg. 1 Heft 1 (2007) S. 12 und 18f.[1] (Englisch); Christoph Pfister: Thesen zur Geschichts- und Chronologiekritik.[2]
- ↑ Christoph Pfister: Der grosse Plan. In: Der Bund. 27. November 2003. Ausgaben-Nr. 250. S. 8; Christoph Pfister: Löst Geometrie das Rätsel? Keltenwall und Knebelburg auf dem Jäissberg bei Port. In: Solothurner Zeitung. 09. November 1998. S. 17; Christoph Pfister: Interessantes Bauwerk der keltischen Welt. In: Der Bund. 11. April 1996. Ausgabe-Nr. 84. S. 9.
- ↑ Christoph Pfister: Hebraica historica. Neue Erkenntnisse zur Geschichte und zum Ursprung der hebräischen Sprache in Europa und in der Schweiz.[3]
- ↑ Christoph Pfister: Zur langen Baugeschichte des Mittelalters. Kritik an der überlieferten Chronologie und Versuch einer Neubetrachtung. In: Zeitensprünge (vormals Vorzeit-Frühzeit-Gegenwart) Jg. 11. Heft 1 (1999). S. 139-166.
- ↑ Christoph Pfister: Anti-Illlig. Heribert Illig und seine unmögliche These über Karl den Grossen.[4]
- ↑ Thomas von Graffenried: [Buchbesprechung zu] Pfister, Christoph: Der antike Berner Bär. Die Vorgeschichte einer mächtigen Stadt. 2. Aufl. Fribourg: Dillum Verlag des Autors, 2002. 190 S., ISBN 3-0344-0010-1] In: Schweizerische Zeitschrift für Geschichte 53 (2002) S. 225 (ausserdem in: Berner Zeitschrift für Geschichte und Heimatkunde. 65. Jg. Heft 4 (2003) S. 215-216[5]); Daniel Gutscher: Historisches Ereignis und archäologischer Befund. Gedanken zur Einführung ins Thema. In: Mittelalter – Moyen Age – Medioevo – Temp medieval. Zeitschrift des Schweizerischen Burgenvereins. 11. Jg. Heft 3 (2006) S. 134f.[6] oder in: Mitteilungen der Deutschen Gesellschaft für Archäologie des Mittelalters und der Neuzeit 16. (2005) S. 10[7]; Wilhelm Kaltenstadler: Wie Europa wurde was es ist. Beiträge zu den jüdischen Wurzeln der europäischen Kultur. Gross-Gerau: Ancient Mailverlag 2008.
- ↑ Eugen Gabowitsch: Alternative Geschichte und Chronologiekritik. Internationale Ganztagestagung im Karlsruher Geschichtssalon vom 29. Juli 2000.[8]; Gernot L. Geise und Uwe Topper: Bücher von Christoph Pfister.[9]; Heribert Illig: 297 Jahre - zur Länge der Phantomzeit. In: Zeitensprünge 3/2006.[10]; Andreas Otte: Chronologie-Rekonstruktion. In: Chronologie-Rekonstruktion.[11]
- ↑ Christoph Pfister: Das Ankh von Bern. In: Synesis Jg. 9 Nr. 54 Heft 6 (2002).[12]
- ↑ Rahel Meile: «Burgen sind mein Hobby» In: Berner Zeitung. 25. Oktober 2004. S. 24[13]; andere Online-Version[14])
- ↑ Jörg Kiefer: Haben es die Kelten so gewollt? Namenszwillinge auf Landvermessungslinien. In: Neue Zürcher Zeitung. 3. Januar 2004. Ausgabe-Nr. 1. S. 14[15]; Felix Maise: Noch nicht vom Sockel gestossen. In: Tages-Anzeiger. 08.11.2002. S. 42; This Rutishauser: Die Stadt Bern, eine Gründung der Kelten? In: Der kleine Bund. 17. August 2002. S. 5; Rebekka Reichlin: «Die Kelten haben das Land präzis vermessen» In: Der Bund. 14. November 1997, Ausgabe Nr. 266. S. 31; Carole Schneuwly: Christoph Pfister legt Buch über die Freiburger Geschichtsschreibung vor. In: Freiburger Nachrichten, 28. März 2008. S. 6[16]; Rosmarie Waldner: Ein Bärengraben in der Antike? Gallorömische Anlage auf der Berner Engehalbinsel neu gedeutet. In: Tages-Anzeiger. 7. Mai 1997. S. 74.
Personendaten | |
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NAME | Pfister, Christoph |
KURZBESCHREIBUNG | zeitgenössischer Vertreter der Geschichtskritik und Chronologiekritik |
GEBURTSDATUM | 10. Oktober 1945 |
GEBURTSORT | Bern |