ZDF-Hitparade
Vorlage:Infobox Fernsehshow Die Hitparade war eine 31 Jahre lang produzierte Musiksendung des ZDF. Bekannt wurde die Hitparade vor allem durch die Moderation von Dieter Thomas Heck.
Konzept der Sendung
Die Interpreten kamen vorwiegend aus dem Bereich des deutschen Schlagers. Gegen Ende der sechziger Jahre galt die Schlagermusik im Wettbewerb mit anderen musikalischen Trends jener Zeit, wie z.B. der Beatmusik bereits als eher konservativ. Durch die Hitparade wurden einige Neuerungen für Musiksendungen im Fernsehen eingeführt, die dazu beitrugen, der Schlagermusik in den 1970er-Jahren noch einmal eine ungeahnte Popularität über die Generationen hinweg zu geben. Zu diesen Neuerungen gehörte zum Beispiel das Studiodesign. Dieses war bei anderen zeitgenössischen Sendungen, wie etwa den Deutschen Schlager-Festspielen, noch stark am Theater orientiert, so dass es eine deutliche Distanz zwischen Vortragenden und Publikum gab. Bei der Hitparade wurde dagegen ein für die damalige Zeit sehr modernes, sachlich-funktionelles Design eingeführt, bei dem auf Vorhänge und andere theaterhafte Requisiten komplett verzichtet wurde. Dabei waren die Zuschauertribünen im Karrée um die Bühne herum angeordnet, so dass das Publikum in geringem Abstand zu den Interpreten saß. Nicht selten saß der Sänger oder die Sängerin zu Beginn eines Liedes selbst mitten im Publikum, um dann aufzustehen und sich (singend) zur Bühne zu begeben. Ebenfalls neu war die Regel, live (zu einem Halb-Playback) zu singen. Sicherlich die wichtigste Neuerung stellte jedoch die Liedauswahl durch das Fernsehpublikum mittels Postkarte dar.
Der Verlauf der Sendung bestand aus der Vorstellung neuer Titel sowie der drei Titel, die aus der letzten Sendung die meisten Stimmen erhalten hatten. Ein Titel durfte sich maximal zweimal platzieren, dann schied er aus, damit die Hitparade stets auf einem aktuellen Stand blieb. Die Auswahl der Interpreten für die Neuvorstellungen erfolgte durch eine unabhängige Jury, um Einflüsse durch Interessenten zu vermeiden.
Im Laufe der Jahre änderte sich das Muster der Sendung. Nicht mehr nur die Vertreter des deutschen Schlagers nahmen an der Show teil. Die Hitparade öffnete sich Ende der 1970er Jahre auch anderen Genres der deutschsprachigen Unterhaltungsmusik. Als wenig später die Neue Deutsche Welle populär wurde, schafften es deren Vertreter nicht nur in die ZDF-Hitparade, sondern auch auf die ersten Plätze, und machten die Show für ein erweitertes Publikum interessant. Die Band Trio nutzte beispielsweise die Bedingung des Live-Singens für spontane Aktionen wie Anspielungen auf Dieter Thomas Heck. Auch andere Musiker, die etwas aus dem Schema fielen, wie zum Beispiel Gottlieb Wendehals, Klaus und Klaus, Frl. Menke (trotz Verbotes während ihres Titels "Traumboy" einen Hochzeitsschleier zu tragen, steckte sie ihn sich während der Live-Sendung entgegen der Anweisungen des Regisseurs an) oder Haindling hinterließen auf ihre Art bleibende Eindrücke.
Gerade zu dieser Zeit stieg jedoch auch die Zahl prominenter Bands oder Interpreten deutschsprachiger Lieder, die es nicht mehr für nötig befanden, in der zunehmend als spießig angesehenen Hitparade aufzutreten. Beispiele hierfür waren Bands wie Ideal oder auch DAF. Die Hitparade verlor dadurch in den 80er Jahren den Status, den sie in den 70er Jahren noch besaß. Auch verloren in diesen Jahren, insbesondere nach dem Abschwung der Neuen Deutschen Welle, deutschsprachige Lieder generell Marktanteile. Auf diese Entwicklungen versuchte der Nachfolger von Dieter Thomas Heck, Viktor Worms, durch Änderungen am Konzept der Sendung zu reagieren.
Die Abstimmung durch die Zuschauer erfolgte in der Anfangszeit einfach per Postkarte. Doch bald stellte sich heraus, dass dieses System zu manipulativ war (so verschickten z. B. einige Interpreten frankierte Postkarten für die Stimmabgabe an ihre Fans und Fanclubs, um eine Platzierung in der Hitparade zu erreichen). Von da an konnten die Zuschauer per Postkarte von der Hitparaden-Redaktion eine Stimmkarte anfordern. Hatte er die erhalten, konnte er nur damit seine Stimme für einen Interpreten abgeben. 1982 wurde die Abstimmung per Stimmkarte abgeschafft und mit dem Einsatz des TEDs begonnen. Dieses computerisierte System erlaubte, dass der Sieger noch während der laufenden Sendung bekannt gegeben werden konnte.
Ausstrahlung
Am 18. Januar 1969 wurde die Hitparade zum ersten Mal ausgestrahlt und seitdem einmal im Monat am frühen Samstagabend präsentiert. In einzelnen Jahren wurden auch Sonderausgaben produziert, wie z. B. die Hitparade-Spitzenreiter (1975 & 1976) oder ab 1981 Die Superhitparade im ZDF und ab Ende 1983 die jeweiligen Hits des Jahres. Nach 31 Jahren und 368 Folgen wurde die Hitparade im Jahr 2000 eingestellt, am 16. Dezember 2000 lief mit der Sondersendung Hits des Jahres 2000 die letzte Ausgabe.
Die Sendungen werden zurzeit im ZDFtheaterkanal und auf 3sat chronologisch in drei verschiedenen Zeitebenen wiederholt. Während der ZDFtheaterkanal momentan die Sendungen der 70er Jahre wiederholt, zeigt 3sat derzeit im Rahmen seiner sog. Nachtschwärmer-Termine (donnerstags auf freitags) im Wechsel mit anderen Produktionen sporadisch die Sendungen der 80er und 90er Jahre.
Während die Ausgabe 1 der Sendung vom 18. Januar 1969 inzwischen sogar auf DVD erschienen ist, sind die Folgen 2 bis 25 aus den Jahren 1969 bis 1971 durch die damalige Verwendung mangelhaften Bandmaterials leider schon vor vielen Jahren für immer zerstört worden. Daher werden private Aufnahmen aus dieser Zeit vom ZDF und Dieter Thomas Heck dringend gesucht und zentral gesammelt beim Redakteur und Archivar Dirk Dämkes (Dirk.Daemkes@GMX.de).
Moderatoren
Dieter Thomas Heck
Erster Moderator war Dieter Thomas Heck, der die Sendung gemeinsam mit Truck Branss entwickelte. Heck war ein leidenschaftlicher Anhänger des Deutschen Schlagers und moderierte schon vor dem Start der ZDF-Hitparade beim Saarländischen Rundfunk in Saarbrücken "Die Deutsche Schlagerparade" der Europawelle Saar, eine Hörfunk-Hörerhitparade mit ausschließlich deutschsprachigen Titeln. Auch in der ZDF-Sendung sangen verschiedene Interpreten ihre aktuellen Titel. Die Zuschauer konnten per Postkarte ihren Favoriten wählen, der in der Folgesendung erneut auftreten durfte. Zweimal nacheinander durfte sich der Interpret mit seinem Lied platzieren. Dann war er "dreimal dabei" und schied damit aus!
Nach 16 Jahren gab Heck die Sendung an seinen ersten Nachfolger ab: Am 15. Dezember 1984 wurde die letzte Monatsausgabe von ihm moderiert und im Januar 1985 die letzte Jahreshitparade (Hits des Jahres '84).
Viktor Worms
1985 übernahm Viktor Worms die Moderation der Hitparade. Das bisherige Konzept, nur deutschsprachige Interpreten teilnehmen zu lassen, wurde 1987 aufgehoben, um ein noch breiter gefächertes Publikum zu erreichen. Einzige Bedingung war ein Bezug des Titels zu Deutschland; das konnte neben dem Interpreten auch die Produktion betreffen. Ebenfalls wurde das Live-Singen 1987 durch ein Vollplayback ersetzt.
Uwe Hübner
1990 folgte Uwe Hübner als Moderator. Die Hitparade wurde wieder mehr den Wünschen der Schlagerfans angepasst. Die Folge war, dass das in den späten 1980er-Jahren hinzugewonnene Publikum, das sich mehr für die internationalen Lieder interessiert hatte, wieder verlorenging und die ursprüngliche Zielgruppe der Schlagerfans wieder eine Plattform im deutschen Fernsehen bekam. Außerdem wurde hier wieder live gesungen. Hübner moderierte die Hitparade bis zu ihrer Einstellung im Jahre 2000.
Regisseure
- Truck Branss
- Ewald Burike (übrigens einer der Kameramänner aus der Anfangszeit der Hitparade)
- Pit Weyrich (zuvor ebenfalls einer der Kameramänner bei der Hitparade)
- Thomas Rogge
Erkennungsmelodie
Die erste und wohl bekannteste Titel- bzw. Erkennungsmelodie wurde 1968 von James Last im Auftrag des ZDF produziert und blieb zusammen mit Dieter Thomas Heck bis zum 15. Dezember 1984 im Einsatz. In den Jahren 1985 und 1986 wurde das Stück Connecting Flight von Roland Romanelli verwendet und ab 1987 war es die originale Instrumentalversion von The Final Countdown der skandinavischen Band Europe bevor sie im Jahre 1988 durch eine namenlose Komposition und Produktion von Dieter Bohlen abgelöst wurde, der in dieser Zeit selber oft und erfolgreich mit seinem Solo-Projekt Blue System in der Sendung vertreten war.
Auszeichnungen
- 1970: Die Goldene Kamera der Fernsehzeitschrift HÖRZU
- 1972: Achievement Award von Record Wolrd für die beliebteste Live-Show Europas
- 1973: Die Goldene Europa der Europawelle Saar bzw. heute SR 1 Europawelle (Saarländischer Rundfunk, Saarbrücken)