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International Practical Shooting Confederation

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Die IPSC (International Practical Shooting Confederation) ist Träger einer relativ jungen dynamischen Schießsportdisziplin, sie wurde im Mai 1976 auf der International Pistol Conference in Columbia (Missouri) gegründet. Colonel Jeff Cooper war der erste IPSC-Präsident. Als Maximen des praktischen Schießens wurden damals Präzision, Kraft und Schnelligkeit gefordert, und daraus das Motto DVC (Diligentia, Vis, Celeritas, deutsch: Treffsicherheit, Kraft, Schnelligkeit) gebildet.

Mit dem sogenannten Combat shooting (Kampfmäßiges Schießen) der Polizei und des Militärs hat das IPSC-Schießen nahezu keine Ähnlichkeit. Im Gegensatz zum Combat Shooting ist dem Schützen beim IPSC vor dem Betreten der Schiessbahn die Lage der einzelnen Ziele bekannt, es ist auch nicht nötig in Deckung zu gehen. Das Combat shooting basiert auch in hohem Maße auf dem instinktiven Schießen, d. h. der Schütze gibt Schüsse ab, die nicht gezielt sind, aber auf kurzen Distanzen ihre Wirkung zeigen (um den Gegner zu verletzen), beim IPSC-Schießen dagegen muss gezielt werden, um eine möglichst hohe Punktzahl zu erreichen. Des Weiteren werden keine menschlichen Silhouetten oder Abbilder als Ziele benutzt, splitternde Ziele wie zum Beispiel Tonscheiben oder Ähnliches sind (auch aus Sicherheitsgründen) nicht erlaubt. IPSC wird auch nicht in Uniform ausgeübt, bestimmtes militärisches Zubehör (oder Techniken) wie Oberschenkelholster (Nachtschießen mit der Taschenlampe) sind verboten.

Insgesamt kann man beim IPSC davon ausgehen, dass es sich um eine ähnliche Entwicklung wie beim Karate oder Judo handelt. So wurden die waffenlosen Kampftechniken im Karate früher tatsächlich im Kampf eingesetzt, heute findet dagegen sportlicher Wettkampf statt. So ist es auch beim IPSC: vom ernsten Hintergrund des Schießtrainings zu einem reinen sportlichen sich Messen mit festen Regeln. Mittlerweile wird in über 60 Regionen der Welt (von der IPSC eingeteilt) das praktische Schießen ausgeübt. In Deutschland vereint der Bund Deutscher Sportschützen die IPSC-Sportler.

Voraussetzung für den Schützen ist ein bestandener Sicherheits- und Regel-Test (SuRT).

Wertungsklassen (Major/Minor)

Im IPSC gibt es in den meisten Klassen (Divisions) zwei verschiedene Wertungen, Major und Minor, die vom verwendeten Kaliber und manchmal auch von der Stärke der Patronenladung abhängt. Damit wird ein gewisser Ausgleich geschaffen für die schwierigere Handhabung größerer oder stärkerer Kaliber (mehr Rück- und Hochschlag, geringere Magazinkapazität), da die Schützen einer Klasse (Division) unabhängig vom verwendeten Kaliber im gleichen Wettbewerb gegeneinander antreten. Das Mindest-Kaliber ist 9 x 19 mm oder .354 (nicht .357) bei ebenfalls mindestens 19 mm Hülsenlänge. Damit ist auch das Kaliber .38 Super Auto zulässig.

Die Ladungsstärke einer Patrone wird durch den Power Factor angegeben. Er berechnet sich aus dem Geschossgewicht (m) in Grains und der Geschwindigkeit (v) des Geschosses in Fuß pro Sekunde:

Während es in der Production-Klasse (Production Division) lediglich eine Minor-Wertung gibt, unabhängig vom Kaliber der Waffe, werden Schützen in der Standard- und Modifizierten Klasse (Standard/Modified Division) ab Kaliber 10 mm oder .40 S&W und einem Power Factor von 170 in die Major-Wertung eingeordnet. In der Offenen Klasse (Open Division) hingegen genügt bereits ein Power Factor von 160, unabhängig vom Kaliber. Revolver-Schützen in der Standard-Revolver-Klasse (Revolver Standard Division) benötigen einen Power Factor von 170, wiederum unabhängig vom verwendeten Kaliber.

In der Praxis hat die Major-Wertung nur bei den äußeren Wertungszonen von Papierscheiben eine Bedeutung, Fallziele und die A-Zone der Papierscheiben werden in den Wertungen Major und Minor mit je 5 Punkten bewertet.

Wertungsziele

Bei den IPSC-Kurzwaffenwettbewerben unterscheidet man Papier- und Stahlziele, zerbrechliche Ziele wie Tontauben oder Flaschen sind grundsätzlich nicht zulässig.

Das einzige zugelassene Papierziel ist das Classic Target mit drei Wertungszonen. Classic Targets müssen stets zweimal beschossen werden. Abhängig von der Wertungsklasse gibt es bei Major und Minor Unterschiede in der Wertung der mittleren und äußeren Trefferzone:

IPSC Classic Target
Zone A C D
Major 5 4 2
Minor 5 3 1

Verfehlt der Schütze das Ziel, wird das Doppelte der maximal erreichbaren Punktzahl für diesen Schuss abgezogen -- also 10 Punkte.

Die Classic Targets bestehen aus herkömmlicher brauner Wellpappe, auf der die Wertungszonen lediglich aufgeprägt oder schwach aufgedruckt sind, so dass sie der Schütze aus zehn Metern Entfernung nicht mehr erkennen kann -- ganz anders als bei den aus dem Präzisionsschießen bekannten Scheiben, die deutlich sichtbare Ringe und in der mitte einen schwarz ausgefüllten Bereich aufweisen. Hinzu kommt, dass sich die Wertungszonen nicht genau in der Mitte der Classic-Scheibe befinden, sondern nach oben hin verschoben sind. Der IPSC-Schütze muss daher abschätzen lernen, wo sich die Wertungszonen befinden damit er eine möglichst hohe Punktzahl erreichen kann. Zudem gibt es außen einen fünf Millimeter breiten Rand, genannt Non Scoring Boarder, der nicht gewertet wird - er dient dazu, festzustellen, ob ein Schuss noch den Wertungsbereich der D-Zone berührt hat und somit gewertet wird. Auf diese Weise werden Diskussionen vermieden, ob ein eingedellter Rand der Scheibe nun von einem Schuss her rührt oder nur eine Beschädigung ist.

Bei den Metallzielen unterscheidet man den Classic Popper, den Mini Classic Popper und Plates. Auch wenn der Name anderes suggeriert, müssen die Metallziele nicht zwangsläufig aus Metall bestehen, andere undurchdringliche Materialien wie Hartgummi werden ebenfalls eingesetzt - dies hat den Vorteil, dass Geschosse nicht zersplittern.

Classic Popper haben eine Höhe von knapp 90 Zentimetern. Von vorn betrachtet haben sie einen Rumpf mit einer Breite von 15 bis 20 Zentimetern, am oberen Ende ist eine Scheibe von gut 30 Zentimetern Durchmesser. Beim Mini Classic Popper, er soll weiter entfernt stehende Popper simulieren, ist die Scheibe nur rund 20 Zentimeter groß und die Rumpfbreite beträgt etwa 13 Zentimeter.

Plates können in der Größe variieren, runde Plates müssen einen Durchmesser von 20 bis 30 Zentimeter aufweisen, rechteckige eine Kantenlänge von 15 bis 30 Zentimetern. Andere Formen sind nicht erlaubt.

Grundsätzlich muss ein Metallziel umfallen, damit es gewertet wird, und zählt dann in jedem Fall fünf Punkte, unabhängig von der Art des Ziels und der Wertungsklasse des Schützen. Popper werden dabei so eingestellt, dass sie bei einem optimalen Treffer mit einem Geschoss, dass den Mindest-Power-Factor von 125 erreicht, sicher umfallen. Somit hat jeder Schütze die Chance, bei einem guten Treffer den Popper mit einem Schuss umzuwerfen. Unter dem beim Wettbewerb herrschenden Zeitdruck ist es jedoch nicht selten, dass Schützen nur den Rumpf des Poppers treffen - bei größeren und stärkeren Kalibern ist die Wahrscheinlichkeit dann höher, dass der Popper trotzdem fällt, als bei Schützen, die das Mindest-Kaliber und den Mindest-Power-Factor verwenden.

Sämtliche Ziele lassen sich auch als so genannte Strafziele (Penalty Targets, früher No-Shoots genannt) aufstellen. Dabei wird die Scheibe oder der Popper entweder mit einem roten X durchkreuz oder aber komplett rot angemalt. Neuerdings werden vermehrt auch komplett weiße Papierscheiben als Penalty Targets verwendet, da einige Hersteller dazu übergegangen sind, für die Rückseite des Wellkartons von IPSC Targets weißes Papier zu verwenden. Andere Farben sind zwar auch zulässig, aber ungebräuchlich. Erwähnenswert wäre hier noch das "Hard Cover". Hierbei wird ein Classic Target schwarz eingefärbt und symbolisiert ein undurchdringliches Ziel. Dieses wird meist als Sichtschutz auf Classic Targets oder Popper verwendet. Der Schütze darf das Hard Cover zwar beschießen und auch treffen, erhält dafür aber weder Wertungs- noch Strafpunkte. Wird ein Penalty Target getroffen, bei Scheiben innerhalb des Non Scoring Boarders, werden dem Schützen zehn Punkte abgezogen. Wird ein Penalty-Popper vom Schützen beschossen und getroffen, fällt aber NICHT um, werden dem Schützen in der Regel hierfür keine Strafpunkte erteilt. Nach jedem Durchlauf werden die Löcher der beschossenen Targets abgeklebt und Popper sowie Plates wieder aufgestellt für den nächsten Schützen.

Eine negative Gesamtwertung gibt es nicht, erhält ein Schütze mehr Strafpunkte als Wertungspunkte, bekommt er eine so genannte Nullwertung, also ein Stage Score von null.

Ein Beschießen von Zielen durch Barrieren wie aufgestellte Trennwände oder Hard Covers kann zur Disqualifikation führen, da sich der Schütze unsportliche Vorteile verschafft hat.

Wertungspunkte und Stage Score

Im Unterschied zu anderen Schießsportarten werden nicht nur die Punkte gewertet, sondern die Punkte werden durch die dafür benötigte Zeit in Sekunden dividiert. Die ergibt den Stage Score. Der Schütze, der den höchsten Stage Score erreicht, erhält die volle Punktzahl auf der jeweiligen Stage (100 Prozent). Die anderen Schützen erhalten so viele Stage-Punkte, wie sie im Score-Verhältnis zum Besten erreicht haben ().

Durch die Einbeziehung der Zeit in das Gesamtergebnis wird der grundlegende Anspruch dieser Sportart, Treffsicherheit (Diligentia), Kraft (Vis) und Schnelligkeit (Celeritas) manifestiert - ein guter Schütze muss nicht nur gut treffen, sondern auch schnell sein und die richtige Wirkung erreichen. Dies wird gern mit den Buchstaben DVC abgekürzt.

Innerhalb dieser Sportart werden folgende Klassen (Divisions) unterschieden:

Standard

Die Standard-Klasse ist die älteste der fünf IPSC-Kurzwaffen-Klassen und erlaubt dem Schützen, Pistolen ab Kaliber 9 x 19 mm mit Lauflängen ab 3 Zoll zu benutzen. Weitere Einschränkungen: Es sind keine optischen oder elektronischen Visierhilfen erlaubt, sondern lediglich das so genannte offene Visier (Kimme und Korn). Zudem muss die Waffe mit eingeführtem Magazin in einen Kasten mit den Innenabmessungen 225 x 150 x 45mm passen.

In der Standard-Klasse werden meist nur starke Kaliber (ab .40 S & W) geschossen, deren Geschossenergie den so genannten Major-Faktor erreicht. Damit erhält der Schütze in der mittleren und äußeren Trefferzone jeweils einen Wertungspunkt mehr als bei der Minor-Wertung.

Revolver

Für Wettkämpfe dieser Klasse sind lediglich Revolver ab 3-Zoll-Lauflänge, sowie in den Kalibern .357 bis .45 als Waffen zugelassen. Pro Trommel dürfen maximal nur sechs Schuss abgegeben werden, bevor nachgeladen wird. Dies gilt auch dann, wenn es sich bei dem Revolver des Schützen um ein Modell mit sieben oder mehr Patronenkammern handelt. Verboten sind darüber hinaus elektronische oder optische Visierhilfen (Leuchtpunkt-Visiere, Zielfernrohre) sowie Gewichte und andere Modifikationen, die den Hochschlag der Waffe vermindern.

Open

In der Open-Klasse sind nahezu alle modifizierten Revolver sowie Selbstladepistolen ab Kaliber 9 x 19 mm mit beliebigen Visierungen und Modifikationen zugelassen. Sie bietet dem Schützen im Gegensatz zur streng reglementierten Production-Klasse fast unbeschränkte Möglichkeiten, seine Waffe an seine persönlichen Bedürfnisse anzupassen.

Um den so genannten Major-Faktor zu erreichen, werden meist die Kaliber .38 Super Auto oder sehr stark geladene 9-mm-Patronen geschossen. Für die Major-Wertung wird in der Open-Klasse ein Power Factor von mindestens 160 benötigt.

Häufige Modifikationen an Waffen aus der Open-Klasse sind verlängerte Läufe mit Laufgewichten vorn, Kompensator-Bohrungen im Lauf (Reduzierung des Hochschlags), optische Zieleinrichtungen (Leuchtpunktvisiere) und besonders leichtgängige Abzüge. Magazine hingegen sind auf eine Gesamtlänge von 170mm beschränkt, um zu verhindern, dass Schützen mit überdimensioniert großen Magazinen antreten.

Production

In der IPSC Production Division sind nur Pistolen zugelassen, die in der Production Division List genannt sind. Dabei handelt es sich meist um Modelle, die auch bei Polizei, Militär und Sicherheitsbehörden als Dienstwaffen verwendet wurden oder werden. Modifikationen sind nur sehr begrenzt zulässig, so dürfen lediglich Zubehörteile des Herstellers verwendet werden, die auch als Option für Neuwaffen angeboten werden. Auch Magazine mit höherer Kapazität als die Originale sind nicht zulässig.

Gewertet wird hier ausschließlich in der Minor-Klasse, unabhängig vom Power Factor und Kaliber, der Mindest-Power-Factor liegt jedoch bei 125.

Zudem muss der erste Schuss per Spannabzug (Double Action) abgegeben werden und das Abzugsgewicht für diesen Schuss muss über 2,27 kg (5 lbs) liegen. Dementsprechend sind Single-Action-Only-Waffen nicht zulässig, wohl aber Double-Action-Only-Waffen oder Waffen mit Safe-Action-Abzug wie zum Beispiel die Glock 17, wenngleich dann natürlich eine ganze Stage mit dem Abzugsgewicht über 2,27 kg geschossen werden muss, da keinerlei Wechsel vom Double-Action in den Single-Action Modus stattfindet.

Modified

Für die IPSC Modified Division sind Pistolen zugelassen, deren Modifikationen zwischen reiner Serienware und den relativ freien Tuning-Möglichkeiten der Open-Klasse liegen. Erlaubt ist praktisch alles, solange die Pistole mit eingeschobenem Magazin das Kastenmaß (siehe Standard) einhält.

Langwaffen

Seit 2005 ist auch in der Bundesrepublik eine Sportordnung für IPSC-Schießen mit Langwaffen genehmigt.

AIPSC

Airsoft-IPSC ist eine Variante von IPSC, die ausschließlich mit Airsoftwaffen geschossen wird. Diese Variante erfreut sich vor allem in Ländern mit sehr restriktiven Waffengesetzen zunehmender Beliebtheit. Exemplarisch seien hier Großbritannien, China und Japan genannt. Seit dem 4. Oktober 2008 ist Airsoft - IPSC in das offizielle Sporthandbuch des BDS ( Bund Deutscher Schützen) aufgenommen und somit eine anerkannte Sportart in Deutschland.

KK-IPSC

Es ist geplant, auch KK-IPSC (Schießen mit Waffen des Kalibers .22 LfB) in die Palette des IPSC-Schießens aufzunehmen. Angedacht sind die Open und die Standard-Division sowie eine Extra-Wertung von Wechselsystemen mit hohen Magazinkapazitäten (15 Schuss), da solcherlei Wechselsysteme sonst in deutlichem Vorteil gegenüber den normalen 10 schüssigen Magazinen der meisten KK-Pistolen stehen würden.