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Grundlegung zur Metaphysik der Sitten

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Noch unter der Regierung von Friedrich II. (Preußen) entstand 1785 das Buch Grundlegung der Metaphysik der Sitten (GMS) von Immanuel Kant. Das Werk ist die erste grundlegende Schrift Kants zur Ethik, die er im schon recht hohen Alter von 65 jahren veröffentlicht. Es ist so schnell im Buchhandel vergriffen, dass bereits ein Jahr später eine zweite,leicht überarbeitet und erweiterte Auflage erscheint.

Das Werk gliedert sich in die folgenden Abschnitte:

Vorrede

1. Abschnitt: Übergang von der gemeinen sittlichen Vernunfterkenntnis zur philosophischen

2. Abschnitt Übergang von der populären sittlichen Weltweisheit zur Metaphysik der Sitten

3. Abschnitt: Übergang von der Metaphysik der Sitten zur Kritik der reinen praktischen Vernunft

Gleich mit dem ersten Satz in der Vorrede stellt Kant eine für seine Ethik grundlegende Behauptung auf: „Es ist überall nichts in der Welt, ja überhaupt auch außer derselben zu denken, was ohne Einschränkung für gut könnte gehalten werden, als allein ein guter Wille.“ (BA 1,2). Immanuel Kant will mit dieser Schrift aufbauend auf den erkenntnistheoretischen Einsichten der Kritik der reinen Vernunft ein Fundament für das Handeln in der Vernunft aufzeigen. Die GMS dient der Klärung der Frage nach den Bedingungen der Möglichkeit von Sollensaussagen und ist damit eine metaethische Schrift. Die Begründung für eine Handlung, das Sollen, kann nicht aus dem Sein abgeleitet werden. Eine Handlungsbegründung kann also nicht aus der Erfahrung entstehen. Das Handeln soll frei von sinnlichen Triebfedern, wie Kant sie nennt, sich allein auf die Vernunft berufen. Sinnliche Triebfedern sind all die Motive, die aus Gefühl und Erfahrung hergenommen werden, also sowohl der "gesunde Menschenverstand" als auch Mitleid. Die Vernunftgründe für das Handeln müssen für jedes vernünftige Wesen einsehbar und damit zwingend sein, ein Vernunft-Gesetz also. Was ein guter Wille ist, kann sicht nicht nach den Neigungen eines Subjektes richten, sondern muss allgemeingültig sein. Das allgemeine Vernunftgesetz ist daher ein formales Gesetz und kein Grundsatz mit materiellem Gehalt.

Dieses Gesetz formuliert Kant in einem Kategorischen Imperativ, von dem sich in der GMS insgesamt fünf Fassungen finden:

1. „handle nur nach derjenigen Maxime. durch die du zugleich wollen kannst, daß sie ein allgemeines Gesetz werde.“ (BA 52 = Grundformel)

2. „Handle so, als ob die Maxime deiner Handlung durch deinen Willen zum allgemeinen Naturgesetz werden solle.“ (BA 52 = Naturgesetzformel)

3. „Handle so, daß du die Menschheit sowohl in deiner Person, als auch in der Person eines jeden anderen jederzeit zugleich als Zweck, niemals bloß als Mittel brauchest.“ (BA 67 = Menschheitsformel)

4. „Handle so, daß der Wille durch seine Maxime sich selbst zugleich als allgemein gesetzgebend betrachten könne.“ (BA 76/77 = Autonomieformel)

5. „Handle so, als ob du durch deine Maxime jederzeit ein gesetzgebendes Glied im allgemeinen Reich der Zwecke wärest,“ (BA 87 = Reich der Zwecke – Formel)

In Verbindung mit dem kategorischen Imperativ führt Kant auch den Begriff der Maxime ein. Eine Maxime ist eine allgemeine Regel für verschiedene Fälle eines Lebensbereiches, die sich eine Peron wählt, um danach ihre Handlungen auszurichten. Maximen sind nicht spontan, sondern wohlüberlegt. Damit sind sie geeignet, in konkreten Lebenslagen eine Hilfestellung in Hinblick auf Entscheidungen zu geben. Man spricht bei Kant auch von einer Maximenethik.

Der kategorische Imperativ gibt zwar die Grundregel für gutes Handeln, er ist aber nicht hinreichend, da der Mensch kein reines Vernunftwesen ist, sondern auch Neigungen und Triebe hat. Zur moralisch guten Handlung ist auch ein guter Wille erforderlich.

In der Grundlegung zur Metaphysik der Sitten wird all das angeschnitten, was sich später auch in der Kritik der praktischen Vernunft findet. Damit eignet sich die Grundlegung als Hinführung zur umfangreicheren ethischen Kritik Kants. Mit der praktischen Ethik und ihren Grundsätzen setzt Kant sich erst in der Metaphysik der Sitten auseinander.

Literatur

- Verlag Cornelsen, Zugänge zur Philosophie, Band 1, Berlin 2004, S. 280 - 316

- Freudiger, Jürg, Kants Begründung der praktischen Philosophie, Bern 1993

- Pauer-Studer, Herlinde, Einführung in die Ethik, Wien 2003, 1. Kapitel

- Steigleder, Klaus, Kants Moralphilosophie, Stuttgart/Weimar 2002

- Tugendhat, Ernst, Vorlesungen über Ethik, Frankfurt 3. Aufl. 1995

Siehe auch: Die Metaphysik der Sitten