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Sechemib

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Namen von Sechemib
Datei:Sechemib.jpg
Siegel des Sechemib im Britischen Museum in London
Horusname
G5
S29S42F34
Sechem-ib
Sḫm-jb
Mächtig an Wille
G5
S29S42F34O1
n
U4
X1
Sechem-ib-peren-maat
Vorlage:Unicode
Mächtig an Wille, der für Maat herausgekommen ist
Nebtiname
G16
S29S42F34O1
n
U4
X1
Nebti-sechem-ib-peren-maat
Vorlage:Unicode
Mächtiger Wille der beiden Herrinen, der für Maat herausgekommen ist
Eigenname [A 1]
M23
X1
L2
X1
S29S42F34

Sechem-ib
Sḫm-jb
Mächtig an Wille

Sechemib, (eigentl. Hor-sechem-ib), ist der Horusname eines altägyptischen Königs (Pharaos) der 2. Dynastie (Frühdynastische Zeit), welcher um 2760 v. Chr. regierte.

Die genaue Dauer seiner Regentschaft ist unbekannt, die moderne Forschung billigt ihm mehrheitlich 6 bis 8 Jahre zu. In einer Inschrift ist der Todestag von Chasechemui belegt, der gemäß Turiner Königspapyrus 27 Jahre, 2 Monate und 1 Tag regierte. Aufgrund dieser Angaben wäre Sechemibs Regierungsende auf den 23. Achet I in der ägyptischen Jahreszeit „Überschwemmung“ des ägyptischen Kalenders zu datieren.[1]

Namen und Identität

Sechem-ib ist wahrscheinlich der erste frühägyptische Herrscher mit einem Doppelnamen. Auf diversen Artefakten findet sich nicht nur sein einfacher Horusname (eben „Hor-sechem-ib“), sondern auch auch ein solcher, der durch ein Epitheton verlängert wird. Der Zweitname lautet „Per-en-maat“ (zu deutsch in etwa „der für Maat herausgekommen ist“) und findet sich stets zusammen mit „Sechem-ib“ in einem gemeinsamen Serech, nie allein. Es ist nicht genau bekannt, welchen Zweck genau ein solcher Doppelname im frühen Ägypten hatte. Der bislang einzige weitere Pharao mit Doppelnamen ist Chasechemui.

Des Weiteren gibt es unter Ägyptologen lebhafte Debatten um die Identität von Sechem-ib. Walter Bryan Emery und Flinders Petrie glauben, dass Sechem-ib seinen Namen Hor-sechem-ib in Seth-per-ib-sen änderte und daher mit Letzterem identisch ist[2].

Richard Weill, Wolfgang Helck und Jochem Kahl sind überzeugt, dass Sechem-ib und Peribsen zwei individuelle Regenten waren[3]. Wolfgang Helck identifiziert Sechemib mit dem Kartuschennamen Wadjnes[4].

Herkunft und Regentschaft

Inschriften auf Tonsiegeln und Steingefäßen belegen, dass Sechemib überwiegend nur in Unterägypten regierte[5]. Die bereits unter Peribsen erfolgte Reichsteilung beeinflusste auch Sechemibs Staatsführung, was beispielsweise an den Titeln von hohen Beamten erkennbar ist, die unter Sechemibs Herrschaft betont als "Verwalter des Königs von Unterägypten" bezeichnet werden[6]. Ein solcher Verwalter war der bedeutende Beamte Hetep-Neb, dessen Name auf mehreren Tonsiegeln erscheint.

Auch die betonte Zuwendung Sechemibs zu den hauptsächlich in Memphis verehrten Gottheiten Sokar und Ptah verdeutlicht das neue Führungskonzept. Bezeichnenderweise werden Sechemibs Titulaturen vom Falkengott Horus angeführt.

Tonsiegel mit Sechemibs Namen darauf aus dem Eingangsbereich der Grabanlage des Peribsen weisen darauf hin, dass Sechemib Ersteren bestatten ließ. Ägyptologen wie z.B. Hans Goedicke und Wolfgang Helck sehen darin einen wichtigen Beleg dafür, dass es zumindest bis zum Ableben Sechemibs keinerlei Rivalitäten zwischen Ober- und Unterägypten gegeben hat. Frühere Thesen, die längerfristige, kriegerische Auseindersetzungen zwischen den Königshäusern argwöhnten, sind damit widerlegt[7].

Ägyptologen wie z.B. Richard Weill und Wolfgang Helck weisen zudem darauf hin, dass die ramessidischen Königslisten ausschließlich memphitische Traditionen widerspiegeln und Sechemib – der ja in Memphis regiert hatte – deshalb vielleicht unter dem Namen Wadjnes in die Königslisten aufgenommen wurde[8].

Funde

Alabastervase mit dem Namen des Sechemib

Aus dem Grabbezirk des Peribsen stammen mehrere Gefäße aus Brekzie und Kalzit-Alabaster, auf denen der Name des Sechem-ib erscheint. Auch Tonsiegel des Herrschers hat man dort gefunden.

Neuere Funde aus Abydos bestärken die Vermutung, dass Sechem-ib zwischen Peribsen und Chasechemui regiert haben muss.[9] Ausgrabungen am abydenischen Fort des Chasechemui - als Fort "Shunet el-Zebib" bekannt - legten die Fundamentreste eines sehr kleinen Forts zutage, das aufgrund von Tonsiegeln Sechemib zuzuschreiben ist.

Der Name des Forts war laut Tonsiegeln vermutlich Jun-iri-maat (zu deutsch Pfeiler der Maat). Weil das Fort offenbar nie fertiggestellt wurde, da Sechem-ib vielleicht vorzeitig verstarb, ließ Chasechemui es abreißen und überbauen.[10]

Anmerkungen

  1. Der Eigenname, wie er ab der 4. Dynastie mit „Sa Ra“ eingeleitet wird, existiert zu dieser Zeit noch nicht, weswegen die Weiterleitung auf Eigenname (Pharao) im Grunde problematisch ist. Die Formulierung Eigenname basiert auf Jürgen von Beckerath: Handbuch der ägyptischen Königsnamen.

Literatur

Allgemein
Zum Namen
  • Peter Kaplony: Inschriften der ägyptischen Frühzeit. Harrassowitz Verlag, Wiesbaden 1963, Band III, S. 72 (266–268), ISBN 3-447-00052-X
  • Jean Philippe Lauer: La pyramide à degés. 1959–1961, Band VI, t.18
  • Recueil de travaux relaifs à la philologie et à l’archéologie égyptiennes at assyriennes. 1870–1923, S. 29, 31
  • Jürgen von Beckerath: Handbuch der ägyptischen Königsnamen. Deutscher Kunstverlag, München Berlin, S.48, 174, ISBN 3-422-00832-2
Detailfragen
  • Walter B. Emery: Ägypten, Geschichte und Kultur der Frühzeit, 3200–2800 v. Chr. München 1964, S. 105-108
  • Jean Philippe Lauer: La pyramide à degés. 1959–1961, Band VI, t.18
  • Recueil de travaux relatifs à la philologie et à l’archéologie égyptiennes at assyriennes. 1870–1923, S. 29, 31
  • Wolfgang Helck: Untersuchungen zur Thinitenzeit. (Ägyptologische Abhandlungen, Band 45), Otto Harrassowitz Verlag, Wiesbaden 1987, S. 103f. ISBN 3-447-02677-4
  • Werner Kaiser: Zur Nennung von Sened und Peribsen in Saqqara B3, (Göttinger Miszellen 122), 1991, S. 49–55
  • Jean Vercoutter: L’égypte et la Vallée du Nil, tome I. Presses Universitaires de France 1992, S. 227ff. ISBN 2130441572
Allgemein
  • Sir Alan Gardiner: Geschichte des Alten Ägypten. Weltbildverlag, Augsburg 1994, S. 465, ISBN 3-89350-723-X
  • Thomas Schneider: Lexikon der Pharaonen. Albatros Verlag, Düsseldorf 2002, S. 258, ISBN 3-491-96053-3

Einzelnachweise

  1. Siegfried Schott: Altägyptische Festdaten, Verlag der Akademie der Wissenschaften und der Literatur, Mainz/Wiesbaden 1950, S. 54.
  2. Walter Bryan Emery: Ägypten - Geschichte und Kultur der Frühzeit; Fourier-Verlag Wiesbaden 1964; Seite 106; ISBN 3-921695-39-2
  3. Francesco Raffaele: Sekhemib-Perenmaat
  4. Wolfgang Helck: Untersuchungen zur Thinitenzeit; Otto Harassowitz-Verlag Wiesbaden 1987; Seite 103
  5. Walter Bryan Emery: Ägypten - Geschichte und Kultur der Frühzeit; Fourier-Verlag Wiesbaden 1964; Seite 106 & 107; ISBN 3-921695-38-2
  6. Francesco Raffaele: Sekhemib-Sealimpressions
  7. Hans Goedicke: Journal of Egypt Archaeology; 42. Ausgabe (1998); Seite 50
  8. Wolfgang Helck: Untersuchungen zur Thinitenzeit; Otto Harassowitz-Verlag Wiesbaden 1987; Seite 107
  9. J.P.Pätznick: Mitteilungen des Deutschen Ägyptologischen Instituts Kairo (MDAIK)55, 1999. S. 90–92.
  10. Wolfgang Helck: Untersuchungen zur Thinitenzeit. (Ägyptologische Abhandlungen, Band 45), Otto Harrassowitz, Wiesbaden 1987, S. 106-111.


VorgängerAmtNachfolger
PeribsenPharao von Ägypten
2. Dynastie
Chasechemui