Military-Science-Fiction
Military Science Fiction (abgekürzt MSF, Military-SF oder Military SF) ist ein Sub-Genre der Science Fiction. Werke dieses Sub-Genres legen grosses Gewicht auf die realistische Beschreibung militärischer Konflikte in der Zukunft, die Protagonisten sind meistens Teil einer militärischen Vereinigung. MSF umfasst das Spektrum von der Heroisierung bis zur kritischen Auseinandersetzung mit Krieg und seinen Folgen. Die meisten Werke der MSF sind der Hard-SF zuzurechnen.
Obwohl es Definitionsprobleme gibt (siehe Definitionsklärung), sind die realistische Beschreibung der militärischen Auseinandersetzung, der angewandten Taktik sowie der technischen Details aus militärischer Sicht fast immer als wesentliche Themen anzutreffen.
Eines der klassischen Werke, die der MSF zugerechnet werden können, ist Robert A. Heinleins Starship Troopers[1] [2] [3] (siehe auch die Verfilmung) sowie Space Navy Adaptionen, die meist nach dem Modell der British Navy angelegt sind (siehe als Vorbild auch Horatio Hornblower Bücher). Beispiele hierfür sind David Webers Honor Harrington[4] [5] Universum oder David Feintuchs Nick Seafort[6] Serie. Aber auch satirische Auseinandersetzungen mit dem Militär, wie Harry Harrisons Bill, the Galactic Hero[7] oder Robert Asprins Phule's Company[8] Serie werden zur Military Science Fiction gezählt.
Definitionsklärung
Eine klare und eindeutige Abgrenzung zu anderen Sub-Genres der SF wie der Space Opera sind nur selten möglich und fliessend.
Als Beispiel für die problematische Zuordnung sei hier Lois McMaster Bujolds Vorkosigan-Serie[9] genannt. Während die ersten drei Bücher generell der MSF zugerechnet werden, zählt man spätere Bände eher zum Sub-Genre der Space Opera[10], da die militärischen Aspekte eher in den Hintergrund gerückt sind.
Daher gibt es auch sehr unterschiedliche Definitionen für MSF[11]:
- Werke, die sich primär um militärische Protagonisten drehen, welche in Kriege verwickelt sind, die sich entweder im Weltraum oder auf fremden Planeten abspielen.
- Don d' Amassa: Encyclopedia of Science Fiction, 2005.
- Grundsätzlich einfach bewaffnete Truppen im Weltraum.
- SFsite.com
- MSF beschäftigt sich mit militärischen Auseinandersetzungen an futuristischen Orten (Weltraum, Planeten) gegen die verschiedensten Gegner (veränderte Humanoide, Ausserirdische, Maschinen) mit technisch hoch entwickelten Waffensystemen (Technik, Genetik).
- writing-world.com (Marg Gilks and Moira Allen)
- Für mich ist MSF Science Fiction, die von militärischen Situationen handelt, wobei ein grundsätzliches Verständnis über die Unterschiede des militärischen Lebens und der Charaktere vom Zivilleben und Zivilisten vorausgesetzt wird. MSF versucht eine realistische Portraitierung des Militärs in einem SF-Kontext. Es ist nicht "Alien erschiessen." Es handelt von Menschen und Ausserirdischen, die im Horror des Krieges gefangen sind. MSF ist keine Entschuldigung für simplifizierte Darstellungen komplexer Probleme.
- Author David Drake in einem Interview.
Kritik
Military Science Fiction ist wegen seinem Fokus auf der militärische Sichtweise und der Darstellung der Grausamkeiten von Krieg und Konflikten nicht unumstritten.
Der Cambridge Companion to Science Fiction fasst die Argumentation der Kritiker stark vereinfacht folgendermassen zusammen: "...Hard SF, die in konservative Machtphantasien über Militärtechnik und Menschen, die mit überdimensionierten Waffen ihre Gegner töten, ausartet.[12]
In einem wissenschaftlichen Kontext ist es die Aufgabe der Science Fiction, die Menschen an neue Technologie[13] und Veränderungen zu gewöhnen (siehe dazu Susan Sontags Aufsatz zu wissenschaftlichen Aspekten der SF: Imagination of Disaster[14]. Dies trifft auch auf die MSF zu.
Jedes künstlerische Genre verarbeitet immer auch aktuelle Entwicklungen. Dies lässt sich gut anhand der MSF und ihrer frühen Vertreter aufzeigen, die sich unter dem Eindruck von großen Kriegen (bis inklusive WW iI.) mit Innovationen in der Kriegsführung und neuen Gegnern beschäftigten:
- Chesney George, The Battle of Dorking (1871) [15]
- Lang Hermann, The Air Battle (1859) [16]
- Wells H G, War of the Worlds (1898) [17] [18]
In jüngerer Zeit wird durch das Auftreten asymmetrischer Auseinandersetzungen (Terrorismus, Guerilla, Private Military Companies) und das Aufflammen von Konflikten auf der ganzen Welt auch der Beschäftigung mit militärischen Aspekten mehr Gewicht beigemessen (Vietnam bis 9/11):
- Spinrad Norman, The Men in the Jungle (1967) [19]
- The Big Flash (1969) [20]
- Norton Andre, Star Guard (1955) [21]
- Reynolds Mark, Mercenary from Tomorrow (1962 "Mercenary"; exp 1968) [22] [23]
Weiterführende Literatur
- James, Edward, and Farah Mendlesohn, eds. The Cambridge Companion to Science Fiction. New York: Cambridge UP, 2003.
- Seed, David, ed. A Companion to Science Fiction. Grand Rapids: Blackwell Limited, 2005.
- Stableford, Brian. Science Fact and Science Fiction. New York: Routledge, 2006.
- D' Amassa, Don. Encyclopedia of Science Fiction. New York:Facts On File, 2005.
- Sawchuk, Kim. “Biotourism, Fantastic Voyage, and Sublime Inner Space.” Wild Science: Reading Feminism, Medicine and the Media. Eds. archessault, Janine and Sawchuk, Kim. London: Routledge, 2000. 9-23.
- Sobchak, Vivian. “The Scene of the Screen: Envisioning Cinematic and Electronic ‘Presence.’” Materialities of Communication. Eds. Hans Ulrich Gumbrecht and K. Ludwig Pfeiffer. Stanford: Stanford University Press, 1994.
Links
- Military Science Fiction Bibliographie 2009 (eLib.at)
- Science and Fiction Themenkreis (eLib.at)
Endnoten
- ↑ Scott Connors (April 7, 2008). "The Politics of Military SF". Publishers Weekly. Abgerufen: 2008-06-05.
- ↑ Craig E. Engler (1997). "Classic Sci-Fi Reviews: Starship Troopers". SciFi.com. Retrieved on 2008-06-05.
- ↑ D'Ammassa, D. (2004). Encyclopedia of science fiction. N.Y., Facts On File. Page 358.
- ↑ Scott Connors (April 7, 2008). "The Politics of Military SF". Publishers Weekly. Abgerufen: 2008-06-05.
- ↑ D'Ammassa, D. (2004). Encyclopedia of science fiction. N.Y., Facts On File. Page 407.
- ↑ D'Ammassa, D. (2004). Encyclopedia of science fiction. N.Y., Facts On File. Page 141.
- ↑ D'Ammassa, D. (2004). Encyclopedia of science fiction. N.Y., Facts On File. Page 179.
- ↑ D'Ammassa, D. (2004). Encyclopedia of science fiction. N.Y., Facts On File. Page 19.
- ↑ D'Ammassa, D. (2004). Encyclopedia of science fiction. N.Y., Facts On File. Page 61.
- ↑ D'Ammassa, D. (2004). Encyclopedia of science fiction. N.Y., Facts On File. Page 61.
- ↑ Siehe dazu die Definitionssammlung auf eLib (aus dem Englischen von eLib.at). Abgerufen: 24.01.2009.
- ↑ James, E and Mendlesohn, F (2003). Cambridge Companion to Science Fiction. Cambridge, C. University Press, p 193 ff.
- ↑ Science and Fiction Themenkreis (eLib.at). Abgerufen: 24.01.2009.
- ↑ Susan Sontag: Imagination of Disaster. pdf, frühe Version. Abgerufen:24.01.2009. )
- ↑ Clute, J. and P. Nicholls (1995). The Encyclopedia of science fiction. New York, St. Martin's Griffin. Article: War.
- ↑ Clute, J. and P. Nicholls (1995). The Encyclopedia of science fiction. New York, St. Martin's Griffin. Article: War.
- ↑ Clute, J. and P. Nicholls (1995). The Encyclopedia of science fiction. New York, St. Martin's Griffin. Article: War.
- ↑ D'Ammassa, D. (2004). Encyclopedia of science fiction. N.Y., Facts On File. Page 402.
- ↑ Clute, J. and P. Nicholls (1995). The Encyclopedia of science fiction. New York, St. Martin's Griffin. Article: War.
- ↑ D'Ammassa, D. (2004). Encyclopedia of science fiction. N.Y., Facts On File. Page 38.
- ↑ D'Ammassa, D. (2004). Encyclopedia of science fiction. N.Y., Facts On File. Page 274.
- ↑ Clute, J. and P. Nicholls (1995). The Encyclopedia of science fiction. New York, St. Martin's Griffin. Article: War.
- ↑ D'Ammassa, D. (2004). Encyclopedia of science fiction. N.Y., Facts On File. Page 306.
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