Benedikt XVI.
Papst Benedikt XVI. (lateinisch Benedictus PP. XVI), bürgerlich Joseph Alois Ratzinger (* 16. April 1927 in Marktl am Inn, Bayern), ist das derzeitige Oberhaupt der Römisch-Katholischen Kirche. Er wurde am 19. April 2005 im vierten Wahlgang (nach 26 Stunden Konklave mit angeblich rund 100 von 115 Stimmen) zum Nachfolger von Johannes Paul II. gewählt.
Benedikt XVI, nach kirchlicher Zählung der 265. Papst in der Geschichte der Katholischen Kirche, war zuvor Dekan des Kardinalskollegiums und Präfekt der Kongregation für die Glaubenslehre, die 1908 aus der Inquisition hervorgegangen ist. Er war damit einer der bedeutendsten Kardinäle und galt theologisch und kirchenpolitisch als rechte Hand seines Vorgängers.
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Anekdotisches
- Wegen seines geschliffenen Redetalents trug Benedikt XVI. nach Angaben der Süddeutschen Zeitung vom 5. April 2005 als Kardinal den Spottnamen Goldmund, nach Hermann Hesses Roman Narziss und Goldmund. Benedikt XVI. zählt die Werke des frühexistentialistischen Hesse, z.B. Der Steppenwolf, zu seinen Lieblingsbüchern.
- Als am 29. April 1951 Ratzinger das Sakrament der Priesterweihe durch den damaligen Erzbischof von München und Freising, Michael Kardinal von Faulhaber erhielt, und dieser ihm als Kardinal die Hand zum Segen auflegte, stieg eine Lerche vom Altar ins Kirchenschiff auf. Dazu sagte Ratzinger später: „Das war mir doch wie ein Zuspruch von oben. Es ist gut so, Du bist auf dem rechten Weg." Die Lerche ist eigentlich das Attribut der heiligen Koleta (Nicoleta), neben dem Lamm. Koleta gilt als Reformatorin des Klarissenordens.
- Die Römer auf dem Petersplatz gaben Joseph Alois Ratzinger unmittelbar nach der Wahl zum Papst Benedikt XVI. den Kosenamen Papa Ratzi - eine Verballhornung des italienischen Begriffes Paparazzi für lästige Fotografen.
- Als junger Mann hatte Ratzinger gegen die römischen Theologen geschrieben, es gehöre zu den moralischen Pflichten jedes Papstes, vor einer Entscheidung die Stimme der Kirche allumfassend zu hören. Die Kirche sei zu zentralistisch und zu sehr von Rom kontrolliert, sie habe zu straffe Zügel und zu viele Gesetze. Den Primat des Papstes zählte Ratzinger nicht zu den primären Elementen des Kirchenbegriffs, schon gar nicht könne es als sein eigentlicher Konstruktionspunkt gelten. Mit dem Wort katholisch sei die bischöfliche Struktur der Kirche ausgedrückt. Diese Sätze schrieb Ratzinger 1968 in seiner Einführung in das Christentum, die er in späteren Auflagen streichen ließ. Theologenspötter meinen, dass man bei Ratzinger wie bei Ludwig Wittgenstein von einem frühen und einem späten Ratzinger sprechen müsse, um seine Widersprüche zu erklären und fragen, ob nicht seine frühen Bücher auf den Index Librorum Prohibitorum gehörten. Der ehemalige Primas von Polen, Stefan Wyszyński, hatte laut Tagesspiegel vom 10. April 2005 die Bücher Ratzingers tatsächlich verboten.
- Seit 1990 steht Benedikt XVI. unter seinem bürgerlichen Namen als Stern am Himmel: Weil der damalige Kardinal die vatikanischen Archive für die Wissenschaft geöffnet hatte, wurde ihm zu Ehren der Asteroid Nr. 8661 „Ratzinger" genannt. 8661 Ratzinger ist einer der zahllosen Miniplaneten, die zwischen Mars und Jupiter die Sonne umkreisen.
Mitgliedschaften und Ehrungen
Auflistung siehe: Mitgliedschaften und Ehrungen Benedikts XVI.
Benedikt XVI. ist Mitglied einer katholischen Studentenverbindung (KV) und Ehrenmitglied mehrerer Studentenverbindungen.
Er ist Mitglied bzw. korrespondierendes Mitglied mehrerer wissenschaftlicher Akademien in Europa, Ehrendoktor von sieben Hochschulen und Ehrenbürger der Gemeinden Pentling (1987) und Marktl (1997).
Er erhielt in Deutschland, Italien und in anderen Ländern unzählige Orden, vom Karl-Valentin-Orden des Münchner Faschings bis zum Großen Verdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland mit Stern und Schulterband.
Werke
- Werte in Zeiten des Umbruchs, Freiburg im Breisgau 2005, ISBN 3-451-05592-9
- Unterwegs zu Jesus Christus, Augsburg 2003, ISBN 3-936484-21-X
- Glaube - Wahrheit - Toleranz. Das Christentum und die Weltreligionen, 2. Aufl., Freiburg i. Brsg. 2003, ISBN 3-451-28110-4.
- Erklärung Dominus Iesus, Februar 2001, ISBN 3-717-11087-X
- Gott ist uns nah. Eucharistie: Mitte des Lebens. Hrsg. von Horn, Stephan Otto/ Pfnür, Vinzenz, Augsburg 2001, ISBN 3-929246-69-4
- Gott und die Welt. Glauben und Leben in unserer Welt. Ein Gespräch mit Peter Seewald, Köln 2000, ISBN 3-426-77592-1
- Der Geist der Liturgie. Eine Einführung, 4. Aufl., Freiburg i. Brsg. 2000, ISBN 3-451-27247-4
- Einführung in das Christentum (2000), ISBN 3-466-20455-0
- Aus meinem Leben. (1927-1977), Stuttgart 1998, ISBN 3-453-16509-8
- Vom Wiederauffinden der Mitte. Texte aus vier Jahrzehnten, Freiburg i. Brsg. 1997, ISBN 3-451-26417-X
- Im Anfang schuf Gott. Vier Predigten über Schöpfung, Fall und Konsequenzen des Schöpfungsglaubens Johannes Vlg, Neuausg. 1996. ISBN 3-89411-334-0
- Salz der Erde. Christentum und katholische Kirche an der Jahrtausendwende. Ein Gespräch mit Peter Seewald, Wilhelm Heyne Verlag, München, 1996, ISBN 3-453-14845-2
- Das Fest des Glaubens. Versuche über die kirchliche Liturgie Johannes Vlg, 3. Aufl. 1993, ISBN 3-89411-199-2
- Wahrheit, Werte, Macht. Prüfsteine der pluralistischen Gesellschaft, Freiburg/ Basel/ Wien 1993, ISBN 3-78200-812-X
- Zur Gemeinschaft gerufen. Kirche heute verstehen, Freiburg/ Basel/ Wien 1991, ISBN 3-45122-299-X
- Auf Christus schauen. Einübung in Glaube, Hoffnung, Liebe, Freiburg/ Basel/ Wien 1989, ISBN 3-45121-481-4
- Abbruch und Aufbruch. Die Antwort des Glaubens auf die Krise der Werte, München 1988, ISBN 3-59730-061-8
- Liturgie und Kirchenmusik. Vortrag zur Eröffnung des VIII. Internationalen Kongresses für Kirchenmusik in Rom im Europäischen Jahr der Musik am 17. November 1985 (Reden zur Musik) Sikorski, H, 1987, ISBN 3-920880-23-4
- Kirche, Ökumene und Politik. Neue Versuche zur Ekklesiologie [Robert Spaemann zum 60. Geburtstag zugeeignet], Einsiedeln 1987, ISBN 3-89411-201-8
- Politik und Erlösung. Zum Verhältnis von Glaube, Rationalität und Irrationalem in der sogenannten Theologie der Befreiung (= Rheinisch-Westfälische Akademie der Wissenschaften: G (Geisteswissenschaften), Bd. 279), Opladen 1986, ISBN 3-53107-279-X
- Die Krise der Katechese und ihre Überwindung. Rede in Frankreich Mit Reden v. Ryan, Dermot J; Danneels, Gotfried; Macharski, Franciszek (Sammlung Kriterien, 00064) Johannes Vlg, 1983, ISBN 3-89411-200-X
- Theologische Prinzipienlehre. Bausteine zur Fundamentaltheologie (= Wewelbuch, Bd. 80), München 1982.
- Das Fest des Glaubens. Versuche zur Theologie des Gottesdienstes, 2. Aufl., Einsiedeln 1981.
- Eschatologie, Tod und ewiges Leben, Leipzig 1981.
- Glaube, Erneuerung, Hoffnung. Theologisches Nachdenken über die heutige Situation der Kirche. Hrsg. von Kraning, Willi, Leipzig 1981.
- Umkehr zur Mitte. Meditationen eines Theologen, Leipzig 1981.
- Zum Begriff des Sakramentes (= Eichstätter Hochschulreden, Bd. 79), München 1979.
- Die Tochter Zion. Betrachtungen über den Marienglaube der Kirche, Einsiedeln 1977.
- Der Gott Jesu Christi. Betrachtungen über den Dreieinigen Gott, München 1976.
- Dogma der Verkündigung, 3. Aufl., München 1973, ISBN 3-879-04050-8
- Das neue Volk Gottes. Entwürfe zur Ekklesiologie (Topos-Taschenbücher, Bd. 1) Düsseldorf 1972.
- Die Einheit der Nationen. Eine Vision der Kirchenväter (= Bücherei der Salzburger Hochschulwochen), Salzburg u.a. 1971.
- Das Problem der Dogmengeschichte in der Sicht der katholischen Theologie (= Arbeitsgemeinschaft für Forschungen des Landes Nordrhein-Westfalen: Geisteswissenschaften, Bd. 139), Köln u.a. 1966.
- Die letzte Sitzungsperiode des Konzils (= Konzil, Bd. 4), Köln 1966.
- Ereignisse und Probleme der dritten Konzilsperiode (= Konzil, Bd. 3), Köln 1965.
- Die erste Sitzungsperiode des Zweiten Vatikanischen Konzils. Ein Rückblick (= Konzil, Bd. 1), Köln 1963.
- Das Konzil auf dem Weg. Rückblick auf die 2. Sitzungsperiode des 2. Vatikanischen Konzils (= Konzil, Bd. 2), Köln 1963.
- Die christliche Brüderlichkeit, München 1960.
- Habilitationsschrift: Die Geschichtstheologie des heiligen Bonaventura, München 1959, Neuauflage im EOS Verlag Erzabtei St. Ottilien ISBN 3-88096-081-X
- Dissertationsschrift: Volk und Haus Gottes in Augustins Lehre von der Kirche (= Münchner theologische Studien 2/7), München 1954, Neuauflage im EOS Verlag Erzabtei St. Ottilien ISBN 3-88096-207-3
Literatur
- John L. Allen: Cardinal Ratzinger. The Vatican's enforcer of the faith. Continuum, New York 2000. Englisch: ISBN 0826413617, Deutsch: ISBN 3491724570
- Aidan Nichols: The Theology of Joseph Ratzinger. An Introductory Study. T & T Clark, Edinburgh 1988. Englisch: ISBN 0567291480
- Karl Wagner: Kardinal Ratzinger. Der Erzbischof in München und Freising in Wort und Bild. Pfeiffer, München 1977. ISBN 3790402532
- Pater Prior Maximilian Heim: Joseph Ratzinger - Kirchliche Existenz und existenzielle Theologie unter dem Anspruch von Lumen gentium (Doktorarbeit). ISBN 3631514565
- Horst Herrmann: Benedikt XVI. Der neue Papst aus Deutschland. Aufbau Taschenbuchverlag, Berlin 2005. ISBN 3-7466-2210-7
Wiki-Links
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Weblinks
- Offizielle Biographie des Papstes auf den Web-Seiten des Vatikans
- Ansprachen und Werke von Kardinal Ratzinger
- Interview der Zeitung „Die Welt" mit Joseph Ratzinger, November 2004
- Interview des Senders „EWTN" mit Joseph Kardinal Ratzinger
- „Zur Debatte" 1/2004: Jürgen Habermas - Joseph Ratzinger (Dokumentation der Katholischen Akademie Bayern)
- Stellung Ratzingers zu den Naturwissenschaften
- Ratzingers Ämter in der kirchlichen Hierarchie (englisch)
- Artikel des Papstes in der Süddeutschen Zeitung zur Seele Europas
- Bilderserie des Papstes auf der Internetseite seines Geburtsortes Marktl
- Artikel über die Zeit von Joseph Ratzinger in Tittmoning
- Der Cardinal Ratzinger Fan Club (englisch)
- Fotos aus dem Leben des Papstes
- Offizielle Homepage der GemeindePentling, dem deutschen Wohnsitz Ratzingers
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Personendaten | |
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NAME | Benedikt XVI. |
ALTERNATIVNAMEN | Ratzinger, Joseph Alois |
KURZBESCHREIBUNG | 265. Papst, Bischof von Rom, Staatsoberhaupt des Vatikans |
GEBURTSDATUM | 16. April 1927 |
GEBURTSORT | Marktl (Landkreis Altötting) |