St. Kilian (Lechenich)

St. Kilian ist eine katholische Pfarrkirche im Stadtteil Lechenich, der Erftstadt im Rhein-Erft-Kreis. Die Kirche steht, im Ortskern der in ihrem Grundriss erhaltenen, mittelalterlichen Stadt, in unmittelbarer Nähe des Marktplatzes. Ihr Ursprung liegt vor der Zeit vor 1279, als der Kölner Erzbischof, Siegfried von Westerburg, die dann kurkölnische Stadt Lechenich befestigen ließ.
Geschichte
Die spätmittelalterliche Kirche
Die Entwicklung zur heutigen Kirche, begann 1258 als Nachfolgebau einer ehemals westlich, außerhalb der Stadtmauern stehenden Pfarrkirche. Diese war schon vor der Befestigung der Stadt aufgegeben worden und wurde durch eine kleine einschififge Kirche mit einem vorgesetzten rechteckigem Chor ersetzt.
Ab dem Jahr 1485 ist das Gotteshaus dem heiligen Kilian geweiht, und trägt seitdem seinen Namen. Patronatsherr der Kirche war bis zum Jahr 1779 das Stift St. Aposteln in Köln[1], welches auch außerhalb der Stadt bis weit in das Umland große Ländereien besaß.
St. Kilian in der frühen Neuzeit
Kriege und Belagerungen
Die mehrmaligen Belagerungen der Stadt durch feindliche Truppen (1583 Truchsessischer Krieg, 1642 im Dreißigjährigen Krieg und 1673 der Holländischer Krieg), wirkten sich ach auf St. Kilian aus. Obwohl zur Einrichtung von Schießscharten ihr Mauerwerk an mehreren Stellen geöffnet wurde, sie also mit zur Befestigung der Stadt beitrug, kam die Kirche in allen kriegerischen Auseinandersetzungen, ohne große Blessuren davon. Dies bestätigen auch Stadtdarstellungen wie die Merians von 1646, sie zeigen die Kirche in „Lechnich“ während der Belagerung von 1642 und einige Jahre später, in unversehrtem Zustand. Das Bauwerk war zu dieser Zeit einschiffig, und schloss an der Südseite mit einem etwas niedrigeren Chor ab. An seiner Westseite stand ein Turm, der einen hoch aufragenden spitzen Helm trug. [2]
Stadtbrände und Neubau
Schwere Auswirkungen hatte der Stadtbrand des Jahres 1702. Die völlig zerstörte Kirche St. Kilian musste völlig neu errichtet werden. Der Baubeginn verzögerte sich, da sich die bisher die Bauunterhaltung tragenden Parteien stritten. Sie konnten sich bezüglich ihres Anteils an der Finanzierung eines Neubaues nicht einigen. Bis dahin war die Pfarrgemeinde dem Erhalt des Chorbereiches verpflichtet, das Stift St. Aposteln hatte das Kollationsrecht, aber auch die Pflicht zur Bauerhaltung des Kirchenschiffes, für den Turm war die Zivilgemeinde zuständig. Diese kam als erste der Parteien ihrer Verpflichtung nach, und begann 1706 mit dem Aufbau eines neuen, um 1717 fertig gestellten Turmes, in dem nun vorsorglich Feuerlöschgeräte zur Brandbekämpfung untergebracht wurden. Auf Druck der Kurfürsten, zunächst Erzbischof Joseph Clemens, und später sein Nachfolger Erzbischof Clemens August, schlossen sich die anderen Parteien der Fertigstellung eines kompletten Kirchenbaus an. Ein weiterer Brand im Jahr 1722, der fast alle Häuser des Ortes zerstörte, brachte neuerliche Verzögerungen, sodass sich der Abschluss der Bauarbeiten bis über das Jahr 1744 hinweg zog. Die Konsekration erfolgte im Jahr 1750. [3]
Die Barockkirche
Dem Zeitgeschmack entsprechend, war ein barocker Backsteinbau mit vier Jochen und Chor, sowie einem westlich vorgestelltem Turm entstanden. Den viergeschossigen, mit Schweifgiebeln versehenen Turm, krönte eine markante Zwiebelhaube. Der Glockenstuhl des Turmes erhielt durch zwei, von „Martinus Legros“, [4] aus Malmedy gegossenen Glocken, ein neues Geläut. Die obersten Turmgeschosse gliederten zu allen Seiten, je zwei von Rundbögen eingefasste Schallfenster. Den mittleren Turmabschnitt hatte man, der traditionellen Bauform der Region entsprechend, mit zierlichen Blendbogengliederungen versehen waren.
Diesem Stil folgten die Bauherren des nachträglich dem Turm angegliederten Mittelschiffes. Es wies ebenfalls, nun der Höhe des Kirchenschiffes angepasste, hohe Rundbogenfenster auf, die durch ins Mauerwerk eingearbeitete Pilaster gegliedert waren. Die von unterschiedlichen Baumeistern errichteten Komponenten des Kirchenbauwerks sollen nicht aufeinander abgestimmt gewesen sein. So verdeckte das Dach des durch St. Aposteln erbauten Kirchenschiffes, die unteren Schallfenster des Turmes. Die Stadt sah sich daher gezwungen, den Turm um ein weiteres Geschoss zu erhöhen. Auch dass dem Turm nachträglich aufgesetzte neue Glockengeschoss hob sich von dem bisher angewandten Stil ab. Fenster und Mauerwerk waren nun mit horizontalen, aus Werkstein gehauenen Bändern verziert. Rahmungen, Kämpfer und Keilsteine unter der Zwiebelhaube waren nun weithin sichtbar. [5]
Gotisierende Umformung
Wie schon das alte Rathaus der Stadt, wurde auch St. Kilian, durch die Umsetzung der Pläne des 1861 verstorbenen Kölner Architekten Ernst Friedrich Zwirner, verändert.
Die 1750 eingeweihte, in barocken Stil fertig gestellte Kirche, erhielt durch die, in der Mitte der 1860er Jahre durchgeführten Umbauten, nun augenfällige, neugotische Akzente. Nach den noch von Dombaumeister Zwirner erarbeiteten Entwürfen, wurden in die Bogenfenster des Langschiffes, Maßwerke in gotischem Stil eingesetzt. Den äußeren Pilastern wurden abgestufte, bis an das obere Gesims reichende, Strebepfeiler vorgesetzt. Das Gesims setzte sich an dem 1888 zusätzliche erbauten Querschiff fort, und umzog dem mit Spitzbogenfenstern und Maßwerk versehenen, in polygonaler Form angegliederten Chor.
Im Inneren des Gotteshauses überspannten große Kreuzgratgewölbe das Hauptschiff, dessen, dieses unterteilende Gurtbögen, auf Halbsäulen ruhten. Das Querschiff und der Chor hatten ein auf Konsolen ruhendes Rippengewölbe erhalten.
Die Innenausstattung der Kirche zeigte die Abkehr vom barocken zum neugotischen Stil noch deutlicher, und komplettierte den äußeren Wandel des Bauwerks auch im Bezug auf die vorhandene Innenausstattung. Als Ersatz der 1888 entfernten barocken Altäre der Kirche, die sich heute in der Heddinghovener Kapelle St. Servatius befinden sollen, wurden neue, in neugotische Stil gearbeitete Altäre, angeschafft.und aufgestellt.[6]
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Kirchenschiff in Richtung Osten
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Chorgewölbe
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Orgelempore
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Turmaufgang
St. Kilian in der Folgezeit
Von insgesamt vier vorhandenen Zugängen, wird als offizieller Kirchenzugang der Eingang an der Nordwestseite benutzt. Durch diesen gelangt man in ein unter der Orgelempore eingebautes, bescheidenes, dem Windschutz dienendes Vestibül, und betritt dann das Kirchenschiff. Die Empore hat eine, an der Vorderseite von hölzernen Stützbalken getragene flache Balkendecke, und ist an der Rückseite in der Wandung eingelassen. Die Stützbalken mit ihren Verstrebungen, sowie die Brüstung der Empore sind mit schönen Schnitzereien versehen und stammen aus der neugotischen Epoche. Die auf der Empore befindliche barocke Orgel, ist nur noch in reduziertem Umfang erhalten. Mittig unter der Empore befindet sich, in dem zum Kirchenschiff hin offenen Untergeschoss des Turmes, eine kleine Kapelle. Neben dieser befindet sich an der rechten Seite eine aufgestellte Vitrine, die eine Madonna mit Kind beherbergt. Südlich davon, neben Wandskulpturen, öffnet sich ein Treppenaufgang des zweigeschossigen, äußeren Wendelturmes, über den man zur Empore, oder zum Glockenturm gelangt. An der südlichen Wand dieses ersten Joches befindet sich ein offenbar nicht benutzter Eingang.
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Verglasung
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Kanzel
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Seitenaltar
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Beichtstuhl
Das Mittelschiff ist beidseitig mit hohen Rundbogenfenstern versehen. Deren, in ihrem Maßwerk eingearbeitete farbige Verglasung die einzelnen Fenster mit variierenden, biblischen Motiven schmücken. Im untersten Abschnitt der Glasarbeiten wurde die Jahreszahl 1902 aufgebracht. Auf den unterhalb der Fenster verlaufenden beiden Seitengängen befinden sich in den Jochabschnitten, beginnend von Westen, an jeder Seite zwei Beichtstühle. Im vierten Jochabschnitt der Südwand ist die dort aufgestellte, über einen kleinen Treppenaufgang erreichbare, Kanzel zu betreten.
Ein von Bänken flankierter Mittelgang, führt auf schwarz/weiß gefliestem Boden bis zu der von einem schönen Gewölbe überspannten Vierung an den sich anschließenden Chorbereich. In den nur recht kurzen Seitenflügeln des Querschiffes befinden sich die Seitenaltäre, im nördlichen Flüge wurde zusätzlich, ein mit reichen Schnitzereien versehener Taufstein aufgestellt.
Der leicht erhöhte Chorbereich mit dem Hauptaltar ist auch für die Kirche St. Kilian der der wichtigste Ort. Nach dem Zweiten Weltkrieg, den die Kirche leidlich überstanden hatte, verschwand der kostbare neugotische Hauptaltar. Die Kirche konnte jedoch einen adäquaten Ersatz aus der Pfarrei Lendersdorf beschaffen, und ließ diesen nach einer erforderlichen Restaurierung, in Jahr 1982 im Chor aufstellen. Der neue Altar, die Seitenaltäre, die Orgelempore, das Taufbecken, sowie das Beichtgestühl und die Kanzel der Kirche, verkörpern einen einheitlichen Stil. St. Kilian war, und ist, ein Kleinod der Stadt Lechenich.
Literatur
- Frank Kretzschmar: Kirchen Klöster und Kapellen im Erftkreis, Erftkreisveröffentlichung Nr.94, ISBN 3-7927-0821-3, S. 88 f
Einzelnachweise
- ↑ nach Angaben der „Bürgergesellschaft e. V. Lechenich“
- ↑ Frank Kretzschmar, S. 88
- ↑ Frank Kretzschmar, S. 88
- ↑ [http://de.wikisource.org/wiki/ADB:Legros,_Martin Legros,_Martin in der Allgemeinen Deutschen Biographie
- ↑ Frank Kretzschmar, S. 88
- ↑ Frank Kretzschmar, S. 89