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Fünfzehn Zimmer

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Eine Erdbebenwarte (auch seismologisches Observatorium) ist eine Stätte, die der Überwachung der lokalen wie auch der globalen Seismizität dient. In der Regel handelt es sich dabei um kleine Gebäude in entlegener, geschützter Lage, die neben den der Auswertung dienenden Büroräumen auch über räumlich getrennten Stellplatz für die erforderlichen Messgeräte verfügen.

Standortwahl und Instrumentierung

Seismogramm-Beispiel eines Nahbebens in einer 3-Komponenten-Registrierung
Veranschaulichung des Hintergrundrauschens am Beispiel eines Bebens, dass an zwei Stationen aufgezeichnet wurde

Die Überwachung der Erdbebentätigkeit erfordert präzise wissenschaftliche Messinstrumente, die in der Lage sind, Bodenbewegungen und Erschütterungen des Erdbodens registrieren zu können. Die Aufzeichnung dieser seismischen Wellen erfolgt mit Seismometern, die das Signal in heutiger Zeit in der Regel digital auf drei Komponenten (vertikal, Nord-Süd und Ost-West) registrieren. Um aus den Seismogrammen möglichst viel Information gewinnen zu können, erfolgt die Aufzeichnung meist in einem ausgedehnten Frequenzbereich. Einige Erdbebenwarten verfügen daher über mehrere verschiedene Messintrumente, deren Empfindlichkeit in unterschiedlichen Frequenzbändern liegt. Neben der Erdbebentätigkeit können so auch längerfristige Phänomene, wie z. B. der Tidenhub oder die langperiodischen Eigenschwingungen der festen Erde beobachtet werden.

Um die gewonnenen Daten möglichst effektiv auswerten zu können, sind bei der Auswahl von Standorten für Erdbebenwarten verschiedene Aspekte zu beachten. Das vorrangige Ziel ist dabei, das Nutzsignal vom störenden Hintergrundrauschen möglichst frei zu halten. Anthropogene Quellen für Rauschen sind z. B. industrielle Anlagen, Verkehrswege mit hohem Verkehrsaufkommen, intensiv bewirtschaftete Ackerflächen und generell der Einsatz schwerer Maschinen. Erdbebenwarten befinden sich daher vorrangig an entlegenen Orten fernab besiedelter oder wirtschaftlich genutzter Flächen. Ebenso müssen aber auch natürliche Störeinflüsse, wie Windeinwirkung, Meeresrauschen oder starke Temperaturschwankungen, vermieden werden. Moderne Messinstrumente werden daher häufig in stillgelegten oder eigens dafür errichteten Schächten oder Stollen untergebracht und mit einer thermischen Isolierung versehen.

Mit voranschreitender technischer Entwicklung der Instrumente wie auch insbesondere der modernen digitalen Datenübertragung, ist eine unmittelbare Nähe des Auswertepersonals zum Messinstrument heute nicht mehr erforderlich. Obwohl die Stationsdichte des weltweiten seismologischen Messnetzes weiter zunimmt, ist die Zahl der ständig mit Personal besetzten Erdbebenwarten daher rückläufig. Die Auswertung erfolgt statt dessen zunehmend in den Räumen der betreuenden Institute wie Universitäten, Landesämter oder eigens eingerichtete seismologische Dienste.

Geschichte

Historisches Seismogramm des Messina-Erdbebens im Jahr 1908

Zielsetzung

Die Aufzeichnung und Untersuchung der Erdbebentätigkeit erfolgt in erster Linie aus wissenschaftlichem Interesse. Eine grundlegende Fragestellung ist u.a. die Lokalisierung von Erdbebenherden, die jedoch nur möglich ist, wenn ein Beben an mindestens drei verschiedenen Orten registriert wird. Die Genauigkeit der Lokalisierung ist dabei von der Zahl und der geometrischen Verteilung der Messpunkte abhängig. Aus der räumlichen Verteilung der Hypozentren kann auf die Lage aktiver geologischer Störungssysteme zurückgeschlossen werden. Aus den Aufzeichnungen verschiedener Erdbebenwarten kann ferner auch der Herdmechanismus ermittelt werden. Beides zusammen ermöglicht das Verständnis der tektonischer Vorgänge im Erdinneren sowie die Abschätzung des regionalen Gefährdungspotentials durch Erdbebenaktivität. Weiter können aus der Wellenform der Erdbebensignale Rückschlüsse zur Struktur und Zusammensetzung des Erdinneren unterhalb der Messstation gewonnen werden.