Überaktive Blase
Klassifikation nach ICD-10 | |
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N32.8 | Sonstige näher bezeichnete Krankheiten der Harnblase |
ICD-10 online (WHO-Version 2019) |
Unter dem Begriff Reizblase (Syn. Urethralsyndrom und Frequenca-Urgency-Syndrom) versteht man eine funktionelle Störung der Blasenfunktion ohne organpathologischen Befund. Die Reizblase tritt vornehmlich bei Frauen auf.[1][2]
Symptome
Ständiger Harndrang und übermäßig häufiges Wasserlassen (Pollakisurie) stehen im Vordergrund, in manchen Fällen auch (Urge-)Inkontinenz. Ein Brennen beim Wasserlassen fehlt, der ständige Harndrang kann jedoch als suprasymphysärer Schmerz empfunden werden.[1][2]
Ursachen
Die Ursachen sind letztlich unklar. Es werden neben einem Östrogenmangel nicht auffindbare chronische Infekte und psychosomatische Ursachen diskutiert.[2][3]
Diagnostik
Die Reizblase ist letztendlich eine "Ausschlußdiagnose" (keine objektivierbaren organpathologischen Befunde). Empfohlene werden zu neben Anamnese (eine nächtlich fortbestehende Pollakisurie weist beispielsweise auf eine organische Ursache hin) und körperlicher Untersuchung auch eine Analyse von Vaginalfluor und Urin, sowie Harnröhrenweitenuntersuchung und -abstrich, Uroflowmetrie, Urethrogramm in Doppelballontechnik, Restharnbestimmung und Urethrozystoskopie.[1][3][2]
Thesen zur Erklärung
Unter neurophysiologischen und psychologioschen Gesichtpunkten läßt sich die Symptomatik der Betroffenen als Störung des vegetativen Nervensystems interpretieren, pathophysiologisch wird eine Dyssynergie von Blasen- und Beckenbodenmuskulatur angenommen.[1] Als weiterer Erklärungsansatz wird eine chronische subepithelial gelegene Entzündung im Bereich des Trigonums der Blase postuliert.[2]
Therapie
Therapeutisch kann nach Behebung aller möglichen somatischen Ursachen eine psychosomatische Behandlung hilfreich sein. Symtomatisch können Spasmolytika, Alphablocker, trizyklische Antidepressiva und bei Östrogendefizit (z.B. im Senium) östrogenhaltige Lokaltherapeutika versucht werden.[1][2]
Einzelnachweis
- ↑ a b c d e Sökeland J., ea.a: Taschenlehrbuch Urologie, Thieme Verlag, 2007, S.396, ISBN 3133006142, hier online
- ↑ a b c d e f Eichenauer R. H.: Klinikleitfaden Urologie, Urban&FischerVerlag, 2003, S.306, ISBN 3437227904, hier online
- ↑ a b Krautzig S.: Basislehrbuch innere Medizin mit Studentconsult-zugang, Urban&FischerVerlag, 2008, S.949, ISBN 3437410539, hier online