Négritude
Négritude ist ein von Léopold Sédar Senghor, dem ersten Präsidenten Senegals entwickeltes Konzept der kulturellen Selbstbehauptung, das er der francité entgegenstellt. Entgegen der eurozentristisch behaupteten Kulturlosigkeit Afrikas sowie deren Exotisierung soll damit eine eigenständige, vielseitige und gleichberechtigte afrikanische Kultur und Lebensweise herausgestellt werden. Der Begriff stammt ursprünglich von dem Dichter Aimé Césaire. Senghor geht dabei von einer grundsätzlich anderen Denkweise der Schwarzafrikaner aus.
Zitat
Der politischen Entkolonialisierung ging eine geistige Entkolonialisierung zuvor. Sie wurde in den 1920er Jahren als „mouvement négre“ überwiegend in Zeitungen als „littératur négre“ vorangetrieben und nicht selten von in europäischen Metropolen lebenden schwarzafrikanischen Intellektuellen als Idee eines Panafrikanismus entwickelt. Insbesondere die sog. Négritude-Bewegung verstärkte nach ihrer Konstitutionsphase im dritten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts, in den 40er und 50er Jahren den Kampf gegen die kulturelle Vormachtstellung der europäischen Kolonialherren und forderte eine Selbstbesinnung der Schwarzen auf eigene Stärken. Dabei wurden die gesellschaftlichen Tradition und die afrikanische Geschichte aufgewertet. Mit ihren Ideen reagierten sie rund ein halbes Jahrhundert später, auf das Sendungsbewusstsein, den Kulturchauvismus und den eurozentrischen Bildungsbegriff, den – ausnahmlos, wenn auch in unterschiedlichem Masse - alle Kolonialmächte propagierten. Insbesondere wurde durch die eurozentrische Bildungspolitik der Kolonialmächte den Schüler und Schülerinnen in Schwarzafrika eine fremde Identität und Denksystem angelernt. (aus: Was ist 'Schwarzafrika' - Ein reicher Kontinent! – [1])
Fanon und die Négritude
Im Rahmen seines Hauptwerk Peau noire - masques blancs von 1952 (dt. 1980: Schwarze Haut - weiße Masken) setzt sich Frantz Fanon intensiv mit der Négritude-Bewegung auseinander. In einem Dialog mit Jean-Paul Sartre über die Selbsterfahrung des schwarzen Subjekts innerhalb kolonialer Gesellschaftsformen ist die Négritude zentrales Thema.
Romane und Literaten der Négritude
- Mongo Beti (Kameruners): Der arme Christ von Bomba
- Bernard Dadié (Elfenbeinküste): Climbié
- Ousmane Sembène (Senegal).
- Camara Layes: Einer aus Kurussa
Literatur
- Udo Wolter: Das obskure Subjekt der Begierde. Frantz Fanon und die Fallstricke des Subjekts der Befreiung. 2001, ISBN 3-89771-005-6