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Niederlande

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Die Niederlande (niederländisch Nederland) sind ein Land im Nordwesten von Europa. Es grenzt an die Nordsee, Belgien und Deutschland. Die offizielle Landesbezeichnung ist Koninkrijk der Nederlanden, Königreich der Niederlande. Häufig, aber fälschlich, wird auch Holland, der Name der alten Grafschaft (und der heutigen Provinzen Nord- und Südholland) für das Ganze verwendet. Die Niederlande sind einer der am dichtesten besiedelten Staaten der Welt. Rund ein Viertel des Landes liegt unterhalb des Meeresspiegels und ist mit Deichen geschützt.

Geschichte

Hauptartikel: Geschichte der Niederlande

Unter Karl V., der Kaiser des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation und spanischer König war, war die Region Teil der siebzehn Provinzen der Niederlande, die auch den Großteil des heutigen Belgiens umfassten. Nach dem Erreichen der formellen Unabhängigkeit von Spanien im Jahr 1648 wuchsen die Holländer, als Republik der Vereinigten Niederlande, zu einer der größten See- und Wirtschaftsmächte des 17. Jahrhunderts. Während dieser Zeit wurden Kolonien und Handelsposten auf der ganzen Welt errichtet.

1796 wurde mit französischer Unterstützung die Batavische Republik gegründet (benannt nach einem alten germanischen Stamm). 1806 machte Napoleon daraus das Königreich Holland.

Nach der Einverleibung durch das Frankreich Napoleons wurde 1815 das Königreich der Niederlande gegründet, das auch das heutige Belgien und Luxemburg umfasste; Belgien erlang nach einem Aufstand 1830 die Unabhängigkeit, Luxemburg 1890 nach Erbfall.

Die Niederlande blieben im Ersten Weltkrieg offiziell neutral; im Zweiten Weltkrieg war es von Mai 1940 bis 1945 von Hitlers Deutschland besetzt. Der südliche Teil war bereits 1944 befreit worden, der Norden blieb bis zur deutschen Kapitulation besetzt. Nach dem Krieg erholte sich die Wirtschaft schnell. Die Niederlande waren Gründungsmitglied der Benelux-Wirtschaftsunion sowie von NATO und der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft (und damit der Europäischen Union).

Politik

Seit dem Ende der französischen Besetzung im Jahre 1815 sind die Niederlande eine konstitutionelle Monarchie.

Staatsoberhaupt seit 1980 ist Königin Beatrix von Oranien-Nassau. Gemäß der Verfassung ist sie Mitglied der Regierung und ernennt die Minister. In der Praxis lässt sie nach Wahlen einen informateur (meist ein hoher Beamter) die Parlamentsfraktionen befragen. Nach dessen Berichterstattung bestellt die Königin einen formateur, der das Kabinett zusammenstellt. Dabei kann es sich bereits um den künftigen Ministerpräsidenten handeln.

Das Parlament (Staten Generaal, Generalstände) besteht aus zwei Kammern. Die Wahl der 150 Mitglieder der Zweiten Kammer (Tweede Kamer) findet im Normalfall alle vier Jahre statt. Diese Kammer ist das Parlament im eigentlichen Sinne, als Volksvertretung und Kontrolle der Regierung. Die Erste Kammer (Eerste Kamer), inoffiziell auch Senat genannt, setzt sich aus 75 Vertretern der Provinzparlamente zusammen, die ebenfalls alle vier Jahre gewählt werden. Die Arbeit der Ersten Kammer besteht vor allem in der Begutachtung von Gesetzen, die die Zweite Kammer erarbeitet hat; unter Umständen kann die Erste Kammer ein Gesetz durch ein Veto blockieren.

Provinzen und abhängige Gebiete

Hauptartikel: Provinzen der Niederlande

Die Niederlande gliedern sich in 12 Verwaltungsregionen und 2 abhängige Überseegebiete.

Provinzen (nl.: provincies):

Die Provinzen sind wiederum gegliedert in insgesamt 483 Gemeinden (gemeenten). Des weiteren gehören die Überseegebiete Niederländische Antillen und Aruba in der Karibik zum Staatsgebiet.


Karte der Niederlande
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Geographie und Klima

Ungefähr die Hälfte des Landes befindet sich weniger als einen Meter über, einige Gebiete sogar unterhalb des Meeresspiegels. Der höchste Punkt des Landes, der Vaalserberg im Südosten, ist 321 m hoch. Die flachen Gebiete werden in der Regel durch Deiche vor Sturmfluten geschützt. Teile der Niederlande, zum Beispiel fast die gesamte Provinz Flevoland, wurden durch künstliche Landgewinnung erhalten, diese Gebiete werden Polder genannt.

Ungefähr ein Fünftel (18,41%) der Fläche der Niederlande ist mit Wasser bedeckt. Ein Großteil macht dabei das Ijsselmeer aus. Die wichtigsten Flüsse sind Rhein, Waal und Maas.

Die Hauptwindrichtung in den Niederlanden ist Südwest, daraus resultiert ein gemäßigtes maritimes Klima mit kühlen Sommern und milden Wintern.

Siehe auch: Niederländische Inseln, Westfriesische Inseln

Wirtschaft

Die Niederlande haben ein gut funktionierendes, offenes Wirtschaftssystem. Seit den 1980er Jahren hat die Regierung ihre ökonomischen Eingriffe weitgehend zurückgenommen. Beim produzierenden Gewerbe dominieren Nahrungsmittel- und chemische Industrie, Erdölraffinierien und die Herstellung von Elektrogeräten. Die moderne und hoch technologisierte Landwirtschaft beschäftigt knapp unter 4% der Arbeitnehmer, trägt jedoch erheblich zum Export bei. Die Niederlande sind nach den USA und Frankreich der weltweit drittgrößte Exporteur landwirtschaftlicher Erzeugnisse. Lange vor ihren europäischen Nachbarn sorgte das Land für einen ausgewogenen Staatshaushalt und bekämpfte erfolgreich die Stagnation im Arbeitsmarkt.

Als Mitbegründer der Euro-Zone, wurde in den Niederlanden für Bankgeschäfte am 1. Januar 1999 die alte Währung, der Gulden, durch den Euro ersetzt. Drei Jahre später, am 1. Januar 2002, ersetzen die Euromünzen und -banknoten für die Konsumenten den Gulden als Zahlungsmittel.

Bevölkerung

Die Niederlande sind mit mehr als 400 Einwohnern pro Quadratkilometer eines der am dichtesten besiedelten Länder der Welt.

Es gibt zwei Amtssprachen, Niederländisch und Friesisch. Letzteres wird nur in der Provinz Friesland im Norden des Landes gesprochen. Zusätzlich werden im Nordosten niedersächsische Dialekte gesprochen, sowie im südöstlichen Teil Flämisch.

Die wichtigsten Religionen sind der Katholizismus (18% im Jahre 1999) und der Protestantismus (15%). 63% der Niederländer fühlen sich keiner Religionsgemeinschaft zugehörig. Die katholische Bevölkerung lebt vor allem im Süden, die protestantische vor allem im Norden des Landes.

Die Niederländer sind als sehr tolerantes Volk bekannt. In den letzten Jahrzehnten wurden die Niederlande unter anderem für ihre liberale gesetzliche Reglementierung von weichen Drogen, der Prostitution (sie ist ein gesetzlich anerkanntes Gewerbe und Prostituierte sind daher sozialversichert), von Abtreibung und Euthanasie bekannt (siehe auch Niederländische Drogenpolitik). Die Niederlande gehörten auch zu den ersten Staaten, die die Ehe für Homosexuelle ermöglichten.

Kultur

Viele weltberühmte Maler waren Niederländer. Das 17. Jahrhundert, die Blütezeit der Republik, das sogenannte Goldene Zeitalter, brachte große Künstler wie Rembrandt van Rijn, Johannes Vermeer oder Jan Steen hervor. Berühmte Maler späterer Epochen waren Vincent van Gogh und Piet Mondriaan. M. C. Escher ist ein bekannter Grafiker.

Aus den Niederlanden stammten Erasmus von Rotterdam und Baruch Spinoza, und René Descartes verbrachte den Großteil seiner Schaffenszeit dort.

Im "Goldenen Zeitalter" (De Gouden Eeuw) der Niederlande blühte neben der Malerei auch die Literatur, als bekannteste Vertreter wären Joost van den Vondel und P. C. Hooft zu nennen. Wichtige Autoren im 20. Jahrhundert waren Harry Mulisch, Jan Wolkers und Simon Vestdijk. Und während des Dritten Reiches verfasste Anne Frank in Amsterdam ihr weltbekanntes Tagebuch.

Feiertage

Datum Name Deutscher Name Anmerkungen
1. Januar Nieuwjaar Neujahr
März/April Pasen Ostern Ostersonntag und Ostermontag
30. April Koninginnedag Tag der Königin Aufgrund des besseren Wetters am Geburtstag der Königinmutter gefeiert. Nationalfeiertag
4. Mai Dodenherdenking Totengedenktag Gedenktag an die Toten des Krieges
5. Mai Bevrijdingsdag Befreiungstag Feier zur Kapitulation der deutschen Truppen im Zweiten Weltkrieg.
40 Tage nach Ostern Hemelvaartsdag Christi Himmelfahrt
7 Wochen nach Ostern Pinksteren Pfingsten Pfingstsonntag und Pfingstmontag
5. Dezember Sinterklaas Nikolausabend
25. und 26. Dezember Kerstmis Weihnachten 1. und 2. Weihnachtsfeiertag

Weitere Themen


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Zum 1. Mai 2004 werden der EU beitreten: Estland - Lettland - Litauen - Malta - Polen - Slowakei - Slowenien - Tschechien - Ungarn - Zypern

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