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Hirntumor

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Ein Hirntumor ist eine Gewebswucherung im Bereich des Gehirns oder der Hirnhäute. Sie können mehr oder weniger bösartig sein, setzen jedoch i.a. keine Metastasen. Meistens entstehen sie aus dem Nervenstützgewebe (Gliome/ Astrozytome) oder im Bereich der Hirnhäute oder der Hypophyse oder es handelt sich um Tochtergeschwulste aus anderen Organen.

Gutartige / bösartige Hirntumoren

Gutartige Tumoren verdrängen das umgebende Gewebe, wachsen jedoch nicht hinein und entwickeln keine Metastasen. Innerhalb des Schädels können sie jedoch durch Verlegung des Liquorsystems zu einem erhöhten Hirndruck führen. Da sie auch lebenswichtige Strukturen verdrängen können, ist der Begriff "gutartig" hier irreführend und bezieht sich in ertser Linie auf eine mögliche Heilung, da ie Tumoren nicht in das umliegende Gewebe infiltrieren. Abgesehen von einigen sehr speziellen Ausnahmen metastasieren Hirntumoren nie. Bösartige Hinrtumoren wachsen infiltrierend, das heißt sie sind nicht scharf vom umliegenden Gewebe getrennt. Nach einer Operation verbleiben einzelne Zellen im Randbereich, die dann wieder wachsen, so daß es zu einem Rezidiv kommt. Abhängig vom Malignitätsgrad kann dies schneller oder langsamer gehen. Ein Beispiel für einen gutartigen Hirntumor ist das Meningeom. Ein Beispiel für einen bösartigen Tumor ist das Glioblastom.

Einteilung nach dem Ausgangsgewebe

(Astrozytische, oligodendrogliale, gemischte, ependymale, embryonale etc. Tumoren).



Häufigkeiten der verschiedenen Hirntumoren (operativ-konservativ):

Glioblastom 13-20%
Meningeom 18-10%
Oligodendrogliom 8-5%
Neurinom 7,5-4%
Astrozytom 7-5%
Spongioblastom 7-2%
Hypophysenadenom 7-4%
Metastasen 4-24%


Hirntumoren sind in je etwa einem Fünftel der Fälle Gliome, Meningeome und Hypophysenadenome. Ein weiteres Fünftel sind Metastasen von Tumoren aus anderen Körperteilen, die wie der Ausgangstumor in der jeweiligen Fachrichtung behandelt werden. Relativ häufig ist auch das Akustikusneurinom.

Bei Erwachsenen finden sich häufig Tumoren, die ursprünglich aus anderen Organen stammen und im Gehirn Tochtergeschwülste (Metastasen) bilden. Bei Kindern und Jugendlichen sind Tumoren häufiger, die ihren Ursprung direkt im Gehirn haben.

Supratentorielle - infratentorielle Hirntumoren

Diese Einteilung berücksichtigt, ob der Tumor oberhalb des Kleinhirnzeltes (tentorium cerebelli) oder unterhalb zu finden ist. Bei infratentoriellen Tumoren besteht die Gefahr, dass lebenswichtige Strukturen wie das Atemzentrum verdrängt oder infiltriert werden.

Symptome

Die Symptome können vielgestaltig sein und lassen sich grob in drei Klassen einteilen: fokale neurologische Ausfälle (zum Beispiel Lähmungen) in Abhängigkeit von der Lokalisation, fokale Anfälle als Ausdruck einer symptomatischen Epilepsie oder Folgen des Hirndrucks durch den Massenverdrängungseffekt (z.B. Kopfschmerzen, Übelkeit/ Erbrechen oder Bewußtseinstrübung).

Diagnose

Sie wird heute in der Regel durch eine Magnetresonanztomographie (Kernspintomographie) gestellt. Hierbei ist eine Kontrastmittelaufnahme ein Hinweis für Bösartigkeit. Eine weitere Möglichkeit ist die Positronenemissionstomographie mit Methionin, einer mit radioaktivem Kohlenstoff Aminosäure, die eine erhöhte Mikrogefäßdichte anzeigt und somit ebenfalls einen Anhalt für Bösartigkeit liefert. Das diese Methode aufwendig ist und ein eigenes Zyklotron erfordert, ist sie nicht sehr verbeitet und nur großen Zentren vorbehalten.

Therapie

Sie richtet sich nach der Lokalisation des Tumors, der Größe, dem Ursprungsgewebe und dem Allgemeinzustand des Patienten. Typischerweise steht bei höhergradigen Hirntumoren an erster Stelle eine Operation, gefolgt von einer Bestrahlung, teilweise in Kombination mit einer Chemotherapie, und einer nachfolgenden Chemotherapie. Bei niedriggradigen Tumor kann auch zunächst zugewartet werden. Die Radikalität der Operation ist begrenzt durch das zu erwartende postoperative Defizit, das heißt man operiert so viel wie nötig und so wenig wie möglich. Die Bestrahlung kann zum einen von extern (also durch die Haut) fraktioniert erfolgen. Dabei werden zwei oder mehr Strahlenquellen so ausgerichtet, das sich die Strahlen im Zielgewebe kreuzen und das übrige Gewebe so wenig wie möglich schädigen. Fraktioniert bedeutet, dass man die Behandlung in bis zu 40 Sitzungen (je 5 Tage über 6 Wochen) aufteilt, damit sich das übrige Gewebe immer wieder erholen kann. Eine andere Bestrahlungstechnik ist die Jod-Seed Implantation, dabei wird eine Jod 125-Strahlenquelle mit einer Stereotaktische Hirnoperation in den Tumor eingebracht und bestrahlt sozusagen "von innen". Für die Chemotherapie gibt es verschiedene Schemata, die heutzutage am häufigsten angewendeten sind PCV und Temodal, letzteres kann mit einer Bestrahlung kombiniert werden. PCV steht für Procarbazin, Cecenu und Vincristin, ein Zyklus dauert 6 Wochen und die Medikamente werden teilweise als Tabletten und teilweise als Infusionen über fast den gesamten Zeitraum eingenommen. Die Therapie ist wirksam, die Nebenwirkungen sind häufig und ausgeprägt. Temodal, Wirkstoff Temozolomid, wird in Form von Kapseln eingenommen, im Standardschema an den ersten 5 Tagen eines 28-Tage-Zyklus, im intensivierten Schema immer abwechselnd eine Woche jeden Tag und eine Woche Pause. Die Therapie ist ebenfalls wirksam, die Nebenwirkungen treten allerdings seltener und weniger ausgeprägt auf. Die Dosis einer Chemotherapie ist abhängig von der Körperoberfläche, die mit der Formal von DuBois u. DuBois aus Größe und Gewicht berechnet wird.

Prognose

Je bösartiger ein Hirntumor, umso schlechter ist die Prognose. Tumoren nach WHO Grad I sind prinzipiell heilbar, Grad II-Tumoren haben eine relativ gute Prognose, wenn sie nicht malignisieren, das heißt im Verlauf bösartig werden. Tumoren nach WHO Grad III und insbesondere Grad IV (Glioblastom) haben unbehandelt eine sehr schlechte Prognose von nur wenigen Monaten. Obwohl sich die Prognose durch die etablierten Therapien deutlich vebessert hat und sich jetzt im Bereich von 1-2 Jahren bewegen kann, ist sie weiterhin schlecht. Das Thema Prognose ist gerade bei bösartigen Erkrankungen als sehr heikel anzusehen, da Überlebenszeiten immer Mittelwerte von Patienten-Kollektiven darstellen. Im Einzelfall kann man einem Patienten keine Vorhersage geben, ob er länger oder kürzer als die mittlere Überlebenszeit einer Studie leben wird.

Deutsche Hirntumorhilfe e.V.

Leitlinien zu Hirntumoren im Kindesalter

Neuroonkologie an der Neurologischen Klinik Tübingen

Klinik und Poliklinik für Neurologie der Universität zu Köln