Fallschirmjäger (Wehrmacht)

Die Fallschirmjäger der Wehrmacht waren eine Waffengattung der Luftwaffe für den operativ-taktischen Einsatz im feindlichen Hinterland. Ihre Aufstellung begann 1936, woraufhin sie während des Zweiten Weltkrieges (1939–1945) in den Jahren 1940 und 1941 in Norwegen, Belgien, den Niederlanden und Griechenland zu großen operativen Luftlandungen verwendet wurde. In den folgenden Jahren exisitierten zwar noch weitere Fallschirm-Großverbände, doch diese wurde lediglich als reguläre Infanterie eingesetzt.
Aufstellung

Am 29. Januar 1936 begann in der Wehrmacht die erste Rekrutierung von Freiwilligen für die Aufstellung deutscher Luftlandetruppen. Zur ersten Fallschirmschule wurde der Fliegerhorst Stendal-Borstel, auf dem die ersten deutschen Fallschirmjäger ausgebildet wurden. Bis zum 1. Juli wurden die Fallschirmregimenter 1 und 2 aufgestellt und unter dem Kommando von Generalmajor Kurt Student zur 7. Fliegerdivision zusammengefasst, die der Luftwaffe unterstand. Der wesentliche Unterschied zu den Fallschirmverbänden anderer Nationen bestand darin, dass Generalmajor Student durchsetzte, die Truppe nicht taktisch sondern operativ einzusetzen. Zu ihrer Ergänzung wurde die 22. Infanterie-(Luftlande)-Division aufgestellt, die über spezielle Technik für die Luftverlegbarkeit verfügte.[1]
Operativer Einsatz
Zum ersten Einsatz dieser Verbände kam es im Zuge der Besetzung des Sudetenlandes, als im Herbst 1938 deutsche Luftlandetruppen bei Freudenthal hinter den tschechoslowakischen Linien landeten.[2]
Luftlandungen 1940/41
Während des Zweiten Weltkriegs kam es zu zahlreichen Einsätzen von Luftlandetruppen. Die ersten führte wiederum die Rote Armee während des Winterkrieges (1939/40) in Finnland durch, aber auch später bei der Besetzung Bessarabiens. Diese Unternehmen scheiterten unter großen Verlusten, weil die Truppen nur örtlich in kleinen Gruppen abgesetzt wurden.[3] Deutsche Luftlandetruppen spielten im April 1940 bei der Durchführung des Angriffs auf Dänemark und Norwegen eine wichtige Rolle (→ Unternehmen Weserübung). Sie besetzten vor allem Flugplätze und strategisch wichtige Verkehrsknotenpunkte und ermöglichten damit das Einfliegen weiterer deutscher Verbände.[4] Danach kamen die Luftlandeverbände im Mai während des Westfeldzuges wieder zum Einsatz. Sie eroberten vor allen strategische wichtige Brücken in Holland sowie das belgische Sperrfort Eben-Emael und banden große Teile der niederländischen Streitkräfte.[5] Im folgenden Jahr eroberten deutsche Fallschirmjäger den Übergang über den Kanal von Korinth (26. April 1941). Den Höhepunkt des operativen Einsatzes der deutschen Luftlandetruppen bildete vom 20. Mai bis zum 1. Juni 1941 die verlustreiche Eroberung der Insel Kreta (→ Unternehmen Merkur).[6]

Nach der Eroberung Kretas kam es zu „Sühnemaßnahmen“ an der Zivilbevölkerung, so beim Massaker von Kondomari. Auch an anderen Kriegsschauplätzen waren Fallschirmjäger an sogenannter Partisanenbekämpfung beteiligt. Vor Gerichten wird zum Teil heute immer noch um Entschädigungen Deutschlands für diese Hinrichtungen gestritten. Fallschirmjäger haben damals nicht nur Zivilisten getötet, sondern teilweise auch (weibliche) Geiseln aus der Zivilbevölkerung genommen, um sie bei Transporten mitzuführen, in der Hoffnung, so vor Anschlägen von Partisanen sicher zu sein. [7]
Ende der Luftlandungen
Nach diesem Einsatz bemerkte Hitler am 17. Juli jedoch, dass die Zeit der Fallschirmtruppe nun vorüber sei, weil sich ihr Überraschungseffekt verflogen hätte.[8] Im weiteren Verlauf des Krieges wurden zwar noch weitere Fallschirmdivisionen, wie z.B. die 2. Fallschirmjäger-Division, aufgestellt, doch trugen sie diese Bezeichnung nur aus Prestigegründen. Tatsächlich waren nach wie vor lediglich zwei Divisionen für eine Fallschirmoperation ausgerüstet. Ab 1942 kamen die Verbände der Fallschirmjäger nur noch als Eingreiftruppe an allen Fronten des Krieges zum Einsatz, so z.B. in Nordafrika, Italien und an der deutsch-sowjetischen Front.[9]
Einzelnachweise
- ↑ Albert Merglen: Geschichte und Zukunft der Luftlandetruppen, Freiburg/Breisgau 1970, S.19–22
- ↑ Albert Merglen: Geschichte und Zukunft der Luftlandetruppen, Freiburg/Breisgau 1970, S.22
- ↑ Albert Merglen: Geschichte und Zukunft der Luftlandetruppen, Freiburg/Breisgau 1970, S.26
- ↑ Dazu im Detail: Hans-Martin Ottmer: „Weserübung“ - Der deutsche Angriff auf Dänemark und Norwegen im April 1940, München 1994.
- ↑ Ein Überblick findet sich in: Hans Umbreit: Der Kampf um die Vormachtstellung in Westeuropa, in: Das Deutsche Reich und der Zweite Weltkrieg, Bd. 2, Stuttgart 1979, S.284–307
- ↑ Dazu im Detail: Hans-Otto Mühleisen: Kreta 1941 - Das Unternehmen „Merkur“ 20. Mai bis 1. Juni 1941, Freiburg/Breisgau 1968.
- ↑ Bundesarchiv (Hrsg.): Europa unterm Hakenkreuz - Die Okkupationspolitik des deutschen Faschismus in Jugoslawien, Griechenland, Albanien, Italien und Ungarn (1941-1945), Bd.8, Hüthig Verlagsgemeinschaft, S.300
- ↑ Albert Merglen: Geschichte und Zukunft der Luftlandetruppen, Freiburg/Breisgau 1970, S.40
- ↑ Albert Merglen: Geschichte und Zukunft der Luftlandetruppen, Freiburg/Breisgau 1970, S.46
Literatur
- Bundesarchiv (Hrsg.): Europa unterm Hakenkreuz - Die Okkupationspolitik des deutschen Faschismus in Jugoslawien, Griechenland, Albanien, Italien und Ungarn (1941-1945), Bd.8, Hüthig Verlagsgemeinschaft. ISBN 3-7785-2338-4
- Roger Edwards:: Deutsche Fallschirmjäger und Luftlandetruppen 1936 - 1945, Verlag Stalling, Oldenburg 1976. ISBN 3-7979-1348-6
- Albert Merglen: Geschichte und Zukunft der Luftlandetruppen, Verlag Rombach, Freiburg/Breisgau 1970.
- Günter Roth / Hans M. Stimpel: Die deutsche Fallschirmtruppe 1936–1945 - Führung in der deutschen Fallschirmtruppe und der Korpsgeist der Fallschirmjäger, Verlag Mittler, Hamburg 2008. ISBN 3-8132-0864-8