Hacker
Für andere Bedeutungen des Wortes Hacker siehe Hacker (Begriffsklärung).
Der nicht allgemein klar definierte Begriff Hacker bezeichnet eine Person, die mit erheblichem Sachverstand mit Computern umgeht, üblicherweise einen Programmierer oder Netzwerkfachmann. Der Begriff ist stark mit Konnotationen behaftet, die – je nach Kontext und Zugehörigkeit oder Nichtzugehörigkeit seiner Benutzer zu verschiedenen Teilen der Fachwelt – stark positiv oder stark negativ sind. Im allgemeinen Sprachgebrauch wird er unterschiedlich, meist aber fälschlich als kriminalisierende Bezeichnung verwendet.
Begrifflichkeit
Im Umfeld von Angehörigen der Programmiererszene, die durch gewohnheitsmäßige Lösung komplexer Probleme ausgewiesen sind, ist der Begriff häufig der Benutzung als hohes Lob für solche Fachleute vorbehalten. In diesem Zusammenhang kursiert eine bildlich umschreibende Definition des Hackers, die auf besondere Geschicklichkeit und Fachkunde hindeutet: Builds furniture with an axe - jemand, der nur mit einer Axt als Werkzeug Möbel herstellen kann.
Der Begriff Hacker tauchte das erste mal im Modelleisenbahnbauclub des MIT in der Frühzeit der Computergeschichte auf. Diese Definition von Hacker bezeichnete jemanden, der exzellente Programmierkenntnisse besaß. Zudem gibt es die Assoziation mit dem Tipp-Geräuschs zum Beispiel des C64, das so klingt, als würde jemand auf etwas herumhacken.
Joseph Weizenbaum betrachtet den Hacker als zwanghaften Programmierer.
Gerüchten zufolge waren die ersten Hacker nach heutigem Verständnis Studenten, die sich durch Umgehung von einfachen Sicherheitsmaßnahmen mehr von der diktatorisch vergebenen Rechenzeit des Hauptrechners ihrer Universität nahmen. Damals war es üblich, dass Professoren deutlich mehr Möglichkeiten hatten als die Studenten, die aber sehr viel Zeit an den Terminals verbrachten.
Heute wird der Begriff Hacker oft verwechselt mit jemandem, der Computer nur zu illegalen Zwecken einsetzt, zum Beispiel in fremde Rechner und Netzwerke eindringt, nur um dort Schaden anzurichten, Kopierschutzmechanismen umgeht, oder fremde Daten beschädigt. Diese Verwechselung ist wahrscheinlich durch den destruktiv klingenden Namen und Unwissenheit des Computerlaien entstanden, kann aber auch von einer absichtlichen Verdrehung von Tatsachen herrühren, mit dem Ziel der Zurückhaltung von Informationen durch zwanghafte Illegalisierung.
In den Medien wird der Begriff "Hacker" häufig kriminalisierend verwendet. Dabei sind Hacker in der Regel ehrenhafte, zumindest aber intelligente Menschen. Das Wort ist also kein Schimpfwort, sondern eine Auszeichnung, die nicht vorschnell verliehen werden sollte.
Hacker sprechen sich dem Klischee nach für totale Informationsfreiheit aus, was schnell zu Widersprüchen führt, da es zum Beispiel wirtschaftlichen Interessen, aber auch dem Datenschutz konträr gegenübersteht. Siehe hierzu Hackerethik.
Etwas zu hacken, zum Beispiel ein Gerät (um etwa Linux darauf laufen zu lassen), bedeutet Macht über die Maschine auszuüben, die dem normalen Konsumenten üblicherweise vorenthalten wird. Es bedeutet auch eventuell die Technik für etwas anderes zu benutzen, als wofür sie gedacht war. Vor allem bedeutet es Wissen und Einblick in das Funktionieren von Technologie.
Die Unterscheidung zwischen "Hacker" und "Cracker" hat sich im Englischen etwas mehr durchgesetzt. Um Verwechslungen vorzubeugen, nennen sich 'echte' Hacker (also Programmierer) oft Nerds oder Geeks. Oft unterscheidet man auch - basierend auf alten Western-Filmen - zwischen "Black-", "White-" und "Grey-Hats":
- Black-Hats handeln mit krimineller Energie, entweder um das Zielsystem zu beschädigen, oder um Daten zu stehlen.
- Ein White-Hat handelt, um seine Meinung von Informationsfreiheit zu verbreiten, und um zu beweisen, dass es keine 100%ige Sicherheit im Internet geben kann. Ein White-Hat ist meistens ein seriöser Programmierer, der sich in seinem Bereich sehr gut auskennt (Nerd) und somit die Schwachstellen wie Pufferüberläufe oder Race Conditions kennt und weiß wie man sie vermeiden bzw. auch ausnutzen kann.
- Grey-Hats geben die Informationen an die Öffentlichkeit weiter. Dadurch unterstützen sie die Black-Hats, die Lücke auszunutzen, lassen allerdings den Entwicklern auch die Chance, den Fehler zu beseitigen. Im Allgemeinen kann man, wenn man zwischen "Gut" und "Böse" unterscheidet, die Grey-Hats als neutral einstufen.
Der Chaos Computer Club (CCC) versteht unter "Hacken" einen "kreativen und respektlosen Umgang" mit Technik. Nach dieser Definition sind Computer nicht unbedingt nötig. Ein Beispiel dafür ist die Aktion Blinkenlights, bei der Häuserfassaden zu riesigen Bildschirmen umfunktioniert wurden. Um zu zeigen, dass es auch weibliche Hacker gibt, haben sich die Haecksen des CCC gegründet.
Üblicherweise ist jemand erst ein Hacker, wenn er von anderen Hackern als solcher bezeichnet wird. Sich selbst so zu bezeichnen wird (unter Hackern) als überheblich angesehen und ist eher unter so genannten "Script-Kiddies" verbreitet.
Tätigkeiten
Grundsätzlich hat ein Hacker, der in fremde Computersysteme eindringt, aber eher rechtschaffene Absichten. Er glaubt an die Freiheit der Information oder sucht nach Informationen, mit denen er kriminelle Handlungen oder eine Verschwörung aufdecken kann. Viele Hacker agieren nur zum Spaß, manche im Auftrag ihres Landes, eines Geheimdienstes, als Wirtschaftsspione, oder nur um (im Auftrag des Betreibers) die Sicherheit eines Systems zu überprüfen (Penetrationtest).
Für unerfahrene Personen, die im Gegensatz zum echten Hacker ihre Werkzeuge nicht selbst programmieren, sondern stattdessen zum Zerstören von Systemen nur vorgefertigte Skripte und ähnliches verwenden, ohne deren genaue Funktionsweise wirklich zu kennen, ist die abfällige Bezeichnung "Script-Kiddie" entstanden.
Grundsätzlich sollte man Saboteure, Raubkopierer, Scriptkiller und Computerschrauber nicht mit Hackern verwechseln oder gar gleichsetzen. Hacker können sich im Unterschied zu ihnen auf eine gewisse Ethik einigen und verstoßen nicht unbedingt gegen Gesetze.
Berühmte Hacker
Technikfachleute
- Ken Thompson und Dennis Ritchie erfanden in den frühen 1970er Jahren die heute am meisten verbreitete Programmiersprache C und entwickelten 1969 UNIX
- Richard Stallman, unter anderem Gründer der Free Software Foundation (FSF)
- Eric S. Raymond, Autor und Programmierer von Open Source-Software
- Linus Torvalds, begann 1991 die Entwicklung des Linux-Kernels
- TRON aka Boris F., wies die Fälschbarkeit von GSM-Karten nach und entwickelte ein verschlüsselungsfähiges und preiswertes ISDN-Telefon
Ethische Hacker
- Wau Holland, Mitbegründer des Chaos Computer Club (1981)
Unglückliche/kriminelle "Hacker"
- Robert Tappan Morris, schrieb 1988 den Morris-Wurm
- Kevin Mitnick, für Social Engineering bekannter Hacker, der erst nach mehreren Jahren Flucht vom FBI gefasst werden konnte
- Karl Koch, brach Ende der 80er Jahre in militärische US-Netzwerke ein, um Daten an den KGB zu verkaufen; anfangs aus ideellen Gründen und Neugier; später um dadurch seine Drogensucht zu finanzieren
- Kevin Poulsen manipulierte Telefonanlagen von Radiosendern, um bei Gewinnspielen Autos, Reisen und Geld zu gewinnen; wurde später vom FBI verhaftet
- John T. Draper alias Cap'n Crunch, war der erste Phreaker bzw. Telefonhacker. Er schaffte es kostenlos zu telefonieren und entdeckte weitere Methoden zur Manipulation von Telefonleitungen.
Weitere Informationen
Siehe auch
- Hack, Hacktivist, Tiger Team, Hackerethik, Hack value, Hacking Challenge, Medienguerilla, Technoliberalismus
- Geek, Nerd, Jargon File, Hacker-Emblem, Lamer
- Defacement, Rootkit, Brute-Force
- .hack, Computersicherheit, Hijacking
- Phreaking, Phreak
Literatur
- Levy, Steven: Hackers. Heroes of the Computer Revolution. Doubleday 1984/ Penguin Books, New York 1994, ISBN 0141000511
- Stoll, Clifford: Kuckucksei, Frankfurt 1990, ISBN 3596102774
- Gröndahl, Boris: Hacker. Hamburg 2000, ISBN 3434535063
- Himanan, Pekka: Die Hacker-Ethik. München 2001, ISBN 3570500209
- Moody, Glyn: Rebel Code. Allen Lane 2001 / Penguin Books 2002, ISBN 0140298045
- Hafner, Katie & Markoff, John: Cyberpunk: Outlaws and Hackers on the Computer Frontier, Revised, Simon & Schuster 1995, ISBN 0684818620
- Armin Medosch, Janko Röttgers: Netzpiraten - Die Kultur des elektronischen Verbrechens, Verlag Heinz Heise 2001, ISBN 3882291885
- Sen, Evrim: Hackerland - Das Logbuch der Szene. Tropen Verlag 2001, 3. Auflage, ISBN 3932170296, Webseite
- Sen, Evrim: Hackertales - Geschichten von Freund+Feind. Tropen Verlag 2002, 1. Auflage, ISBN 3932170385, Webseite
Weblinks Deutsch
- Chaos Computer Club (CCC) - Magazin, Radio Organisation
- Wie werde ich Hacker von Eric S. Raymond, Übersetzung und Anmerkungen des CCC-Köln
- Hacker-Emblem, der Glider aus dem Game of Life (Deutsche Übersetzung)
- computec.ch von Marc Ruef - Ein umfassendes Archiv mit deutschsprachigen Publikationen zum Thema
- buha.info - Community mit interessantem Forum zum Thema Security.
- Hacke, wenn du nicht gehackt werden willst von darkchill
- Hacker-FAQ, (deutsche Übersetzung)
- Mac's Underground Links (Hack TV, Zines, Underground Boards)
Weblinks Englisch
- http://www.2600.org - legendäres Hacker Magazin, Radio, Gruppe
- http://www.blacklisted411.net/ - das zweite "große" Hackermagazin
- http://www.phrack.org - gutes kostenloses Magazin (eZine)
- http://www.x25zine.org - kostenloses Hacker Magazin (eZine) in Hacker Sprache (void.ru Produkt)
- Encyclopedia: Timeline of hacker history
- RFC 1983 - Internet Users' Glossary als internationale Norm der Begrifflichkeit im Internet
- How To Become A Hacker von Eric S. Raymond - hier findet sich auch eine Definition des Begriffs Hacker
- http://www.attrition.org/
- http://www.hackwire.com/
- Online Buch "Underground - Tales of hacking, madness and obsession on the electronic frontier" (englisch)