Zum Inhalt springen

Benutzer:Jbergner/baustelle5

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 17. Januar 2009 um 23:16 Uhr durch Jbergner (Diskussion | Beiträge) (Entwurfsbüro). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Baufirma „Gebrüder Ziller“

Geschäftslokal Gebrüder Ziller, vom Augustusweg aus. li. der Ateliersaal, re. das Planarchiv (unsaniert)

Da immer mehr Baufirmen in die stark wachsende Region der Lößnitz drängten, wollte der Vater Christian Gottlieb die Firma rechtzeitig an seine Kinder als Nachfolger übergeben. Auf seine Bitten hin kehrte 1867 der entwurfsstarke und künstlerisch versierte Gustav im Jahr des 60-sten Geburtstags des Vaters aus der Fremde zurück, um den in kaufmännischen Dingen starken und auf die Anlage von Gärten, Außenanlagen und Plätzen spezialisierten älteren Bruder zu ergänzen. Im gleichen Jahr 1867 wurde die gut eingeführte väterliche Baufirma in Oberlößnitz von den beiden Brüdern in Baufima „Gebrüder Ziller“ umfirmiert.

1869 errichtete sich Gustav auf der gegenüberliegenden Straßenseite, die bereits zu Serkowitz gehörte, sein Wohnhaus, eine große landhausartige Villa (Hauptstraße No. 2, heute Augustusweg 3). Im Jahr darauf folgte auf dem Nachbargrundstück (Hauptstraße No. 3, heute Augustusweg 5) das Wohnhaus für Moritz. Dieses Wohnhaus wurde durch Anbau eines Ateliersaals sowie eines Planarchivs zum Geschäftslokal Gebrüder Ziller, welches ebenfalls in Serkowitz lag, auch wenn die Firma mit Oberlößnitz warb, wo sie als väterliche Firma gelegen hatte (Augustusweg 4).[1] Der Bauplatz befand sich direkt auf der gegenüberliegenden Straßenseite des Geschäftslokals und konnte von dort aus eingesehen werden.

Der zwischen den beiden Gebrüdern liegende Otto Heinrich (Otto) (1840–1914) ergriff keinen Bauberuf, sollte für die Zillers jedoch sehr wichtig werden. Er ergriff den Beruf des Kaufmanns und baute auf einem Nachbargrundstück zu den Brüdern (Hauptstraße No. 4, heute Augustusweg/ Ecke Nizzastraße) ein großes Haus, in dem er das Lößnitzwarenhaus betrieb, ein Geschäft für Kolonialwaren, Delikatessen, Sämereien und Porzellan, in dem auch Karl May seine Einkäufe machte.[2] Da es teilweise über ein Jahr dauerte, bis die auf eigene Rechnung als Bauträger fertiggestellten Häuser verkauft werden konnten, geschah dies durch „Nachweis von Miethwohnungen und verkäuflichen Grundbesitz für Oberlößnitz und Umgegend durch Otto Ziller, Colonialwaarenhandlung in Oberlößnitz, Hauptstr. Nr. 4.“[3]. Otto übernahm damit die Makelei für die Geschwister, wenn diese nicht im Auftrag, sondern auf eigene Rechnung bauten. Unter anderem verkaufte er 1895 ein bereits auf einem Grundstück südlich der neuerrichteten Lutherkirche fertiggestelltes Haus, das unter seinem neuen Besitzer Karl May als Villa Shatterhand bekannt werden sollte.

Firmenprofil

Die beiden Baumeister Moritz und Gustav ergänzten sich. Moritz führte das Unternehmen in wirtschaftlicher Hinsicht und war darüber hinaus verantwortlich für die Garten- und Außenanlagengestaltung. Aus diesem Faible ergaben sich im öffentlichen Raum die heute noch bestehenden Plätze mit Brunnenanlagen beziehungsweise Straßeneingangssituationen mit aufgestellten Figuren und die bereits angelegten Außenanlagen von Häusern, die komplett an die kaufende Kundschaft übergeben wurden. Gustav dagegen war der Architekt und Entwerfer, er stand für das „Bureau für Architektur und Bauausführungen“. Dort entstanden nicht nur die vielen Entwürfe für die Bauten der Gebrüder selbst, sondern auch Entwürfe, die dann von anderen ansässigen Baufirmen wie beispielsweise F.W. Eisold realisiert wurden.

Die Gebrüder Ziller besaßen eigene Steinbrüche, aus denen sie sich versorgten, und ein eigenes Sägewerk. Dazu hatten sie im Lößnitzgrund die Meierei erworben, eine wassergetriebene Mahl- und Schneidemühle, die sie 1881 auf Dampfbetrieb umstellten. Für Sandsteine wie auch für das selbstgeschnittene Nutz- und Brennholz besaßen sie eine eigene Niederlage. Mit ihren eigenen Werkstätten für Zimmerer-, Tischler-, Glaser- und Steinmetzarbeiten beschäftigten die beiden Brüder bis zu 77 Leute, von denen viele im Laufe der Zeit eine Silberne Medaille erhielten für 25 Jahre Betriebszugehörigkeit. Während die Gewerke einerseits teilweise nicht ausreichten, um alle Arbeiten zu schaffen und die Gebrüder deshalb zeitweise Baufirmen aus der Umgegend mitbeschäftigen mussten, nahmen die Zillers andererseits auch Aufträge an, bei denen sie nur einzelne Gewerke zuarbeiteten wie beim Teilabriss und Neuaufbau der Kirche zu Kötzschenbroda oder aber auch beim Bau der Villa Kolbe.

So sanierte das Unternehmen bestehende Gebäude oder erweiterte sie und baute in der Lößnitz im Kundenauftrag wie auch auf eigene Rechnung viele neue Häuser, darunter die eigenen Spezialitäten der Villen im Schweizerstil und der Toskanischen Villen, die schon vom Vater stammten. Die Baufirma „Gebrüder Ziller“ errichtete auf Kundenwunsch aber auch die mehr an die sächsische Semper-Nicolai-Schule erinnernden Gebäude, wie sie die Wettbewerber erstellten. Darüber hinaus verkauften die Zillers auf den wegen der Reblauskatastrophe günstig erworbenen Flächen Bauplätze und überließen es anderen, dort Häuser zu bauen.

Bauten

Entwurfsbüro

1875: Entwurf Albertschlösschen (Baufirma: F.W. Eisold), 1879: Entwurf Villa Engel (Baufirma: F.W. Eisold), 1872: Entwurf Anbauten Borstraße 17 und Gärtnerhaus Borstraße 17a (Bauunternehmer Carl Christian Petzold), 1878: Entwurf Villa Elisa, Borstraße 19 (Bauunternehmer Carl Christian Petzold), 1881: Entwurf Villa Pestalozzistraße 39 (Baufirma: F.W. Eisold),

Baugewerke

1884/1885: Abbrucharbeiten sowie Zimmerer- und Rüstarbeiten beim teilweisen Neubau der Friedenskirche (Kötzschenbroda) (Bauverantwortlicher Karl Weißbach), Villa Kolbe (Architekt: Otto March), May-Grabmal (Architekt: Paul Ziller), Schloss Lössnitz (Dresdner Architekten Oscar Wend & Paul Eger), Villa Oswald Haenel (Architekt: Oswald Haenel), 1889: Villa Käthe (Entwurf: vermutlich Carl Käfer, Umbau Paul Ziller), 1900/1901: Villa für August Koebig (Architekt: Oswald Haenel), 1895: Mietvilla Ernst Gottlieb Hoffmann, Heinrichstraße 1 (Architekt: Carl Käfer),

Infrastruktur

Die Gebrüder Ziller beteiligten sich in der Lößnitz an der gewerblichen Wasserversorgung. Als durch den Bauboom die bestehenden Gemeindebrunnen sowie die Anschlüsse an die teilweise seit dem 17. Jahrhundert betriebenen Röhrleitungen nicht mehr ausreichten, verlegten die Gebrüder Ziller 1867/1868 zur Versorgung von Oberlößnitz eine eiserne Wasserleitung, von Wahnsdorf kommend, die aus Quellen gespeist wurde. Als sich diese, das natürliche Gefälle nutzende, Leitung nicht bewährte, erbauten die Zillers 1870 bis 1876 das nach ihnen benannte Zillersche Wasserwerk im Lößnitzgrund, das aus zwei Sammelbrunnen und einem Pumpwerk bestand. Das Pumpwerk wurde durch zwei Dampfmaschinen betrieben. Zu dem Wasserwerk gehörte noch ein 400 m³ fassender Hochbehälter auf dem Jägerberg.

Bis 1890 stieg die Zahl der Anschlüsse auf 150. 1891 erfolgte die Umwandlung in die Aktiengesellschaft Neubrunn, an der die Gebrüder Ziller sowie alle Wasserabnehmer beteiligt waren. 1895 wurden die bestehenden Anlagen durch den bis heute betriebenen Neubau des Wasserwerks an der Neubrunnstraße ergänzt. 1901, im Jahr des Todes von Gustav Ziller, ging die Aktiengesellschaft in die Trägerschaft der angeschlossenen Verbandsgemeinden Oberlößnitz, Serkowitz und Radebeul über. Das Zillersche Wasserwerk im Lößnitzgrund war noch bis 1923 in Betrieb. Das zu Zeiten der Zillers errichtete Wasserwerk an der Neubrunnstraße sichert auch heute als Hauptwerk den Betrieb der Radebeuler Wasserbetriebe, der Großteil des Wassers wird inzwischen aus dem Dresdner Netz bezogen.

Elektrizitätswerk Niederlößnitz

Öffentlicher und Gewerbebau

das Luisenstift, das Erziehungsinstitut der Diakonissenanstalt zu Dresden (1869/70), die Friedensburg (1870/1871), das Rathaus (1895), Meierei (Radebeul) (Mahl- und Schneidemühle), Kaditz Kirche

Wohnbau

Mohrenhaus (1868 bis 1871), Außerdem wurde der Umbau des Herrenhauses Albertburg von der Baufirma Ziller durchgeführt.

Bauträgergeschäft

Die „Gebr. Ziller“ erwarben in der Lößnitz große Bauflächen und entwickelten, erschlossen und parzellierten sie als Projektentwickler. Teilweise verkauften sie die Grundstücke oder bauten darauf auf eigene Kosten oder im Auftrag das Stadtbild prägende Häuser, von denen heute viele unter Denkmalschutz stehen.

ab 1875: Zillerstraße (Niederlößnitz, nach Gebrüder Ziller), ab 1889: östlicher Teil der Planstraße XI (Moritzstraße nach Moritz Ziller, heute Hölderlinstraße, Radebeul) auf dem ehemaligen Ackerland „Oberzeilen“, Dr.-Schmincke-Allee (Serkowitz), Eduard-Bilz-Straße (Oberlößnitz, Sophienstraße), Friedlandstraße (Oberlößnitz), Gellertstraße (Radebeul), Nizzastraße (Oberlößnitz)

Dazu gehören Häuser auf der Niederlößnitzer Zillerstraße (ab 1875), die Villa Falkenstein (1888) und sämtliche Villen auf dem östlichen Teil der Planstraße XI auf dem ehemaligen Ackerland „Oberzeilen“ (ab 1889).

Darüber hinaus baute sie die Karl-May-Villa (Villa Shatterhand, heute Karl-May-Museum) auf der Kirchstraße 5 (1893/94)[4]

Öffentlicher Raum

So stellten sie nicht nur auf den Hausgrundstücken, sondern auch auf von ihnen gestalteten Straßeneingangssituationen und Plätzen auf eigene Kosten zahlreiche Brunnen an und Figuren auf, etliche davon von der Berliner Firma Ernst March.[5] Moritz war darüber hinaus Mitbegründer des Verschönerungsvereins für die Lößnitz und Umgebung.

Die Baufirma „Gebr. Ziller“ legte die Sophienstraße in Oberlößnitz an und stellte dort zur Verschönerung des öffentlichen Raums auch mehrere Skulpturen auf. Nizzastraße, Fontainenplatz in der Dr.-Schmincke-Allee,

  1. Thilo Hänsel; Markus Hänsel: Auf den Spuren der Gebrüder Ziller in Radebeul. Architekturbetrachtungen. Notschriften Verlag, Radebeul 2008, S. 160
  2. Historische Streifzüge mit Gert Morzinek
  3. Die Villa „Shatterhand“ in Radebeul
  4. Die Villa »Shatterhand« in Radebeul
  5. verein für denkmalpflege und neues bauen radebeul (Hrsg.): Beiträge zur Stadtkultur der Stadt Radebeul (1997 ff.)
    - insbesondere der Beitrag Kunst im öffentlichen Raum der Stadt Radebeul, von G. Täubert, ebd., 2002.