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Dunkelente

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Dunkelente

Dunkelente (Anas rubripes)

Systematik
Ordnung: Gänsevögel (Anseriformes)
Familie: Entenvögel (Anatidae)
Unterfamilie: Anatinae
Tribus: Schwimmenten (Anatini)
Gattung: Eigentliche Enten (Anas)
Art: Dunkelente
Wissenschaftlicher Name
Anas rubripes
Brewster, 1902
Fliegende Dunkelente

Die Dunkelente (Anas rubripes) ist eine nordamerikanische Art aus der Familie der Entenvögel. Sie stellt eine Ausnahme innerhalb der Eigentlichen Enten dar, weil sie keinen Geschlechtsdimorphismus aufweist. Beide Geschlechter ähneln in ihrem Erscheinungsbild den Weibchen der Stockente. Sie sind allerdings insgesamt etwas dunkler gefärbt und haben auffallend helle Wangen und Halsseiten. Der Artstatus dieser Ente wird gelegentlich angezweifelt und sie wegen ihrer vielen Gemeinsamkeiten mit der Stockente als Unterart dieser Art eingeordnet.[1]

Beschreibung

Die Körperlänge der Dunkelente beträgt 53 bis 61 Zentimeter. Ausgewachsene Dunkelenten wiegen im Herbst durchschnittlich 1090 Gramm.[2].

Ausgewachsene männliche Enten haben einen gelben Schnabel und ein dunkles Körpergefieder, von dem sich der Kopf und der Hals durch eine hellere Färbung abheben. Von der oberen Schnabelbasis verläuft ein dunkler Farbstrich über das Auge zum Hinterkopf. Die Wangen weisen eine feine braune Strichelung auf. Die Beine sind orange und die Augen dunkel. Der Geschlechtsdimorphismus ist nur gering ausgeprägt. Ausgewachsene Weibchen ähneln den Männchen. Die Beine des Männchens sind jedoch etwas leuchtender orange als die der Weibchen. Beiden fehlt im Unterschied zur Stockente die weiße Begrenzung des Flügelspiegels. Es gibt Individuen, bei denen etwas Weiß am Spiegelrand auftaucht. Dies beschränkt sich jedoch auf das äußerste Ende des Spiegels.[3]

Grundsätzlich weist diese Art auffällige individuelle Unterschiede in Körpergröße und Gefiederkleid auf. In der Regel sind Dunkelenten in ihrem nördlichen Verbreitungsgebiet etwas größer. Der Augenzügel beim Männchen variiert in der Länge und ist unterschiedlich deutlich zu erkennen. Häufig weist er ebenso wie die Nackenfedern einen grünlichen Schimmer auf. [4] Inwieweit diese Variationen im Körpergefieder auf eine Hybridisierung mit Stockenten zurückzuführen ist, ist bislang nicht ausreichend untersucht.[5]

Beide Geschlechter haben braunorange bis korallenrote Beine mit dunkleren Schwimmhäuten. Der Schnabel ist gelblich mit einem dunklen Nagel und wird zur Schnabelbasis hin olivfarben. Die Augen sind braun.

Im Flug heben sich die weißen Unterflügel auffällig von den dunklen Körperseiten ab.[6] Die Stimme ähnelt sehr der der Stockente, allerdings ist der Ruf des Weibchens einen Ton dunkler.

Verbreitung und Lebensraum

Dunkelenten sind eine rein nordamerikanische Entenart. Die Brutgebiete der Dunkelente sind Seen, Teiche, Flüsse und Sumpfgebiete im östlichen Kanada von der Hudson Bay bis Neufundland und in südlicher Richtung über die Großen Seen bis nach New York und der Küste von North Carolina. Sie fehlt dagegen im westlichen Nordamerika. Als Irrgast tauchen Dunkelenten gelegentlich auf den Azoren, in Irland, Großbritannien und Schweden auf.[7] Ähnlich wie beim Kappensäger wird bei Beobachtungen jedoch zuerst immer unterstellt, dass es sich um sogenannte Gefangenschaftsflüchtlinge handelt. In Großbritannien ist es gleichfalls zu Kreuzungen mit Stockenten gekommen. Die Männchen der Dunkelente ziehen auf ihrem Mauserzug sehr weit und treten dann auch weit außerhalb ihres Brutgebietes auf. Sie sind dann auch in der baumlosen Subarktis, in Prärien und in Parklandschaften des mittleren Nordamerikas zu finden.[8]

Dunkelenten sind eine sehr anpassungsfähige Entenart, die eine Vielzahl unterschiedlicher Gewässertypen nutzt. Sie bevorzugt jedoch Gewässer in Waldregionen.[9] Die Ornithologen James Gooders und Trevor Boyers vermuten, dass die Dunkelente in diesem Lebensraum keiner zu starken Konkurrenz von der durchsetzungsstärkeren Stockente ausgesetzt ist.[10] In der Vergangenheit waren die Lebensräume dieser beiden Entenarten stärker voneinander differenziert. Während die Dunkelente vor allem an schattigen Waldseen im östlichen Nordamerika zu finden war, war die heller gefiederte Stockente überwiegend an den Seen der Prärielandschaft zu finden. Aufgrund von Holzabschlag und Aufforstungen haben sich diese Habitate vermengt und es kommt in freier Wildbahn zur Hybridisierung.

Dunkelenten sind Teilzieher. Einige Populationen ziehen im Winter in die östlichen Bundesstaaten der USA und halten sich dann bevorzugt in Küstenregionen auf.[11] Andere Populationen sind das ganz Jahr über in der Region um die Great Lakes zu finden.

Nahrung und Nahrungserwerb

Dunkelenten sind eine omnivore Entenart. Die Nahrungszusammensetzung ist abhängig von dem, was der Lebensraum anbietet. So ist der Anteil von Wirbellosen in der Nahrungszusammensetzung bei in Küstenregionen lebenden Dunkelenten grundsätzlich größer als bei solchen, die weiter im Inland leben. Grundsätzlich nehmen Dunkelenten mehr tierische Nahrung auf als die Stockente. Hinzu kommen Samen von Gräsern und Seggen, Blätter und Wurzel von Wasserpflanzen. Animalische Kost spielt insbesondere im Sommer eine große Rolle. Bei einer Untersuchung von Brutvögeln in Maine stellten kleine Krustentiere und Insekten bis zu 74 Prozent der Nahrung. [12]

Fortpflanzung

Auch im Balzrepertoire zeigt die Dunkelente viele Gemeinsamkeiten mit der Stockente. So weist die Dunkelente beispielsweise auch den Grunzpfiff auf, der bei der Stockente eine charakteristische Balzgeste ist. Die Balz beginnt im August und hat ihren ersten Höhepunkt im späten Herbst. Der Höhepunkt der Balz fällt jedoch in den Zeitraum Februar bis März.

Die Populationen weisen einen höheren Anteil an Erpeln auf. Insbesondere im ersten Lebensjahr bleiben daher viele der Erpel unverpaart. Es kommt allerdings nicht zu einer so starken Promiskuität wie bei der Stockente.[13] Es gibt einige Hinweise darauf, dass die Paare über mehrere Jahre zusammenbleiben.[14], [15] Das Nest wird von Weibchen errichtet. Es besteht in der Regel nur aus einer Vertiefung. Die Nestauskleidung besteht aus Federn und während der Brut kommen weitere Dunenfedern hinzu, da das Weibchen das Nest mit Dunen zudeckt, wenn es das Gelege verlässt. Das Gelege besteht aus sieben bis 11 Eiern, die cremeweiß sind. Es brütet allein das Weibchen. Die Küken schlüpfen nach einer Brutzeit von 23 bis 25 Tagen. Frisch geschlüpfte Küken wiegen durchschnittlich 31 Gramm.[16] Grundsätzlich ist die Verlustrate von Gelegen sehr hoch und beträgt in einigen Regionen weniger als 50 Prozent.[17] In der Chesapeake Bay schlüpften beispielsweise nur aus 38 Prozent der Nester Junge.[18] Gelege gehen verloren durch Überflutung, durch Störung durch Menschen. Zu den Prädatoren, die die Eier fressen und auch brütende Weibchen töten, zählen unter anderem Greifvögel, Füchse und Waschbären. Nach einem Gelegeverlust kommt es bis zu drei Mal zu Nachgelegen, wobei dies eher bei älteren Weibchen auftritt als bei erstbrütenden.[19]

Bestand

Die Population der Dunkelente ist rückläufig. Langfristige Untersuchungen legen nahe, dass diese Art seit den 1950er Jahren mit durchschnittlich 3 Prozent jährlich abnimmt.[20] Der North American Waterfowl Management Plan sieht aus diesem Grund besondere Schutzmaßnahmen für diese Art vor. Ursachen des Bestandsrückgangs sind Habitatveränderungen. Dazu zählen insbesondere weiträumige Abholzungen, die die Ausbreitung der konkurrenzstärkeren Stockente fördern.[21]

Belege

Einzelnachweise

  1. Gooders und Boyer, S. 53
  2. Kear, S. 510
  3. Gooders und Boyer, S. 53
  4. Kear, S. 509
  5. Kear, S. 509
  6. Christopher S. Smith: Field Guide to Upland Birds and Waterfowl, Wilderness Adventure Press, Belgrade (Montana) 2000, ISBN 1-885106-20-3, S.60
  7. Gooders und Boyer, S. 53
  8. Kear, S. 510
  9. Kear, S. 510
  10. Gooders und Boyer, S. 53
  11. Kear, S. 510
  12. Kear, S. 511
  13. Gooders und Boyer, S. 55
  14. Gooders und Boyer, S. 55
  15. Kear, S. 510
  16. Kear, S. 512
  17. Gooders und Boyer, S. 55
  18. Kear, S. 512
  19. Kear, S. 512
  20. Kear, S. 512
  21. Kear, S. 513

Literatur

  • John Gooders und Trevor Boyer: Ducks of Britain and the Northern Hemisphere, Dragon's World Ltd, Surrey 1986, ISBN 1-85028-002-3
  • Janet Kear (Hrsg): Ducks, Geese and Swans. Oxford University Press, 2005, ISBN 0198546459
  • Hartmut Kolbe; Die Entenvögel der Welt, Ulmer Verlag 1999, ISBN 3-8001-7442-1
Commons: Dunkelente – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien