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Tall Zira'a

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Der Tall Zira'a im Frühjahr 2008

Der Tall Zira'a (تل زرعة / Tall Zirʿa; Tell Zera'a im jordanisch-arabischen Dialekt; arabisch für „Hügel der Landwirtschaft“) ist eine bedeutende historische Siedlungsstätte im Norden des heutigen Jordanien am Dreiländereck zu Syrien und Israel. Seit über 5000 Jahren war der Hügel immer wieder besiedelt, dabei haben sich Kulturschichten von zehn bis zwölf Metern Höhe aufgebaut. Im Rahmen des Gadara Region Project wird die Geschichte des Tall und der Region seit 2001 archäologisch erforscht.

Lage

Das Wadi el-'Arab mit dem Tall Zira'a 2007

Der Tall Zira'a liegt südlich von Gadara im Wadi el-'Arab, das vom den Höhen des Ostjordanlands zum Jordan hinzieht. Die Region war vom Paläolithikum bis zur islamischen Zeit besiedelt. Mehr als hundert Fundstätten (Kanäle, Wassermühlen, Zisternen, Ölpressen, Weinkelter, Wachtürme, Grabanlagen und Siedlungen) legen davon Zeugnis ab.

Der Tall ist ein fast kreisrunder Siedlungshügel mit einem Durchmesser von zirka 240 Metern an seiner Basis und etwa 160 Metern auf seinem Plateau. Er erhebt sich (je nach Himmelsrichtung 22 bis 45 Meter) über die ihn umgebende Landschaft und beherrscht das gesamte zerklüftete Tal des Wadi el-'Arab an der Einmündung des benachbarten Wadi az-Zahar. Im Zentrum des Hügels befindet sich eine artesische Quelle. Damit war über die Jahrtausende eine besonders gute Voraussetzung für eine Ansiedlung gegeben.

Name

In jüngster Vergangenheit wurde der Tall Zira'a nur noch landwirtschaftlich genutzt, wovon er seinen Name erhielt. Seit Beginn der Ausgrabungen ist der Getreideanbau auf dem Plateau eingestellt. Im Frühjahr wird es noch beweidet von Schaf- und Ziegenherden der Beduinenfamilien, die am Fuß des Talls traditionell in ihren Zelten leben.

Forschungsgeschichte

Als der deutsche Forscher Ulrich Jasper Seetzen 1806 von Irbid nach Mkeis wanderte, kam er als erster Europäer seit Jahrhunderten wieder durch das Wadi el-'Arab. 1885 erkundete der Ingenieur Gottlieb Schumacher das Ostjordanland und dabei auch das Wadi el-'Arab. In dieser Zeit war die Region nur schwach besiedelt und Beduinen berichteten Schumacher, dass das Wadi zu „einem beliebten Zufluchtsort für allerlei Flüchtlinge und verbrecherisches Gesindel“ verkommen sei.

Im Zuge der Staatsgründung Israels und des Sechstagekrieges im Jahr 1967 wurden Teile des Tales zum militärischen Sperrgebiet. Das Gebiet um Gadara wurde im Dreiländereck von Jordanien, Syrien und Israel zum nordwestlichen Ausläufer des haschemitischen Königreiches. Das über Jahrtausende in alle Richtungen offene Durchgangsgebiet war nun von wesentlichen Bereichen seines natürlichen Umfeldes abgeschnitten. Erst im Zuge des 1994 zwischen Jordanien und Israel geschlossenen Friedensvertrages wurde es wieder allgemein zugänglich. Doch die Forscher, die nun dort tätig wurden, fanden ein dramatisch verändertes Tal vor: Das reichlich im Wadi entspringende Wasser wurde inzwischen für die Wasserversorgung der Großstadt Irbid verwendet und die immergrünen Rastplätze für Zugvögel waren ausgetrocknet. Erst mit dem Bau des Wadi el-'Arab-Stausees – der einige prähistorische Siedlungsstätten unter sich begrub – wurde das Tal wieder zu einem fruchtbaren Gebiet.

Archäologische Bedeutung

Am Tall Zira'a kann erstmalig die Geschichte Nordjordaniens von der frühen Bronzezeit bis in die islamische Zeit – und damit ein Zeitraum von mehr als fünf Jahrtausenden – an einem einzigen Siedlungsplatz nachvollzogen werden. Der Siedlungshügel liefert daher nicht nur einen Einblick in die frühbronzezeitliche Stadtkultur, sondern auch in die Periode der Re-Urbanisierung nach dem Niedergang städtischer Lebensweise gegen Ende der Frühbronzezeit. Die städtische Kultur der mittleren und späten Bronzezeit ist hier – wie der Stufenschnitt am Westhang (Areal I) zeigt – im nordjordanischen Bereich zum ersten Mal durchgängig greifbar. Nach biblischen und außerbiblischen Mitteilungen wird diese Zeit meist als „kanaanäische Epoche“ bezeichnet

Am Tall Zira'a ist der tief greifende Einschnitt nachzuvollziehen, der im Zuge des durch die Seevölker in Palästina ausgelösten Zerfalls des spätbronzezeitlichen Stadtstaatensystems entstand. Der Neubeginn nach diesem schwerwiegenden Umbruch veränderte die Siedlung auf dem Tall Zira'a während der Eisenzeit I und II.

Archäologische Erkundungen

Feldarbeit auf dem Tall Zira'a 2006
Areal I im Frühjahr 2008 (1100 m²)
Areal II im Frühjahr 2008 (825 m²)

Die Erforschung des Tall Zira'a findet seit 2001 im Rahmen des Gadara Region Project statt, das auf eine Zeitraum von etwa 15 Jahren angelegt ist. Nach einem Survey 2001 fand die erste Ausgrabungskampagne im Frühjahr 2003 statt. Die dabei erzielten umfangreichen Ergebnisse bewogen das Biblisch-Archäologische Institut Wuppertal (BAI) und das Deutsche Evangelische Institut für Altertumswissenschaft des Heiligen Landes (DEIAHL) im Amman, im Jahr 2004 eine Kooperation einzugehen, um das Projekt in den folgenden Jahren gemeinsam in größerem Stil fortzusetzen. Dieser Arbeit schloss sich 2006 auch das DEIAHL in Jerusalem an. Das Projekt steht seit 2004 unter der gemeinsamen Leitung von Dieter Vieweger und Jutta Häser. Jeweils im Frühjahr und im Sommer finden mehrwöchige Ausgrabungskampagnen statt.

Zunächst wurde im Nordwesten des Tall Zira'a das Ausgrabungsareal I angelegt. Die Voruntersuchungen hatten hier besonders gute Bedingungen für die Freilegung einer langen stratigraphischen Abfolge und die Aussicht auf bedeutende Architekturreste festgestellt. Auch die topografischen Voraussetzungen schienen an dieser Stelle besonders geeignet. An diesem Platz war der natürliche Schutz der Bewohner nicht so groß wie an den anderen Flanken des Talls. Lediglich 22 bis 25 m Höhenunterschied verbleiben in diesem Bereich bis zum Fuß des Hügels. Aus diesem Grund war damit zu rechnen, dass die ehemaligen Bewohner hier eine Siedlungsbefestigung angelegt hatten. Dies ließ auch die geophysikalische Prospektion annehmen. Außerdem war zu vermuten, dass sich an dieser Stelle ein Zugang zu den Unterstädten befand, die westlich und nördlich am Fuß des Hügels lagen. Ein weiterer Aspekt, der auf eine dichte Wohnbebauung hoffen lassen konnte, waren die klimatischen Verhältnisse. Auf dieser Seite des Siedlungshügels treffen ab der Mittagszeit bis in den Abend hinein die thermisch bedingten, vom Mittelmeer kommenden, auflandigen Winde auf den Tall und schaffen ein besonders angenehmes Wohnklima.

Bis zum Frühjahr 2007 wurden im Areal I bereits 1100 m² Ausgrabungsfläche bis zu einer Tiefe von 4 bis 4,5 m abgetragen. Die archäologische Erkundung ist damit bis in die jüngste Phase der Spätbronzezeit vorgedrungen. Aus Sicherheitsgründen ist die Ausgrabung älterer Strata erst nach der vollständigen Freilegung des erreichten spätbronzezeitlichen Horizontes und einer Vergrößerung der Fläche möglich. Da die Ausgrabung am Hang liegt, konnten in den hangseitigen Außenbereichen bereits ältere Architekturreste, die bis in die Frühbronzezeit (3500 bis 3000 v. Chr.) reichen, erfasst werden.

Während der Frühjahrskampagne 2006 wurde im Norden des Tall Zira'a das Ausgrabungsareal II angelegt. Dort wurde bis zum Frühjahr 2008 eine Fläche von 825 m² geöffnet. Das prominent gelegene Areal II ist eine der höchstgelegenen Flächen auf dem Plateau des Talls. Außerdem wird es von Nordost bis Nordwest durch einen 44 m hohen Steilabfall geschützt. Aufgrund seiner hervorgehobenen Lage werden hier Repräsentativbauten erwartet.

Im Sommer 2008 wurde im Süden des Tallplateaus das Ausgrabungsareal III auf einer Fläche von 600 m² geöffnet. Dabei wurde eine bereits zugängliche Zisterne von 12 m Länge, 6 m Breite und 5,75 m lichter Höhe einbezogen und es zeigte sich, dass sie im Hof eines byzantinischen Baukomplexes liegt. Ein teilweise intakter Mosaikfußboden und mehrere an den Hof angrenzende Räume wurden freigelegt. Das Gebäude war mindestens dreimal in der Folgezeit überbaut worden. Besondere Architekturbefunde sind die byzantinische Torkonstruktion, Wassersammler im Hofbereich und eine Kornmühle.

Ergebnisse

Die gesamte Stratigrafie des Talls wird im Areal I erforscht. Von den 12 Metern Kulturschicht wurden dort bereits 4 bis 4,5 m auf einer Fläche von 1100 m² erkundet.

Die spätbronzezeitliche, kanaanäische Epoche (1550–1200 v. Chr.)

Funde vom Tall Zira'a aus dem Jahr 2007

Die Sicherung der Siedlungen mit einer starken Befestigung, die ausgedehnten Wohnbauten, ein funktionierendes Abwassersystem sowie der Reichtum an Funden sprechen dafür, das der Tall in der Spätbronzezeit eine Stadtanlage trug, die als regionales Zentrum diente. Aus der Spätbronzezeit sind auf dem Tall mehrere Siedlungen vorhanden, die heute vertikal übereinander liegen. Bisher konnte allerdings nur das jüngste spätbronzezeitliche Stratum ausführlich erforscht werden. Das markanteste Bauwerk dieses Stratums ist derzeit eine gewaltige Kasemattenmauer, die die Siedlung an der Nordwestflanke schützte. Hinter der Stadtmauer befand sich ein großer Hof, durch den sich drei mit flachen Steinen gedeckte Kanäle zogen. Diese leiteten das Wasser, das sich bei Regen hinter der Stadtmauer sammelte in eine der Kasematten. Dort wurde es in einem halbkreisförmigen, aus unbehauenen Feldsteinen gemauerten Tosbecken zunächst aufgefangen und floss schließlich in einen tiefen, ebenfalls aus unbehauenen Feldsteinen gemauerten, nicht völlig kreisrunden, senkrechten Fallschacht von etwa 45 cm Durchmesser. Der Fallschacht wurde bisher auf eine Tiefe von ungefähr 3,2 m erforscht. Die Unterkante konnte noch nicht erreicht werden.

Im südlichen Bereich mündete die Kasemattenmauer in einen stadtwärts ausgerichteten, großen Turm. Dieser Turm war zweigeteilt. Der westliche Raum des Torbaus war vollständig gepflastert. Auf der östlichen Seite des Turmes wurde ein großer Raum entdeckt, der mehrfache Umbauten aufwies. Er war mit einem sehr sorgfältig und dicht gepflasterten Fußboden ausgestattet. Über dieser Pflasterung lag eine näherungsweise 20 cm starke Schuttschicht, die in späterer Zeit durch einen Kalkfußboden abgedeckt wurde. Eine niedrige Mauer trennte die beiden Räume und ließ einen Durchgang frei, der von zwei sorgfältig behauenen, basaltenen Säulenbasen flankiert ist. Der besondere Charakter dieses unterteilten Langraumes erinnert an ein Torheiligtum. Ein an der Standfläche behauener, nach oben hin spitz zulaufender gewaltiger Kalkstein, der neben den beiden Säulen im umgekippten Zustand aufgefunden wurde, kann im Kontext vergleichbarer Funde aus Palästina als Mazzebe (Kultstein) interpretiert werden. Südlich des „Torheiligtums“ wurde ein 2,75 m breiter Tordurchgang festgestellt. Hier befindet sich die kürzestmögliche begehbare Verbindung zwischen den Unterstädten im Norden und Westen und der befestigten Stadt.

Innerhalb der Kasemattenmauer wurde 2006 zum ersten Mal Hausarchitektur der späten Bronzezeit entdeckt. Deren Grundrisse erstreckten sich – anders als in der jüngeren Eisenzeit – über beachtliche Flächen. Die Mauerstärken der äußerst solide errichteten Bauten lassen vermuten, dass diese Häuser ursprünglich ein Obergeschoss besaßen. Bisher wurden drei Hofhäuser ausgegraben. Die beiden im Norden und Süden des Areals I im Frühjahr 2008 entdeckten Hauskomplexe sind monumental. Von ihnen sind zwar derzeit nur kleinere Flächen ausgegraben, doch sind sie nicht nur in ihrer vermuteten Ausdehnung (Geophysik; Bauweise), sondern auch in ihrer zu rekonstruierenden Höhe weitaus größer als die späteren Gebäude. Das im Norden gelegene Haus enthielt in einem Raum 23 Rollsiegel – außerdem in angrenzenden Räumen 5 weitere Rollsiegel, von denen eines ungraviert blieb und ein weiteres nur halb graviert wurde.

Umbrüche zwischen Bronze- und Eisenzeit (1200–1000 v. Chr.)

Bevor die Israeliten auf dem westjordanischen Bergland sesshaft wurden, fand die spätbronzezeitliche Stadt ihr Ende. Ob dies durch ein Erdbeben, eine feindliche Eroberung oder eine zufällige Feuerkatastrophe geschah, ist nicht zu sagen. Die Erbauer der neuen Siedlung erreichten den kulturellen Stand ihrer Vorgänger nicht mehr. Anstelle einer städtischen Anlage entstand nun ein offenes, nicht mehr durch eine Mauer geschütztes Dorf, bewohnt von Ackerbauern und Viehzüchtern. Besonders auffällig ist, dass die Bewohner der frühen Eisenzeit kein eigenes Siedlungsmuster schufen, sondern die Mauerreste der spätbronzezeitlichen Siedlung nutzten. Daraus ist zu schließen, dass zwischen der Zerstörung der Stadt und der Neubesiedlung nicht viele Jahre gelegen haben können. Daher konnten die noch erhaltenen Fundamente der spätbronzezeitlichen Stadtmauer mit neuen Einbauten versehen oder neue Häuser auf den zerfallenen Mauern der kanaanäischen Hausruinen erbaut werden. Im Mittelteil der Ausgrabung dominieren große Getreidesilos und verschiedene landwirtschaftliche Vorrichtungen, Stallungen mit Einbauten und einfache Hütten.

Man könnte von einem landwirtschaftlich geprägten Wohn-, Arbeits- und Vorratsbereich sprechen. Dieser Befund stimmt mit der traditionellen Forschungsmeinung über die in etwa parallel verlaufenden Anfänge der israelitischen und judäischen Ansiedlungen in den westjordanischen Berglandregionen überein. Doch im südlichen Abschnitt des Grabungsareals zeigt sich zur gleichen Zeit ein gänzlich anderes Bild. Dort zeichnet sich ein großes (Doppel-)Gebäude mit Mauern aus sorgfältig gesetzten Feldsteinen ab. Auch dessen Mauern nutzten die spätbronzezeitlichen Ruinen als Fundamente. Der Zugang zum Haus besaß einen gepflasterten Eingangsbereich. Der Türangelstein lag noch an seinem ursprünglichen Platz. Der nördliche Teil des Hauses war als Hofhaus konzipiert und verdeutlicht so architektonisch die noch sehr enge Verbindung zur Bauweise der späten Bronzezeit.

Der alttestamentliche Zeitraum (1000–700 v. Chr.)

Experimentelle Archäologie am Tall Zira'a 2006

Als sich während der klassisch alttestamentlichen Zeit weiter südlich die territorialen Königtümer Ammon, Moab und (etwas später) Edom herausbildeten, gehörte das Gebiet um den Tall Zira'a in den Einflussbereich des von Samaria aus regierten Reiches Israel. Während dieser Zeit – der Eisenzeit IIA/B – haben die israelitischen Könige nach Aussage der Bibel (1 Kön 4,13 LUT) „sechzig große Städte, ummauert und mit eisernen Riegeln“ in Gilead beherrscht. Gilead heißt im Alten Testament und in neuassyrischen Texten das Ostjordanland nördlich des Jabbok (vgl. auch Num 32,39–42 LUT; Dtn 3,13–15 LUT; Jos 13,29–31 LUT; Ri 10,3–5 LUT; 1 Chr 2,21–23 LUT).

Viele Gebäude in diesem Stratum weisen zwei Bauphasen auf. Vermutlich hat ein Erdbeben, ein Brand oder ein kriegerischer Angriff Teile der Stadt gegen Ende des 10. Jhs. v. Chr. zerstört. Wenn es sich tatsächlich dabei um ein kriegerisches Ereignis handelte, dann würde es zeitlich übereinstimmen mit den im Alten Testament in den Königsbüchern und auf der Tel Dan-Stele gut dokumentierten israelitisch-aramäischen Kämpfen. Beweise für diese These fehlen bislang. Beim Wiederaufbau der Siedlung wurden einige Umbauten innerhalb der Hauseinheiten vorgenommen. Somit lässt sich die eisenzeitliche Siedlung in zwei Phasen gliedern.

Generell vermittelt die Architektur der Eisenzeit II den Eindruck einer dichten Agglomeratbauweise. Sie ist nach dem Ausgrabungsbefund nicht allein als Wohnbebauung zu interpretieren. Vielmehr ist ein Nebeneinander von Wohngebäuden und öffentlichen Bauten festzustellen. In den von Agglomeratbauweise geprägten Bereichen binden die Außenmauern der Häuser direkt in eine „Zick-Zack“-Siedlungsmauer ein. Markante Doppelmauern helfen, die eng aneinander gefügten Häuser zu unterscheiden. Nach der Eroberung der Region durch die Aramäer (im 9. Jh. v. Chr.) und insbesondere nach der flächendeckenden Eroberung durch die Assyrer (im 8. Jh. v. Chr.) wurde das gesamte Gebiet nur noch von dörflichen Siedlungen geprägt.

Hellenismus, römische und byzantinische Epochen

In hellenistischer Zeit änderte sich das Siedlungsbild noch einmal vollständig. Das Wadi el-'Arab mit seinen Siedlungen wurde zum Umland der hellenistischen Gründung Gadara, die in römischer Zeit dem Zehnstädtebund (Dekapolis) angehörte und zu großer Blüte kam. Selbst die römische Straßenführung richtete sich gegen die topografischen Gegebenheiten zum neuen Zentrum des Großraums – nach Gadara – aus. Auf dem Tall entstand eine hellenistische Ansiedlung, später eine dicht bebaute römisch-byzantinische Siedlung – die sogar ummauert war. Die römisch-byzantinische Siedlung ging bruchlos in die omayyadische Zeit über.

Islamische Zeit

Die Blüte der Stadt Gadara endete durch ein verheerendes Erdbeben im 8. Jh. n. Chr. Hinzu kamen die grundlegenden politischen Veränderungen in frühislamischer Zeit. Das Wadi el-'Arab gewann aufgrund seiner ausgezeichneten Bedingungen für die Landwirtschaft nun wiederum stärker an Bedeutung, doch blieb diese regional begrenzt. Im Auf und Ab des islamischen Mittelalters und der osmanischen Zeit blieb der Tall Zira'a eine dörfliche Siedlungsstätte.

Virtuelle Rekonstruktion

Eine archäologische Grabung, insbesondere auf einem vielschichtigen Hügel wie dem Tall Zira'a, ist immer mit einer Zerstörung von Befunden verbunden. Die wissenschaftlichen Veröffentlichungen enthalten zwar zahlreiche Zeichnungen und Fotos, aber es braucht die konstruktive Fantasie der Fachleute, um daraus das Bild einer antiken Stadt wieder entstehen zu lassen. In Zusammenarbeit von Architekten und Archäologen wurde am Beispiel der spätbronzezeitlichen Stadt eine virtuelle dreidimensionale Rekonstruktion erstellt. Im weiteren Fortschritt der Ausgrabung soll sie jeweils an die neuen Befunde angepasst werden.[1]

Literatur (Auswahl)

  • J. Dijkstra/M. Dijkstra/D. Vieweger/K. Vriezen: Regionaal Archaeologisch Onderzoek Nabij Umm Qes (Ant. Gadara) De Opgravingen op Tell Zera’a en de Ligging van Laatbrons Gadara. In: Phoenix 51/1 (2005) S. 5–26.
  • Jutta Häser, Dieter Vieweger: Preliminary Report on the Archaeological Investigations of the Wadi al-’Arab and the Tall Zar’a, 2003 and 2004. In: Annual of the Department of Antiquities of Jordan 49 (2005) S. 135–146.
  • Jutta Häser, Dieter Vieweger: The ‚Gadara Region Project‘ in Northern Jordan: The spring Campaign 2006 on Tall Zar’a. In: Annual of the Department of Antiquities of Jordan 50 (2006) S. 135–146.
  • Jutta Häser, Dieter Vieweger: The ‚Gadara Region Project‘ in Northern Jordan. The spring campaign 2007 on Tall Zir’a. In: Annual of the Departement of Antiquities of Jordan 51 (2007) S. 21–34.
  • C. Steuernagel: Der ’Adschlun. In: Zeitschrift des Deutschen Palästina-Vereins 49 (1926) S. 80–83, ISSN 0012-1169
  • Dieter Vieweger: Der Tell Zera'a im Wadi el-’Arab. Die Region südlich von Gadara. Ein Beitrag zur Methodik des Tell-Surveys. In: Das Altertum. 48 (2003) S. 191–216, ISSN 0002-6646
  • Dieter Vieweger, Jutta Häser: Der Tell Zera'a im Wadi el-’Arab. Das „Gadara Region-Project“ in den Jahren 2001 bis 2004. In: Zeitschrift des Deutschen Palästina-Vereins 121 (2005a) S. 1–30.
  • Dieter Vieweger, Jutta Häser: Neueste Entdeckungen auf dem Tell Zera'a (Jordanien). In: Welt und Umwelt der Bibel (2005b) S. 62–64, ISSN 1431-2379
  • Dieter Vieweger, Jutta Häser: Das ‚Gadara-Region Project‘ – Der Tall Zira'a in den Jahren 2005 und 2006. In: Zeitschrift des Deutschen Palästina-Vereins 123 (2007) S. 1–27.

Einzelnachweise

  1. So entsteht aus Ruinen eine Burg. Neue Zürcher Zeitung vom 1. Juni 2008.

Koordinaten: 32° 37′ 14,8″ N, 35° 39′ 21,5″ O